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08.Januar – Taxi nach Toulouse – Odyssee 2023

Mein bestelltes Taxi kam pünktlich. „Endlich, zurück nach Toulouse…“, dachte ich, während sich meine Freunde herzlich von mir verabschiedeten. Ich fühlte mich schäbig und hinterhältig. Nicht nur wegen meiner Gefühle und Gedanken. Woher kamen sie? Was war es, was ich fühlte und erlebte, eine Art Heimweh? Oder schlichte Müdigkeit, Erschöpfung, verursacht durch Kulturschock und Überarbeitung?

Ich wusste es nicht.

Mein Fahrer kam aus dem Iran. Wir verstanden uns sofort, nicht nur wegen unserem Interesse an alten Sprachen. Zwei Semester Medizin studierte er, bevor er vor fünf Jahren fliehen musste. Todesstrafe, lautete das Urteil, weil er sich vorm Richter als ehemaliger Moslem zum Atheismus bekannte.

Zum Glück war er zur Urteilsverkündung nicht anwesend.

Sie hätten ihn sonst dabehalten, erzählte er, so wie seinen Cousin, der auf den Henker wartet. Seitdem schlägt er sich tagsüber als Taxifahrer und abends als Trader durch. Richtig happy sei er in Deutschland. Keine Angst mehr vor willkürlicher Verhaftung haben zu müssen. Freiheit fühle sich immer noch merkwürdig an. Ob ich mir das vorstellen könne

Natürlich nicht.

Was ich tun würde, wenn ich im Iran leben müsste. „Ich würde Kinder und Jugendliche unterrichten, damit sie einen besseren Start im Leben haben…“, antwortete ich. Ihm gefiel meine Antwort, sie sei nicht gewalttätig. Er würde jederzeit zur Waffe greifen, wenn er nicht hätte fliehen müssen. Freiheit ist es wert dafür zu sterben, sagt er.

Ich hatte einen Kloß im Hals.

Gerade bogen wir auf die Autobahn-Auffahrt Quickborn. Es war kein leicht dahergeredetes Versprechen. Keine taktische Aussage eines strategisch-denkenden Politikers. Es kam aus tiefstem Herzen. Ich schämte mich. Wie leichtfertig ich Freiheit hinnahm. Wie natürlich ich glaubte auf vorhandenen Komfort zugreifen zu können.

Und zig weitere Unverfrorenheiten.

Seit sieben Jahren lebe ich in Toulouse. Manchmal kommt‘s mir vor, als wären’s zehn oder fünfzehn, manchmal als wären es zwei Jahre. Viel ist seitdem passiert. Unruhe und Hektik sitzen uns Deutschen in den Knochen. Nur mühsam kriegen wir sie raus. Heute ist mein Leben unaufgeregt, voller Zeit und Müßiggang.

Es war ein weiter Weg.

Gelungene Integration, könnte man sagen. Auf meinen iranischen Fahrer trifft das jedenfalls zu. Nach fünf Jahren so exzellent Deutsch zu sprechen ist aller Hochachtung wert. Glücklich und zufrieden ist er auch noch, wie ich in Toulouse.

Zwei Mal gelungene Integration.

Am Flughafen verabschieden wir uns herzlich. Wir hoffen uns wiederzusehen. Wenn sein Iran die Revolution erfolgreich abschließt, wolle er mich einladen. Eine schöne Vorstellung. Viereinhalb Stunden später:

„Cabin Crew – 20minutes!“

Ein wenig plump lässt der Pilot die Maschine auf den Asphalt knallen. Salut Toulouse. Wie die Lemminge wandeln wir durch den Flughafen, jeder zu seinem nächsten Gefährt, sei es Straßenbahn, Auto, Fahrrad, oder wie bei mir – Motorrad.

Mein Rappen schläft tief und fest.

Erschrocken bellt er auf, als ich den Motor starte. „Na, gibt’s was Neues?“, frag‘ ich ihn. Wie immer keine Antwort. Mundfauler Fischkopp. 2019 in Kaltenkirchen gekauft. Was will man von Kaltblütern erwarten, außer zuverlässig Karren ziehen.

Ich lass die Zügel locker.

Schon brausen wir über die Rocade, vorbei am Rugby Stadion, am Canal de Brienne, im Schneckengang zur Garonne, endlich, da ist sie, andächtig lass ich meinen dunklen Hengst an ihr vorbeigrummeln. Schön wieder hier zu sein. Im Schritttempo lass ich mein‘ Kaltblüter durch die engen Gassen traben.

Ich schau auf’s Cockpit – 22:00 Uhr.

Mit stillem Donnern schleichen wir durch die Rue Peyras, Erinnerungen an Cedric und seine Bistronauten, vorbei am Eastside Klamottenladen, wo Christophe seine Dirt-Track-Mopeds ausstellt, scharf rechts abgebogen in die Rue des Tourneurs, über den Place Esquirol, dann über Place Rouaix,

ins Herz von Les Carmes,

kurz vorm Marché scharf links, rein in die Rue du Canard – Place Mage, endlich zuhause. Im Briefkasten warten vier Wochen „Zeit“ auf mich. Nach einer Weile wird meine Bude warm. Ich mache mir ‘nen Tee, blättere ein paar Seiten. Plötzlich bleiben meine Augen hängen. „Wieviel Zeit bleibt mir noch?“, heißt der Artikel, aus der Rubrik „Entdecken“

Jean-Remy von Matt hat ‘ne Lebenszeituhr entwickelt.

„Spannend!“, denke ich. Ronja von Rönne und Amonte Schröder-Jürss schrieben den Artikel. Bei Jay-Ahr gehen Promis ein und aus. Ob Klitschko oder Altkanzler Schröder. Viele seiner Freunde wollen so‘ne Uhr, sagt er. Vermutlich hat er einen exaltierten Lebensstil. Sein Loft schein großzügig zu sein. Eine Zitrone steht drin

Ich nippe am heißen Tee,

sehe aus dem Fenster, welch schöner dunkler Schoß, liebes Toulouse, ich denke an den zum Tode verurteilten Iraner, an den Erfolg von JR, Ronja und Amonte, an meine Freunde, an mich, der sein kleines Romancier-Leben vor sich hintröpfeln lässt, ich denke an Frankreich und seine Meritokratie, an Leistung, Effizienz, Sieg, Erfolg,

ich denke an Alles – und Nichts.

Merkwürdig. Ich meine ein Muster, eine Verbindung zu erkennen und im gleichen Augenblick auch nicht. Alles ist verbunden und zugleich – nichts. Man stirbt im Iran und residiert in Berlin, alles gleichzeitig. Nichts folgt einer Logik, alles geht seinen eigenen Weg, hat seine ganz eigene Natur, ’nen einmaligen Charakter.

Alte haben Angst vor Veränderung,

die Jungen Furcht vor Tradition, Stillstand und verbauter Zukunft. Manche sterben für Freiheit, andere arbeiten für Werbung und bauen Lebenszeituhren. Wachstum und Erfolg scheint alle einzuladen und anzustecken.

Erfolg gibt Recht.

Vielleicht bekommen Stefan Evers und Friedrich Merz deswegen noch, und wie ich finde, überraschenderweise Zustimmung und Resonanz in der Bevölkerung. Erstaunlich, dass die CDU immer noch, oder jetzt wieder, so breitbeinig daherkommt.

Keine Ahnung warum,

aber Politiker, die Unternehmensberater waren, gar wirtschaftlich äußerst erfolgreich sind, interessieren mich nicht sonderlich. Brandstifter und Populisten, von Autokraten brauchen wir gar nicht reden, sind vermutlich eher am eigenen Nutzen, eigenen Bonus und am Erfolg interessiert.

Warum zieht – genau das – an?

Keine Ahnung. Wir scheinen lieber in der Außenwelt zu leben. Unser Drinnen ist unpopulär Was tut man mit Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit, wenn man sie täglich genießt? Konzentriert man sich DANN auf eigenen Erfolg? Oder gründet man eine Familie? Oder lieber ein Leben lang lernen, um als weiser Mensch dahinzuscheiden?

Ellenbogenmänner sind zum Kotzen.

Und doch werden wir nicht müde, sie toll zu finden, obwohl sie seit tausenden von Jahren den Planeten mit Mord und Totschlag überziehen. Im Gegenteil, wir stellen Denkmäler dieser Helden in unsere Städte. Ja schlimmer noch, wir fallen immer wieder auf den gleichen Scheiß rein.

Wie ist das nur möglich?

Xerxes, Leonidas, Alexander der Große, Cäsar, Rom, Konstantin, Byzanz, Karl der Große, Ludwig Katorze, Napoléon, Bismarck, Stalin, Hitler, Mussolini, Churchill, eine endlose Polonäse aus Völkermord und Brandschatzung, Angriff und Verteidigung.

Mein iranischer Taxifahrer

hat seinem Leben eine neue Richtung gegeben. Doch was tun, wenn man täglich wohl behütet, mit allem Komfort, wie selbstverständlich lebt, ihn sogar als rechtmäßig beansprucht? Womit verbringen wir unsere verbleibende Lebenszeit? Ich fürchte, wir, die wir alle von den reifen Früchten funktionierender gelebter Demokratie kosten, wir,

haben den Schuss nicht gehört…

Oder umgekehrt, wir haben ihn gehört, doch was tun, sprach Zeus? Schon Aristotelis empfiehlt das Leben zu genießen, obwohl man zu seiner Zeit ebenfalls turbulent in Athen lebte. Ich nippe am kaltgewordenen Tee und seh in die Dunkelheit der Nacht.

Toulouse hat keine Antwort für mich…

17.April – Die Russen kommen! – Odyssee 2022

Endlich! Ob mit oder ohne Atomkrieg – bald kommen die Russen. Na endlich, kann man da nur sagen, denn seit führende Wissenschaftler herausfanden, dass auch Russen ihre Kinder lieben – der Brite & Barde Sting hat in den Achtzigern sogar eine Ode an unsere Brüder und Schwestern geschrieben, die jenseits der Oder-Neiße-Rhein-Donau-Moldau-Don-Grenze leben, mit eben jenem Leitkulturthema.

Doch was bedeutet das für uns – im hier und jetzt?

Zuerst einmal können wir uns alle beruhigen. Denn selbst wenn der Russe mit einer Kalaschnikow bewaffnet die Hauptstraße eures geliebten Heimatdorfes gefährlich hinunterschreitet, verbirgt sich hinter jedem Russen und jeder Russin – ein Mensch. Ein Mensch wie du und ich, der genauso wie du und ich – zur falschen Zeit, im falschen Körper, im falschen Land zur Welt kam und den man lang genug großzog, bis er bereit war, für all das – was er, sie und ich

Heimat, Vater- oder Mutterland nennen – zu sterben!

Sollte also der mit einer entsicherten Kalaschnikow bewaffnete Russe nicht von selbst an eure Haustür klopfen, dann bittet ihn freundlich herein. Haltet Papirossi-Zigaretten und eisgekühlten Wodka bereit. Russen lieben Musik. Piotr Tschaikowski kommt unglaublich gut an, besonders „Capriccio Italiano“. Auch die Don Kosaken – übrigens aus meiner Sicht das beste Oktett, was dieser wunderschöne blaue Planeten zu bieten hat – hören Russen gerne.

Sorgt dafür, dass er sich bei euch zuhause wie bei sich zuhause fühlt.

Bereitet traditionelle russische Gerichte zu. Borschtsch ist beliebt und in gewisser Weise, der große Bruder vom deutschen Labskaus, nicht nur wegen roter Beete. Haltet Gästebetten bereit. Er oder sie – nicht vergessen, auch bei den Russen gibt‘s Soldatinnen – wird sich wie zu Hause fühlen, reichlich essen und trinken und irgendwann einschlafen. Wenn Wodka nicht alles ganz von alleine regelt. So oder so:

Lasst ihn ausschlafen.

So ein Marsch zu eurer schönen Heimat – z.Bsp. Struxdorf, Stade, Tangstedt, Ratzeburg, Ahrensburg, Hamburg oder Kiel macht hungrig und müde. Stellt Waffenöl Marke Ballistol auf den Tisch eurer guten Stube, falls er seine Flinte reinigen will. Solltet ihr von Vätern oder Großvätern Reste der Herrenpflegeserie „Tabac Orginal“ haben, stellt sie einladend ins Badezimmer. Wissenschaftler haben in den letzten Jahrzehnten herausgefunden,

dass Alphatiere (Mann wie Frau) auf diesen Duft stehen.

So habt ihr bei Russen ‘nen Stein im Brett. Nun folgt der wichtigste Moment eures Lebens. Unterhaltet euch. Kotzt euch über die Bundesregierung aus; über die hohe Steuerlast, hohe Energiepreise, die Inflation, schlechte Lebensmittel und zu viel harte Arbeit, für zu wenig Geld. Eigentlich seit ihr die Russen von Europa!

Für 85% der Deutschen trifft das seit Langem zu.

Fluchen ist Öl für unser große Weltengetriebe, welches uns Menschen zusammenbringt. Meckert über Deutschland, was das Zeug hält. Macht dem Russen klar, dass es euch nicht besser als ihm geht. Macht ihm klar, dass auch seine Regierung alle verarscht – viel mehr noch:

Es ist überall das Gleiche!

Erinnert ihn daran, dass schon seit tausenden von Jahren – hüben wie drüben – Mächtige und Reiche regieren und unser aller Schicksale bestimmen. Nur deswegen treffen wir aufeinander. Warum also gegeneinander kämpfen? Erläutert dem Russen, dass alle Menschen die gleichen Grundbedürfnisse – UND – eine Wahl haben.

Besser ist es bei keinem von uns.

Lasst IHN / SIE wählen. Bietet IHM / IHR an, ihn / sie zu adoptieren, um deutscher Staatsbürger zu werden, oder umgekehrt, wenn‘s ihm lieber ist – dass ihr russische Staatsbürger werdet. Einer von beiden wird ‘ne neue Sprache lernen, was wundervoll ist.

Staaten sind künstlich erschaffen.

Da macht es keinen Unterschied, zu welchem man zählt. Dafür zu sterben? Wie aberwitzig! Stellt euch das mal vor – ein Vaterland, dass euch nach Strich und Faden abzockt, euch Steuern zahlen lässt, bis euch der Arsch blutet; der euch als Kunden zweiter Klasse ansieht – siehe Dieselaffäre Volkswagen, USA Kunden versus Deutsche Kunden – ein Thema mit unendlich vielen weiteren Beispielen. Und dazu Agenda 2010 – welch sarkastischer Witz,

noch dazu von Gazprom-Gerd!

Ein-Euro-Jobs, die einem nicht erlauben davon zu leben, geschweige mit Familie. Was ist das für ein Land, dass seine Bürger bis 67, am besten 70 arbeiten lässt, festgelegt von Politikern, die jenes Schicksal nicht teilen? Ihr seht es selbst – wollt ihr euer Leben für diese Vaterlandshure hergeben und mit dem Russen kämpfen, der unter Gleichem zu leiden hat? Ist es nicht viel schöner gemeinsam zu essen und trinken und sich entweder umzuorientieren,

oder ‘nen neuen Mitbürger willkommen zu heißen?

Wenn schon Syrer und Ukrainer frei einreisen, warum nicht unsere russischen Brüder und Schwestern? Menschen nehmen genau jene Nationalität und Religion an, wo sie aufwachsen. Manchmal nennen sie‘s „Heimat“ oder „Zuhause“, bei besonders stolzen Modellen – „Vaterland“ oder „Mutterland“ – keiner von uns hat seine Nation ausgewählt. Seit ihr wirklich bereit DAFÜR euer Leben herzugeben?

Niemand ist das – in Wahrheit!

Auch wenn die Geschichte der Menschheit voll von Mord- und Totschlag, ein einziges Kettensägenmassaker ist! All das war nur ein großer – Irrtum – wollen doch alle Menschen letztlich in Frieden leben.

Warum sich also von Politikern aufhetzen lassen?

Lasst uns jede Russin, jeden Russen willkommen heißen, die fälschlicherweise von ihrer ebenso blutsaugenden Regierung dazu gezwungen wurde, Krieg zu führen. Wenn wir sie willkommen heißen, ist es kein Überfall, sondern ein Besuch unter Freunden,

zum gemeinsamen Mittag- oder Abendessen.

Und mit dieser völkerverständigenden Anleitung, entlasse ich euch ins geheiligte Osterfest, wo ihr dem Latschenträger nebst Anhang gedenkt. Entzündet Osterfeuer, falls nicht längst geschehen; lasst Friedensfeuer leuchten; make Love not War; kocht Borschtsch, trinkt Wodka, flucht und rülpst laut; lasst es euch gut gehen; bis zur nächsten Woche, wenn es heißt:

„Anti-Nationalismus…..oder Völker, die die Welt nicht braucht….!“

Anschluss 2.0 – Odyssee2021 CW48

05.Dezember – Deutschland ohne Regierung, Österreich ohne Kanzler und Mutti mit großem Zapfenstreich. Wie geht’s weiter im deutsch-sprachigen Teil Nord-Europas? Keine Ahnung, außerdem ist es mir auch egal. Zurzeit ist das die zweithäufigste Reaktion auf meine merkwürdigen Fragen – allerdings deutlich angeführt von meiner favorisierten längst wundgescheuert und übersatt-gehörten Standardantwort – Alles gut!

Bei „Alles gut!“ geht mir noch schneller der Hut hoch als bei „Läuft!“ oder „Muss ja!“ Nicht, weil es mir gerade schlecht geht, sondern weil es zum Einen nichts sagt, vielleicht nichts sagen soll, weswegen man dann solche „rausgerotzten“ Plattitüden um die Ohren gehauen bekommt und zweitens, weil es solch unsolidarisches Desinteresse anderen gegenüber zeigt, dass ich kotzen könnte! Alles gut trifft doch nur auf gesunde Rentner mit Eigenheim in Hedwig-Holzbein zu.

Allen anderen geht‘s vermutlich eher – scheiße!

Mein Physiotherapeut und Masseur ist Harzer und hält seine Familie gerade so über Wasser; Freelancer laufen Amok, weil es kaum Aufträge, dafür umso mehr verstopfte Jobcenter und keine funktionierende Lokal-Administration gibt; Taxis bleiben meist geparkt, obwohl man wieder Urlaub auf Malle macht, während Krankenpfleger im Burnout kollabieren, wenn sie’s nicht schaffen, durch Gewerkschaftsjobs, oder andere Rettungsbojen, sich ‘nen Anker zu bauen, an dem sie hin und wieder verschnaufen können.

Wenn mir dann stumpfe Gleichgültigkeit von finanziell Abgesicherten entgegenschlägt, bin ich kurz davor auszuflippen. Egal-Bürger sorgen nämlich gerade für einen strohfeuerstark anwachsenden Ökonomie-Index, weil man Elektro-Autos derart fördert, dass man sie „einfach nehmen muss“, gefolgt von Schnäppchen-Leasing und drohenden Hamsterkäufen, angeschoben durch Teilbevölkerungs-Lockdowns,

für ungeimpfte und Schwurbler, inklusive Wutbürger, die oft beides sind.

Wo ich gerade bei Wut und Konsum bin – neulich habe ich mit ’ner Freundin drüber geplaudert, dass es im digitalen Zeitalter den Staaten möglich sein müsste, die eigenen Bürger durch andere zu erstezen, frei nach dem Motto, Deutsche gehen nach Frankreich und Franzosen heim ins Reich, wär das nicht’s? Deutsche sind viel eher bereit für Monarchie, was super ist, weil man sie in Frankreich demokratisch lebt, während Franzosen freiheitsliebender sind und viel besser zum föderalen Deutschland passen.

ich sag’s euch – Völkertausch – ist unsere Rettung!

Außerdem müssen sich letztendlich auch Länder und Nationen wie Firmen zusammenschließen, um wirtschaftlich überleben zu können. Wie soll sich die EU sonst retten? Konzerne sparen auch nur dann Milliarden ein, wenn sie fusionieren und man statt zwei Vorständen nur einer übrigbleibt; statt zwei Arbeitsämter, wo Harzer wie Arno Dübel digital hin-pilgern, hat man nur noch ein Amt, statt alles doppelt und dreifach zu bezahlen. Daher:

Österreich-Anschluss 2.0 – wie früher!

Unsere Nachbarn haben fünf Millionen Einwohner weniger als Bayern und weit über 100 Milliarden weniger Bruttoinlandsprodukt als der lederbehoste Freistaat. Klingelt es da nicht bei jedem? Auf geht’s zur Elefantenhochzeit – Kakanien und Freistaat, das erinnert doch an Sissy und Franzl. Und wo wir schon dabei sind, warum dann nicht gleich wieder ‘nen Österreicher als Reichskanzler – wie früher? Hat schon mal funktioniert – außerdem sind Ösis für Scharm & Schmarn bekannt, entstanden aus ‘ner Menschenzüchtung aus Potsdam und Paris.

Ganz im Ernst?

Solche Ideen muss man mit einbeziehen. Man darf sich nur so viel Administration ins Land stellen, wie man bezahlen kann, oder wie oder was? Wenn die Wirtschaft sich auf Depression vorbereitet, kann man den Staatsapparat nicht gleichzeitig anwachsen lassen, wie ne Immobilienblase anno 2008.

Wenngleich ich gerade wieder bemerke, wo ich jetzt darüber nachdenke, genau wie früher beim Buchmarkt, den ich auch revolutionieren wollte, nur keiner zur Selbigen kam, was mein großer Defekt und Blindspot ist, wie Franzosen zu sagen pflegen, nämlich

rational und vernünftig denken und handeln!

Für die kommenden Zeiten muss ich mir intellektuelle Unschärfe und umgekehrte Genauigkeit antrainieren, wie es nur das schöne altvordere Kakanien noch kannte, herrlich beschrieben von Robert Musil, wo man feudal und barock – doch halt, wartet mal, das leben wir doch schon in Frankreich, das kommt doch von Ludwig Katorzeh und Nachfolgern, oder nicht? Höfisch leben, und glücklicher Untertan sein. Entweder König oder Entourage…

Klingt rückständig…findet ihr…?

Mir doch egal…

Wal voraus – Odyssee 2021 CW38

26.September – nun ist es soweit; heute wählt Deutschland; ob sich was ändert? Vermutlich nicht; Feuerwehren holen wir Menschen ja grundsätzlich erst wenn es brennt; okay, stimmt – zwar brennt es zur Zeit überall, aber nicht unser eigenes Haus, weswegen wir die Brände eher unterschwellig wahrnehmen; außerdem schauen wir auch nicht lange genug hin; noch dazu sind wir vergesslich – und – was bei allen komfortverwöhnten und privilegierten Bürgern weltweit zu beobachten ist – wir sind schnell gelangweilt.

Afghanistan, Eifel-Überflutung, Klima-Katastrophe, Korruption, Industrie- und Auto-Lobbys, Gesundheitssystem, Energiepolitik, inklusive dazugehöriger Versorgung, Einwanderung, Nullzinspolitik, Digitalisierung, Medien-Qualität – um nur mal ein paar Überschriften zu liefern: Wo soll ich bei all dem Wahnsinn anfangen? Denkt ihr das nicht auch, tief in euch drinnen? Vielleicht sogar in eurem rausgekehrten Draußen…?

Unsere menschliche Natur sucht grundsätzlich nach Ritualen und Bequemlichkeit; natürlich wandern wir auch aus, ab nur, wenn es nicht anders geht; daher glaube ich, dass wir grundsätzlich zu viel von Politikern und zu wenig von uns selbst erwarten; und solange das so ist, müssen wir uns nicht wundern, wenn alles bleibt wie es ist, nicht wahr…?

In der Zwischenzeit vertreiben wir uns die Zeit mit sozialen Medien und hoffen, dass es möglichst ab morgen ein wenig grüner und gerechter auf der Welt zugeht; nein, ich bin nicht verbittert, nicht die Bohne – im Gegenteil – Optimist bin ich geblieben, aber auch Realist; geringe Lerngeschwindigkeit kombiniert mit hoher Vergesslichkeit sind Talente, die dafür sorgen, dass meine Nachbarn weiterhin mit Range-Rovern die Toulouser Innenstadt verstopfen.

Keiner meckert – stattdessen lächeln alle mitleidig – ich eingeschlossen.

Nicht in arroganter oberlehrerhafter Art und Weise, es schwingt vielmehr echte Überraschung und Verwunderung mit; wie wenn zum Beispiel dein Geschwisterchen im gleichen Haus wohnt und anstelle zu Fuß – wie du – die 500 Meter zum Bäcker mit‘m Auto zurücklegt; man spricht es nicht an, weil beide gleiche Rechte haben; wer ist man, über andere zu urteilen; es sind eher automatisch stattfindende Mutmaßungen, warum jemand, der offensichtlich klug ist, so was macht, die so manchen Kopf endlose Runden drehen lassen.

Ich investiere darin keinerlei Gedanken mehr, aber ich kenne viele, die das tun; unser Dorfdruide auf Mallorca zum Beispiel; ständig ist er im digitalen Ausguck und verkündet entweder – WAL VORAUS – oder Dinge wie – MANN ÜBER BORD – ständig sieht er Dinge kommen, die uns vernichten, oder in die Dunkelheit führen; neulich hieß es:

DAS ENDE IST DA!

Ich rief nochmal hoch in den Ausguck, ob er DA oder NAH gesagt hatte; doch da rief er schon die nächste Meldung runter zur fleißig rudernden Mann- und Frauschaft; ich dachte mir, wenn das hier jetzt das Ende ist, finde ich es ganz in Ordnung; nach meinem Geschmack kann es ruhig länger dauern – viel länger, wenn ihr mich fragt; und solange ich das Ende weiter genieße, kann unser Druide die Sterne beobachten; jedes Dorf baucht’nen Seher, damit wir uns auf die Zukunft vorbereiten.

Doch was mache ich jetzt mit all den Krisen?

Irgendwie sind die alle so weit weg; ich wohne weder in Afghanistan, noch in der Eifel, noch bin ich Politiker; viel Kraftstoff und Energie verbrenne ich auch nicht; ich koche mein Leben auf recht kleiner Flamme und beanspruche wenig Wohnraum; selbst die Möbel sind vom Sperrmüll; den einzigen Wohlstand, den ich mir gönne, sind Speis und Trank, was nicht heißt, dass ich Austern und Hummer esse; ich bevorzuge einfache, leichte mediterrane Küche.

Hm – wo ich jetzt so darüber nachdenke,

fällt mir wirklich wenig ein, was ich tun könnte, außer meinen ungenutzten Kram zu verschenken oder zu verkaufen; den Rest vielleicht teilen, aber das war‘s dann auch; was ich wählte, wenn ich in Deutschland heute dran wäre? Hm – Veränderungen fänd ich schön; und wenn ich mich recht erkundigt hab, dann regiert seit dem zweiten Weltkrieg entweder die rote oder schwarze Volkspartei.

Ist Deutschland reif für einen Farbwechsel im Kanzleramt?

Ich glaube nicht; in Teutonia ist man zu ängstlich für Kanzlerin Annalena oder Christian; wahrscheinlich nimmt man Laschet oder Scholz; vielleicht sind die sogar ganz gut im Ausguck der Deutschland-Fregatte, so wie unser Dorf-Druide; viel kaputt machen kann man so weit droben einsam und verlassen sowieso nicht, solange man weiter heimwerkern und grillen darf; hoffentlich baut man die neuen Häuser in der Eifel ein wenig höher….

Glück auf…