Archiv des Autors: Don Tango

Grosses Fressen – Odyssee 2024

„Alda! Sieh zu … ich hab Hunger, Abfahrt jetzt!“ … Kumpel J. und ich sind zum Mittagessen verabredet … wir sind mit Freunden zum Futtern verabredet … J. springt auf meinen Rappen … los geht die wilde Fahrt … beim Esquirol rennen uns Handys blind vor die Flinte …

Hitze, sag ich euch …

Sobald’s heiß ist, funktioniert der Bregen des gemeinen Testosteron geschwängerten Großstadt-Stronzos nicht mehr … „Boah, wie parken und fahren die denn heute wieder, ist das denn die Möglichkeit!“ … Ampelgrün blieb nach wie vor nur ’ne Empfehlung …

für beide Seiten …

Lieferwagen verstopfen Straßen … „Mensch, nimm die Beine in die Hand! Hast du den Heini gesehen? Und dann noch meckern … Wir sind doch nicht in Marrakesch!“ … an manchen Tagen eben doch … Radfahrer fahren kreuz und quer …

„Schön hier, oder was?“

Schrei ich J. unterm Helm an, als wir die Pont Neuf runterrollern … Sonnenschein, Moped, Kohldampf und Durst … noch dazu genug Kohle, um außerhalb mampfen zu gehen, was will man mehr … könnte schlimmer kommen … und Gott sah ….

das es gut war …

In Cypres-Hill biegen wir rechts ab und knattern über Pont Catalan und Garonne … nach 15min parken wir das schwatte Ross vorm Fresstempel … Gärten des Olymps … unsere Kumpels sitzen schon … „Na, Männer? Wie geht’s? Alles klar bei euch?“ … Adolpho hat ’ne Mutter aus Chile …

und ’n Vatter aus Süddeutschland.

Als Erstgeborener auf Erfolg und andere beneidenswerte Eigenschaften getrimmt … so ein Vorname ist natürlich Programm … war uns schnell klar, dass er Führung, Moderation, sowie diverse Updates und Vorlesungen vorbereitet hatte …

„Wisst ihr schon was ihr wollt?

Oder braucht ihr Entscheidungshilfe? Har-har-har!“ … Basta-Schröder-Lache … Aperetivos ordern wir flott … alle Bier, Kunststück bei 35 Grad … schnell kam Adolpho zu seinen Themen, nachdem wir uns alle haben früh genug unterbrechen lassen …

„NASDAQ sag ich nur, kapiert ihr was ich sage?“

Er ist richtig in Fahrt …im Brass … rollt mit den Augen, schüttelt innere Apfelbäume durch … überrascht sehe ich einen nach dem anderen an … fange an zu murren … hatte wenig Lust mich belehren zu lassen, aber was soll’s … so jung kommen wir nie wieder zusammen …

ich schmiss ein paar Briketts nach …

„Bist du da etwa fett eingestiegen? Läuft gut? Was machen die anderen Projekte?“ … Schon startete der Selbstzünder … Am Anfang gab’s etwas Qualm … rund liefs nicht sofort, aber dann endlich nach wenigen Minuten … aber hallo, sag ich auch, da gings voll ab …

Hatte ‘nen richtigen Lauf …

bekam kaum noch Luft, so viel hatte er zu erzählen … „Immobilien muss man natürlich heute haben, je mehr umso besser!“ … alle nicken … „Läuft von alleine … macht bestimmt 30% bei mir aus … läuft super … und wie sieht’s bei euch so aus?“ …

„Kümmern musst du dich doch trotzdem …

von dem extra Papierkram ganz zu schweigen“ … hält Kumpel Juju dagegen … „Ey, Leute … wacht mal auf! Müsst ihr natürlich alles selber wissen, aber wenn man die Möglichkeiten nicht maximal nutzt, hat man selbst schuld!“ … Kumpel Juju. lacht verschmitzt …

„Katapult-Industrie!

Das ist mein Tipp, meine Wette auf die Zukunft … von wegen Flugzeuge … mit Katapulten werden wir bald alle reisen … ich sag’s euch!“ Adolpho geht nicht drauf ein, zu stark riecht’s ihm nach offensichtlicher Ironie … „Leute, die Uhr tickt, ihr müsst was machen,

sonst wird‘s eng mit eurer Rente,

vergesst nicht, ich hab‘s euch gesagt!“ … ich schmiss neue Brocken in die Unterhaltung … „Was macht denn deine Fliegerei?“ … alles horcht auf … „Läuft, hab Letztens jemanden zum 50igsten Geburtstag durch die Gegend geflogen … Mensch, hat der sich gefreut …

hab nebenbei noch ‘nen Bootsführerschein gemacht

… ging zack-zack … kann jetzt alles fahren!“ … Erfolg auf ganzer Linie, was für‘n krasser Typ, dachte ich mir … „Und du, Don? Nach wie vor Schreiben? Zuhause läuft alles? Grüß deine Süße von mir“ … es ging immer weiter und weiter …

„Gibt viel auf der Familien-Seite …

Muddern sieht nicht mehr gut … und seit der Vadder von meiner Seuden Deern weggesegelt ist, haben wir ein paar neue Extrathemen mit der Behörde … wollen was mit seinem hinterbliebenen Grundstück machen … hat steuerliche Vorteile, wie ihr wisst“ … ich ahnte es …

„Woran ist er gestorben?

Er war noch jung, oder? Was hatte er?“ … Wer mit gesunden 74 Jahren abtritt, hatte vermutlich mit metaphysischen Dingen zu tun … „Ach, der hatte alles Mögliche“ … damit war auch der Fall erledigt … keine Details … klang so ähnlich wie …

„Er hatte so Last mit den Beinen“

Adolphos Vater plant ‘ne Motorradtour mit ihm … Adolpho fährt so ein Dreirad, vorne zwei hinten eins … während ich noch bei NASDAQ feststeckte, was von Moral und Ethik faselte, was Adolpho nicht sonderlich interessierte, ratterte er ’nen strammen Themenkatalog durch …

Erfolgsverwöhnte haben hohe Reizschwellen …

Siehe Trump … aber zu Politik und Religion wechselten wir glücklicherweise dann doch nicht mehr … schon der Vortrag über Investment und kluge Geldanlage schlug mir auf den Magen … wieder hatte ich keine Hausaufgaben gemacht … nie kam ich aus der Schule raus …

Klassensprecher bleibt man ein Leben lang …

Unser Adolpho hat ein Leben wie’n Brummer … Firmenwagen, dazu Flugzeuge, Boote, Mopeds, Immobilien … unglaublich, ein Leben wie Gianni Agnelli … wie Menschen das zeitlich schaffen, noch dazu mit Frau und Kindern … mein Ansatz, nichts zu besitzen, konnte ich …

getrost als unattraktiv …

ansehen, für Helden zu langweilig … während ich weniger als mehr ansehe … gilt bei Adolpho … haben ist besser als brauchen, oder so ähnlich … komisch nur, dass Besitzende zu den anderen oft Dozieren und in Herrschaftssprache plaudern …

Meine Tinte vom Blog letzter Woche

„Krieg – Reich gegen arm“ schien noch nicht trocken, da gab’s schon wieder Nachschlag, beziehungsweise, Nachschub … ich staunte nicht schlecht, wie Menschen ihre Möglichkeiten ausschöpfen … Oben ist schöner als unten …

Rolex ist besser als Swatch …

Geiz ist geil … überall ziehen wir Geld raus, zu Gunsten guter Renditen, wer kann, steckt‘s sich in die Taschen … nach 1,5h hatten wir fertig gegessen … „Will jemand Nachtisch?“ … „Nee, lass mal … höchsten was Flüssiges“ …

„Nen Diplomatico, zum Beispiel … pour la route!“

Har-Har-Har … Schröderlache … „Kinder ich muss los … hab‘ noch ein Meeting … die brauchen meine Hilfe, macht‘s gut … ich stell ‘nen neuen Termin ein … passt auf euch auf und bleibt schön geil, bis bald!“ … husch war er weg … zu dritt bleiben wir zum Nachsitzen …

„Was der sich aufhalst, Wahnsinn, oder?“

Kumpel J. staunte wie ich … schon vor Jahren hatte ich mit dem Wundern aufgehört … besonders, wenn‘s darum ging, was Menschen mit ihren Leben veranstalten … vor ein paar Jahren erwischte es einen gemeinsamen Freund … auch ein hyperaktiver …

Abdanken mit Mitte vierzig …

Fand ich zu früh … alle nahmen sich vor auf Gesundheit zu achten … auch Adolpho … nun, jeder hat seine ganz eigene Art damit umzugehen, redete ich ihm im Geiste gut zu … hoffentlich findet er genug Zeit seine Besitztümer zu genießen …

Und zwischendurch zu verschnaufen …

und das Leben zu genießen, was auch immer er darunter versteht … diesen Blog-Eintrag widme ich unserem Kumpel Adolpho … vielleicht besinnt er sich ja zwischendurch … würde ich ihm gönnen … wir übriggebliebenen drei zahlten …

und verabschiedeten uns …

Langsam knatterten J. und ich zurück nachhause … wir zahlten Miete … nicht mal Autos haben wir … Fahrräder, Scooter und Moped langen uns … dafür lieber öfter gemeinsam Freunde treffen … gut essen und trinken … worum es im Leben geht?

Muss jeder selbst rausfinden …

Verzaubert? Verflucht? – Odyssee 2024

Anlass waren diese zwei Artikel in der Wochen-Taz … Sie erinnerten mich an einen Auftritt von Georg Schramm vor 10 Jahren … als ich den ersten Artikel fertig gelesen hatte, es ging darin um den Bundes-Haushalt 2025, auf den sich die Koalition anscheinend geeinigt hat …

Bis morgens um fünf …

sollen die Verhandlungen gegangen sein … vielleicht hätte man’s besser für sich behalten, zeigt es doch, dass man entweder keine Probleme hat, sich auszubeuten … weswegen man davon ausgehen darf, dass man Gleiches vom Umfeld erwartet … oder, gelinde gesagt …

nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.

Einigung durch Ermüdung, fabelhaft … wie Politiker ihre Arbeit machen, ist vermutlich wenig beeinflussbar … als ich jedoch was von verschärften Sanktionen für Bürgergeldempfänger las, dachte ich mich verlesen zu haben … Sanktionen verhängen wir doch …

Putin und seinem Kreml …

Jetzt etwa auch den eigenen Bürgern? … Wir sanktionieren jene, die es sowieso schon schwieriger haben? … Nachdem ich den zweiten Artikel durch hatte … In Bremen verbietet man neuerdings „Aktives Betteln“ … da musste ich erst mal schlucken und durchatmen …

Was ist los mit den Menschen?

Was ist das für eine martialische Führer-Sprache? … Viel schlimmer, was ist das für ein herabwürdigendes Verhalten … Wie sprechen wir, Wie gehen wir mit Menschen um, die oft jahrelang Steuern zahlten, deren Eltern und Großeltern vielleicht in WW2 fielen?

Was passiert da vor unser aller Augen?

Man kann Journalisten und Redakteuren vorwerfen Feuer, Angst und Wut zu schüren … Vor allem muss man jeden Politiker ins Gewissen reden, aus dem Verkehr ziehen, oder zumindest abwählen, der sich von Macht und Einfluss hat so sehr …

Verzaubern lassen …

dass er seinen Mitmenschen jetzt wie ein verfluchter Verführter im Nacken sitzt … Wir sollten aufhören woanders hinzuschauen … Gibt genug vor der Haustür … Was für eine bodenlose Frechheit jenen Steine in den Weg legen, hat man doch eh schon ein eben solches …

… ein schweres Leben.

Irgendwas läuft gewaltig schief … Es ist nicht nur das Sprachregister … es ist noch dazu mangelnde Empathie … Politiker und Medien, die werbewirksam feuerschürende Phrasen und Artikel dreschen und letztlich die Spaltung der Gesellschaft verantworten.

Warum tun sie das? Wem nützt das?

Als wenn es nicht schon genug globale, europäische und nationale Baustellen gibt … Lehrmeister Deutschland … Herrschaftssprache und Führergehabe, wohin man auch sieht … Was treibt uns an, so zu sein? … Nach unten treten, nach oben Kadavergehorsam …

Moralischer Fortschritt …

In dunklen Zeiten … schönes Buch, lieber Markus Gabriel … in unserer alltäglichen Wirklichkeit scheinen wir an manchen Stellen Rückschritte zu machen … Ganz abgesehen, von dem empathischen Bankrott, der sich vor unser aller Augen vollzieht …

Uns scheint alles egal zu sein …

Es kümmert uns nicht, wie‘s anderen geht … Hauptsache wir Grillen und haben genug Bier … Zwar haben wir fließend Wasser, Strom … noch dazu Aldi und Lidl an jeder Ecke, aber auch das, scheint uns Wurscht zu sein … ohne Feindbilder gehen wir nicht zu Bett …

Nun jagen wir Arme vor uns her …

Wir haben nicht nur den Bezug zur Natur und damit den Bezug zu unserem Selbst verloren, wir haben offensichtlich jede Form von Mitgefühl für unsere Mitmenschen verloren … Barmherzigkeit, Hilfsbereitschaft und Nachsicht scheinen keinen wirtschaftlichen Mehrwert …

in Jahres-Bilanzen zu haben …

Wie konnte es soweit kommen? … Mehr noch, eine Frage treibt mich zurzeit am Meisten um: Gibt es noch andere, die ähnlich denken, empfinden und ähnliche Beobachtungen machen wie ich, oder bin ich damit alleine auf weiter Flur …

Mehr oder weniger?

An zwei weiße Männer über 60 denke ich zurzeit oft … Stéphane Hessel, dessen Essay „Empört Euch!“ mich 2010 tief bewegte … und Georg Schramm, der viele Jahre versuchte aufzuzeigen, warum der Krieg „Reich gegen Arm“ uns ins Fegefeuer der Hölle bringt …

Wenn wir nichts dagegen tun.

Bleibt die Frage offen: Hat sich in den letzten 10-14 Jahren was verändert? … Haben wir Fehlentwicklungen erkannt? Oder haben sie sich verschärft? … Um von zwei natürlichen Extremen auszugehen? … Jene zwei Taz-Artikel lassen Letzteres befürchten …

Viel schlimmer ist …

Wir haben genügend große Themen, dass diese Selbstverständlichkeiten gefährlicher Weise ins Hintertreffen geraten können, bis wir sie akzeptieren, wie Starkregen und Wetterphänomene, obwohl wir selber dafür verantwortlich sind …

Empört bin ich schon lange …

Schon mein ganzes Leben erscheint mir unser vorherrschendes Wirtschaftssystem zutiefst unklug, noch dazu unmenschlich … Ohne größeren Schaden ein Leben lang hindurch zu navigieren, gelingt immer schlechter … sehen tun es viele … dagegen agieren …

Bleibt als einziges übriges …

Traktat – Odyssee 2024

Anlass für mein Traktat auf und über Kultur ist der zweite Urnengang in Frankreich … das überall beobachtbare erstarken der Rechten … sowie Polemik und Populismus, die den nötigen Freiraum für Dialoge immer kleiner werden lassen, manchmal selbst zuhause …

in den eigenen vier Wänden.

Letzte Woche schrieb ich über große Errungenschaften der zentraleuropäischen Demokratien, sowie die Angst davor, alles wieder zu verlieren. Daher versuche ich heute Antworten zu finden, um Zusammenhänge aus Kultur, Angst und Veränderung sichtbar zu machen,

die keinesfalls ein gleichschenkliges Dreieck,

entstehen lassen. Vielleicht ergeben sich daraus schlussendlich Erkenntnisse, die eventuell Angst verkleinernd wirken, bei gleichzeitig wachsender Neugier und Bereitschaft gegenüber Veränderungen. Nun denn. Optimismus und Naivität liegen dich beieinander. So sei es.

Glück auf.

Schauen wir 75 Jahre zurück. Adenauer ist 1949 der 1.Bundeskanzler der BRD. Im Jahr zuvor haben die Alliierten den Marshall-Plan abgesegnet. Deutschland erlebt sein Wirtschaftswunder, wie ganz Teutonia es auch Jahrzehnte später oft nennen wird.

Eine Zeit, geprägt von …

harter Arbeit, Fleiß, Entbehrung, Qualität und Ideenreichtum. Zeit und Geld für Kultur hatten nur ein paar Prozent der Eingeborenen, die immer noch genügend davon übrighatten, oder in Haushalten gekalbt wurden, denen Bildung und Kultur wichtig blieb.

Alle anderen lernten: Nur Leistung zählt.

Wachstum an allen Fronten folgt dann automatisch, so Hoffnung und Annahme der damaligen politischen Doktrin, inkl. Alliierten. Ein kurzer Sprung vom Zehner, ins kalte Wasser der Realität vom 7.Juli 2024. Während man 1949 alles vermisste, haben die Kinder und Enkel von damals …

heute quasi – ALLES.

Rein linguistisch und philosophisch gesprochen und gedacht: Wenn ich Alles habe, kann mir nichts fehlen. Wenn mir nichts fehlt, muss ich glücklich und zufrieden sein. Es kann nicht anders sein. Sollte ich aber nun tatsächlich nachweislich all das NICHT sein …

Nämlich glücklich und zufrieden …

dann gibt‘s zwei Optionen, warum das so ist … Erstens, ich habe zwar alles, erkenne es aber nicht mehr, ähnlich wie Gläubige, die ins Paradies kommen, aber erschrocken feststellen, dass sie genauso unglücklich sind wie auf Erden … anscheinend ist man für …

für Zufriedenheit und Glück nicht gemacht.

Oder aber, ich habe nicht alles, weil mir was fehlt … Was ist Kultur? Anders gefragt … Wann hat man Kultur? … Wie erwirbt man sie? Langt mein Interesse daran? Habe ich Kultur, weil ich mich damit beschäftige, weil sie mich …

weil mich Musik, Kunst und Literatur interessieren?

Wenn meine Grundbedürfnisse gesichert sind, angeblich sind sie das bei allen, die konservativ, rechtspopulistisch, gar faschistisch wählen … Was fehlt mir also, um so zu wählen? Und wie sicher fühle ich mich, meinem eigenen Urteil zu glauben?

Was fehlt mir heute, Juli 2024 …

dass ich das Risiko in Kauf nehme, wichtige Errungenschaften zu verlieren? Sitze ich einem Betrug auf? Ist es mir gar egal? Hauptsache ich kan grillen und so? Lasse ich mich an der Nase herumführen? Von Medien und Politikern? Was ist meine eigene Meinung?

Was sind meine eigenen Bedürfnisse?

Zurück ins Nachkriegsdeutschland … Damals fehlte es an Allem … Man hatte ein großes Ziel, nämlich das zu ändern … Jeder rackerte, wie man wohl noch nie in diesem Land vorher malochte, seit der 1.Industriellen Revolution … Aber halt …

Schon 1962 hält die Welt den Atem an …

die Menschheit steht am Rand eines dritten Weltkriegs … Vietnam folgt, 68-Generation … der nahe Osten, das Zweistromland, der gesamte Orient bleibt ein Pulverfass … Abgesehen vom Nürnberger Prozess, wo man Nazi-Eliten aburteilte … kamen tausende ungeschoren davon.

Schnell saßen viele …

wieder an den Hebeln der Macht … Jetzt hatten Arbeit und wirtschaftlicher Erfolg Vorfahrt vor Allem … viel wichtiger … denn nur wer was leistete, durfte sich was gönnen … Faulheit wurde gebrandmarkt und abgestraft, nicht nur bei Protestanten …

War Müßiggang früher das Höchste …

anzustrebende im bürgerlichen Milieu, schmiss man ihn nun in den selben Pott, wo Faulpelze und Systemverweigerer landeten, die gesellschaftlich nicht nur herabgewürdigt, sondern auch meidet und systematisch ausgrenzt … bis heute …

Doch es ging immer weiter …

Deutsche Schaffenskraft kannte keine Grenzen … Baumärkte wuchsen wie die Pilze aus der Erde … womit Männer und Frauen tagsüber ihr Geld verdienten, schien ihnen auch in der Freizeit eine immer willkommenere Tätigkeit zu sein … gelernt ist gelernt …

Carports baute man jetzt auch zuhause …

Endlich gab’s den Zweitwagen für Mutti … Aldi half beim Sparen … rackerte rund um die Uhr … Gut essen und trinken? Kultur? Schwierig … viele Männer bauten stattdessen Eisenbahnen auf Dachböden … reparierten Autos … selbst ist der Mann … man bastelte sich …

in die handwerkliche Unabhängigkeit …

wurde ein Tausendsassa … der moderne deutsche Mensch … verwandelte sich selbst in die mit bürgerlichen Rechten und Pflichten ausgestattete eierlegende Wollmilchsau … Natürlich hatte man Bücher zuhause, wer hatte die nicht … Simmel, Grass, vielleicht Hesse …

selbstverständlich Thomas Mann …

und noch ein paar mehr solcher Tortenheber … man hörte Stones, James Last und Rex Guildo … für jeden war was dabei … natürlich gab es auch Mitmenschen, die sich in Konzerthallen klassische Symphonieorchester anhörten, oder in Kunstausstellungen gingen …

aber Kultur …

behielt stiefmütterliche Bedeutung … was man zuletzt 2020 bestätigt sah, als man die Kulturbetriebe „abklemmte“ … sie als nicht „Systemrelevant“ bewertete … ein schöner Beleg für unsere tiefsitzende Wirtschaftswunder-Ethik, die selbst 70 Jahre später …

den Ton angab. Warum?

Wusste keiner, dass mit dem Wirtschaftswachstum der 60iger, 70iger und 80iger unmöglich so weitergemacht werden durfte, ohne soziale und solidarische Errungenschaften auf der Strecke zu lassen? Solche Gedanken musste man sich zum Glück nicht machen, kam doch1989 …

die Wiedervereinigung.

Welch Selbstbedienungsladen für den Westen … Zusammenschluss in Augenhöhe? Eine gemeinsame neue Verfassung? … Grundrechte und Grundwerte, die man zusammen gestaltet hatte? Fehlanzeige … Kultur, hat wohl doch auch was mit Ethik und Moral zu tun …

Längst war sie über alle Berge …

Bald schon kam der Euro … wieder ein Schlachtfest für Kapitalisten … und die Krise der Hellenen zehn Jahre später zeigte nicht nur, wie undemokratisch man mit den Nachbarn umging, sondern, dass man keine Skrupel hatte, im alten Kolonialstil weiterzumachen …

Was all das mit Kultur zu tun hat?

Warum ich das in einem Traktat über / zur / für Kultur aufführe? Weil Mangel an Kultur immer eine Entmenschlichung und Enthemmung bedeutet … nicht heute in 2024 … sondern immer schon … solange es uns Menschen gibt … Gewalt, Dominanz und Krieg …

Pflastern den Weg der Menschen …

Moral und Anstand, muss man entwickeln … so wie ein Auto, oder andere tolle Maschinen, für die Deutschland weltberühmt ist … Niemand braucht Platon und Aristoteles lesen, um beides zu haben … alles beginnt mit dem Interesse an nicht Physischem …

am sogenannten „Feinstofflichen“

Kultur ist nichts anderes … es ist Interesse und Freude an Nichtphysischem … ein Essen mit Weinbegleitung und Freunden … ein Buch, eine Zeitung … Musik, per Kopfhörer oder live … Kultur löst Emotionen aus … lädt zum Nachdenken ein …

Öffnet Türen …

erweitert Horizonte … ohne Kultur, der Neugier daran … bleiben wir Tiere, die sich gegenseitig bekämpfen, übervorteilen … um Autos und Yachten zu sammeln … Besitz und Eigentum mit unserem Selbst gleichsetzen … letzter Schritt zur Neutralisierung …

des eigenen Selbst.

Kultur ist mehr, als nur ein Hobby … oder ein tiefsitzendes Bedürfnis, was ungezählte Formen und Ausprägungen hat … Kultur bleibt unser einziger Rettungsring, um nicht im gewaltigen Meer von Gier, Macht, Ego und sinnlos tobender Geltungssucht …

als vermeintlich Unsterblicher …

den nächsten Invalidendom gebaut zu bekommen … Kultur, mancher Künstler spricht von kosmischem Benzin, bleibt der Sehnsuchtsort, den es nicht nur zu schützen und erhalten, sondern vor Allem, zuallererst zu entwickeln und erschaffen gilt …

Verkümmert …

könnte man den Zustand dieser Pflanze in Deutschland am ehesten nennen … noch gehen die Wurzeln tief … die Blüten, nach wie vor kaum sichtbar … meist teuer erkauft, von den oberen zehn Prozent, die Kultur unter anderem genau deswegen …

als was Elitäres erleben …

Man denke nur an die vielen Tweet-Jacketts und seidene Einstecktücher, der Aufzug des Kulturbetriebs … Marcel-Reich-Ranicki, sowie die vielen anderen, die glauben, dass Kultur nur so, so, oder so, zu sein hat … immer etwas Ausgrenzendes, Einengendes und …

Nicht vergessen … Belehrendes.

Ob jener letzterer Teil, der erhobene Zeigefinger, innerhalb des kulturellen Elements, von Leitkulturen oder anderen Verirrungen ausgeht, bleibt irrelevant … wichtig bleibt, dass wir Kultur als was Offenes und Liberales verstehen sollten … Bücher aus Spanien, Frankreich …

oder Hellas …

funktionieren und lesen sich vermutlich anders, als unsere üblichen Verdächtigen aus dem deutschsprachigen Raum … für Musik und malende Kunst gilt Ähnliches … Was also tun, in 2024, wo Kultur ähnlichen Nachholbedarf hat, wie vor 1974?

Man kann Kultur schenken.

Jedes Buch das wir lesen, jede Musik die wir hören, jedes Kunstwerk, dass wir genießen, hält uns davon ab, im Internet nach QAnon Neuigkeiten, oder dem nächsten Chemtrail-Angriff führender Eliten zu suchen … Kultur schützt nicht vor Tod, oder Dummheit …

Aber sie ist und bleibt, was sie immer war …

geistige Nahrung, lebenswichtig, im Umgang mit Menschen, notwendig, für geistige Gesundheit und vermutlich, wenngleich Religionen glauben, sich ihr Alleinstellungsmerkmal herausnehmen zu können, menschlich und menschenwürdig mit uns und anderen zusammenzuleben.

Schutz vorm Mehr …

gibt mir nur, was das „mehr“ als unendliche Sackgasse entlarvt … „Mehr“ kann keinen Mangel beheben … Wachstum, außer Intellektuellem und Geistigen, bedeutet Reduzierung von Lebenszeit = weniger Freizeit = weniger Müßiggang …

Mehr Kultur stattdessen = mehr Mensch

Welt in Flammen – Odyssee 2024

Morgen wählt Frankreich … und Anfang November die wahrscheinlich längste Praline der Welt … La Niña pustet uns den Kopf weg und verhagelt uns den Garten … die Inder sind neutral in Sachen Ukraine-vs-Russland … und China denkt zuerst an sich und danach an andere …

was man mit den USA gemeinsam hat.

Klingt nach nach ‘nem umfangreichen 1000 Gänge Menu, im weltbesten Vier-Sterne-Restaurant der Welt … was noch erfunden werden muss … mag es auch manche immer noch überraschen, oder wundern … Nationalisten sind auf dem Vormarsch …

nicht nur in Europa …

Woher aber kommt dieser … ich nenne ihn salopp … Rechtsruck? Was lässt sogar junge Leute Konservative, Nationalisten, Rechte, Faschisten und Nazis wählen? … Es muss Gründe dafür geben … Politikverdrossenheit alleine, gar Schuldzuweisungen, wie beispielsweise …

die politischen Ränder liegen frei …

Schuld ist daher die bürgerliche Mitte … begründen das vermutlich nicht allein … Marine Le-Pen, Marion Maréchal, Éric Zemmour und viele Andere, haben aus vielen anderen Gründen, ganz offenkundig, mächtig Zulauf … Nun bin ich weder Philosoph, noch Psychiater …

eher ein Flaneur und Beobachter …

Zusammenhänge herzustellen, gelingt jedem der halbwegs bei Verstand ist … man muss weder akademische Horizonte vom Kaliber Sloterdijk, Gabriel, Precht und Sigmund Freud haben, um sich multi-komplexe Systemabhängigkeiten zu erschließen und einzusortieren …

Frankreichs morgiger Urnengang …

soll mir Grund genug sein, ausnahmsweise am Samstag … weniger satirisch, ironisch und sarkastisch, stattdessen, ernsthafter und nach vorn-schauend zu schreiben, in dem ich ein paar Gedanken ausbreite … und nicht vergessen, es ist meine Beobachtung …

… und nicht die Wahrheit.

Ich reise gern … seit Corona weniger, aber immer noch … damit meine ich nicht nur jene, per Flugzeug, sondern auch die, per Motorrad, Fahrrad und zu Fuß … ich sehe mich selber als Entdecker, dessen Neugier mich umtriebig herumstreunen lässt …

Auffällig ist dabei …

Das ich nach ‘ner Zeit immer wieder gerne nachhause zurückkehre … denn dort habe ich diesen Anker, der mir, nennen wir es Geborgenheit, Wohlfühlgefühle und Wärme gibt … sowie vermutlich eine Menge anderer Dinge, die wir alle schätzen … nein, mehr noch …

die wir alle vermutlich – brauchen.

Rastlos herumhetzen, zu viel Hektik, zu viel Lärm, lässt mich nicht nur die Augen zusammenkneifen, sondern auch meinen Gedächtnispalast die Burgtore hochziehen … in weniger blümeranten Worten: Mein Kopf macht zu … dann schau ich aus dem Fenster …

… denke & mache nichts.

Wenn es unübersichtlich wird … gar chaotisch … und wir behalten Eindruck und Gefühl, dass wir dem nicht Herr*in werden, dann passiert vermutlich allen das Gleiche … wir ziehen uns zurück, besinnen uns auf unsere Wurzeln und halten an essentiellen Dingen fest …

Sicherheit, Gesundheit, Einkommen und Rente …

Vielleicht noch ein paar mehr, aber diese vier sind es auf jeden Fall … auf diese vier epischen Größen will ich mich beschränken … Empfinde ich diese vier als gefährdet, fühle ich mich unwohl … vielleicht stelle ich mir Fragen, mache mir Sorgen und bekomme eventuell Angst.

Oder noch mehr.

Ausländerfeindlichkeit ist ja meistens keine Angst vor anderen Kulturen … sondern vermutlich eher die unterschwellige Furcht, dass diese vier Schwergewichte von Ausländern und neu Hinzugereisten beeinträchtigt, gefährdet werden … daher ist die entscheidende Frage …

Wie real ist diese Gefahr?

Schauen wir mal … in Frankreich war‘s der eigene Präsident, der das Renteneintrittsalter auf 64 hochgesetzt hat … in Deutschland sind‘s Grüne, die heute mit Wirtschaftswandel vorpreschen … andersherum gefragt: Wie groß ist der Einfluss national-lokaler Parteien …

… auf Weltklima, Weltwirtschaft & Weltpolitik?

Hier ein paar Fakten einer Umfrage von 2019: US-Amerikaner verdienten im Schnitt 65.000 US-Dollar, was 20.000 mehr waren als EU-Bürger … dennoch hasst man sich untereinander und fürchtet Verarmung … ihr Militäretat betrug 640 Milliarden, drei Mal so viel wie China …

und trotzdem fühlen sie sich unsicher.

Wir Europäer leben seit 80 Jahren in Frieden … haben die besten Sozialsysteme der Welt, denken wir nurmal an Krankenkassen, Renten, Arbeitslosengelder usw .. und dennoch fürchten wir, dass genau das alles in Gefahr ist … Wer also will es uns streitig machen, oder abschaffen?

Werden Marine, Marion und Eric …

Frieden in der Ukraine schaffen? Werden die drei dafür sorgen, dass China und die USA sich brüderlich in den Armen liegen und alle zusammen mit Russland, Indien und uns Europäern an einem Tisch sitzen, um mageres Putenfleisch aus Deutschland zu essen …

Zubereitet auf einem Napoleon-Grill …

in den USA gerfertigt und von chinesischen Container-Schiffen nach Europa geschippert? … Wird dann alles gut … und wir können in Ruhe wieder Fußball schauen und die nächsten Ausflugziele auswählen? Während wir selber alles nach …

„Geiz ist geil-Kriterien“ auswählen?

Meine Vermutung lautet … ihr ahnt es bereits … NEIN! … Es ist vielmehr die ultradynamische Welt, bestehend aus Multipolarität vieler Weltmächte, statt vormals zwei … schnell sich veränderndes Klima, mit wenig Wissen und wenig Entschlossenheit, außerhalb Europas …

etwas dagegen zu unternehmen …

und dem sich gegenseitig übervorteilenden Kapitalismus, der letztendlich gegen den Sozialismus / Kommunismus … so scheint es heute … gesiegt hat … vor diesem Hurricane fürchten wir uns und suchen Schutz … ja, aber wo eigentlich? Bei neuen eisernen Besen?

Wirklich? So wie früher?

Also wieder alles ausmerzen und rausjagen, was die obig gewählten vier Großen gefährdet? … Wir kennen das Ergebnis bereits … Es bewirkt Gegenteiliges … Statt Sicherheit, Gesundheit und Weltfrieden bekommen wir wieder uniformes Leben, Monotonie, Einfalt, statt Vielfalt und …

Zensur, auf allen Ebenen.

Niemand will das … egal ob 80 oder 20 Jahre alt … niemand hat Lust, freiwillig in so ‘nem Land zu leben … Vielmehr fehlen verantwortungsvolle Politiker, die dieses globale komplexe System, mit all seinen Abhängigkeiten & Verantwortlichkeiten … allen Bürgern …

in verständlicher Sprache erklären …

ohne Rücksicht auf eigene Karriere … die erscheint mir des Rudels Kern … plus Abschiebung der eigenen Verantwortung … plus Gleichgültigkeit gegenüber Mitmenschen, mögen es Obdachlose unter der Brücke nebenan sein, oder syrische elternlose Kinder die hungern …

glamourös gewürzt mit …

Egoismus, Komfort.- und Konsumwut … sowie dem völligen Desinteresse, sich zu Gunsten aller, zu beschränken und reduzieren .. mag es der eigene CO2-Footprint, meine Yacht, mein Fuhrpark, oder mein Single-Penthouse mit 150 Quadratmetern sein …

… nebst Ferienhäusern anderswo.

Letztendlich schüren viele Konservative & Rechte, egal ob‘s Ron De-Santis, Giorgia Meloni, Marine, Marion und Eric, oder AfD-Kollegen in Deutschland sind, lediglich unsere Ängste, mit dem verheißungsvollen Versprechen … dass nur sie uns beschützen können …

leider / zum Glück nicht vor uns selbst.

Was also tun? … Einen Teufel werde ich tun, ungefragte Ratschläge zu geben, so weit kommt‘s noch! … Was ICH tue? Ich versuche alle Menschen respektvoll zu behandeln … kaufe lokale Produkte wenn ich kann, fordere wenig Raum ein, in meinem Fall heißt das, Moped statt Auto …

ich wohne auf 27 Quadratmetern …

gehe zum Markt um die Ecke, um mein Geld vielen kleinen, statt wenigen großen Händlern zu geben … ich versuche philanthropisch, statt misanthropisch zu handeln … man kann viel tun, finde ich … sich selbst nicht zu wichtig nehmen, geschweige wichtiger als andere …

empfinde ich als gesund …

Vielleicht hilft es, wenn sich nationale Eliten in Zukunft weniger elitär, weniger erhaben und weniger herrschaftlich verhalten, während die anderen 90% ebenfalls aufhören, sich als Opfer zu sehen … klingt auf den ersten Blick kompliziert … ist es aber ehrlich gesagt …

… überhaupt nicht, finde ich.

Denn es gibt auch viele Errungenschaften, die wir heute genießen dürfen … vielleicht können wir freiwillig mehr miteinander teilen … weniger „meins“ dafür mehr „unser“ … ein wenig mehr Fraternité, Egalité und Liberté … im Grunde ist doch alles schon da …

Wir haben all das nur vergessen zu wertschätzen …