Archiv für den Monat: Juni 2018

Reise mit Horus

Es geht weiter. Nachdem ich an der Dordogne ausgespannt hatte, merkte ich, dass ich weiter musste. Horus drängt mich. Er will, dass ich an ihm arbeite und zwar mit Hochdruck. Keine Ahnung warum der Penner glaubt, sich so viel rausnehmen zu dürfen, dass er meine ganze Planung über den Haufen wirft und mich quer durch die Welt schickt, so wie es ihm gefällt.

So zog ich weiter. Ich fuhr mit dem Auto weiter Richtung Norden, immer schön am Atlantik entlang. Ich brauche das Meer, die wechselnden Landschaften, von verträumten Flussbiegungen hin zu schroffen Klippen und donnernden Wellen. Zwischendurch machte ich Rast. War die Reizüberflutung ausreichend, machte ich irgendwo Halt und begann zu schreiben. Meist wurden es mehrere Stunden. Gegen Abend kehrte ich ein – Chambre d’Hôtes gibt‘s in Frankreich genug. Nach ner guten Flasche Wein rollte ich mich zusammen und schlief selig, tief und fest.

Keine Ahnung, wie viele Tage ich fuhr – ich glaube es war eine Woche. Jetzt bin ich in der Bretagne. Horus ist mächtig gewachsen. Ständig hüpfe ich zwischen Anfang und Ende – zwischen weiterschreiben und Reinschreiben. Kurzer Stopp an der Loire und dann weiter nach Pornichet, rein in die Villa Flornoy. Etwas altbackenes Hotel, mit viel Gemütlichkeit und viel Erinnerung.

Mal sehen, wie lange er mich hier verweilen lässt – Sonne und Meeresfrüchte gefallen mir eigentlich ganz gut.

 

Neues von Horus

Endlich kann ich wieder tauchen gehen – ich meine richtig tief, dorthin, wo es still und düster ist. Nicht dies Mickey-Mouse Geschnorchel – nein, nein! Ich meine das richtige abgrundtiefe Hinabsinken, wenn du dich ganz hingibst und alles loslässt.

Wenn du am Ende bist, willst du nur noch ans Licht und hoffst, dass es endlich zu Ende geht – so, wie ein nie enden wollender Spuk, oder Fluch der dich heimgesucht hat, weil irgendein durchgeknallter Hexer seine Voodoo-Puppe mit deinen Säften besprenkelt und lange dünne Nadeln durch dich hindurchgestochen hat, um dir den Garaus zu machen – aber nur langsam, ganz langsam, aus reiner Boshaftigkeit. Dann willst du nur noch fertig werden, egal wie es endet.

So ging es mir mit Nofretete – und so geht es mir mit Horus – kaum ist die Pharaonin weg, kaum habe ich mich gerade mal ein paar Wochen erholt, die barmherzige Hoffnung in mir glühend, ein wenig Stille abzubekommen, da reißt mich der nächste Wahnsinnige hinab in die Tiefe – dorthin, wo sich all die skurrilen Kraturen und merkwürdig aussehenden Fischlein hinab flüchten. Ist es Sucht, oder Eingebung, gar eine Berufung? Woher soll man es wissen? Der Mist fällt einem doch einfach zu, einfach ein – er fällt ein – von außen, oder nicht? Wer weiß denn schon, wo seine Ideen herkommen? Ich jedenfalls nicht – schon lange stelle ich keine Fragen mehr – nur noch Kopf runter und stumm vor sich hin krakeln – so sieht es nämlich aus.

Guten Abend!

 

Nofretete geht!

Sonntag, der zehnte Juni 2018. Keine Ahnung, wie viel Zeit sie mich gekostet hat. Wenn ich zurückblicke, erinnere ich nur noch, dass ihre Anfänge noch vor dem Jahr 2003 lagen. Zwischendrin passierte mir dann soviel Leben, dass ich nicht immer sicher war, wer älter wird.

Glücklicherweise habe ich viele Freunde, viele helfende Hände, die mich baten weiterzumachen, die mich ermutigten, sie genauso so zu machen, wie ich sie haben wollte. Ungezählte Male verließ mich der Mut. Mal legte ich sie für ein paar Wochen weg. Dutzende Male änderte ich sie und verwarf sie genauso oft.

Dann, vor einigen Jahren überkam mich neuer Mut – keine Ahnung woher er kam. Er war einfach da. Seit dem hat sie sich verändert. Erst wuchs sie. Dann schärfte sie ihr Profil. Irgendwann merkte ich, dass wir uns zusammengerauft hatten. Endlich fühlte ich mich mutig und stark genug, sie fertig zu machen.

Heute, im hier und jetzt – in diesem Moment ist es soweit. Das 5.Musterexemplar hat es besiegelt. Nun wird sie mich verlassen und ich sehe ihr hinterher, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich bin sehr erleichtert. Eine unvorstellbare Last ist mir von Schultern und Herz gefallen. Verlag und Druckerei sind bereit. Wenn mein Betreuer morgen seine Emails prüft, bin ich mir sicher, dass auch ein Stein vom Herzen fallen wird.

Jetzt geht es los – Nofretete geht in Druck – für den Anfang tausend Mal. Aber die Anzahl ist mir in nicht wichtig – ob zehn Einzelstücke oder hundert-tausend über Europa ausgegossen – ist völlig egal – dies eine Buch hat meine Haare grau werden lassen. Alles andere danach ist nur noch Bonus.

Meinen innigster Dank gilt Piero, Claude, Julia und Thomas, die mir mit ihrer Hilfe, Geduld und Ansporn mehr als nur geholfen haben -sondern sie haben Wirklichkeit werden lassen.

Ich sende euch und allen da draußen eine Umarmung.

Besos

Don