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Traktat – Odyssee 2024

Anlass für mein Traktat auf und über Kultur ist der zweite Urnengang in Frankreich … das überall beobachtbare erstarken der Rechten … sowie Polemik und Populismus, die den nötigen Freiraum für Dialoge immer kleiner werden lassen, manchmal selbst zuhause …

in den eigenen vier Wänden.

Letzte Woche schrieb ich über große Errungenschaften der zentraleuropäischen Demokratien, sowie die Angst davor, alles wieder zu verlieren. Daher versuche ich heute Antworten zu finden, um Zusammenhänge aus Kultur, Angst und Veränderung sichtbar zu machen,

die keinesfalls ein gleichschenkliges Dreieck,

entstehen lassen. Vielleicht ergeben sich daraus schlussendlich Erkenntnisse, die eventuell Angst verkleinernd wirken, bei gleichzeitig wachsender Neugier und Bereitschaft gegenüber Veränderungen. Nun denn. Optimismus und Naivität liegen dich beieinander. So sei es.

Glück auf.

Schauen wir 75 Jahre zurück. Adenauer ist 1949 der 1.Bundeskanzler der BRD. Im Jahr zuvor haben die Alliierten den Marshall-Plan abgesegnet. Deutschland erlebt sein Wirtschaftswunder, wie ganz Teutonia es auch Jahrzehnte später oft nennen wird.

Eine Zeit, geprägt von …

harter Arbeit, Fleiß, Entbehrung, Qualität und Ideenreichtum. Zeit und Geld für Kultur hatten nur ein paar Prozent der Eingeborenen, die immer noch genügend davon übrighatten, oder in Haushalten gekalbt wurden, denen Bildung und Kultur wichtig blieb.

Alle anderen lernten: Nur Leistung zählt.

Wachstum an allen Fronten folgt dann automatisch, so Hoffnung und Annahme der damaligen politischen Doktrin, inkl. Alliierten. Ein kurzer Sprung vom Zehner, ins kalte Wasser der Realität vom 7.Juli 2024. Während man 1949 alles vermisste, haben die Kinder und Enkel von damals …

heute quasi – ALLES.

Rein linguistisch und philosophisch gesprochen und gedacht: Wenn ich Alles habe, kann mir nichts fehlen. Wenn mir nichts fehlt, muss ich glücklich und zufrieden sein. Es kann nicht anders sein. Sollte ich aber nun tatsächlich nachweislich all das NICHT sein …

Nämlich glücklich und zufrieden …

dann gibt‘s zwei Optionen, warum das so ist … Erstens, ich habe zwar alles, erkenne es aber nicht mehr, ähnlich wie Gläubige, die ins Paradies kommen, aber erschrocken feststellen, dass sie genauso unglücklich sind wie auf Erden … anscheinend ist man für …

für Zufriedenheit und Glück nicht gemacht.

Oder aber, ich habe nicht alles, weil mir was fehlt … Was ist Kultur? Anders gefragt … Wann hat man Kultur? … Wie erwirbt man sie? Langt mein Interesse daran? Habe ich Kultur, weil ich mich damit beschäftige, weil sie mich …

weil mich Musik, Kunst und Literatur interessieren?

Wenn meine Grundbedürfnisse gesichert sind, angeblich sind sie das bei allen, die konservativ, rechtspopulistisch, gar faschistisch wählen … Was fehlt mir also, um so zu wählen? Und wie sicher fühle ich mich, meinem eigenen Urteil zu glauben?

Was fehlt mir heute, Juli 2024 …

dass ich das Risiko in Kauf nehme, wichtige Errungenschaften zu verlieren? Sitze ich einem Betrug auf? Ist es mir gar egal? Hauptsache ich kan grillen und so? Lasse ich mich an der Nase herumführen? Von Medien und Politikern? Was ist meine eigene Meinung?

Was sind meine eigenen Bedürfnisse?

Zurück ins Nachkriegsdeutschland … Damals fehlte es an Allem … Man hatte ein großes Ziel, nämlich das zu ändern … Jeder rackerte, wie man wohl noch nie in diesem Land vorher malochte, seit der 1.Industriellen Revolution … Aber halt …

Schon 1962 hält die Welt den Atem an …

die Menschheit steht am Rand eines dritten Weltkriegs … Vietnam folgt, 68-Generation … der nahe Osten, das Zweistromland, der gesamte Orient bleibt ein Pulverfass … Abgesehen vom Nürnberger Prozess, wo man Nazi-Eliten aburteilte … kamen tausende ungeschoren davon.

Schnell saßen viele …

wieder an den Hebeln der Macht … Jetzt hatten Arbeit und wirtschaftlicher Erfolg Vorfahrt vor Allem … viel wichtiger … denn nur wer was leistete, durfte sich was gönnen … Faulheit wurde gebrandmarkt und abgestraft, nicht nur bei Protestanten …

War Müßiggang früher das Höchste …

anzustrebende im bürgerlichen Milieu, schmiss man ihn nun in den selben Pott, wo Faulpelze und Systemverweigerer landeten, die gesellschaftlich nicht nur herabgewürdigt, sondern auch meidet und systematisch ausgrenzt … bis heute …

Doch es ging immer weiter …

Deutsche Schaffenskraft kannte keine Grenzen … Baumärkte wuchsen wie die Pilze aus der Erde … womit Männer und Frauen tagsüber ihr Geld verdienten, schien ihnen auch in der Freizeit eine immer willkommenere Tätigkeit zu sein … gelernt ist gelernt …

Carports baute man jetzt auch zuhause …

Endlich gab’s den Zweitwagen für Mutti … Aldi half beim Sparen … rackerte rund um die Uhr … Gut essen und trinken? Kultur? Schwierig … viele Männer bauten stattdessen Eisenbahnen auf Dachböden … reparierten Autos … selbst ist der Mann … man bastelte sich …

in die handwerkliche Unabhängigkeit …

wurde ein Tausendsassa … der moderne deutsche Mensch … verwandelte sich selbst in die mit bürgerlichen Rechten und Pflichten ausgestattete eierlegende Wollmilchsau … Natürlich hatte man Bücher zuhause, wer hatte die nicht … Simmel, Grass, vielleicht Hesse …

selbstverständlich Thomas Mann …

und noch ein paar mehr solcher Tortenheber … man hörte Stones, James Last und Rex Guildo … für jeden war was dabei … natürlich gab es auch Mitmenschen, die sich in Konzerthallen klassische Symphonieorchester anhörten, oder in Kunstausstellungen gingen …

aber Kultur …

behielt stiefmütterliche Bedeutung … was man zuletzt 2020 bestätigt sah, als man die Kulturbetriebe „abklemmte“ … sie als nicht „Systemrelevant“ bewertete … ein schöner Beleg für unsere tiefsitzende Wirtschaftswunder-Ethik, die selbst 70 Jahre später …

den Ton angab. Warum?

Wusste keiner, dass mit dem Wirtschaftswachstum der 60iger, 70iger und 80iger unmöglich so weitergemacht werden durfte, ohne soziale und solidarische Errungenschaften auf der Strecke zu lassen? Solche Gedanken musste man sich zum Glück nicht machen, kam doch1989 …

die Wiedervereinigung.

Welch Selbstbedienungsladen für den Westen … Zusammenschluss in Augenhöhe? Eine gemeinsame neue Verfassung? … Grundrechte und Grundwerte, die man zusammen gestaltet hatte? Fehlanzeige … Kultur, hat wohl doch auch was mit Ethik und Moral zu tun …

Längst war sie über alle Berge …

Bald schon kam der Euro … wieder ein Schlachtfest für Kapitalisten … und die Krise der Hellenen zehn Jahre später zeigte nicht nur, wie undemokratisch man mit den Nachbarn umging, sondern, dass man keine Skrupel hatte, im alten Kolonialstil weiterzumachen …

Was all das mit Kultur zu tun hat?

Warum ich das in einem Traktat über / zur / für Kultur aufführe? Weil Mangel an Kultur immer eine Entmenschlichung und Enthemmung bedeutet … nicht heute in 2024 … sondern immer schon … solange es uns Menschen gibt … Gewalt, Dominanz und Krieg …

Pflastern den Weg der Menschen …

Moral und Anstand, muss man entwickeln … so wie ein Auto, oder andere tolle Maschinen, für die Deutschland weltberühmt ist … Niemand braucht Platon und Aristoteles lesen, um beides zu haben … alles beginnt mit dem Interesse an nicht Physischem …

am sogenannten „Feinstofflichen“

Kultur ist nichts anderes … es ist Interesse und Freude an Nichtphysischem … ein Essen mit Weinbegleitung und Freunden … ein Buch, eine Zeitung … Musik, per Kopfhörer oder live … Kultur löst Emotionen aus … lädt zum Nachdenken ein …

Öffnet Türen …

erweitert Horizonte … ohne Kultur, der Neugier daran … bleiben wir Tiere, die sich gegenseitig bekämpfen, übervorteilen … um Autos und Yachten zu sammeln … Besitz und Eigentum mit unserem Selbst gleichsetzen … letzter Schritt zur Neutralisierung …

des eigenen Selbst.

Kultur ist mehr, als nur ein Hobby … oder ein tiefsitzendes Bedürfnis, was ungezählte Formen und Ausprägungen hat … Kultur bleibt unser einziger Rettungsring, um nicht im gewaltigen Meer von Gier, Macht, Ego und sinnlos tobender Geltungssucht …

als vermeintlich Unsterblicher …

den nächsten Invalidendom gebaut zu bekommen … Kultur, mancher Künstler spricht von kosmischem Benzin, bleibt der Sehnsuchtsort, den es nicht nur zu schützen und erhalten, sondern vor Allem, zuallererst zu entwickeln und erschaffen gilt …

Verkümmert …

könnte man den Zustand dieser Pflanze in Deutschland am ehesten nennen … noch gehen die Wurzeln tief … die Blüten, nach wie vor kaum sichtbar … meist teuer erkauft, von den oberen zehn Prozent, die Kultur unter anderem genau deswegen …

als was Elitäres erleben …

Man denke nur an die vielen Tweet-Jacketts und seidene Einstecktücher, der Aufzug des Kulturbetriebs … Marcel-Reich-Ranicki, sowie die vielen anderen, die glauben, dass Kultur nur so, so, oder so, zu sein hat … immer etwas Ausgrenzendes, Einengendes und …

Nicht vergessen … Belehrendes.

Ob jener letzterer Teil, der erhobene Zeigefinger, innerhalb des kulturellen Elements, von Leitkulturen oder anderen Verirrungen ausgeht, bleibt irrelevant … wichtig bleibt, dass wir Kultur als was Offenes und Liberales verstehen sollten … Bücher aus Spanien, Frankreich …

oder Hellas …

funktionieren und lesen sich vermutlich anders, als unsere üblichen Verdächtigen aus dem deutschsprachigen Raum … für Musik und malende Kunst gilt Ähnliches … Was also tun, in 2024, wo Kultur ähnlichen Nachholbedarf hat, wie vor 1974?

Man kann Kultur schenken.

Jedes Buch das wir lesen, jede Musik die wir hören, jedes Kunstwerk, dass wir genießen, hält uns davon ab, im Internet nach QAnon Neuigkeiten, oder dem nächsten Chemtrail-Angriff führender Eliten zu suchen … Kultur schützt nicht vor Tod, oder Dummheit …

Aber sie ist und bleibt, was sie immer war …

geistige Nahrung, lebenswichtig, im Umgang mit Menschen, notwendig, für geistige Gesundheit und vermutlich, wenngleich Religionen glauben, sich ihr Alleinstellungsmerkmal herausnehmen zu können, menschlich und menschenwürdig mit uns und anderen zusammenzuleben.

Schutz vorm Mehr …

gibt mir nur, was das „mehr“ als unendliche Sackgasse entlarvt … „Mehr“ kann keinen Mangel beheben … Wachstum, außer Intellektuellem und Geistigen, bedeutet Reduzierung von Lebenszeit = weniger Freizeit = weniger Müßiggang …

Mehr Kultur stattdessen = mehr Mensch

Putlos & Arno – Odyssee 2024

Es regnete immer noch an der Ostsee … Im Seeschlösschen mampfte man sich die Hucke voll … am Kurtaxenstrand marschierten grauhaarige Zivilsoldaten in Stechschritt und Gummistiefeln … Elektrofahrräder patrouillieren ungebrochen …

dem Horizont entgegen …

und im Klabautermann, am anderen Ende der Hohwachter Bucht, in Lippe /Behrensdorf servieren die Damen des Hauses zum Mittagessen Sauerfleisch und Flensburger … zum Nachtisch gibt‘s ‘ne Linie Aquavit … Alpha und Omega, was sonst …

Nachmittags besuche ich Putlos …

Genauer gesagt, fahr ich dran vorbei … auf Militärischen Truppenübungsplätzen kann man selten spazieren gehen … diverse Male trieb man uns dort beim Wehrdienst zusammen, um Krieg zu spielen … „Hat noch niemandem geschadet!“ … die ehrbaren Worte des Vaters …

Er täuschte sich …

hatte er doch selber nie gedient … herausfinden durfte ich‘s also selber … Verzweiflung lässt junge Menschen da hingehen … Verzweiflung und Ideenlosigkeit … es hinterließ bleibende Schäden, wie man heute sieht … bin seitdem noch unfähiger Befehle zu empfangen …

die Spitze des Eisbergs …

Ganze Arbeit ha‘m sie da geleistet … „Stillgestanden! Augen geradeaus .. im Gleichschritt, Marsch … links-zwo-drei-vier … na los, reißen Sie sich zusammen … Gleichschritt, habe ich gesagt, wir sind hier nicht auf ‘nem Tuntenball …!“

Si vis pacem, para bellum …

Zucht und Ordnung, Vaterlandsliebe, Blut.- und Erbfeind … welch Schlamassel sie angerichtet haben … Wortregister für Herrschaft und Krieg … Menschen.- gar Nächstenliebe? Nee, lass mal, ist bestimmt ansteckend oder so … Hauptsache ich-ich-und-ich …

Ha’m wir in Teutonia immer so gehalten …

Von Krieg schwärmen nur jene, die ihn nicht kennen … deshalb gab‘s damals die Wehrpflicht, Verteidigung und so, nun ja, die Zeit vergeht, der Mensch ebenfalls … mittlerweile gibt’s sie nicht mehr, stattdessen ha’m wer Krieg vor Europas Tür … alles richtig gemacht …

Wird dauern …

bis Gewalt aus unserer DNA verschwindet … sorry für den Zeigefinger, kann manchmal nicht anders, es muss einfach raus … so war es schon früher … Neugier, Dinge ausprobieren, auf’s Maul fallen und wieder aufstehen … ewiger Zyklus … Im Invalidendom können wir

Supergrobi bestaunen …

Hochglanzmuseum der ersten französischen Republik … dem Herr, sowie den Päpsten in Avignon und Rom sei’s gedankt … Supergrobi wird noch heute wie Zeus verehrt, dabei bleibt zu bedenken, dass unter den 60. Schlachten und Kriegen, die er führte …

3,5 Millionen Menschen starben …

Welch Preis, um glorreich zu sein und einen prunkvollen Dom als letzte Ruhestätte zu genießen … auch Austerlitz kann daran nichts ändern … wo wir bei Krieg und Frieden sind … am Abend ging‘s zur Flakabwehr, ins Genueser Schiff, Kumpel K empfahl mich dorthin …

Früher Haus der Wehrmacht …

heute Haus des Wohlbefindens … manchmal komme ich mir wie ein Heini der Restaurantkritik vor, hoffentlich setzt sich der Gedanke nicht fest … die Herzkammer des Ladens erinnert an die Traube in Hamburg, noch so ein Glanzstück nordeuropäischer Gastlichkeit …

wie krieg ich jetzt die Kurve …

von der Ostsee zu Arno … vielleicht mit Pazifismus und … ach so, jetzt habe ich es … während ich noch stramm, zäh, flink und hart aufgezogen worden bin … stellte ich mir damals die Frage, während der schulische Rohrstock mir regelmäßig auf den Arsch niedersauste …

ob‘s nicht auch anders geht …

Ideen gibt‘s ja genug … zumindest kamen mir einige von ihnen wieder hoch, als ich in Putlos vorbeifuhr und an den 23.Juni 2024 dachte … dem 100.Geburtstag von Arno Stern … er fand einen alternativen Weg, damit sich Kinder freier entwickeln … keine Kopien werden …

Schöne Alternative …

Auch auf die Gefahr hin, dass sich der alte Fritz, Hindenbrug, der GröFaZ und viele aber Tausende Helden, Alphatiere und nach Ruhm gierende Arschgeigen im Grab umdrehen: Bestimmt gibt‘s nach über 10.000 Jahren eine Zeit …

Wo wir den Weg der Zerstörung verlassen …

Und Konstruktiveres ausprobieren … wo menschliches, geistiges und intellektuelles Wachstum möglich ist, wo wir uns nicht gegenseitig bekämpfen und töten … sorry für meine heutige Melancholie … Rechtspopulisten, Faschisten und Nazis …

sorgen bei mir …

nicht gerade für Stimmung und gute Laune … daher mögt ihr mir heute hoffentlich meine Bergpredigt verzeihen und stattdessen, genauso … wie ich es gleich tun werde … eine Flasche Champagner, in gutem alten französischem Stil …

mit der Guilloutine köpfen …

um an dieser Stelle mein Glas zu erheben, auf Kermit den Superfrosch, sowie alle Super-Könige und Super-Söhne, die ihre Super-Familien zu Ruhm verhelfen … aber vielmehr noch, alle Ironie mit der Wucht der Biskaya hinwegwischend …

Auf Arne Stern’s 100.Geburtstag anstoßen …

Der nun über 70 Jahre lang seine Vision verfolgt, was ein „klein“ wenig länger ist, als hochbezahlte Top-Manager, die irre Summen kassieren und statt Wertschöpfung, gefährliche, wenn nicht manchmal tödliche Produkte zulassen, die hin und wieder …

vom Himmel fallen …

darauf nun also Santé / Prost / Salut / Geia mas / Gönn dir und Vieles mehr … aufdass es weiter spannend bleibt, in diesem Zoo, den wir alle gleichberechtigt bewohnen … und unsere Erde nennen, wo wir nicht mal ‘ne Besitzurkunde haben … und immer noch so tun …

als lebten wir ewig …

Anm.d.n.v.Redaktion: Es sei an dieser Stelle vorab vermerkt, dass es sich um einen einmaligen Ausrutscher unseres Autors handelt, den wir, aus vielerlei Gründen, dennoch zulassen wollten…..wir bitten daher um Ihr / euer Verständnis.

Und das Gegenteil….

Europa – Odyssee 2024

Plötzliches Surren lässt mich erschrecken … was ist das zum Teufel! … Verdammt, eine Drohne, unglaublich schnell schwirrt sie heran … ist nur noch zwei bis dreihundert Meter entfernt …  an ihrem Spinnenkörper hängen Granaten wie reife Früchte …

Schon ist sie über uns …

fliegt über unsere Köpfe hinweg … ein paar Meter weiter wirft sie plötzlich ihre Ernte ab … verdammtes Mistviech! … Ich schmeiße mich auf die Erde … mein Kamerad steht 30m neben mir … „Runter auf den Boden!“ … schreie ich noch, meine Stimme ist heiser vom Qualm …

Ohrenbetäubend, die Explosion …

Lautes Piepen in meinen Ohren … Splitter und Schrapnelle verbeulen meinen Helm … Trümmer und Stoffschnipsel rieseln vom Himmel … es riecht süßlich und verbrannt … ängstlich linse ich unter meinem Helm hervor … wo ist die verdammte Höllenmaschine?

Scheint weg zu sein …

Ist längst über alle Berge … wo ist mein Kumpel … langsam stehe ich auf, vage einen ersten Blick … um mich rum ein Trümmerfeld … verkohlte Autos, brennende Häuser … aus den Augenwinkeln sehe ich zwei qualmende Stiefel und einen verbeulten Stahlhelm …

es riecht süßlich und verbrannt …

schockiert sehe ich mich weiter um … überall Blut, hier und da Brocken … ich hetze zu einem uralten Schulbus voller Flüchtlinge … mit schwarzer Wolke startet er, der Motor hustet und rumpelt unwillig …

Dann geht‘s los …

Im Innenspiegel bleiche Gesichter und Todesangst … es ist still wie auf einem Friedhof, mühsam schnauft der Bus durch die kaputten Straßen … endlich wieder Asphalt unter den Rädern … wir kommen auf eine Bergstraße … dann geht es steil bergab …

Plötzlich versagen die Bremsen …

Immer schneller rasen wir den Berg runter … Scheiße! Ich versuche runterzuschalten, langsamer zu werden … wir sausen in eine Stadt … ich ramme ein paar Autos weg, hupe wie verrückt, um Menschen zu warnen … Fuck! Da vorne endet die Straße …

Verdammt, auch das noch!

Sie endet in einem großen Wochenmarkt … Links und rechts … Kurz davor … die einzigen zwei Gebäude, die ich planieren könnte, um zu bremsen … ’ne Hamas-Mädchen-Schule und ’ne … Israelische Knaben-Schule … Na wunderbar! … Plötzlich wird mir schwarz vor Augen …

schweißgebadet schieße ich im Bett hoch …

Was für ein Traum … bin klatschnass, meine Güte was träume ich für einen Kram … Keine Ahnung, wie ich den Traum deuten soll … bin erst wenige Tage zurück in Toulouse, aber es geht schon wieder mächtig ab … nicht nur in der Traumwelt …

Wir haben Europa-Wahl …

Längst lege ich innerlich Stahlhelme an … seit längerer Zeit ändert sich die Sprache der Menschen … auch in den Medien … es gibt immer mehr Gewalt im täglichen Miteinander … Manager und Politiker benutzen schon länger Herrschaftssprache …

überall redet man …

träumt man davon … „bald wieder am Ruder zu sein“ … dass man endlich … „Das Alte abräumt … ist längts überfällig“ … das neue Zeiten anbrechen … so und so ähnlich reden immer mehr Menschen … Man hat zwar nicht in jedem Land Europas sowas wie die AfD …

aber immerhin …

auch in La France lässt man sich ungern zweimal Bitten, wenn es um Feindbilder und das Schüren von Ängsten geht … während Marie LePen in den Elysee-Palast schielt … greift Nichte Marion zu den Sternen … Europa-Sterne genauer gesagt …

damit das gelingt …

hat sie ‘nen Demokratie.- und Einwanderungs-Fachmann an ihrer Seite … der aus vermutlich rein altruistisch und philantropischen Gründen ebenfalls zum 8.Arrondissement von Paris schielt … Eric Zemmour, bestens in Gallien bekannt, für Menschen.- und im speziellen …

Europa-Politik …

Ich gehe im Viertel Spazieren … schaue mir bunte Wahlplakate an … Es ist Spätvormittag … 11:00 Uhr … wahlbereite Bürger strömen an mir, dem Ausländer, vorbei … In Deutschland wählt bald jeder vierte AfD … ob es hier in La France ähnlich ist? …

Und wenn ja, wie läuft‘s dann für Europa …

wenn alle nationalistisch, teilweise faschistisch denken? … Ich schaue mir Marion’s Video an … was für eine martialische Bildsprache … erfolgreich bedient man auch hier alle Urängste der geschätzten Kompatrioten … vermutlich kann Marion alle schützen und retten …

so wie Björn Höcke …

Frau Meloni trötet vermutlich in ein ähnliches Horn … Immer wieder, seit tausenden von Jahren, schürt man Ängste, um Stimmen & Wähler einzufangen … schon komisch, warum es auch heute, mit Digitalisierung, so gut funktioniert …

Man stelle sich vor …

Ein Klassenzimmer … eine fünfte Schulklasse mit 27 Schülern … alle wollen erster und Bester sein … alle 27 pochen auf ihr Recht, niemand gibt nach … wie stark wird die Gemeinschaft sein, im Vergleich zu den höheren Klassen? … wieviel Einfluss hat „Die wilde 27“ …

Während der Rest der Welt …

16 Mal mehr Menschen und vermutlich ebenso viel mehr Geld, Einfluss und Macht besitzt … angeblich, so erzählt Frau Mahlzahn, hat der Rest der Welt auch noch ein vielfaches Mehr an Waffen, als die „Wilde 27“ im Lummerland …

Was denkt …

Der geschätzte Florian Philippot, der auf seinem Wahlplakat für, ich zittiere, ich schwöre es bei meinem Ehrenwort … „Frieden – Frexit – Freiheit“ … wirbt, als wäre er der wahrhaftige Heilsbringer des französischen Abendlandes?

Was? Liebe Kompatrioten?

Nun, ich weiß nicht wie es den Briten heute geht … wie viel Einfluss man hat, wenn man aus der „Wilden 27“ aussteigt und sich dann alleine gegen diese 16 Mal größeren Weltmächte stemmen muss, alleine, ohne seine 26 Freunde … deswegen sage ich nur:

Prost! Santé

Bis hierher fand ich‘s eigentlich ganz schön … Frieden scheint aber kompliziert für Menschen zu sein … ein glutes Leben führen, was auch immer das heißen mag, schein schwierig zu sein … Tiere sind da klüger … Freiheit sehnt sich auch nur der herbei, der sie nicht hat …

Anscheinend geht’s noch nicht ohne Feindbild und Mühsal …

04.Juni – Poulouse – Odyssee 2023

Bin seit einer Woche wieder in Toulouse … richtig angekommen bin ich allerdings immer noch nicht … klar, man macht das Übliche … schauen ob was in der Post ist … einkaufen, auf den Markt gehen … Wäsche waschen … Bude durchwischen … irgendwann ist man durch.

Abends Apéro mit Freunden,

noch dazu mit zwei Geburtstagskindern … reinfeiern war angesagt … mit anschließendem Ausklang in’nem Musikschuppen um die Ecke … da merkte ich mein frühes Aufstehen … ich kam ja am gleichen Tag morgens um 11:00 angeflogen.

Wecker 4:30

Taxi um 6:00 Uhr … Abflug 8:45 … Apéro und Dinner waren super … irgendwann nach Mitternacht ging mir das Licht aus … fand’s nicht verwunderlich … wenngleich es mir unangenehm war … immerhin hatten wir unser Geburtstagskind mit dabei … und er war noch gut in Feierlaune … wollte zum Abschluss ins „Breughel l’ancien“,

eine Bierbar mit lauter Musik.

Grundsätzlich mag ich nicht gerne ungastlich sein … also folgte ich Gruppen-Gravitation und demokratischer Entscheidung … gleich nach dem Betreten ersoff ich im Lärm … schnell ging ich auf dem Zahnfleisch … biss mich aber durch … ich dachte mir, „Hey, nun stell dich mal nicht an, immerhin ist heute sein Geburtstag!“

Das Gedränge vorm Tresen war enorm.

Ein paar Typen schrien irgendetwas … keine Ahnung, ob es meine Freunde, oder ob es die dutzenden betrunkenen Studentinnen und Studenten waren … meine Ohren piepten jedenfalls … meinem Kumpel konnte ich’s vom Mund ablesen … ja, gerne ein kleines IPA für mich … zurück kam ein Großes.

Kommunikation ist was Großartiges.

Seit Thomas‘ Beerdigung hängt der Haussegen schief … Erbgeschichten sind immer furchtbar … schlimmer als Lärm … wie die Geier stürzen wir uns … die ach so lieben Familienmitglieder … auf den Nachlass … Urne quasi noch warm … wir Menschen reißen alles an uns, was nicht

niet.- und nagelfest ist.

Angeblich kommunizieren wir maximal 75% von dem was wir denken … Wissenschaftlern zufolge kommt im Durchschnitt 10 bis 30% davon beim Empfänger an … in der Kneipe hatten wir also einen erstaunlich guten Wert … wahrscheinlich hat der Barkeeper das Wort „klein“ nicht verstanden,

weswegen es drei „Große IPA“ gab.

Bei Erbgeschichten halte ich mich grundsätzlich raus .. überhaupt … wenn ich nix verstehe, oder verstehen will … schalte ich ab … ich werde still, wortkarg … sparsam im Wahrnehmen … im reagieren … nenne das Kommunikations-Zen … weniger ist mehr … meine Freundin kennt das … meine Freunde auch,

vorausgesetzt sie bleiben nüchtern.

Im „Breughel“ ist es wie bei Familien … alles redet durcheinander … niemand versteht sich selbst, geschweige die Anderen … dazu der Krach des Lebens … fertig … beste Grundlage für Zwistigkeiten … Kriege … bei Letzterem mache ich jedoch nicht mehr mit.

Finde Krieg doof … Kleine, wie Große.

Hab oft drüber nachgedacht … was würde ich machen, wenn ich ’nen unangenehmen Nachbar hätte … umziehen vermutlich … nicht unmöglich, wie wir am Beispiel Israel sehen, aber ziemlich schwierig … wenn es sich um ganze Nationen handelt.

Hab da keine Antwort drauf.

Ist so ’ne Frage wie … ob man an Gott glaubt … man kann nicht drauf antworten … im Breughel fand ich dann irgendwann eine … ich ging an die frische Luft … so zog meine Implosion keinen runter … bei gleichzeitiger Reduzierung von Kopfschmerzen … ein guter Kompromiss,

quasi … win-win-win-win.

Bei der Erbgeschichte in unserer Familie sind wir nicht soweit … im Gegenteil … da verhärten sich Fronten … wie im Osten … als ich Nachbar von Günni war … der die Hecke abbrannte … und überraschend Kosten teilen wollte … bemerkte ich,

wie meine Freundin das Messer zückte.

War es Ungeduld … verletztes Ego … ich weiß es nicht mehr … mir jedenfalls waren Sache und Summe zu klein … als dass ich zu den Waffen gerufen hätte … allerdings kostete es mich einige … nennen wir es mal … Überzeugungsarbeit

bis sich meine Freundin und Günni wieder Hände gaben.

Draußen an der frischen Luft konnte ich endlich pinkeln … in der Bar vor den Toiletten war Gedränge … man hatte sie zweckentfremdete … unter Sternenhimmel ist sowieso viel schöner … ich stellte mir in der Mitternachtsluft einige Fragen.

War es Müdigkeit?

Oder hast du grundsätzlich kein Bock mehr auf solche Läden … bist nicht mehr allzu gruppentauglich … ich befand dann, dass Alles eine Sache der Stimmung ist … mit Austern ist’s genauso … mal habe ich Lust darauf … manchmal nicht … da denke ich mir,

wie eklig!

Meinen Lieblingswein will ich auch nicht ständig trinken … also, ich jedenfalls nicht … ich habe ein paar Freunde, die an festen Tagen in der Woche Abends essen gehen … finde das toll … ich freue mich für sie.

Für mich wär das nichts.

Ich weiß halt Tage vorher nicht, wonach mir an diesem und jenen Tag … wie ist … ich weiß … klingt kompliziert … mag sein … für mich alles eine Sache der Stimmung … in Kommunikation ist es ähnlich … da gibt es auch viele Einflüsse die beeinflussen.

Neulich las ich einen Bericht über Löwen.

Tierärzte wiederholen regelmäßig, wie gefährlich Raubtiere sind … dass Großkatzen … Wildkatzen … beispielsweise Löwen … nie ganz zivilisiert werden … selbst dann, wenn sie im Zoo … in Gefangenschaft geboren werden … immer bleibt Restunsicherheit.

Aber Restunsicherheit … bezogen auf … was?

Das man nicht 100% kalkulierbar … vorhersehbar handelt … nennen wir uns aus diesen Gründen „zivilisiert“ … weil wir … vorhersehbar … konform … achtsam miteinander umgehen? Habe eher den Eindruck, dass wir Werte und Verhaltensweisen mit individuellem Bedarf nach Freiheit … durcheinander bringen.

100%ige Sicherheit gibt’s selbst in der Ehe nicht.

Hab darüber mal was gelesen … im Gegenteil … Restrisiken bleiben immer … da sind wir den Löwen nicht unähnlich … wenngleich die Auswirkungen weniger tödlich … wobei, da müssten wir Statistiken wälzen … Leben ohne Gefahr ist vermutlich schwierig,

vielleicht … wenig lebenswert …