Archiv für den Monat: September 2021

Wal voraus – Odyssee 2021 CW38

26.September – nun ist es soweit; heute wählt Deutschland; ob sich was ändert? Vermutlich nicht; Feuerwehren holen wir Menschen ja grundsätzlich erst wenn es brennt; okay, stimmt – zwar brennt es zur Zeit überall, aber nicht unser eigenes Haus, weswegen wir die Brände eher unterschwellig wahrnehmen; außerdem schauen wir auch nicht lange genug hin; noch dazu sind wir vergesslich – und – was bei allen komfortverwöhnten und privilegierten Bürgern weltweit zu beobachten ist – wir sind schnell gelangweilt.

Afghanistan, Eifel-Überflutung, Klima-Katastrophe, Korruption, Industrie- und Auto-Lobbys, Gesundheitssystem, Energiepolitik, inklusive dazugehöriger Versorgung, Einwanderung, Nullzinspolitik, Digitalisierung, Medien-Qualität – um nur mal ein paar Überschriften zu liefern: Wo soll ich bei all dem Wahnsinn anfangen? Denkt ihr das nicht auch, tief in euch drinnen? Vielleicht sogar in eurem rausgekehrten Draußen…?

Unsere menschliche Natur sucht grundsätzlich nach Ritualen und Bequemlichkeit; natürlich wandern wir auch aus, ab nur, wenn es nicht anders geht; daher glaube ich, dass wir grundsätzlich zu viel von Politikern und zu wenig von uns selbst erwarten; und solange das so ist, müssen wir uns nicht wundern, wenn alles bleibt wie es ist, nicht wahr…?

In der Zwischenzeit vertreiben wir uns die Zeit mit sozialen Medien und hoffen, dass es möglichst ab morgen ein wenig grüner und gerechter auf der Welt zugeht; nein, ich bin nicht verbittert, nicht die Bohne – im Gegenteil – Optimist bin ich geblieben, aber auch Realist; geringe Lerngeschwindigkeit kombiniert mit hoher Vergesslichkeit sind Talente, die dafür sorgen, dass meine Nachbarn weiterhin mit Range-Rovern die Toulouser Innenstadt verstopfen.

Keiner meckert – stattdessen lächeln alle mitleidig – ich eingeschlossen.

Nicht in arroganter oberlehrerhafter Art und Weise, es schwingt vielmehr echte Überraschung und Verwunderung mit; wie wenn zum Beispiel dein Geschwisterchen im gleichen Haus wohnt und anstelle zu Fuß – wie du – die 500 Meter zum Bäcker mit‘m Auto zurücklegt; man spricht es nicht an, weil beide gleiche Rechte haben; wer ist man, über andere zu urteilen; es sind eher automatisch stattfindende Mutmaßungen, warum jemand, der offensichtlich klug ist, so was macht, die so manchen Kopf endlose Runden drehen lassen.

Ich investiere darin keinerlei Gedanken mehr, aber ich kenne viele, die das tun; unser Dorfdruide auf Mallorca zum Beispiel; ständig ist er im digitalen Ausguck und verkündet entweder – WAL VORAUS – oder Dinge wie – MANN ÜBER BORD – ständig sieht er Dinge kommen, die uns vernichten, oder in die Dunkelheit führen; neulich hieß es:

DAS ENDE IST DA!

Ich rief nochmal hoch in den Ausguck, ob er DA oder NAH gesagt hatte; doch da rief er schon die nächste Meldung runter zur fleißig rudernden Mann- und Frauschaft; ich dachte mir, wenn das hier jetzt das Ende ist, finde ich es ganz in Ordnung; nach meinem Geschmack kann es ruhig länger dauern – viel länger, wenn ihr mich fragt; und solange ich das Ende weiter genieße, kann unser Druide die Sterne beobachten; jedes Dorf baucht’nen Seher, damit wir uns auf die Zukunft vorbereiten.

Doch was mache ich jetzt mit all den Krisen?

Irgendwie sind die alle so weit weg; ich wohne weder in Afghanistan, noch in der Eifel, noch bin ich Politiker; viel Kraftstoff und Energie verbrenne ich auch nicht; ich koche mein Leben auf recht kleiner Flamme und beanspruche wenig Wohnraum; selbst die Möbel sind vom Sperrmüll; den einzigen Wohlstand, den ich mir gönne, sind Speis und Trank, was nicht heißt, dass ich Austern und Hummer esse; ich bevorzuge einfache, leichte mediterrane Küche.

Hm – wo ich jetzt so darüber nachdenke,

fällt mir wirklich wenig ein, was ich tun könnte, außer meinen ungenutzten Kram zu verschenken oder zu verkaufen; den Rest vielleicht teilen, aber das war‘s dann auch; was ich wählte, wenn ich in Deutschland heute dran wäre? Hm – Veränderungen fänd ich schön; und wenn ich mich recht erkundigt hab, dann regiert seit dem zweiten Weltkrieg entweder die rote oder schwarze Volkspartei.

Ist Deutschland reif für einen Farbwechsel im Kanzleramt?

Ich glaube nicht; in Teutonia ist man zu ängstlich für Kanzlerin Annalena oder Christian; wahrscheinlich nimmt man Laschet oder Scholz; vielleicht sind die sogar ganz gut im Ausguck der Deutschland-Fregatte, so wie unser Dorf-Druide; viel kaputt machen kann man so weit droben einsam und verlassen sowieso nicht, solange man weiter heimwerkern und grillen darf; hoffentlich baut man die neuen Häuser in der Eifel ein wenig höher….

Glück auf…

Alles doof ohne Mutti? – Odyssee 2021 CW37

19.September – Nächste Woche wählt Deutschland; zwar wird Mutti nach ihren kohligen 16 Jahren nicht abgewählt, aber wir Menschen scheinen Abreisende Gäste ein wenig mehr zu mögen, als Ankommende – was mich zu der Frage einlädt, wie viele Tassen wir gut-ausgebildeten, ebenso fabelhaft versorgten und zivilisierten Bürger mit deutscher ID so duchschnittlich im Schrank haben.

Sind es viele, sehr viele – oder gar wenige?

(Das Wort Personalausweis verwende ich nur ungern, da ich dann Leserbriefe von Schwurblern bekomme, die erklären, dass sie KEIN Personal sind…)

Schauen wir uns nur einmal an, wie sehr die Deutschen auf Muddi geschimpft haben; was hat man ihr für Abreibungen verpasst in all den Jahren, wenn sie sich Dinge traute, die vemutlich keiner der Meckerer auch nur geträumt hätte  – Atomausstieg und Grenzöffnungen sind ja nur zwei aus einer langen Liste…

Allen voran die deutschsprachige Presse, die sich wahlweise als verlängerter Arm des Kanzleramts, oder sich regelmäßig als politischer Meuchelmörder profiliert; sogar den Tod durch öffentliche Erschießung wünschte man ihr an einigen Stammtischen; ich war live dabei; einige dieser Schreihälse kenne ich sogar gut…

Was also bleibt übrig, wenn so ein Politiker geht, den man mit Sicheheit herausagend nennen darf – Missmut? Freude, Trauer, Verlustangst, gar Furcht vor der Zukunft?

Deutsche Angst hat man ja nicht nur erfolgreich bis zur Oder-Neiße Grenze, Rhein und Donau expotiert, sondern längst bis Evrotas und Bosporus; selbst über den Atlantik, zur ehemaligen Weltmacht #1 ist sie vorgedrungen; 2019 gaben die USA 649  Milliarden Dollar für Rüstung aus, dreimal so viel wie China und doch fühlen sie sich unsicher…

US-Amerikaner verdienten 2019 durchschnittlich 65000 Dollar pro Jahr, was 20.000 mehr ist, als der Durchschnitts-Europäer, was trotzdem nichts daran änderte, das man sich untereinander verachtet, vielleicht sogar hasst – zusammengefasst könnte man sagen:

Wenig Zufriedenheit trotz Wohlstand – stattdessen Neid & Hass, ohne Ende!

Was zum Teufel ist da los? Denn wir brauchen nicht glauben, dass es in anderen entwickelten Nationen wie zum Beispiel Deutschland anders ist, im Gegenteil; man kann den Eindruck bekommen, dass ein großer Teil der Menschen, die in entwickelten und kultivierten, gut versorgenden Nationen leben sich in keinster Weise in ihren Wohlfahrtsstaaten wohlfühlen und zurechtfinden, sondern ihren fürsorglichen Heimat-Staat, inklusive Repräsentanten, stattdessen zur gleichen Zeit verachten, geradezu hassen.

Warum ist das so?

Nun – dazu hat wohl jeder eigene Theorien entwickelt, die man – je nach Stimmung und Alkoholkonsum – in Stellung bringt, um sie überzeugend und wirkungs-wirksam, abzufeuern und bei Bedarf stundenlang nachzuladen, bis die Rohre glühend schweigen, weil man entweder den Gegner, oder sich selbst so sehr ermüdet hat, dass man alleine oder gemeinsam, wahlweise am Kneipentresen, oder zuhause auf dem Küchentisch, glücklich und zurfrieden, und sei es nur fü ein paar Stunden – eingeschlafen ist.

Meine Theorien möchte ich nicht im einzelnen Ausrollen,

sondern mich lieber aufs Teilen meiner Beobachtungen beschränken, weil Meinungen zu schnell als Wahrheiten aufgegriffen werden, womit man am Ende konfrontiert, in seltenen Situationen sogar verknackt werden kann.

Wenn wir also mit einem gewissen Maß an Freiheit und Wohlstand ausgestattet sind, der offenkundig nicht die ersehnte und erhoffte Zufriedenheit erzielt, dann liegt es entweder daran, dass ich keine Ahnung habe, was mich zufrieden macht, oder dass jenes Maß an Wohlstand und Freiheit nicht dafür ausreicht; doch bevor ich losrenne und nach mehr schreie, wäre es vielleicht grundsätzlich ratsam zu klären,

ob ich durch – MEHR – von Etwas,

auch das von mir erhoffte Glück, nebst Zufriedenheit erlange; vielleicht hat Wohlstand, um nur mal eins zu nennen, wenig, bis keinen Einfluss darauf; vielleicht hat mein Nachbar, mein Wahlkreis, der Bundesminister für Gesundheit, inklusive Bundeskanzler keinen, bis gar keinen Einfluss auf mein privates Glück, wenn ich es schaffe, mein Leben mit etwas Abstand zu beobachten…

denn die „da oben“ genanten können ja kaum wissen, was mir Glück und Zufriedenheit verschafft – somit können sie mir auch nichts dergleichen wegnehmen; was besonders schwer ist, wenn ich es selber gar nicht weiß,

was mich glücklich und zufrieden macht…

Selbst indirekt kann Muddi also gar keinen Einfluss nehmen, außer sich in bestimmten Situationen zu Aussagen und Entscheidungen trauen, die unbequem sind; als ich ein Kind war, mochte ich Helmut Schmidt, besonders als Bundeskanzler; doch obwohl das Vielen ähnlich ging, waren alle irgendwie doch erleichtert, als er dann von Helmut Kohl abgelöst wurde; er war halt für viele – pain in the ass – vermutlich selbst für sich selbst.

Ein wenig ähnlich, wie jetzt bei Mutti…

Vielleicht muss das so sein, wenn man guter Politiker ist; man muss auch den Mut zu unpopulären Dingen haben, weil man ja sonst nur ein Opportunist wäre, was Umfragen nach keinem Wähler*in gefällt; wenn man also kein Oppotunist sein darf, sondern stattdessen auch den Mut zu ethisch-moralisch einwandfreien Entscheidungen haben sollte, dann sind vermutlich viele Politiker viel besser als ihr Ruf…

Ich war nicht immer Muttis Meinung, aber ich fand sie klasse – nicht nur als erste Bundeskanzlerin, auch und gerade im Vergleich zu den oben genannten Altvorderen; hoffentlich schafft sie es wirklich, sich aus der Politik zurückzuziehen – und vielleicht lernen die Deutschen dann endlich ohne sie, etwas erwachsener durch das eigene Leben zu gehen – OHNE – das sie jemanden brauchen, zu dem sie aufschauen können, sondern jemandem lauschen, dem sie auf Augenhöhe begegnen…

Dafür scheinen alle Kanzlerkandidaten wie maßgeschneidert zu sein…

Egal und andere Irrtümer – Odyssee 2021 CW36

12.September – Seit zwei Wochen bin ich wieder in Tuluz; einen Alltag habe ich auch hier – die griechischen Götter sein Dank – gefühlt nicht; trotzdem mach ich hier andere Dinge, als auf Reisen; gerade zum Beispiel eine Gallen und Leberreinigung; ich dachte mir, es tut mal not bei all den Leckereien, die ich mir hier und dort gönne.

Wein ist ja nur ein Punkt auf der langen Liste; in der Anleitung stand, dass man sich viel Ruhe und Schlaf gönnen soll; überraschenderweise fiel mir dieser Teil leicht; mit der strikten Diät in der sechs-tägigen Vorbereitungsphase sah das schon anders aus.

Ganz ehrlich?

Man kann sich manchmal ziemlich über sich selbst wundern, wie tief verwurzelt Komfort und Gewohnheiten einem in den Knochen sitzen; na gut, dachte ich – und gab nach; also eine Woche Gemüse und Obst – über Nacht wurde ich sozusagen Veganer auf Probe.

Und ich muss sagen – es geht.

Natürlich geht es; ich muss sogar zugeben, dass ich mich echt leicht und unbeschwert fühle; das klingt jetzt irgendwie nach Ernährungsratgeber, geschrieben von einer Dame mit Doppel-Nachnahmen in den Spätdreißigern, oder einem medial präsenten Mediziner aus dem Süden Deutschlands  – jedenfalls für mich.

Wie dem auch sei,

so hangelte ich mich diese Woche von Tag zu Tag und harrte der Dinge die dort kamen; da ich einen Kumpel urlaubsbedingt länger nicht gesehen hatte, telefonierten wir, um einen Tag zu verabreden, an dem wir zusammen essen gehen wollten; als der Tag zur Sprache stand, sagte er, an welchen er nicht kann, was bedeutete, dass er an allen Tagen, außer Sonntag konnte.

Ansonsten wäre ihm der Tag egal.

Erfreulicherweise ließ das viel Planungsspielraum; dann kamen wir zur Zeit zu sprechen; auch hier war ihm alles zwischen 19 und 21:00 Uhr recht; denn innerhalb des Zeitfensters sei ihm die Zeit nämlich ziemlich egal. War es Mangel an Eisen und Proteinen, wie es nur saftige Entrécôtes lieferten,

das mir innerlich der Kamm schwoll?

War es das Fehlen anderer Nahrung oder Substanzen, oder war ich schlicht Höflich- und Freundlichkeit unter Kumpels nicht mehr gewohnt? Was verursachte diese Reaktion? Interpretierte ich, ausgelöst durch Ernährungsumstellung, die Freundlichkeit meines Kumpels etwa als Gleichgültigkeit, oder gar Desinteresse? Und überhaupt:

Wie war es denn bei mir?

Natürlich ist mir nichts egal, was nicht heißt, dass ich alle Meinungen, Gedanken oder Positionen ungefragt raushaue, als wäre ich ein Subwover in einer Ibiza-Disco; wie kann einem egal sein, das jede Minute zig Kinder vor Hunger sterben und wir Menschen den Planeten ratzekahl ausbeuten, um nur zwei einfache Beispiele zu nennen.

Ist so ein – egal

eine Form von Bequemlichkeit, die meinen Kumpel einlädt, mir Mupfel und Vertrauen zu geben, weil er sich über solche Dinge in diesem Moment keine Gedanken machen möchte – was ich mir unter uns gesagt, bei ihm vorstellen könnte, da er mir in manchen Dingen nicht unähnlich ist. Wenn ich beim Schlachter bin und der mich fragt was ich denn wünsche, dann antworte ich ja auch nicht,

ist mir egal, geben Sie mir irgendetwas, Hauptsache lecker!

Damit wird dem Mann nicht geholfen sein, im Gegenteil; damit bringe ich ihn garantiert in Verlegenheit, selbst wenn er die perfekte Lösung hat, denn ich wälze ja mein Wohlergehen auf ihn ab; ist es also mehr etwas, das mit Vertrauen zu tun hat?

Vermutlich.

Menschen die ich mag, erlaube ich nahezu alles; fast Narenfeiheit haben sie, was ziemlich das Gegenteil von für die anderen ist, die haben nämlich nicht die gleichn Rechte, was nicht heißt, dass ich meine Mitmenschen nicht alle sehr schätze und achte, aber man muss deswegen ja nicht gleich mit allen zusammen grillen und über früher reden.

Das mache ich nur mit wenigen.

Davon ausgehend, das meinen Freunden – weibliche, wie männliche – genauso nichts egal ist wie mir, muss somit das „egal“ ein freundschaftlich, geradezu liebevoll ggemeintes Wort sein, das signalisiert, dass ich mich in einem bestimmten Maß frei entfalten kann.

Vermutlich ist dann der geschwollene Kamm am Ehesten eine Laune meiner eigenen Natur, vermischt mit einem allmählich mit den Hufen scharrenden Appetit auf lecker Fisch, Fleisch und Wein. Genau weiß ich das natürlich nicht – es ist eher nur so eine Meinung, und ob die wahr oder falsch ist,

ist mir herzlich egal…

Prometheus und die wilde 10, oder war es die 4? – Odyssee 2021 CW35

05.September – Und mein Ende kam! Nicht das Endgültige, aber meine Zeit in Hellas. Eigentlich war ich ganz froh, wenn ich ehrlich bin, denn wenn ich länger als 10 Tage bleib – zehn ist die magische Grenze – werde ich abhängig; dann muss ich bleiben und das hätte eine Menge Änderungen bedeutet.

So flog ich Montag zurück nach Toulouse. Meine Rückfahrt von Kyparissia nach Athen verlief sonnig und ohne große Störungen; selbst das Athener Stadtzentrum zeigte sich von seiner Sonnenseite, so wie mein Kumpel Savvas, der mir mit seiner Firma-  www.motorent.gr – wie immer ein perfektes Moped zur Verfügung stellte – eine brandneue Buzuki V650.

So landete ich – ebenfalls ohne Zwischenfälle – im sonnig-blümeranten Toulouse, wo ich auf meinen Honda-Rappen sprang und nach Hause galoppierte, um mich schnell im Bett einzurollen und auf Morpheus zu warten; und so geschah es; nur wenige Minuten später kam er im Sauseschritt und nahm mich mit, auf seinen Himmelsritt.

Dienstag wurschtelte ich mich so durch.

Und wieder einmal kam ich mir nicht nur vor, wie König Sisyphos sondern ich fand auch einen Stein in meiner Tasche, den ich – offensichtlich – von Hellas mit nach Frankeich brachte; du meine Güte – dachte ich. Jetzt verschlagert sich wie von selbst, sogar mein unproduktiver Müßiggang, wer hätte das gedacht; über mehr als ein paar Notizen kam ich nicht hinaus, und selbst die, machten nicht viel her; es blieb dabei: mein Dienstag hinterließ keine Spuren, weder im Kosmos, bei mir, oder in meinem nächsten Buch.

Mein Leben blieb absurd.

Schon drohte der nächste Tag. Kurzfristig lud man mich zu einem zwei Tage dauernden Workshop ein; es ging um die Zukunft des Buches, der Kultur im Allgemeinen; eine kleine Gruppe Verleger hatte sich zusammengefunden. Aus mir unbegreiflichen Gründen kamen sie ausgerechnet auf mich, um Autoren-Repräsentant zu sein; ich hatte nichts dagegen, war aber ehrlichgesagt auch nicht besonders erfreut, weil ich geistig noch in Hellas steckte. Doch der Workshop sollte sich als mentales Sprungbrett vom Zehner herausstellen.

Ein Bus brachte uns ans Mittelmeer auf Chateau de Lastaours.

Und dort ging buchstäblich die Post ab; denn der Grund des Workshops war eine Initiative, die ich während der ersten Arbeitssitzung mit dem Namen „Kultur4.0“ versah; Kern des Ganzen war der Schutz des gedruckten Buches, bei gleichzeitiger Förderung von Schriftstellern und Autoren – und spannende Kernfrage – die nach nur wenigen Minuten im Raume stand, blieb folgende:

Wie richtet sich der Literaturbetriebes in Zeiten von Digitalisierung und der Nutzung der bekannten Elemente, bei gleichzeitigem Schutz des gedruckten Kulturgutes aus?

Klang seriös und ernst.

Spanier, Franzosen und Deutsche dachten kollektiv darüber nach, wie man sich für die Zukunft aufstellen muss, um digitale Medien, sowie alle Auswirkungen – ich dachte sofort an e-books, e-reader und all die vielen gestohlenen gratis herunterladbaren PDF-Files, mit denen man Verlage und Schreiberlinge bankrott macht – nutzte, statt sie zu bekämpfen, ohne dabei Buchdruckereien arbeitslos, sondern im Gegenteil mehr Arbeit zu geben, sowie Verlage und Autoren und deren Urheberrecht zu schützen und stärken.

Klang nach Quadratur des Eies.

Überraschenderweise, wie immer im Leben, zeigte sich die Sache weniger komplex, als ursprünglich geahnt, denn letztendlich fanden wir heraus, dass der ganze Literaturbetrieb vom eigenen Hochkultur-Standesdünkel seit langer Zeit in den Abgrund gezogen wird, mit dem man bis vor der Digitalisierung gut herumdünkeln und ausgrenzen konnte.

Doch diese Zeit war längst vorbei – nun galt es, elitäre Bildungs-Attitüden und deren teils unbewusst / bewusst ausgeübte subkutane Machtausübungen zu unterminieren, sowie Solidarität unter den Ausgregrenzten neu aufzubauen. Man könnte auch sagen:

Der Literaturbetrieb ist tot – hoch lebe Kultur 4.0

Schnell stellten wir fest, dass es Partner und Investoren benötigt, um das Neue aufzubauen. Ich schlug vor, dass wir uns als zahlenmäßig deutlich unterlegene Spartaner sehen müssen, um gegen die herrschenden Perser siegen zu wollen; wir müssen lediglich ein wachsendes Konzept aufbauen, dass sich – passenderweise – wie ein Virus ausbreitet und seine Energie von der Selbstherrlichkeit des herrschenden Systems bezieht. Wenn man uns dazu noch hoffnungslos unterschätzte, konnte es nur – Sieg- heißen!

Und so geschah es.

Fluchs hatten wir Arbeitsgruppen aufgestellt, die sich um all die verschiedenen Themenfelder kümmern; nach vielen Jahren war ich endlich mal wieder bis in die Haarspitzen motiviert; selbst Freitag hielt es noch an, wenngleich auf etwas niedrigerer Hitze geköchelt, jedoch mit gleicher Intensität.

Und die griechischen Götter sahen, dass es gut werden würde, allen voran Prometheus, der wie keiner von ihnen sonst, den Menschen in ihrer Hintertriebenheit und Vermaledeitheit glich – und so geschah das Wunder:

Es brannte Feuer…