Archiv für den Monat: Dezember 2019

Jüngstes Gericht – Odyssee 2019 letzte Woche

Langsam und still gleitet das Jahr hernieder, legt sich schlafen, um nie mehr zu erwachen. Wie ist es, jetzt im Sinkflug befindend, den Wirbelschleppen der vielen Wochen und Monate hinterherzusehen, wie sie an uns kleben, wild flatternden Bannern gleich, vom Flug der Welt unaufhaltsam von Dannen geschleppt.

Grund.- und schuldlos geboren als niemand kommen wir, treten ins Licht der Welt, ohne uns selbst, Raum und Natur erkennend, gar verstehend. Wilden Tieren gleich, um unseren kleinen Funken ringend, als wären wir die Sonne selbst, die Furcht vor der großen Dunkelheit bis hinein ins Knochenmark spürend.

Panischer Hase auf der Flucht vor dem bösen Wolf, dem der Magen knurrt. Wie mag des Häschens Welt wohl sein, wenn es während des panischen Hakenschlagens den hungrigen Atem des Wolfes hinter sich spürt? Was mag dem Wolf durch den knurrenden Magen gehen, wenn er an Leben und Jahr denkt? Oder sind wir gar neutrale Beobachter, die diese bezaubernd-schöne Allegorie zufrieden beobachten?

Sind wir Jäger, Gejagter oder Beobachter, am Flusse des reißenden Stromes, den manche Leben nennen? Camus fand die Welt absurd. Satre vermutlich grotesk, als er sich im Nichts verlor. Und wir selbst? Wie finden wir es? Schön? Oder eher nicht? Erwarten wir ein buntes tolles neues Jahr? Wenn ja, wie gefällt uns das Zurückliegende? Ein großer Jahrgang, oder eher ein durchschnittlicher, nicht so angenehmer? Wer hat dominiert, Ying oder Jang?

Wenn man krank ist, wünscht man sich nichts sehnlicher, als Gesundheit zurück. Hat man sie, dauert es drei Monate, bis die Freude darüber längst vergessen und zurückgestellt, in die Regale des Alltäglichen einsortiert. Hüpften wir anfangs noch wie fröhliche Kinder herum, schleichen wir heute längst wieder still durch die grauen Gassen, gefangen im selbstgebauten Getriebe, alltäglicher Einerlei.

Gewaltig groß und mächtig ist 2019. Schwer beladen und bewaffnet, wie ein Flugzeugträger und Kanonenschiff, à la Bismarck. Und genauso, wie das ehemals stolze Schlachtschiff, das in Hamburg bei Blohm & Voss vom Stapel lief, wird 2019 untergehen, im Nebel der jüngsten Geschichte, bis bald nur noch ein vager Schatten schemenhaft erahnen lässt, wie sehr wir gerungen, gekämpft, gefeiert, geliebt und gelitten haben.

Möge die Reise weitergehen, so lange Hufen mein Doppelgespann ziehen mögen, der Kutscher des Lenkens nicht müde und unsere Räder sich mit Freude drehen lassen – mag sie weiterziehen, wohin uns Wind, Sonne, Mond und Sterne leiten mögen – dorthin, wo sich Menschen, Tiere und Natur zuhause fühlen und um die Wette lachen und weinen.

 

 

Digitale Transformation – Odyssee 2019

Eben beim Frühstück kamen sie mir hoch, die Unwörter des Jahres. Digitalisierung und Transformation. Wie Fliegen auf Scheiße, springt unsere übergeschnappte Welt auf diesen Hype. Jeder ist digital unterwegs. Irgendetwas ist jeder am Transformieren. Der eine im Business, der nächste Privat und der Übernächste sein ganzes Leben.

Ich für meinen Fall gehe da nicht so weit. Analoger Mann in digitaler Welt, trifft auf mich mehr zu. Nicht weil ich negativ, gar pessimistisch oder unmotiviert bin, im Gegenteil. Optimist bin ich, zwar ein kritischer, aber ein echter Fall von Halbvollglas-Charakter. Neugierig bin ich auch. Alles will ich wissen. Alles und sofort. Geduld habe ich auch, aber nicht mit der Gießkanne, über alles gleich verteilt. Eher gezielt ausgesucht.

Gestern habe ich ein wirklich disruptiven, spannenden Transformationstag gehabt, in dem ich in die hochverdichtete braune, dampfende Masse der Digitalisierung getreten bin, ohne es zu merken. Seit gestern habe ich den Beweis, dass die Digitalisierung uns eventuell bereits entglitten ist. Nein, nein, nicht wie Dorothee Bär, die Staatsministerin im Bundeskanzleramt es gerne hinstellt, dass wir Acht geben müssen, die Daten der Bürger zu schützen und sie im Auge zu behalten. Wieso nur die Daten? Wieso nicht den ganzen Bürger, frag ich mich? Seit gestern habe ich die Antwort. Mir drängt sich dei Vermutung auf, dass Bürger das Medium der Digitalisierung, nicht das Zentrum sind, um das es geht.

These1: Beeinflusst die Digitalisierung meinen Alttag? Wenn ja, wie? Verbessert, oder verschlechtert er sich? Stagniert er gar? Heranführung1: Meine braunen Lieblings-Stiefel sind kaputt. Glatt in der Mitte gebrochen. Leider habe ich vergessen, ein Foto zu machen. Nun gibt es in Deutschland die Handwerkerinnung. Bereits seit hunderten von Jahren. Mehr als fünfzehn Gewerke gibt es. Für Kraftfahrzeuge, Zimmerer, und natürlich Schuhmacher.

Zu Letzterem gehe ich immer dann, wenn meine Schuhe einen Plattfuß haben und wenn ich neue Birki‘s brauche. Ihr wisst schon Birkenstock Sandalen. Früher nur von Hippies, Religionslehrern, Aussteigern und Jointrauchern getragen, heute hip und chick, seit Hollywood darin rumstolziert. Was das mit Dorothee zu tun hat? Schauen wir mal.

(Info & Anliegen zugleich: Liebe Frau Bär, ich finde es super, dass es sie gibt – aber ich rege an, noch mal ein wenig auf ihrem Mandat herum-zu-meditieren, da es mitnichten um digitale Daten der Bürger geht, sondern um die Frage, wie das Leben der Bürger durch Digitalisierung verbessert wird – UND – ich betone es noch mal in aller Bescheidenheit – UND – um Aufzuklären, welche Verantwortung der Bürger darin hat – nicht theoretisch, sondern praktisch, im Alltag!)

These2: Setzen wir Menschen moderne Technologien gezielt und effizient ein? Oder schlagen wir über die Stränge, indem wir neue Gadgets für alles Mögliche verwenden, weil es in aller Munde und daher unsere Standardantwort und Allzweckwaffe ist? Heranführung2: Seit Monaten ist Herbst. Nein, nicht seit 1977. Seit Oktober verlieren die un-digitalen, völlig natürlichen Bäume ihre Blätter.

Seitdem hat man den Eindruck in Vietnam oder Kambotscha zu leben – ich zumindest – denn seit dem das erste Blatt hinuntergefallen ist, verpesten laut brummende Laub-Gebläse Nasen und Gehöre, dass die buchstäbliche Schwarte kracht. Erst einmal trägt der arme Blatt-Operator ca. 5-10Kg extra auf der Schulter, verbrennt fossile Kraftstoffe und verpestet seine eigene Luft, die er einatmet, anstelle die alte Methode zu wählen, die für den Körper gesünder ist, wenn man sich beim Haken mit den Seiten abwechselt.

Zurück zu Heranführung1: Ich also hin zu Schuhmeister Stehle in Lütjensee. Er und seine Frau führen ihren Laden dort seit 40 Jahren. In Zahlen: Vierzig! Der Gute Meister Stehle sieht einem aus Entfernung an, ob man Einlagen braucht, oder ob man Schwierigkeiten mit seinem Bewegungsapparat hat, mindestens so gut wie ein Orthopäde, was daran liegt, dass er auch ein staatlich geprüfter Orthopädie-Schuhmeister ist. Natürlich hat er seit fast 40 Jahren – in Zahlen FAST 40 Jahren – Birkenstock Sandalen angeboten, weil die tatsächlich voll gut sind, ey!

Als ich also zum gefühlt hundersten Mal das Geschäft betrete, springt mich zuallererst die gähnende Leere an, die im Geschäft herscht. Herr und Frau Stehle sind so freundlich und nett wie eh und je. Tür öffnen, eine Klingel schellt, bring-bring. Ich trete ein.

„Moin. Ich habe zwei Anliegen. Schauen sie mal. Ist glatt in der Mitte gebrochen. Können Sie das reaprieren, Herr Stehle?

„Na sicher. Zeigen Sie mal. Ja kein Problem. Und das Zweite?“

„Ich brauche neue Birkenstock-Sandalen. In Größe 45, schwarz, ich glaube das Model heißt…“

„Nee, dass wird leider nichts!“

„Wieso denn das….?“ Sprachlos bleibt mir der Mund offen stehen.

„Birkenstock beliefert uns seit 2015 nicht mehr…….“

„Wie meinen Sie das, beliefert…..Birkenstock will nicht mehr, dass Sie deren Schuhe verkaufen…?“

„Doch schon, aber seit Kurzem, wollen die, dass wir ein Schuhsortiment im Wert von 10.000 Euro kaufen, sowie vorab benennen, welche Modelle darin enthalten sind, obwohl wir doch gar nicht wissen, welche Schuhe sie als Kunde wollen….“

„Häh…? Was soll denn der Quatsch…? Seit vierzig Jahren…..“ Herr Stehle unterbricht vehemennt.

„FAST vierzig Jahre. Seit 2015 nicht mehr……“

„…okay, FAST vierzig Jahren, verkaufen sie Birkenstock und jetzt auf einmal nicht mehr….?“

„…Naja, die haben früher ein großes Lager gehabt, um alle Schuhe für Sie als Kunden bereit zu haben, damit sie jederzeit alle Modelle bekommen…….“

„Ach so und jetzt verlagert man die Lagerkosten einfach, indem man vorab liefert und die Ware dann bei Ihnen steht, inklusive Vorkasse…?“

„So in etwa.“

„Hm, das ist ziemlich einseitig, finden Sie nicht?“

„Wem sagen Sie das….“

„Oh, ich sehe sie schließen am 24.12. für Urlaub? Schön. Bleiben Sie hier oder fahren Sie…..“

„Kein Urlaub. Wir schließen…….“

„Wie, Sie schließen? Klar schließen Sie, ist ja Weihnachten….“

„Sie verstehen nicht, junger Mann. Wir schließen unser Geschäft. Feierabend. Schluss. Ende.“

„Ja, aber, haben Sie keinen Nachfolger?“

„Nein, wo denken Sie hin? Handwerk will heute keiner mehr…..schon gar nicht hier draußen!“

„Wie meinen Sie das? Will keiner? Sie haben doch immer gut zu tun…..“

„Natürlich. Aber die jungen Leute wollen in die Stadt. Außerdem gibt es heute Online-Schuhläden. Wer repariert denn heute noch? Man geht mit der Mode. Kauft flott über das Internet….und fertig. Was meinen Sie, wieviele sich bei mir beraten lassen und dann im Internet bestellen….viele…..“

„Aber das ist doch das Gegenteil von Nachhaltig, wenn ich mehr wegschmeiße als repariere? Ich will doch den Schuh anprobieren? Wieso bestelle ich Schuhe im Internet? Auf Foto’s sehen die doch anders aus, als in echt? Kapiere ich nicht….“

„Sie denken so, aber die Mehrheit……“ Ich unterbreche energisch, mir schwillt der Kamm.

„Sie sagen, dass viele zu Ihnen kommen, von ihrer Erfahrung und Ihrem Wissen profitieren und dann im Internet Geld sparen, weil es noch dazu bequemer ist…..?“

„…für das erste Ja. Geld sparen, tun Sie im Internet aber nicht. Oft sind die Preise die gleichen. Und ob es bequemer ist, Schube wieder zurückzubringen, wenn sie nicht passen oder den Vorstellungen nicht entsprchen, dass wage ich zu bezweifeln……wir sollten irgendwann alle fünf Jahre Prüfungen ablegen, um den Schein als orthopädischer Schuhmacher zu halten, der kostet 5000€. Außerdem haben sie dann eine gewaltige Adminstrationsmaschine zu füttern, wenn Sie mit den Krankenkassen zu tun bekommen. Ohweh, wenn Sie mal einen Fehler machen. Wir haben uns dann entschieden, aufzuhören, weil es nicht mehr um gute Schuhe und zufriedene Kunden, sondern der neuen digitalen Welt offensichtlich um was anderes, jedenfalls um etwas anderes als uns, geht. Daher fiel uns der Entschluss leicht.“

„Aber, dann gibt es hier auf dem Land keinen Schuhmacher mehr, oder wie sehe ich das…?

„Richtig. Da müssen Sie dann nach Hamburg reinfahren….“

„Und was ist, mit all denen, die nicht mal eben nach Hamburg reinfahren können….?“

„Tja, für die wird es schwerer, Schuhe zu bekommen…….“

„So einfach ist das? Zusammenfassend gesagt: Wachsende Bürokratie im Gesundheitswesen, kombiniert mit bequemen, voll digital-geblitzt-dingste, noch dazu rücksichtslose, ihre Verantwortung als Kunden ablenende Bürger sorgen dafür, dass in Lütjensee, ab 2020 kein Schuhmacher mehr ist, zum ersten Mal, seit bestehen des Dorfes, ist das so?“

„So ist es. Lassen Sie sich doch keine grauen Haare wachsen. Wenn Sie sehen würden, mit was für einen Tunnelblick die Autofahrer hier durch den Ort fahren, da wette ich, dass es niemand merkt, wenn wir weg sind. Erst, wenn jemand mal einen kaputten Schu hat, so wie Sie jetzt….aber ihre Schuhe repariere ich noch. Kommen Sie am 24.12. bis 12:30 vorbei. Das letzte Paar Schuhe, das ich repariere…….“ ich ringe nach Worten….

„Ja……………. ! Will sagen NEIN…..ich bin nicht einverstanden, dass Sie schließen. Und all das, was sie da sagen, lässt mich wütend werden. Um was geht es denn? Um Schuhe. Stattdessen bekommt man klar gezeigt, dass Adminstration, Zahlen und digitaler, vermeintlicher Internet-Komfort wichtiger sind, als die Sache selbst, nämlich, dass ich Schuhe brauche, und welche repariert haben muss…..zum Kotzen!“

„Ärgern Sie sich nicht……“

„Doch, verdammt…..das hat doch nichts mit nachhaltig, vegan und ökologisch zu tun, wenn ich mein Geld zu Internet-Firmen bringe, während die kleinen Händler um die Ecke alle dicht machen…..dann schaffe ich doch meinen eigene Arbeitsplatz übermorgen ab……..kapiert das in diesem Land keiner….wir sehen uns Dienstag, am Heiligen Abend – im wahrsten Sinne….!“

Anmerkung des wütenden Autors: Geschätzte Frau Bär – ich habe mir die Zeit geniommen, Ihre Seite zu besuchen. Ihre Digitale Agenda liest sich ganz gut, allerdings fehlt ein entscheidender Passus. Menschen sollten wieder vermehrt auf dem Land leben und dort arbeiten, um weniger Straßen zu nutzen, die Umwelt weniger zu verschmutzen und um mehr Arbeitsplätze auf dem Land zu erhalten und neue zu erschaffen. Hierfür brauchen wir in der Tat überall ein gut ausgebautes Daten-Netz – Kern des Ganzen muss aber die Dezentralisierung sein.

Städte müssen aufhören zu wachsen, auch um der Mietpreise Willen. Bevor jedoch neue Möglichkeiten wie Startup’s im Ländlichen wachsen, müssen die vorhandenen Geschäfte modernisiert werden. Schlachter, Bäcker, Handwerksbetriebe, Schuhmeister etc. müssen mit ihren Erfahrungen gestärkt und gefördert werden. Man muss ihnen zuhören. Vereinfachen statt verkomplizieren. Der Bürger und seine Bedürfnisse muss im Mittelpunkt stehen, keine Adminstration.

Erfahrene Meister müssen gezielt mit jungen möglichen Nachfolgern zusammengebracht werden. Hier können Sie helfen. Bringen sie die junge digitale Generation mit der analogen zusammen. Schaffen Sie wirklich Neues – auf dem Land, nicht in der Stadt, damit die wachsende Zahl der Rentner ebenfalls die Möglichkeit hat, daran teil zu haben. Zur Zeit verödet das Land auch in Sachen Geschäfte und Unternehmen. Dieser Trend muss aufgehalten werden, im Sinne der Bürger und der Umwelt.

Dies muss das wahre Ziel der Digitalisierung sein udn keine Transformation zum Selbstzweck, als unregulierbares Phänomen. Jedoch bedarf es hierfür einen aufgeklärten Bürger und Konsumenten, der sich seiner Verantwortung bewusst ist. Auch dies ist ihre Verantwortung – Digitale Aufklärung, oder in anderen Worten, die „Digitalisierung und ihre Folgen“

PS: Jetzt muss ich meine Latschen selber reparieren, wo ich keine neuen bekommen – save the Planet!

(siehe Link, Digitale Agenda 2014 – 2017 ab Seite 2 – Einleitung „Digitale Agenda für Deutschland)

http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/it-digitalpolitik/digitale-agenda.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Vaffanculo – Odyssee CW50

Zu viel Zeug’s schwirrt mir in der Birne rum – keine Ahnung wie es die Anderen aushalten, aber ich schenke zur Zeit nach. Im Ernst, ich kann den Scheiß kaum noch aushalten. Von Ertragen wollen wir überhaupt gar nicht reden. Aushalten ist nämlich in Wahrheit wie Anhalten und genau da bin ich schach-matt. Ich kann nicht mehr. Anhalten im Besonderen. Ständig muss ich mich entleeren. Wirklich. Ertragen schon noch, aber nicht mehr anhalten. Unmöglich. Zorn, ist mein Ventil. Keinen blassen Schimmer, wie es die anderen machen. Mir bleibt nur schreiben und nachschenken.

Völlig irrelevant ist es, womit man anfängt. Man landet sowieso in einer Sackgasse. Fragen tue ich mich nur, warum ich den Eindruck habe, warum ich alleine damit bin. Ist so wie Schulranzen packen. Man kriegt mächtig was rein, mehr als man braucht. Schlussendlich schaukelt man mit weichen Knien durch die Gegend und fragt sich, was der ganze Scheiß soll. Antworten habe ich keine. Aber einen Sack voll Zorn. Besser machen kann ich nicht. Aber anders. Verdammt noch mal. Egal was es ist, wirklich jeden Kram würde ich anders machen. Zumindest versuchen muss man es.

Nur wo soll man anfangen?

Seit Jahren arbeite ich an meinem Hauptwerk, in dem es um genau das geht. Um alles. Klingt abgedroschen, oder wage. Gar elitär. Egal wie man beginnt, im Grunde hat man schon verloren. Doch womit willst du beginnen? Im Grunde hast du kaum eine Chance. Fängst du mit den Menschen an? Ihren Werten? Oder ihrer Gesundheit? Ist nicht so sexy, oder? Vielleicht mit anderem Kram? Keine Ahnung. Was schreibt man über einem Volk, dem alles egal ist? Viel bleibt da nicht übrig. Wie ist es mit Arbeit? Vielleicht Partnerschaft oder Bildung. Gar Freizeit? Von Kultur will ich gar nicht erst beginnen.

Stell dir vor, du hast einen Schluckauf und kennst jemanden, der ihn dir wegnehmen kann. Doch entgegen dem, was wir üblicherweise machen / tun sollten – wie zum Beispiel bei nem Plattfuß, wo du den Reifen wechselst, gehen wir eben nicht – Betonung auf „nicht“ – zum Meister, der uns den Reifen wechselt, sondern, wir gehen zu jemandem, der die Software up-dated. Warum machen wir das? Wir wissen es nicht besser? Wir haben keine Ahnung, was man bei nem Plattfuß oder Schluckauf tut? Naja – vermutlich wollen wir, dass er weggeht, oder nicht?

Mit so einem Plattfuß lässt sich schlecht fahren. Egal wo du ihn hast. Hinten ist es besonders schlimm. Man kann kaum eine Kurve fahren. Nur in Schleichfahrt. So will man ja nicht lange fahren. Das nervt total. Für zwanzig Kilometer brauchst du doppelt oder dreimal so viel. Mürbe macht das. Lange hält man es nicht aus, sollte man meinen. In Deutschland schaffen wir das seit Jahrzehnten, sogar ohne dass wir es merken. Nur was machst du, wenn der Fahrer nicht merkt, dass er einen Platten hat? Ganz genau, einfach vorfahren und hoffen, das er nicht ins Schleudern kommt, wenn du vorüberfährts.

Und genau das, tue ich jetzt. Augen zu, oder besser gesagt, Augen auf und durch. Alles andere kostet zu viel Zeit. Hier habe auf dem Blog habe ich zu wenig Zeit und Muße, um so ein komplexes Thema anzugehen. Natürlich versuche ich mein Bestes, um tagein und tagaus eine halbwegs passable nach Vorne gewandte Person zu sein. Doch das ist einfacher gesagt, als getan. Ständig eckt man an. Zumindest ich.

Wie es anderen geht weiß ich nicht. Mir jedenfalls geht es an die Nieren. Auf der Felge fahre ich schon seit Monaten. Helfen oder fragen tut natürlich niemand. Warum sollte ich also darauf näher eingehen? Ganz genau.

Einfach nachschenken, heißt die Devise…..

 

Johannes-Offenbarung, Joker & Odyssee 2019

Ob ich religiös bin, ob ich an etwas glaube, hat mich gestern eine Freundin gefragt. Natürlich, habe ich geantwortet. Ich glaube an Liebe und an das Universum. Immer noch. Ob das nicht sehr viel Ähnlichkeit, mit einer Gottheit hätte. Vielleicht, antwortete ich. Vermutlich ist es meine innere Ablehnung, Labels auf alles zu kleben, weswegen ich mich schwer tue, dem zuzustimmen.

Vielmehr bewegen tut mich seit einer Woche der Film „Joker“ – für mich ein Meisterwerk, im Ernst! Fotografie, Kamera und natürlich Joachim Phönix. Mein Güte! Zwei Stunden saßen wir gefesselt im Kinositz. Zweimal habe ich danach geträumt. Mit ihm darin. Interessanterweise waren die Träume alle gut. Im Film fühlte ich sehr mit ihm. Häufig entdeckte ich Parallelen aus Schulzeit, Jugend und Erwachsenwerden. Wenn ich es mich trauen würde zu sagen, müsste ich gestehen, dass wir so was wie Blutsbrüder sind.

Natürlich ist es ist nicht das erste Mal, dass ein Film eindrucksvoll zeigt was passiert, wenn ein Mensch genug hat und / oder wenn ihn Bösartigkeit packt. Falling Down, Shining, alle Quentin Tarrantino Streifen, die Liste ist erschöpfend. Überraschend ist für mich allerdings nach wie vor, dass die moderne Gesellschaf, darauf überrascht & schockiert reagiert.

Hier behaupte ich, dass die Mehrheit – wie so oft – darauf unbewusst, mit einer politisch, sozial-gesellschaftlich vertretbaren Konditionierung reagiert, statt mit wahrhaftig Empfundenem. Verantwortung für Kinder, Tiere und Partner hält uns in Wahrheit davon ab, zur Waffe zu greifen. Zuviel haben wir zu verlieren, nicht wahr?

Dabei ist das Ganze ‘ne ganz olle Kamelle. Ich glaube es war ein paar Jahrzehnte nachdem Jesus auferstand, hat der Apostel Johannes seine Offenbarung niedergeschrieben, die berühmte Beschreibung der Apokalypse, in der die „Hure Babylon und der Siebenköpfige Drache“ die Menschen in ihr Armageddon, ihre End-Schlacht stürzen.

Keine leichte Kost, wie finde ich. Aber gut und für meinen Geschmack recht aktuell. Vermutlich ist die Allegorie der Hure B. und Drako 7K (klingt wie ein Computer-Game, wenn ich jetzt darüber nachdenke) den Meisten bekannt, weswegen ich sie nicht mehr im Detail, oder doch? Okay, im Schnelldurchlauf:

Hure B & 7K-Drako = altes Rom, große / machtvolle Städte / Stadtstaaten = heutige Mega-Cities & 7K = 7 Todsünden (Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid & Faulheit) – zusammen Nährboden für….

Alles klar?

Damals, gestern, heute & morgen?

Schnick-Schnack? Klick-klack?

Kapiert? Super. Santé!

Keine Ahnung wie oft, aber während des Films habe ich mehrmals darüber nachgedacht – oder ich sag mal, ist mir der Gedanke im Kopf, wie ein Pilz hochgeschossen (in Wahrheit eher eine im dunklen Schacht gefühlte, archaische Krokodil-Gehirn-Kernkeule) – dass wir uns ganz beruhigt schlafen legen können. Woher all die Aufregung? Wozu all diese Warnungen? Ganz besonders der Kirchen, aller Glaubensrichtungen. Wieso überall der Zeigefinger? Angst vor der Verrohung, Angst vor Untergang…..wieso, in Bal’s Namen sollen wir uns vor der Apokalypse fürchten?

Sie ist doch schon seit Jahren da. Seht euch mal um. Wir sehen nichts weniger, als den totalen Krieg, Arm gegen Reich. Jeder versucht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, idealerweise immer ein paar mehr als der Nachbar, der Nachbar-Staat usw. Totale Ausbeutung. Wir fertigen in Billiglohnländern und wundern uns, dass wir Arbeitslose im eigenen Land, haben, wo manche Konzerne nicht einmal Steuern zahlen.

Wir versprühen jahrzehntelang Insektenvernichtungsmittel und wundern uns, dass jetzt die Insekten vernichtet sind und wir ein Problem haben, weil manche irgendwie, Überraschung, für irgendwas nützlich schienen. Vielleicht sollten wir die nützlichen unter Nutztiere gruppieren.

Man dreht Hilfsorganisationen den Hahn zu und wundert sich, dass es Flüchtlingswellen, ganze Tsunamis von ihnen gibt. Wir machen Business mit Jedem, der uns zu Gewinn verhilft, einschließlich Regierungen, obwohl die alle Rechter der eigenen Büre rmit Füßen treten. Kapier ich nicht. Wieso wundert sich irgendjemand über die Zustände?

Wie kann ich Freund von Elon Musk sein, ihn für einen großen Innovator halten, wenn man weiß, wie er mit Menschen, besonders mit Mitarbeitern umgeht. Wieso beklage ich mich über die massenhafte Schließung von kleinen Läden, sei es Gemüse, Buchhandlung usw und über die wachsende Macht der großen digitalen Multis, wie Amazon wenn ich da aus Bequemlichkeit selber kaufe?

Ist ja so praktisch und zeiteffizient. Mehr Quality-Time. Meine Bequemlichkeit kostet mich meinen eigenen Arbeitsplatz. Wir haben den Schuss ja nicht mehr gehört. Bis oben hin voll sind wir von Sünden. Jeden Tag. Wir wachen auf und schon geht’s los. Rein ins Auto. Schön alleine fahren. 1,5 Tonnen Stahlblech, mit 10 Liter Verbrauch, um klimatisiert ins ebenfalls klimatisierte Büro zu bringen.

Energiebilanz? Sicher. Irgendwo hab ich eine. Plasmaschirm aus Korea, Kleidung aus Indonesien, Türkei oder Indien, Tomaten aus Spanien, Bio-Knoblauch aus China, Spargel im Winter aus Afrika. Alles super geil, fair und bio.

Ich selber mache keine Ausnahme. Im Gegenteil. Ich gehe mit gutem Beispiel voran. Bin sozusagen Qualitäts-Sünder. Wenn schon Qualitäts-Zeit, dann auch Qualitäts-Sünder. Klingt irgendwie konsistent. Erkenne dich selbst. Dann bist du ganz vorne. Qualitäts-Gewinner. Ich zum Beispiel tue mich schwer mit den großen Sieben.

So sehr ich mich auch anstrenge böse zu sein: Nicht alle Todsünden sind für mich gemacht. Ist wie Berufswahl. Oder…genau. Im Service könnte ich zum Beispiel nicht arbeiten. Ich bin einfach nicht nett genug. Nicht mal vorspielen, so tun als ob, halte ich nicht lange genug durch, geschweige zu jedem gleich nett zu sein.

Hochmut und Geiz gehen mir, glaube ich, auch echt ab. Zwar höre ich mich gerne reden, aber eitel & hochmutig würde ich mich nicht nennen. Dafür kann ich manchmal dumm und unwissend wirken & sein. Einverstanden, aber diese Eigenschaften sehe ich eher als Qualitätsmerkmale, statt als Mangel oder Defekt. Neid und Faulheit sind auch nicht meins. Ich wünsche den Menschen wirklich alles Gute, mich eingeschlossen.

Mit Fleiß und seinem Gegenteil, okay, da kenne ich ein paar Menschen, die mich vermutlich als faul bezeichnen dürften. Schade ist das, weil es eher ein Zeichen dafür ist, dass es immer noch viele gibt, die nicht wissen, dass Müßiggang mit Faulheit nichts zu tun hat und viele mich gar nicht Richtig kennen.

Aber von Zorn und Wollust sind meine Gefäße reichlich gefüllt. Da gibt es kein Entkommen. Tapfer sein und in den Spiegel schauen, lautet die Devise – und vor Allem, akzeptieren. So ist es. Nun ist es raus. Und da wir in Sachen Todsünden von Anfang an sehr gründlich in schwarz-weiß kategorisieren, ist man vermutlich nur frei von ihnen, wenn man wirklich keiner mehr nachgeht.

Weil ich aber nur ein kleines Menschlein bin, zähle ich somit zu den Sündern. Inklusive selbstangebrachtem Qualitäts-Siegel. Mir ist nun einmal nichts Menschliches fremd. Ein Glück. Menschsein steht mir irgendwie gut zu Gesicht.

Mein ernstgemeinter Versuch, Schattenseiten ans Licht, nicht hinters, zu führen, beruht darauf, dass man uns die Geschichte falsch erzählt hat. Die Schlange, Eva & Adam, Apfel essen usw. und schon waren wir raus aus dem Paradies. Hier liegt der Fehler verborgen.

Sterblich zu werden, aus dem Paradies verstoßen zu werden. Klingt irgendwie nicht schön. So, als wenn wir’s vermasselt haben. So wie, Klasse wiederholen. Nachmittags nachsitzen und so. Seit ich mich hier unten auf der Erde umsehe, muss ich allerdings gestehen, dass es mir hier sehr gefällt.

Wenn ich, wie es in einem alten Buch geschrieben steht, wegen meiner Sünden, zur Sterblichkeit auf die Erde verbannt wurde, um dort meine schwere Bürde des Menschsein, unter diesen grausamen Mitmenschen alleine zu tragen, und mich anstrengen soll, sündenfrei zu werden, um nach meinem Tod ins Paradies zu kommen, vorausgesetzt, das hohe Gericht lässt das zu und entscheidet zu meinen Gunsten, dann drücke ich mit meinem kleinen Rest menschlichen Stolz, mein Rückgrat durch und erwidere, voller Inbrunst, dass ich mein Schicksal, sowie meine Sünden als Last und Bürde annehme und mein armes karges Dasein hier unten fortsetzen und in keinster Weise Anstalten mache, sündenfreier zu werden, sondern ganz im Gegenteil, genau jene sorgfältig pflege, um möglichst lange hier unten die weltumspannende Apokalypse zu genießen, täglich darauf bedacht, meine dunklen Seiten, durch sorgfältige Kultivierung leuchtender zu machen.