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Europa – Odyssee 2024

Plötzliches Surren lässt mich erschrecken … was ist das zum Teufel! … Verdammt, eine Drohne, unglaublich schnell schwirrt sie heran … ist nur noch zwei bis dreihundert Meter entfernt …  an ihrem Spinnenkörper hängen Granaten wie reife Früchte …

Schon ist sie über uns …

fliegt über unsere Köpfe hinweg … ein paar Meter weiter wirft sie plötzlich ihre Ernte ab … verdammtes Mistviech! … Ich schmeiße mich auf die Erde … mein Kamerad steht 30m neben mir … „Runter auf den Boden!“ … schreie ich noch, meine Stimme ist heiser vom Qualm …

Ohrenbetäubend, die Explosion …

Lautes Piepen in meinen Ohren … Splitter und Schrapnelle verbeulen meinen Helm … Trümmer und Stoffschnipsel rieseln vom Himmel … es riecht süßlich und verbrannt … ängstlich linse ich unter meinem Helm hervor … wo ist die verdammte Höllenmaschine?

Scheint weg zu sein …

Ist längst über alle Berge … wo ist mein Kumpel … langsam stehe ich auf, vage einen ersten Blick … um mich rum ein Trümmerfeld … verkohlte Autos, brennende Häuser … aus den Augenwinkeln sehe ich zwei qualmende Stiefel und einen verbeulten Stahlhelm …

es riecht süßlich und verbrannt …

schockiert sehe ich mich weiter um … überall Blut, hier und da Brocken … ich hetze zu einem uralten Schulbus voller Flüchtlinge … mit schwarzer Wolke startet er, der Motor hustet und rumpelt unwillig …

Dann geht‘s los …

Im Innenspiegel bleiche Gesichter und Todesangst … es ist still wie auf einem Friedhof, mühsam schnauft der Bus durch die kaputten Straßen … endlich wieder Asphalt unter den Rädern … wir kommen auf eine Bergstraße … dann geht es steil bergab …

Plötzlich versagen die Bremsen …

Immer schneller rasen wir den Berg runter … Scheiße! Ich versuche runterzuschalten, langsamer zu werden … wir sausen in eine Stadt … ich ramme ein paar Autos weg, hupe wie verrückt, um Menschen zu warnen … Fuck! Da vorne endet die Straße …

Verdammt, auch das noch!

Sie endet in einem großen Wochenmarkt … Links und rechts … Kurz davor … die einzigen zwei Gebäude, die ich planieren könnte, um zu bremsen … ’ne Hamas-Mädchen-Schule und ’ne … Israelische Knaben-Schule … Na wunderbar! … Plötzlich wird mir schwarz vor Augen …

schweißgebadet schieße ich im Bett hoch …

Was für ein Traum … bin klatschnass, meine Güte was träume ich für einen Kram … Keine Ahnung, wie ich den Traum deuten soll … bin erst wenige Tage zurück in Toulouse, aber es geht schon wieder mächtig ab … nicht nur in der Traumwelt …

Wir haben Europa-Wahl …

Längst lege ich innerlich Stahlhelme an … seit längerer Zeit ändert sich die Sprache der Menschen … auch in den Medien … es gibt immer mehr Gewalt im täglichen Miteinander … Manager und Politiker benutzen schon länger Herrschaftssprache …

überall redet man …

träumt man davon … „bald wieder am Ruder zu sein“ … dass man endlich … „Das Alte abräumt … ist längts überfällig“ … das neue Zeiten anbrechen … so und so ähnlich reden immer mehr Menschen … Man hat zwar nicht in jedem Land Europas sowas wie die AfD …

aber immerhin …

auch in La France lässt man sich ungern zweimal Bitten, wenn es um Feindbilder und das Schüren von Ängsten geht … während Marie LePen in den Elysee-Palast schielt … greift Nichte Marion zu den Sternen … Europa-Sterne genauer gesagt …

damit das gelingt …

hat sie ‘nen Demokratie.- und Einwanderungs-Fachmann an ihrer Seite … der aus vermutlich rein altruistisch und philantropischen Gründen ebenfalls zum 8.Arrondissement von Paris schielt … Eric Zemmour, bestens in Gallien bekannt, für Menschen.- und im speziellen …

Europa-Politik …

Ich gehe im Viertel Spazieren … schaue mir bunte Wahlplakate an … Es ist Spätvormittag … 11:00 Uhr … wahlbereite Bürger strömen an mir, dem Ausländer, vorbei … In Deutschland wählt bald jeder vierte AfD … ob es hier in La France ähnlich ist? …

Und wenn ja, wie läuft‘s dann für Europa …

wenn alle nationalistisch, teilweise faschistisch denken? … Ich schaue mir Marion’s Video an … was für eine martialische Bildsprache … erfolgreich bedient man auch hier alle Urängste der geschätzten Kompatrioten … vermutlich kann Marion alle schützen und retten …

so wie Björn Höcke …

Frau Meloni trötet vermutlich in ein ähnliches Horn … Immer wieder, seit tausenden von Jahren, schürt man Ängste, um Stimmen & Wähler einzufangen … schon komisch, warum es auch heute, mit Digitalisierung, so gut funktioniert …

Man stelle sich vor …

Ein Klassenzimmer … eine fünfte Schulklasse mit 27 Schülern … alle wollen erster und Bester sein … alle 27 pochen auf ihr Recht, niemand gibt nach … wie stark wird die Gemeinschaft sein, im Vergleich zu den höheren Klassen? … wieviel Einfluss hat „Die wilde 27“ …

Während der Rest der Welt …

16 Mal mehr Menschen und vermutlich ebenso viel mehr Geld, Einfluss und Macht besitzt … angeblich, so erzählt Frau Mahlzahn, hat der Rest der Welt auch noch ein vielfaches Mehr an Waffen, als die „Wilde 27“ im Lummerland …

Was denkt …

Der geschätzte Florian Philippot, der auf seinem Wahlplakat für, ich zittiere, ich schwöre es bei meinem Ehrenwort … „Frieden – Frexit – Freiheit“ … wirbt, als wäre er der wahrhaftige Heilsbringer des französischen Abendlandes?

Was? Liebe Kompatrioten?

Nun, ich weiß nicht wie es den Briten heute geht … wie viel Einfluss man hat, wenn man aus der „Wilden 27“ aussteigt und sich dann alleine gegen diese 16 Mal größeren Weltmächte stemmen muss, alleine, ohne seine 26 Freunde … deswegen sage ich nur:

Prost! Santé

Bis hierher fand ich‘s eigentlich ganz schön … Frieden scheint aber kompliziert für Menschen zu sein … ein glutes Leben führen, was auch immer das heißen mag, schein schwierig zu sein … Tiere sind da klüger … Freiheit sehnt sich auch nur der herbei, der sie nicht hat …

Anscheinend geht’s noch nicht ohne Feindbild und Mühsal …

23.Juli – Schönheit – Odyssee 2023

Herr M. hat wieder geschrieben … er ist einer meiner treuesten Leser … seit fast 10 Jahren begleitet er mich … man könnte sagen, wir haben eine Art Beziehung … nicht selten ertappe ich mich beim Schreiben, was Leser wohl über dies und jenes denken. Manche ihrer Briefe sind ähnlich lang wie meine Geschichten.

Hut ab dafür an dieser Stelle.

Meine Geschichte von letztem Sonntag hat Herrn M. aufgeregt … er fühlte sich verarscht … es wäre offensichtlich, dass ich mir alles ausdenke … durch den Wolf drehe und durch den Kakao ziehe … ob ich das nicht weniger offensichtlich machen … er würde seine Illusion behalten können …

Fast fühlte ich mich schuldig …

Es ist ein wenig wie bei Verfechtern der Chemtrailtheorie … on man zustimmt, oder dagegen ist … meistens langt das nicht … dabei habe ich meinen letzter Beitrag auf Wunsch anderer Leser bewusst positiv gehalten … ich schuldete das dem Vorwurf des Meckerpotts und ewigen Pessimisten …

meine Art des hocherhobenen Zeigefinger à la Peter Handke …

War auch wieder falsch … nie macht man’s richtig … einige Autoren lassen per Abstimmverfahren ihre Leser entscheiden, was sie als nächstes schreiben … ich halte da nichts von … Demokratie als Methode, um Mehrheiten zu beglücken … als ich das las, dachte ich nur …

geht’s noch?

Man müsste zuerst fragen, ob’s nicht Tätigkeiten gibt, die mehr Menschen interessieren, als Schreiben … in meiner Umgebung wird geheimwerkelt … richtige Wettbewerbe in Sachen Rasenmähen habe ich beobachtet … anständig Auffahrten pflastern … akkurat tapezieren … Bastler sind die Mehrheit der Burschenschaften in

vorwärts Teutonia und vive La Trance.

Welche Klinker man … genau … dreifachgebrannte … die dunkelroten … schön anzusehen, wie ich finde … überhaupt … Dinge sollen nicht nur schön … aussehen … sie soll’n es auch sein … Autos waschen … Gartenzäune streichen, einmal die Woche rasen mähen … samstags und Sonntags grillen … das ist der Nährboden für goldene Hochzeiten …

Überhaupt … Schönheit …

Wenn man das mal nachliest … dann scheint das was Individuelles zu sein … quasi überall kann man sie finden … in Natur … in Museen … wirklich überall … angeblich sogar in uns Menschen … Ästhetik … altgriechischen Philosophie … da geht‘s weniger

um Klinker und Edelstahlgrille …

Laut Gábor Paál kann man unterm Mangel an Schönheit leiden … kann das nur bestätigen … kaufe mir dagegen weiße langstielige Lilien … hin und wieder bügeln und sauber machen soll auch helfen, habe ich gehört … Dinge in Ordnung bringen … sie erhalten … sieht ja sonst nicht aus …

was sollen Nachbarn denken … also wirklich …

Schönheit ist essentiell … aber eben wie gesagt … höchst individuell … auf dem Rückweg von Helgoland fuhren wir an einem wahrhaftig schönen Hotel und Dorfkrug vorbei … herausragend, seine Architektur … alleine der Eintrittsbereich … Glasbausteine …

ich liebe sie …

energieeffiziente moderne kleine Fensternischen … friesisch Frischgezapftes … auf das schön hingewiesen wird … ein Ort, der mich irgendwie an Najac erinnert … ein wenig anders in Lage und Erscheinung …

aber man kann die Nähe förmlich spüren …

bei Auto’s … und Menschenfrauen … ganz wunderbare Exemplare gibt‘s da … richtige Schönheiten … ganz natürlich gewachsen, wie Stadtteile … oder Alleen … meiner Theorie nach ist das Erschaffen von Schönem wichtig …

Wir wollen es alle nett haben …

Schöne Kleidung … was geben Frauen für Schönheit aus … in Toulouse gibt es so viele Schönheitssalons, Floristen und Friseure wie Bistro’s und Galerien … alles dreht sich um Schönheit … Baumärkte, Reifenhändler, Werkstätten … Werkzeug und Autozubehör?

Sucht man vergeblich in Toulouse …

Über Musik und Kunst haben wir noch gar nicht gesprochen … machen wir heute nicht … viele sind in den Ferien … schön Urlaub machen und so … Seele baumeln lassen … Hektik, Termine und Smartphones beiseite legen … einfach mal so … Müßiggang …

auf Kalliope warten …  

17.Juli – Hitze – Odyssee 2022

Boa hey! Alter Schwede ist das warm. Schon die ganze Woche haben wir um die 40 Grad; und ich muss euch sagen, es ist beeindruckend! Nein, es ist mehr als das, es ist heiß! Beim Foto oben war es bereits 21:00 Uhr. Ich konnte richtig merken, wie sich mein selbst zurückzieht, wie alle Wahrnehmungen länger brauchen, wie allemeine Sinne insgesamt, mehr Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, um zu begreifen, was passiert.

Vergesst Klimaerwärmung und den ganzen Scheiß!

Lebt zwei Wochen in Südeuropa – JETZT – und wir werdet wissen, wovon ich rede. Hellenen wissen genau was ich meine, darum ist es umso besser, wenn deutschsprachige Bürger mehr von der Erfahrung des Südens proftieren. Man ist dort nicht faul, im Gegenteil! Man arrangiert sich mit der Natur. Gaspacho ist keine coole Suppe, sondern eine andalusische Variante kalt zu essen.

Versteht ihr das – wirklich?

Gestern fuhr ich mit dem Motorrad. Voll auf Greek-Style, will sagen, kurze Hose und kurzärmliges Hemd. Was soll ich sagen – es ist und war großartig. Aber auch verdammt warm. Als setzt man dich vor ’nen riesigen Fön, der dir mit 50 Grad vor die Nase pustet, verstehst du? Als würde dich die Sahara – persönlich – anhauchen.

Was soll ich euch sage?

Es ist, als würden sich alle Sorgen, Nöte, Ängste und Bedürfnisse pulverisieren. Man steigt quasi ohne Bedürfnisse und Willen vom Drahtesel ab. Ein wenig fühlte ich mich wie willenloses Gemüse. Ferngesteuert und doch – schuldfähig. Wer bei 43 Grad im Schatten funktioniert wie ein Schachgroßmeister, sollte sich einäschern lassen oder über Befruchtung nachdenken. Ist am Ende das Gleiche. Kapiert nur keiner.

Zur Zeit bin ich dabei diese Homepage umzubauen.

Es wird geschehen, aber das WANN ist noch offen. Leute mit Kompetenzen sind rar gesät, noch dazu in gefragtem Business.  Es wird auf jeden Fall eine Fortsezung von dontangoworld.com geben, allerding als echte Homepage und nicht nur als Blog. Solltet ihr Ideen haben, oder Empfehlungen und Wünsche, schreibt sie mir – bitte. Nur zur Erinnerung:

Alles was ich hier mache, soll – EUCH – gefallen.

Und dann gibt es noch die Domain mit dem Namen – alltagsterroristen.com – sie soll das Ruder rumreißen. Keine Ahnung wie, wann und mit wem, aber sie wird es tun, soviel ist sicher. Alles nur eine Frage der Zeit. Was also gilt es zu tun, wenn man keinen Fernseher, keine Kinder und Haustiere hat? Es gilt – die Dinge zu tun, zu denen nur und ausschließlich Menschen fähig sind.

Kreatürliche Erschaffung von Kunst.

Egal ob Bilder, Schriften oder Skulpturen. Sei eine erschaffende Kreatur, nur so wirst du zum Menschen. Wem das zu hoch ist, der möge lesen. Zur Erinnerung: Die deutsche Sprache umfasst mehr als 5.000.000 Wörter. Und diese Wörter und Begrifflichkeiten wiederum erzeugen deine Landkarte, so dass du / sie die Welt erkennst.

Ohne das Wort „Schiff“ hätten die Indianer kein solches – erkannt.

Drum reist umher, oder lest so viel es geht, am Besten – Beides. Je mehr Wörter du hast oder kennst, desto besser. Frag dich, wie viele Wörter du im Alltag gebrauchst. Sind es 100? Gar 1000? Ist das viel, im Vergleich zu 5.000.000? Einverstanden: Fünf Millionen ist ’ne ganze Menge.

Doch wieviel Wörter gebrauchen wir wirklich – täglich?

Fragt euch das – und – schreibt es mir. Seit nicht faul, macht was, prüft ab, wieviel ihr verwendet; vielleicht habt ihr Tolstoi „Krieg und Frieden“ gelesen; eventuell sogar „Meister und Margarita“ von Bulgakow; möglicherweise habt ihr „Naked Lunch“ und „Unendlicher Spaß“ gelesen. Wenn ja, wäre das wunderbar. Prüft wieviel ihr nutzt.

Je nachdem, was ihr schreibt, werde ich meinen Internetauftritt anpassen.

Wollt ihr, dass ich podcasts mache? Oder mehr Kurzgeschichten? Oder mehr Videos von Allem Möglichen? Oder Hauptsache es rockt, ganz im Sinne von „Alltagsterroristen“? Lasst uns etwas Großartiges machen, heute, hier, jetzt – sofort!

Los geht’s…

Tiwar’s Tag

Marmorsäulen rahmten die mächtige Halle. Sie erinnerte mehr an einen Tempel, als an einen Raum zum Schlafen; Blumen standen in schönen barocken Bodenvasen; weiße Lilien, überall. Ihr betörender Duft strömte durch den Raum, wie auslaufende Gletscherzungen, die alles unter sich begruben, was sich ihnen in den Weg stellte. Eine schlichte, sehr bequem aussehende Sitzgarnitur stand in einiger Entfernung herum. Ihre Mitte zierte ein filigraner Tisch. Ein paar runde flache Bücherregale schwammen wie kleine Inseln herbei, sobald sein Bewohner die Lust zu lesen verspürte. Säulen, rundherum. Mächtig, schön, erhaben und hoch. Schon lange stand die Sonne am Himmel und warf dicke milchig-gelbe Strahlen herein.

Langsam zog er die Augen auf. Wie zwei müde Jalousien rafften sich die Lider langsam hoch und stöhnten um die Wette. Grell und gleißend sprang das Licht ihm ins Gesicht und biss in den Augen, als wären es saftige Äpfel. War nichts zu machen, er gewöhnte sich einfach nicht daran, auch nach Jahren nicht: Sonnenlicht, blieb ihm am Morgen ein Dornen im Auge. Schwer seufzend setzte er sich auf, rülpste überrascht und mächtig dröhnend durch sein Schlafgemach, als wäre er ein Hirsch in der Brunft. Tiefe Furchen gruben sich in der Stirn ein, als er sich an den gestrigen Rotwein und an das reichlich mit Knoblauch gewürzte Essen erinnerte, dass sich wie ein pelziger Schleier auf Zunge und Rachen legte und beides übertapezierte, als wäre es ein Erstbezug. Missmutig blickte er sich um, kratzte sich am Hinterkopf. Sein langes graues Haar hing ihm in schweren Strähnen wirr um den Kopf. Faltig und zerknittert hing das ehemals weiße Nachthemd von ihm herab. Er sah sich um und fuhr dabei kratzend über seine Unterlippe, während er den kleinen rechten Finger gerade abspreizte und sich im Ohr kratzte. Das schmatzende Geräusch verriet ihm, dass an seinem Ohr alles seinen gewohnten Gang nahm.

Behäbig, ein wenig gequält, beugte er sich über den Nachtisch und griff nach der Glocke. Ihr Bimmeln schellte fein, aber durchdringend durch alle Wände. Kurze Zeit später kam sein Sekretär hastig hereingerannt:

„Guten Morgen my Lord; haben Sie gut geschlafen? Womit kann ich Ihnen dienen?“

„Geht so; einigermaßen; danke der Nachfrage. Bringt mir einen Tee.“

„Was für einen?“

„Einen Grünen; und bringen Sie das Programm für heute gleich mit; habe keine Lust aufzustehen.“

„My Lord, Sie haben auch heute eine Menge Termine; die Menschen brauchen Sie.“

„Ach papperlapapp: Hören Sie auf mit dem Geschwafel, niemand braucht irgendjemanden! Und jetzt Abmarsch, ich will den Tee und das Programm, verstanden?“

Dunkles Donnergrollen ließ die mächtige Halle erschüttern. Der Sekretäre schlotterte und rannte mit wehenden Haaren aus den heiligen Hallen. Kurze Zeit später kam er schwer hechelnd, auf der einen Seite mit einem goldenen Buch und auf der Anderen mit einem Tablett in den Händen angelaufen, blieb dann formell und kerzengerade vor ihm stehen und goss ihm einen ersten kleinen Schluck in die Tasse ein, die er ihm hinhielt. Skeptisch sah er hinein, roch daran. Dann griff er die Tasse und schlürfte den Tee; genussvoll wie einen erfrischenden Gebirgsbach ließ er ihn durch den Mund spülen. Dann nickte er zufrieden. Sein Sekretär schenkte erleichtert nach und schlug das Buch auf:

„Darf ich euch euer heutiges Programm vortragen, my Lord?“

„Bitte, bitte; nur zu, Sie dürfen.“

„Zum Frühstück sind Vertreter der verschiedenen Systeme eingeladen; alle haben zugesagt. Daran anschließend bekommen My Lord einen aktuelle Überblick zur Galaxis, Schwerpunkt Milchstraße, Sonnensystem. My Lord erinnert sich vermutlich, dass es dort ein paar Schwierigkeiten gibt. Anschließend Lunch mit den Vertretern der Spiralarme. Der Präsident bedauert zutiefst seine Abwesenheit, ist aber zuversichtlich, dass es fruchtbare Unterhaltungen trotz seiner überraschenden Empfehlung geben wird, da seine getreuen Spiral-Senatoren ihre Teilnahme vollzählig bestätigt haben.“

„Das weiß wahrscheinlich auch nur der Kaiser der dunklen Materie, ob es fruchtbar „trotz“ oder „wegen“ seiner Abwesenheit sein wird; dieser langweilige Crétin. Der dreht sich seine Planung jeden Tag neu zurecht; der ist so Zuverlässig wie die interplanetaren Eiszeiten. Soll mir Recht sein, wenn er wegbleibt; weiter bitte, fahren Sie fort.“

„Nach dem Mittagessen, halten My Lord wie üblich ein Mittagschläfchen; anschließend machen My Lord eine Stunde Yoga, bevor My Lord dann zur Teestunde geladen hat. Sie erinnern sich, vielleicht? Nein? My Lord wollte sich auf neuesten Stand von „Anfang“ und „Ende“ bringen lassen und was heute state-of.the-Art ist; My Lord erinnert sich wahrscheinlich, dass es in den verschiedenen Galaxien unterschiedlich gehandhabt wird; My Lord mag es kaum glauben, aber es haben sich alle Dekane des galaktischen Instituts angekündigt, angefangen vom Dekan für schönes Erschaffen, bis hin zum Dekan für stilvolles Untergehen; er hat sogar versprochen, einen besonderen Gast mitzubringen; My Lord, stellen Sie sich vor, er will Clarence-Henry Hiob, seinen emeritierten Professor für heillose Zerstörung mitbringen, ist es nicht großartig, My Lord?“

„Sicher, sicher; die hatten ein paar gute Ideen; ich erinnere mich; die hatten da so ein paar schöne Bedienungsanleitungen; oder waren das die Erinnerungen und Memoiren des jungen Henry-Edwin Moses aus Nebraskar? Wo kam der her? Wie hieß das noch? Babylon, Kanal, oder Canaan? Ich weiß es schon nicht mehr; jedenfalls das Buch war nicht schlecht; ein wenig trocken und ernst, aber im Ansatz gar nicht schlecht; ich bin gespannt; weiter, was noch?“

„Achja, Entschuldigung: Dann macht My Lord ein wenig Sport; Sie wollten heute mit Mademoiselle Styx laufen gehen; danach wollte My Lord….“

„Wessen Idee war das? Meine, oder Ihre?“

„Entschuldigung My Lord, es war Eure; Sie haben sich beschwert, dass Sie so träge geworden sind, weswegen Sie mich ganz explezit darum gebeten haben, die junge Dame um einen gemeinsamen Lauf zu bitten; nach langer Zier und Scheu, hat Sie zugesagt; My Lord, bitte lassen Sie es uns nicht verschieben, ja? Wer weiß, wann sie sich dazu wieder durchringt.“

Es donnerte und blitzte. Er riss die Augen auf, funkelte und fauchte den armen Sekretär an.

„Schweigt! Denken Sie nicht, dass ich das weiß? Sport, Bewegung, Laufen, Stretching; mein Terminplan ist schon voll genug; dieses ewige durch die Landschaft hüpfen ist doch meiner unwürdig, finden Sie nicht?“

„Verzeihung, My Lord; mit Verlaub, wenn Sie gestatten, frische ich Ihre Erinnerung auf; es geht hier mit Nichten um mich, oder gar was ich „finde“; My Lord hat mich sogar darauf vorbereitet, dass My Lord mit dieser Ausrede kommen würde, weil My Lord die regelmäßige sportliche Betätigung verabscheut; sicherlich; My Lord ist noch gut beisammen, bestimmt nicht fett, oder unförmig, aber My Lord würde es bestimmt gut…“

Dunkle Wolken zogen sich in der Halle zusammen; Blitze zitterten in den Boden, direkt vor die Füße des armen Sekretärs. Seine Stimme schwoll zu einem furchteinflößendem Beben an.

„Schweig er still! Sofort!“

Mit zusammengekniffenen Augen wartete der arme Sekretär auf gerechte Bestrafungen; Totenstille; alles hielt die Luft an. Die in großer Entfernung zaghaft gespielte Harfenmusik, ertönte übermächtig im Schlafgemach, als wäre es ein riesiges Himmelsorchester; Stille, man konnte den Marmor atmen hören:

„Na gut; wenn es so auf dem Plan steht, dann laufe ich halt. So, nächster Punkt, zack zack.“

Der Sekretär lächelte, ruderte mit den Armen und überschlug sich fast vor Erleichterung.

„Gut-gut, My Lord; also, nach dem Sport, will My Lord in die Sauna; Mademoiselle Styx war von ihrer Idee so angetan, dass sie sich freuen würde, sie zu begleiten; ich glaube sie steht auf Sie, My Lord.“

Mit einem Auge zwinkernd, lächelte der Sekretär ihn an, als wären sie zwei Verschworene, die wissen wie das Spiel ausgeht. Süffisant überging er die Randbemerkung.

„Schön, wie geht es weiter? Los los, der Tag ist noch nicht rum.“

„Achja; wie auch immer My Lord sich entscheidet; ich habe für My Lord einen Tisch beim Italiener um die Ecke serviert; dort gibt es die köstlichste Pasta Tonno, in der ganzen verrückten Galaxie!“

„Wie war das, bitte? Halten Sie sich ein wenig an die Etikette; verrückte Galaxie; erinnern Sie sich an ihren Job und wer ihr Dienstherr ist; wir sind hier nicht bei den Verrückten auf dem Pluto, oder gar bei den Punks auf der Erde!“

„Entschuldigen Sie My Lord; mir gingen ein wenig die Pferde durch; My Lord ist heute sehr lebendig, ganz anders als sonst. Nach dem Dinner, hat My Lord wie üblich die Möglichkeit in eine der Opern zu gehen, oder ins Spielcasino, oder…“

„Das sehen wir dann; das braucht sie nicht kümmern; was machen die Zahlen? Haben Sie die mit?“

„Oh, ja; natürlich My Lord; warten Sie…“

„Ich warte….“

Der Sekretär fummelt in seiner goldenen Aktentasche herum, holt ein scharlachrotes Brevier heraus.

„Hier haben wir sie. Also: Derzeit haben wir 2,5 Millionen Konflikte; 90% davon in der Milchstraße; das Sonnensystem ist nach wie vor Spitzenreiter; Pluto und Mars sind recht fleißig, aber ungeschlagener Rekordhalter ist nach wie vor die Erde; Respekt My Lord, wirklich. Sie hatten Recht. Die Erde bringt uns den größten Wachstum, die schönsten Erkenntnisse.“

„Gibt es ein paar herausragende Kriegstreiber und Diktatoren? Meinen Sie, dass sie das da alleine schaffen, oder soll ich nachhelfen?“

„Ich glaube, die machen sich das schon gut genug, ich meine schwer genug; da braucht My Lord nicht auch noch eingreifen; so konsequent wie die dort wirtschaften geht das flott genug.“

„Na schön, dann ist gut; sonst noch etwas?“

„Nein das wäre es, My Lord.“

„Danke, Sie können gehen.“

„Aber My Lord, wollen Sie nicht aufstehen?“

„Gleich. Ich drehe mich noch einmal um; wecken Sie mich in einer halben Stunde; sollte die Gesellschafft schon da sein, lassen Sie sich etwas einfallen, um sie zu unterhalten.“

Der Sekretär sah seinen Dienstherrn an, der gerade unter die Decke kroch und sie bis uns Kinn hochzog; dann drehte er sich auf die andere Seite und winkte ihn raus. Er lächelte und machte sich daran, mit den anderen Bediensteten den Tisch im Vorgarten zu decken. Es würde ein schöner Tag werden.