Archiv für den Monat: April 2021

Katerstimmung – Odyssee 2021 CW16

25.April – Bin heute mit dickem Kopf aufgewacht. Ist lange her, dass ich nen Kater hatte. Zum Glück ist es nur ein Leichter. Also mehr Katze, als Kater. Bin gestern erst gegen drei im Brausebrand nachhause geradelt. Frisch war es, kein Gendarm weit und breit. Genau das mag ich an Frankeich, nichts wird so richtig ernst genommen, in allen steckt ein Rheinländer.

Man konzentriert sich eben aufs Wesentliche. In Deutschland ist das Maß mit weitem Ärmel nur selten zu finden. Alle sind so sehr mit irgendetwas Sinnvollem beschäftigt, natürlich mit größtem Ernst.

Furchtbar diese Protestanten!

Niemand macht Dinge so aus der Lameng heraus. Alle sind so angestrengt, selbst beim Faulenzen wollen viele noch Höchstleistung bringen, zum Kotzen. In Schleswig-Holstein gibt es am ehesten noch so etwas wie Gelassenheit. Land zwischen den Meeren, vom Meer umschlungen sozusagen. Irgendwie muss das alles anders werden. Einfach so weitermachen wie bisher ist das Einzige, was nicht mehr geht.

Zu viel Schizophrenes leben wir da vor uns hin.

Kunststück, ging ja nach WW2 gezwungener Maßen nur nach oben. Wenn alles platt ist, geht es eben auch nur bergauf. Jetzt nach übe 70 Jahren muss endlich was Neues her. Hat doch längst jeder Teenie das ewige Wachstum als Märchen entlarvt, mal ganz abgesehen von der spannenden Frage nach dem „Warum?“. Wir könnten mal anfangen, mit moralischem Fortschritt in die vernetzte, hoffentlich grünere Zukunft zu schreiten.

Vielleicht verschwinden dann auch all diese merkwürdigen Politiker, die sich wundern, dass wir lebenswichtige Insekten erfolgreich vernichten, weil sie immer noch Insektenvernichtungsmittel bewilligen. Absurde Welt, werde wach, oder besser gesagt: Liebe Bürger Europas, lasst uns mehr Verantwortung übernehmen.

Wir müssen uns auf Gemeinnutzen konzentrieren und Wahrheiten, von Meinungen und Kommentaren trennen. Zurzeit geschieht ja viel in Sachen Verdrehung. Alles wird zurzeit vertauscht und umgedreht. Überall wittern Menschen Verschwörungen. Von der weltumspannenden Eliten-Veschwörung, die uns per Impfung in die Abhängigkeit und dann in die Sklaverei zwingt, bis hin zu Chemtrails, die uns mit Gift bespühen, um uns zu kontolieren und manipulieren.

Warum eigentlich nicht?

Zu vieles wird aus dem Kontext gerissen. Zu viele Menschen verpesten ihren Gedächtnispalast. Meine Empfehlung: Einfach Fernseher abschaffen. Lest wieder gedruckte Bücher. Gibt so viel Tolles. Lernt sprachen, reist herum, trefft Menschen, diskutiert, kocht zusammen, ernährt euch gesund, ausgewogen und endlich fleischärmer; trinkt guten Wein; schlaft lange und gut; genießt Müßiggang, soviel ihr könnt.

Aber vor Allem – genießt euch und euer Leben.

Wahrheit suchen, statt schnödem Marketing hinterherlaufen. Man stelle sich das vor, mit dem Unaussprechlichen aus Braunau. Wie er die Deutschen damals anschrien – „Wollt ihr den totalen Krieg?“ und diese Heinis sagen auch noch „JA!“. Was soll man denn dazu sagen? Habt ihr euch das jemals vorgestellt? Hat irgendjemand sich mit Großeltern darüber unterhalten? Mit Opa vielleicht gesprochen? Krieg ist doch Scheiße.

Man stirbt selbst als Held – nur eben als Zweiter!

Ich meine, wenn man mich fragen würde, so etwas wie – „Wollt ihr den totalen Apéro, ein totales Hitzefrei, den totalen Frieden, die totale Glückseligkeit, Hingabe, Liebe, die totale Weinverkostung, oder den totalen Orgasmus…..“ Okay, einverstanden. Da könnte ich mich mit anfreunden – Ich wohl dabei.

Aber den totalen Krieg? Echt jetzt? Im Ernst?

Ich versuche mir das immer wieder auszumalen – haben die da auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände abgestimmt? Oder zählte man einfach hochgerissene Arme? So nach dem Motto – „Warten Sie, mein Führer, wir zählen noch – so, jetzt haben wir es: Es sind 600.000 tausend hochgerissene JA-Arme.“

Soll ich mir das so ähnlich vorstellen?

„Entschuldigung, mein Führer – wir haben dahinten noch 20 JA-Arme übersehen, es waren Kameraden aus dem GAU-Hintertumpfingen – es sind also in Summe, 600.010 JA-Arme“ Konnte es eventuell so gwesen sein, oder langte dem Unaussprechlichem GröFaZ das einstimmige Gejohle? Hat niemand nachgefragt, was der Unaussprechliche mit „Total“ meinte? Ich meine, total wie, die totale Nassheit von Wasser? Oder totales satt sein? Oder, halt, wartet, ich hab es:

Ich bin manchmal total müde!

Ist es eher so nach dem Motto – „Wollt ihr die totale Müdigkeit?“ Also wollen und suchen nicht, aber haben tue ich sie manchmal, wenn gleich es ja eher was sehr Privates ist. Man ächzt und stöhnt ja nicht im Radio oder Fernsehen, wie total müde man ist – außer, man heißt vielleicht Jan Böhmermann. Also noch mal die Frage:

Wie konnten Menschen damals begeistert „JA“ schreien?

Ich will heute niemanden in Schutz nehmen, das ist irgendwie ja auch nicht mögich, stelt euch mal vor, ihr werdet gefragt, ob ihr den totalen Fernsehabend wollt – ihr antwortet dann mit JA – und beschwerrt euch hinterher, das der TV-Abend zu lang geht und das ihr müde und gelangweilt werdet, wo ihr doch selber dafür gestimmt habt.

Also in Schutz nehmen geht per-se schon mal nicht.

Aber vermutlich hat der unaussprechliche Onkel alle besoffen geredet hat, wahrscheinlich hat er sie in eine Art Massenhypnose hineingesülzt, so ähnlich wie beim Psychologen auf der Coach, wenn er einem helfen will, nachdem man gebeichtet hat, dass man mit fast 50 immer noch Fingernägel kaut, seinen Rotz unbewusst ständig hochzieht, oder Popel unter Tische schmiert, so wie früher als Kind, bis man Jahre später, voller Überraschung in die längst kalten, angetrockneten Kraterlandschaften, an der Tischunterkante greift und sich in Lichtgeschwindigkeit daran erinnert – UND – wie gerne man auch heute noch im Stau, gedankenversunken an den Außen und Innenwänden seiner Nase herumfingert, wie 99% aller Autofahrer. Als noch mal:

„Wollt ihr den totalen Apéro?“

Ich bleibe dabei, ich könnte auf diese Frage mit „JA“ antworten, aber nur temporär begrenzt. Denn selbst mit den besten Kumpels ist man doch nach, sagen wir fünf bis zehn Stunden müde und angetrunken, so wie ich letzte Nacht, oder nicht?

Man macht dann doch nicht einfach weiter, geschweige über Wochen, Monate Jahre. Wie lange ging der WW2 noch? Sechs Jahre, oder? Man kann sich doch auf solch einen langen Apéro unmöglich vorbereiten. Ich kenne meine Limits. So etwas artet ruckzuck in Arbeit aus.

Wir lassen uns offenkundig gerne einseifen.

Ich will mitnichten Spontanität und erquickende Lebendigkeit im Keime ersticken, geschweige verbieten, aber ein klein wenig Abstand, hin und wieder durchatmen und nicht alles gleich wollen, kaufen, glauben und machen, würde erstaunlich viel zum Weltfrieden und Weltklima beitragen.

Nicht nur wegen all dem ganzen Plastik Spielzeug der Kinder, oder den Konsum und Entertainment-Artikeln, mit den wir die Mülldeponien der zweiten und dritten Welt verschönern, weil wir den ganzen Abfall ja nicht bei uns im eigenen Land haben wollen, wie sieht das denn aus? Was sollen im Übrigen auch die Nachbarn dazu sagen?

Nie geht es uns um uns selbst, immer nur darum, was andere denken und hinter unserem Rücken plaudern könnten – welch traurige Zivilisation – lasst uns doch lieber nützliche Dinge mit unseren Mitmenschen machen. Gibt doch so Vieles. Wie wäre es mit Vollbeschäftigung? Weg mit dem ganzen Zertifikat und Urkunden-Unsinn. Jeder kann alles lernen und tun. Jeder ist wertvoll und talentiert, man muss sich nur kümmern – dabei hilft es, wenn man Menschen mag.

Man kann sich nämlich schlecht selbst mögen, wenn man Menschen grundsätzlich doof findet. Wundern braucht man sich dann nämlich nicht, wenn manche ihre Mit-Menschen schlecht behandeln, als ungläubig, gar unwert, minderwertig usw betrachten und verurteilen, oder gar foltern, wo wir doch alle im selben Boot sitzen.

Alle Menschen haben die gleichen Menschenrechte.

Rassen, Ethnien, Kulturen, ja selbst Nationen und ihre Staaten, sind lediglich artifizielle Kreationen, erschaffen von den Menschen, um abzugrenzen und Zughörigkeiten zu erzeugen, fürr die es all so etwas gar nicht bedarf – jetzt ist eine gute Zeit alte Zöpfe abzuschneiden.

Lasst uns beginnen, jetzt – heute!

Die Verschlagerung der Welt – Odyssee 2021 CW15

18.April – Ein weiterer Sonntag. D saß vor seinem Notizbuch und kritzelte ein paar Worte hinein. Ein wenig müde, stützte er dabei den Kopf mit der linken Hand. Hin und wieder blickte er auf und sah dann verträumt in die Ferne. Meistens geschah das, wenn er ins Stocken kam und keine passenden Worte fand. Wenn er weder in Kopf noch Körper welche fand, hoffte er sie am fernen Horizont pflücken zu können. Und so geschah es. Immer flüssiger schoben sich Buchstaben aus seinem Geist – vorsichtig formten sich Worte und Sätze.

„Letzte Nacht endlich wieder gut geschlafen; das es so große Unterschiede geben muss, ärgerlich ist das, vermutlich der Wein; doch er hilft, nicht zu viel zu grübeln; R’s Ausführungen machten mich gestern völlig kirre; das er sich so schnell reinsteigern kann, ein richtiger Selbstzünder; erstaunlich, wie er dann davon schwebte, höher und höher wie ein Papier-Drachen; wer hält eigentlich das Ende seiner Leine?

Wie er über Sprache schwärmte, ist richtig verliebt in Literatur; wenn er sein Gesprochenes mit seiner dazugehörigen Körpersprache in Worte übersetzen könnte, hätten sie ihm schon vor Jahren den Nobelpreis geben müssen; er schreibt wirklich unglaublich, leider nicht beständig genug, ist Tagesform, meint er.

Seine Theorie über die Ver-supermarktung der Welt finde ich großartig.

Menschen würden ausschließlich mit leeren Wagen kommen; nichts könnten sie in Regale zurückstellen, wenn es einmal im Wagen ist, geschweige Sachen von Zuhause mitbingen; spannende Betrachtung.

Seit Jahren haben wir Menschen uns in Konsum-Maschinen verwandelt, ohne zu merken, dass wir Geist und Seele ver-ramschen vegan essen, aber Just-over-the-top Jacken für Kinder kaufen, mit SUV in der Stadt gekauft – wonderfull!

Konsumenten = Neo-Kolonialisierer

Offensichtlich ist den Menschen alles wurscht geworden; reich gewinnt gegen arm; müssen endlich kürzer treten, uns reduzieren, Geld spenden, Konsum stoppen; was bitte ist eigentlich Konsum; wenn man kauft, was man nicht braucht; lassen wir uns lenken, oder kaufen wir bewusst ein? Shoppen als Zerstreuung?

Wenn Grundbedürfnisse gedeckt sind, beginnt Luxus; es ist keine Ver-supermarktung, das wäre lediglich die Umsetzung eines gesellschaftlichen Defektes, eine Art Wohlstandsbeschädigung, die man sich leisten können muss.

Wohlstand = Lebens-ver-schlagerung!

Das ist die wahre Ursache; wir machen Nonsens, wenn wir‘s zu Wohlstand bringen und verramschen Geist und Seele; Wichtiges wird verdrängt, rückt in den Hintergrund, verkommt zur Bedeutungslosigkeit; stattdessen blasen wir Unwichtiges gigantomanisch auf, dass es für uns an Bedeutung wächst, bis wir eines Tages in unserer überdimensionalen Puppenstube erwachen, die wir einst labyrinth-gleich aufbauten.

Um nun den eigenen Minotaurus zu jagen.

Schöne Vorstellung, den Ausgang des selbst-geschaffenen Labyrinths nicht zu finden; eine Art ausgleichende Gerechtigkeit; doch wie dagegen schützen; kein leichtes Unterfangen; jeder will es irgendwann gemütlich haben, aber warum eigentlich?

Zuerst arbeitet man zu viel und dann zu wenig – ewige Disharmonie, dabei ist genug für alle da; also kürzertreten, reduzieren, man muss halt irgendwann beginnen; was nützt einem Geld?

Man kauft gesellschaftlichen Status und ein Stück Menschen-Würde!

Dabei ist Zeit das Wertvollste; können wir uns erfolgreich „zurück-ver-schlagern“? Wie sich reduzieren, ohne moralischen Fortschritt einzubüßen? Wie sagte R so schön, es kommt nicht drauf an, WIE, sondern DAS man sich bewegt.

Zum Glück scheint heute wieder die Sonne.

Gestern war es arschkalt, noch dazu der viele Wind und Regen; gib Acht, dass du nicht selbst ver-schlagerst; gibt genug zu tun; über Wetter reden, ist eher nebensächlich; kümmere dich um dein nächstes Buch; du bist nicht diszipliniert genug; jeden Tag musst du daran arbeiten, zumindest mehrmals pro Woche; lesen und griechisch lernen willst du auch täglich; denk mal darüber nach…….

Okay, aber erst morgen, heute nicht mehr; das sagst du ständig; du bist Weltmeister im Aufschieben; ja und? Jeder ist in Irgendetwas gut, ich eben in Dinge nicht machen; gibt doch so unglaublich viele Dinge, die nicht-gemacht werden müssen, wir sollten daher sofort anfangen, warum also nicht jetzt?“

Und so geschah es. D schenkte sich einen Schluck Rotwein an, legte den Griffel beiseite, freute sich darrüber, dass dies Wort aus dem Griechischen stammt, trank einen ersten Schluck und ging raus auf den Balkon, um sich in die Sonne zu setzen.

Und die griechischen Götter sahen, dass es gut war und auch D fand, dass er seinen Teil dazu beigetrug, so dass auch er sah, dass es gut war – hoffentlich würde es länger anhalten.

Wir werden sehen…..sagten weise Männer……..

Und so sahen sie…

Esel und Prinz – Odyssee 2021 CW14

11.Apil – Nach langer Zeit besuchte der kleine Prinz seinen Freund, den Esel. Wie all die Jahre fand er ihn in seiner kleinen Casita, drunten am Meer, an der Platja. Stahlende Sonne empfang ihn, als der Esel fröhlich von drinnen rief – komm rein, komm rein, es ist offen! – Nachdem sie sich herzlich umarmt hatten, bot der Esel ein Glas Weißwein ein, um gemeinsam anzustoßen.

„Prost, mein Lieber – schön dass du wieder mal vorbeischaust!“

„Ganz meinerseits -zum Wohl!“

Sie tranken einen großen Schluck und freuten sich, nach so vielen Jahren, wieder einander zu begegnen. Nachdem der kleine Prinz sich ein wenig umsah, bemerkte er, wie sehr sich der kleine Stall des Esels verändert hatte.

Überall standen Pflanzen rum, ein paar Vasen mit frischen Schnittblumen prunkten stolz auf einem gläsernen Tisch; auch ihn gab es früher nicht, während der kleine Prinz auch über die vielen Bilder staunte, sowie die vielen Postkarten, bunten Flaschenöffner, Tablettendosen, verschiedene Aschenbecher aus Jade, Granit, Messing und eine große Auswahl von Wanderstöcken und Regenschrimen, die in allen Varianten, Farben und Größen daherkamen.

„Wo hast du denn die vielen Andenken her und vor Allem, wieso bist du hier drinnen, wo draußen so ein schönes Wetter ist?“

„Hast du denn nicht von den gefährlichen Viren gehört, die zur Zeit die Welt da draußen in eine gefährliche Wildnis verwandelt haben?“ Mit offenem Mund stand der kleine Prinz in der bunt geschmückten Casita des Esels und kratzte sich am Kinn.

„Meinst du diese Grippe, von der alle reden?“ Plötzlich fing der Esel zu lachen an, so sehr, dass er sich den Bauch hielt. Nachdem er sich Tränen der Freude aus den Augen wischte, stemmte er stolz die Hufe in die Hüfte und sprach:

„Grippe? Na du machst mir Spaß! Hast du nicht die Nachrichten gehört, wie viele Abertausende Menschen schon gestorben sind? Wie die Fliegen fallen die um, man kommt gar nicht hinterher, sie zu beerdigen, hast du das nicht gehört? Du meine Güte in welcher Welt lebst du denn, kleiner Prinz?“

Ein wenig beschämt blickte der kleine Prinz zu Boden. Er wusste nicht so recht, was er jetzt sagen konnte, entschloss sich jedoch schluss-endlich bei seiner Sicht der Wahrheit zu bleiben.

„Natürlich habe ich davon gehört, aber fliegen nicht ständig irgendwelche Viren in der Luft herum? Also, ich meine heute, jetzt, morgen, aber auch gestern? Willst du denn solange in deiner Casita bleiben, bis jemand Entwarnung ausspricht?“

Schnaubend vor Zorn, scharrte der Esel mit den Hufen und senkte den Kopf, wie ein wilder Stier.

„Es ist gefährlich rauszugehen; ich schütze auch die anderen, wenn ich hier drinnen bleibe…ich bin nicht so gedankenlos und egoistisch, wie du…“

Ohne auf diese Spitze einzugehen, lächelte der kleine Prinz und ging nicht weiter darauf ein, wusste er doch, dass der Esel sehr dickköpfig sein konnte. Stattdessen, nahm er sich vor, ihm ein wenig von seiner Sicht zu vermitteln, denn auch der kleine Prinz wusste von den diesen neuen Viren, die in vielen verantwortungslosen Medien Killer-Viren genannt wurden, weswegen sich der kleine Prinz entschloss, diesem geistigen Gift, keinen Nährboden zu geben.

„Was ist, wenn die Entwarnung nie kommt? Und vor Allem, warum lässt du jemand anderen über deine Freiheit bestimmen? Wie jeder Esel musst auch du hin und wieder raus und frische Luft tanken und dich bewegen; jeden Tag kann dir doch ein Missgeschick geschehen, du kannst einen Fehltritt, unten bei den Klippen machen und stürzt in die tödliche Tiefe.

Auch davor kann dich niemand schützen; ein Risiko, deine Gesundheit zu schwächen hast du doch dein ganzes Leben…“ Auf einmal lächelte der Esel verschlagen, so, als wenn der heilige Gal vor seinen Füßen lag.

„Schau mal, kleiner Prinz; das mag für dich jetzt merkwürdig klingen, aber für Esel wie mich, die schon ihr ganzes Leben draußen waren, ist es eine schöne Abwechslung, jetzt endlich mehr Zeit drinnen verbringen zu können; ich kann mich um meine Inneneinrichtung kümmern, mir endlich Zeit zum Kochen nehmen und endlich mal gründlich aufräumen, so wie ich es seit Jahren schon wollte.

Du glaubst gar nicht, wie befriedigend es sein kann, sich beim Betrachten der vielen Andenken daran zu erinnern, was ich schon alles gesehen habe, ich bin priviligiert, weißt du das eigntlich? Ich habe genug essen und trinken, ein Dach über den Kopf, ein schönes Bett, bin gesund, so werde ich glatt hundert Jahr alt, wenn ich nicht aufpasse…“, worüber sich der Esel kaputt lachte. Nachdenklich sah der kleine Prinz seinen Freund an.

„Dir ist also Sicherheit und Gesundheit wichtiger als Freiheit…?“

„Ja aber natürlich…“ Als der kleine Prinz das hörte fing stattdessen er an zu lachen.

„Dann könntest du ab jetzt den Rest deines Lebens hier verbringen?“

„Aber natürlich, ich habe doch schon alles gsehen…?“

„Und was ist mit den jungen Generationen? Willst du die alle einsperren…?“ Da schwieg der Esel zum ersten Mal und blickte betrübt zu Boden. Seine ganze Freude und Überlegenheit war plötzlich wie verflogen, quasi, als hätte es sie nie gegeben.

„Ich habe Angst…“

„Wovor…?“

„Vor dem Virus und das ich mich anstecke und ganz schnell sterbe…“

„Warum hattest du denn nicht vorher all die Jahre die gleiche Angst, wenn das Leben doch ähnlich gefährlich war…?“

„Keine Ahnung, irgendwie ist mir mein Optimismus abhanden gekommen…“ Da schlang der kleine Prinz seine Arme um den Hals des Esel und umarmte seinen Freund.

„Pass auf, wir beide gehen jetzt zusammen runter ans Meer, so wie früher, du wirst sehen, dass gibt dir Kraft und Zuversicht und im Nu sind deine Sorgen wie weggeblasen; so ein kleines Virus wird doch so einen stolzen Esel wie dich nicht ins Bockshorn jagen, und wenn wir unten sind, suchst du dir etwas Schönes vom Strandgut aus und nimmst es als Andenken mit zu dir in deine Casita…“

Da lächelte der Esel und strahlte über alle vier Backen, dass selbst die Blumen weiter zu wachsen schienen. Gemeinsam trabten sie gemütlich runter ans Wasser, so wie früher und erzählten sich Geschichten von früher und von morgen, weil sie auch schon weitere Pläne für die Tage danach machten…

Und so geschah es…

Ochsen und Messer – Odyssee 2021 CW13

Oster-Sonntag, 04.Apil – Richtig, falsch oder neutral blieben die Kategorien, in denen D seine Welt erschloss. D bemühte sich, seinen philosophischen Anspruch in seinem Alltag anzuwenden; besonders leicht ging ihm dies bei Wein von der Hand.

Natürlich kannte D nicht alle Rotweine der Welt, vermutlich blieb es ein verschwindend kleiner Teil, den er in seinem Leben bis heute kosten durfte, was nichts daran änderte, dass es mehr als Beispielsweise zehn waren; realistischen Einschätzungen nach mussten es bereits mehr als hundert gewesen sein, womit D zumindest für sich eine statistisch beweisbare Aussage machen konnte, woraus sich über die Jahre passende Begrifflichkeiten weiterentwickelt hatten, wie eben richtig und falsch.

Ein für D’s Gaumen, leichter Rotwein aus dem Ahrtal blieb für ihn so leichtgewichtig, dass er sie tendenziell zu den falschen als zu den neutralen Rotweinen einordnete, abhängig davon, wieviel Charakter sie hatten; kamen sie mit heraus-schmeckbarem Körper daher, schafften sie es in D’s Wein-Liga immerhin auf einen soliden neutralen Platz.

Natürlich wollte D nicht jeden Tag den gleichen Wein trinken, was alleine schon deshalb schwierig blieb, weil er ja täglich in anderen Stimmungen und Momenten lebte, weswegen er auch mit anderen Geschmacks-Idealvorstellungen daherkam, so dass sich in der Familie der „Richtigen“ eine bunte Mischung südeuropäischer Rotweine angesammelt hatte, die D’s Leben verschönerten.

So auch diesen Ostersonntag.

Perikles von Korinth hatte sich nach langem wieder mal angekündigt. P, wie D ihn gerne nannte, hatte einen ähnlichen Weingeschmack und auch sonst sich ähnelnde Rituale, weswegen sie sich vorgenommen hatten, mal wieder einander physisch zu-zu-prosten.

Ein Krug „Sang de Bou“ stand auf dem Tisch, den D leichthändig über dem Tisch kreisen ließ, das P an Kettenkarusselle und Achterbahnen dachte, als der Krug dann leicht nachwippend vor ihm halt machte und mit lautem Gluckern seinen Kelch füllte.

D war in Hochstimmung.

Durchaus mochte es an den Tonbechern liegen, die er sich bereits zu Gemüte geführt hatte, bevor P seine gute Stube betat, die ihm bereits einen nicht zu unterschätzenden Vorsprung gaben, sowie Kredit auf Nachmittag und Abend auszahlten, das Perikles sich achtungsvoll am Tisch festhielt, als D seinen Trinkspruch hinterherschob – que fa rem – was auf mallorquinisch so viel hieß wie „man kann nichts machen / oder was soll man machen?“ und D seinen Becher augenzwinkernd zum Mund führte, nicht ohne zufriedene Seufzer aus tiefster Kehle strömen zu lassen.

Nachdem die andächtige Stille, kulturell angemessen untermalt durch das gurgelnde Schlucken der zwei angegrauten Kater, ausreichend gefüllt und schlussendlich vertrieben wurde, machten sich beide mit einem erwartungsvollen Dialog-Sparring warm, dass sich beide wohlig fühlten und am Zusammensein labten.

„So, mein Lieber – da wären wir mal wieder; und..?“

„Wie und…?“

„Du weißt mindestens so gut wie ich, dass es sich hier um eine Art Einleitung, quasi eine Brücke handelt, um einen angeregten Dialog mit dir zu beginnen, in dessen Zentrum eine hoffentlich anspruchsvolle These steht; du weißt, wie sehr mich belangloses Palieren langweilt…“

„Aber natürlich…wenngleich ich hinzufügen muss, dass ich noch nicht ganz verstanden habe, was diesen Wein, zu einem „Richtigen“ macht; ja, ich mag ihn, aber es gibt doch sicherlich noch viele andere, die ebenfalls richtig sein dürften, oder etwa nicht?“

„Natürlich! Es ist wie mit dem Guten; auch dort gibt es ja mehr als ein „Gutes“ – und so ist es natürlich auch mit den „Richtigen“ Weinen; wenn du dir eine Skala von links nach rechts vorstellst, befinden sich auf der einen Seite…“

„Ich kann es mir vorstellen, lieber D; weiter weiter…“

„Okay; dann spule ich vor; wie weit…?“

„Wie du magst…“

„Okay; wir müssen uns den Weinen, wie bei Allem übrigens im Leben, über Extreme annähern; welche sind trinkbar, aber nicht besonders charaktervoll, also vielleicht neutral, welche gehen gar nicht und welche sind schlicht und ergreifend „richtig“; ein Beispiel mit etwas völlig Anderem, aber repräsentativ für quasi Alles; kennst du das Messer-Experiment?“

„Nein, noch nie gehört; kommt das wieder aus deiner dunklen Psycho-Kiste? Von wem hast du das…?“

„Nein, es ist ne Eigenkreation…“ Im Hintergrund schenkt D erneut die Tonbecher gluckernd voll. Sich fröhlich zunickend stoßen die zwei Männer erneut an und heben dabei die tulpenförmigen Gefäße in die Höhe.

„Na, dann bin ich gespannt…“ P lächelt breit und erwartungsvoll und legt sich ein paar stramme Argumente, als Dialog-Munition zurecht, um den derart motivierten D schnell zurück auf den Boden zu holen, bevor er in zu große Höhen abdriftet, von denen er nur langsam wieder hinuntersegelt, meist erst nach Stunden, wenn seine sprudelnden Gedanken zur Ruhe kamen.

„Also…“ D stand auf und machte sich in der Küche zu schaffen.

„Ich höre…“ Überrascht sah sich P um und versuchte zu ergründen, was D anstellte, als dieser mit Holzbrett und großem Messer zurückkam; überrascht blickte Perikles auf.

„Was soll denn das..?“ Perikles rückte unbewusst vom Tisch ab.

„Leg deine Hand auf das Brett, los doch…“

„Wie bitte? Und dann…?“

„Los doch…“

„Welche denn…?“

„Ist völlig egal…“, worauf P seine linke Hand auf das Holzbrett legte.

„Gut! Jetzt nehme das Messer in deine Rechte….“

„Was? Wieso, was soll denn das alles…?“

„Wirst du gleich sehen; es ist nicht gefährlich und schmerzhaft, aber im wahrsten Sinne einschneidend…“

„Jetzt machst du mich ein wenig unruhig…“, dennoch nahm Perikles von Korinth das große scharfe Messer in seine rechte Hand, genauso, worum ihn D gebeten hatte.

„So! Jetzt streck deinen kleinen Finger aus und lege das Messer mit der Klinge auf das Ende deiner Fingerkuppe, so als würdest du sie abschneiden…“

„Wie bitte, spinnst du…?“

„Nein, sei unbesorgt, es passiert dir nichts…“

„Na gut; und jetzt?“ Tatsächlich tut P wie ihm geheißen und zuckt zusammen, als die kalte scharfe Klinge auf der Fingerkuppe seines kleinen Fingers lag; schon alleine durch das Eigengewicht von Hand und Arm, spürte P, wie die Haut angeritzt wurde, wenngleich ohne dass Blut hervortrat.

„Wie fühlt sich das an, mein teurer Freund…?“

„Merkwürdig, irgendwie falsch…und jetzt?“

„Was würdest du jetzt üblicherweise tun…?“

„Wie meinst du „üblicherweise“; so etwas hätte ich ja nie getan, wenn du mich nicht darum gebeten hättst; wie soll ich also jetzt wissen, was ich als nächstes tun würde…?“

„Ganz genau! Du machst das zum ersten Mal und hast keine Ahnung, was als Nächstes kommt…dann frag ich dich jetzt, was tust du als Nächstes, wenn du ab dieser Sekunde frei bist, zu tun und lassen, was du willst?“

„Wie bitte?“

„Du hast ganz richtig gehört; los doch, was machst du als Nächstes?“

„Ich würde das Messer entfernen und weglegen…“

„Warum?“

„Wie warum? Wieso denn nicht? Was denn auch sonst?“

„Du würdest dir also nicht die Fingerkuppe abtrennen, wie ein Yakuza-Mitglied, das einen Auftrag nicht völlig zufriedenstellend ausgeführt hat?“

„Natürlich nicht, was soll denn der Quatsch?“ Perikles nimmt das Messer von seinem Finger weg und legt es etwas skeptisch auf den Tisch, neben das Holzbrett.

„Du würdest dir also keinen Schaden zufügen und stattdessen das Messer weglegen, habe ich dich richtig verstanden? Waum…?“

„Wie warum? Ich verstehe ich nicht, was soll das alles?“

„Warum fügst du dir keinen Schaden zu? Versuche die Frage so präzise wie möglich zu beantworten…“

„Weil ich mir keinen Schaden zufügen möchte; ich fühle mich unversehrt und gesund wohler!“

„Ganz genau! Sehr gut…“

„Und?“ Perikles nimmt jetzt einen großen Schluck aus dem Becher.

„Nichts, das war das Experiment…“

„Wie bitte? Und was ist die Erkenntnis?“

„Das du dich offensichtlich ungerne selber beschädigst…“

„Dafür brauchte ich kein Experiment…!“, gab Perikles ziemlich forsch und angespannt heraus und zündet sich eine Zigarette an, während D immer zufriedener lächelt.

„Vorsichtig! Was denkst du, wobei kann dir dies Experiment helfen, wenn es dir offenkundig so wenig Mehrwert gibt? Wozu könnte es anregen…?“

„Hm, lass mich mal nachdenken…“

„Nur zu…“

„Hmm……“ Perikles runzelte die Stirn und stemmte seine Hand unter das Kinn, so wie man es bei alten Statuen. Doch es kam nichts Nennenswertes aus seinem Mund, auch nach mehreren Minuten nicht, so das D sich eingeladen fühlte, seinen Erkenntnisprozess auf andere Art und Weise anzuregen, weil er ein großer Freund der Mäeutik blieb.

„Wieso brauchst du nicht lange grübeln, ob du dir deine Fingerkuppe abschneiden willst…?“

„Na weil ich recht gut weiß, was mir guttut und was nicht…“

„Ganz genau! Doch wieso ist etwas offensichtlich Einfaches dennoch im Alltag sehr hilfreich, auch wenn es dir so simpel und selbsterklärend erscheint…?“ Langsam erhellte sich die Miene von Perikles; mehr und mehr lächelte er, bis er D breit anstrahlte.

„Aber natürlich; die offensichtlichen Dinge, entschlüpfen uns am schnellsten, weil wir quasi den einzelnen Baum vorm Wald nicht mehr erkennen können…!“ D schwieg und ließ seinen Freund allen gedanklichen Auslauf.

„…und weil wir uns daher sehr häufig im Leben gar nicht sicher sein können, was gut oder schlecht für uns ist, weil wir nie genug Distanz aufbauen, um eine vernünftige Lösung zu finden…“ D trank aus seinem Becher und schenkte lächelnd und nickend nach; er konnte förmlich spüren, wie Perikles den Kreis in den nächsten Minuten schließen dürfte.

„Ha, jetzt hab ich es! Du kleiner Schlawiner, du ausgekochtes Schlitzohr! Es geht bei dem Experiment gar nicht um Messer und Finger…du benutzt dies haptische, in der Tat sehr einschneidendes Beispiel als psychologischen Anker für jeden Moment, in dem ich mir unsicher sein könnte….das ist wirklich perfide, mein Lieber…so scheuche ich mich in Zukunft selber zur ausreichenden Distanz auf, dank der kalten scharfen Schneide, die mir in der Tat den Finger geritzt hat…um mit genügend Distanz und Ruhe meine eigene, statt übernommene Entscheidungen der anderen unbewusst zu kopieren…herzlichen Dank dafür…also, dann lass uns auf den Osterhasen, den Leib der Herren da draußen, die griechischen Götter und das Blut kastrierter Bullen anstoßen:

Santé!“