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20.November – Put(a)in de Toulouse – Odyssee 2022

Seit ein paar Tagen bin ich zurück; iss zwar nich‘ g‘rade Mutter’s Bauch, aber schön ist‘s schon. Wärmer und vor Allem, weniger hektisch; im Norden hört man immer jemanden in die Stille schreien; weil aber die zwei Christoph‘s nicht mehr sind, fahre ich dann immer erschrocken zusammen, wie meine Großmütter, wenn sie russisch hörten.

Wo wir gerade dabei sind,

irgendwie ist jetzt ein guter Moment um David’s „Unendlichen Spaß“ zu lesen; verschiedene Wissenschaftler rackern sich nämlich an den Parallelen zur jetzigen Zeit ab; aus vielen Gründen mache ich nicht mit; Wiederholungen habe ich nicht so gerne, was nur einer ist; nicht mal Bud- Spencer-Filme und Miami Vice klappen,

das ist wirklich das Ende.

Überraschung, aktuell knöpft man sich die Kubakrise vor; wer das Buch „Trauma einer Weltmacht“ von Robert Mc-Namara gelesen hat, könnte sich den Artikel schenken, wenn er keine Vorliebe für russische Kultur hat; bin beim Lesen immer hin-und-hergerissen; schreien, weinen oder lachen; vielleicht alles hintereinander weg.

Schlimm, unser Talent zur Ausblendung.

Klar ist das peinlich, wenn man im Nachhinein drüber nachdenkt, wie viele Deutsche „Jaa“ geschrien haben, als der GröFaZ den „Totalen Krieg“ vorschlug; ist so gewesen; der Vater eines Freundes ist angetrunken in Holzbotten auf die Leiter geklettert, um einen Ast abzuschneiden; hat sich den Hals gebrochen; was schreibt man auf den Grabstein?

Er machte Fehler?

Machen wir doch alle; man stelle sich eine Grundschulklasse vor und teile sie in zwei Gruppen, eine Seite steht für „tödliche Fehler“ und die andere, für „übliche Fehler“; mein Vater hat im strömenden Regen Rasen gemäht, ist ähnlich wie der Rasenmähermann der Siedlung, nur in „Hardcore“, Wahnsinn für Fortgeschnittene.

Was dachte seine Gattin? Sein Sohn..?

Man stelle sich das mal vor; das Telefon klingelt; draußen hört man in Entfernung den Mäher im strömenden Regen stottern; alle 5 Meter muss sich ein Alltags-Held bücken und die Verstopfung beheben und aufpassen, dass seine Finge dran bleiben; die Ehefrau geht ran. „Ja-ha?“, wer kann das Samstag 11:15 wohl sein, denkt sie.

„Hallo meine Liebe, wie geht es dir?“, Freundin Gisela.

Kurze Stille, man hört tiefes Atmen, „ach, ganz gut soweit…“ befangene Stille, „bist du noch dran…?“ Nachschlag Stille „Ja, ja….es ist nur….“, wieder tiefes Atmen, „bist du sicher, bei dir ist alles in Ordnung?“, jetzt ändert sich der Ton, man meint einen breiten Mund sprechen zu hören, lächelt etwa jemand, „bei mir schon….nur bei…“, wird sie sagen was sie denkt, gar fühlt.

In der Küche köchelt Wasser im Kessel.

„weißt du…“, jetzt steht’s auf der Kippe, weinen, oder lachen, die Freundin hilft, „ich weiß, ich weiß, bin eben bei euch vorbeigefahren, du meine Güte hat das gegossen, bin höchstens zwanzig gefahren; euer Garten ist zwar dicht bewachsen, aber ich hab‘ ihn gesehen; diese Öljacken sind schon sehr gelb, auch die Gummistiefel“, höfliches lächeln.

„Ja, schweren Stiefel von der Baustelle…“

Endlich lachen beide, eine von beiden lauter als die andere; „Was macht er draußen, bei so einem Wetter?“, wie umschifft man unangenehme Teile; „Rasen mähen…“ wieder Stille, dann hastet man weiter, „und bei euch so? Wann kommt ihr heute Abend?“

„Wir sind zum Aperitif bei euch….ja, verstehe einer unsere Männer…“

Liebesdienste unter Frauen; Männer gehen in Kneipen und blasen sich die Lichter aus; oder versteinern und verwandeln sich in mechanisch-funktionierende Maschinen, die nach ca. 18min nach dem nächtlichen Auf-die-seite drehen, in ihre Richtung furzt.

War eben auf dem Markt.

Gewusel, Gewusel und erste rote Köpfe; 13:00 Uhr ist zu spät für frischen Salat; gab keine Auswahl mehr, also spanisches Massenprodukt; ein paar Tomaten, schau, die sehen toll aus, brauche Salatgurken; endlich wieder frisches Tzatziki; ist Koriander und Petersilie da; tatsächlich, super; schau mal, frischer Spinat; was meinst du,

fällt dir was dazu ein?

Dann Trampelpfad, Place de la Trinité, ab zum Carrefour Express, Eier, Milch,  Rohrzucker; dann trifft mich der Schlag; der Supermarkt will fünf Euro für zwölf kleine, in Plastik eingeschweißte Madeleines; bin ich nicht eben an einem Laden vorbeigegangen, wo man frische macht; na los, hin da; gleicher Preis für sechs doppelt so große ohne Plastik,

alles klar, Herr Kommissar.

Auf dem Rückweg kurzer Stopp beim Blumenladen, brauche frische große langstielige Lilien; gähnend leer hier, kein Wunder, alle am Napf; die Blumenfrau ist höchstens 30; einen Meter fünfundsechzig, bunte Strähnen im Haar, Sommersprossen, kräftige Oberlippe, fast vulgär, macht bestimmt ‘ne gute Bouillabaisse.

Schnell kommt’s zum Plausch.

Wir sprechen über Großeltern die im Garten wühlen, von Tomaten, die nach solchen duften, von Salat, grünen Bohnen, Kräutern, Spargel, Austern, wann beste Saison ist; überhaupt Saisongemüse, Saisonwaren, Saisonleben, lokal leben & essen, wann bogen wir falsch ab; seh sie im geistigen Auge Spargel stechen, bestimmt packt sie fest zu.

Einen schönen Tag noch.

Brimm-Brimm, ich stehe draußen, Heimweg; links und rechts läuft Hundepisse aus den Ecken; beschlagene Scheiben in Restaurants, alles krachend voll; habe einen riesen Strauß Blumen im Arm; Männer und Frauen lächeln, wir wünschen uns schöne Wochenenden; sogar der Postbote war schon da.

Klemme mir die Zeitung untern Arm,

fummle den Haustürschlüssel raus, Sonne scheint, Lilien duften, ein Rucksack voller Lebensmittel; Einkaufen ist Flanieren, purer Müßiggang, nie weiß ich, mit was ich nachhause komme; gibt immer Männer die bei Regen Rasen mähen und rote Knöpfe drücken,

ist halt so, wie die Gezeiten.

Wie Flut und Ebbe; hab‘ dann ‘ne taktische Genussbombe für ena Atomo (ένά Άτομo) gezündet; blanchierter Blattspinat, in Butter angeschwitzter Kochschinken, Knoblauch, Frühlingszwibeln, dazu einen weißen Côte du Duràs, vom Pflaumenheini – wunderbar.

Sparta liegt in Trümmern.

Worauf warten wir? Muss alles Mal eine Ende finden, warum nicht jetzt, so schön auf dem Gipfel der menschlichen Existenz? Wollt ihr nicht? Nicht jetzt? Elende Nihilisten, nie seid ihr zufrieden; dann kocht euch halt was Leckeres; make food, not war; alles klar, noch Fragen, Herr Bundeskanzler? Na, dann ist ja gut.

Mal sehen ob im Februar russische Pilze wachsen.

Sollen ‘ne ganz eigene Schönheit haben, im Geschmack ganz anders; macht man Borschtsch nicht mit Rote Beete; dachte ich mir; hat Gründe warum sich Hamburger so sehr in die russische Seele hineinfühlen können; jahrzehntelanges Labskaustraining; Helbing Kümmel ist kein Wodka; die Ahr nicht die Rhône – und doch,

wir werden sehen, sagte der Weise

und schaute seinen Bud-Spencer & Terrence Hill Lieblings-Film auf Französisch; Aquarium mit Musik, Nerven schonen, um a) den Segen, nuklearer Errungenschaften auszubalancieren, vielleicht b) jegliche Verantwortung von sich zu schieben, warum nicht c) mit der geballten Kraft von Bud Spencer, Balou dem Bären & Slavoy ‘ne kleine Unwucht herzustellen.

Gibt bestimmt noch d), sowie e) etc…

08.Mai – Sieg! Victoire! – Odyssee 2022

Was gibt’s Schöneres, als‘n Kriegsende zu feiern? Richtig – verdammt wenig. Zwar lohnt‘s sich darüber nachzudenken, ob zum Beispiel der Tod/t des King, oder das Ableben anderer künstlerischer Größen / Größinnen so in den Hintergrund treten, jedoch geschieht das, wie wir alle wissen, mehr aus Gründen dekadenter Zerstreuung. Oder in anderen Worten – manche Gedanken ordnen wir ganz bewusst als „vom Luxus des Friedens, kugelrund gesäugten abwegigen Umweg zum Müßiggang“ ein.

„Anti-Krieg“ passt auf jeden Fall immer.

Wer ist schon dafür, außer Kyrill und der neue russische GröFaZ. Wo wir aber heute, am 8.Mai nun einmal schon so feierlich zusammengekommen sind, liebe Gemeinde und uns bei Oblaten und rotem Traubensaft an den Händen fassen und Tränen akkumulierter Rührung aus unseren glänzenden Vogelnestern streichen, während wir über Themen wie Größe, Blut, Leib und Kriechende sinnieren, fällt mir ein, dass der heutige Tach gut zu Thema vier passt. Ihr erinnert euch bestimmt, nicht wahr?

„Du bist nichts wert und andere Anti-Motivationen…“.

Am zweiten April nannte ich verschiedene Themen; neun insgesamt, passend zu den neun Geboten. Anti – also gegen etwas zu sein, ist, wie ich finde, grundsätzlich attraktiv, solange es kein Automatismus ist. Erwartungsgemäß ist der 8.Mai unterschiedlich besetzt. In Deutschland heißt er „Kriegsende“. Außerhalb Germanias nennt man ihn schlicht „Sieg!“. Oder „Victoire“ Was interessant ist – ‘ne einzelne Nation verliert, damit die Mehrheit gewinnt.

Klingt nach der vom Aussterben bedrohten „Demokratia“.

Wir hatten bereits letzte Woche erste Vorschläge erörtert, wie man anti-national handeln kann; heute folgt daher die komplementäre Übung dazu – „Anti-Motivation“ – passenderweise am Tag des erlösenden Kriegs-Ende von WW2. Lasst uns daher ab sofort alles tun, um richtig unmotiviert und richtig wertlos zu werden. Aber wartet: Vielleicht haben wir Glück und wir sind‘s schon.

Lasst uns also mal schauen.

Wenn man bei Wiki sucht, findet ihr alle Möglichen; da gibt‘s mathematische, ökonomische und eine lange Liste anderer Werte. Auch moralische Wertvorstellungen gibt‘s. Aber anscheinend gibt’s keinen für Menschen, wie beispielsweise bei der Temperatur. Haben wir Menschen etwa keinen Wert? Merkwürdig. Wäre es nicht klasse, wenn man euch ein Messgerät in eine eurer – beispielsweise – Körperöffnungen steckt, um euren WERT zu messen?

Ehrlich gesagt finde ich’s beruhigend, dass es sowas nicht gibt.

Oder doch? Theoretisch, den Wissenschaften nach jedenfalls nicht. (Praktisch schauen wir uns das an einem anderen Tag an!) Philosophen sind sich ungewohnt einig. Nehmen wir als Beispiel den lieben Albert Camus. Wertlos zu sein und ein absurdes Leben zu führen, ist nicht nur möglich, sondern kann erleichtern, wie man am Beispiel Sisyphos‘ sehen kann.

Jene buchstäbliche Schuldunfähigkeit,

die uns die römisch-katholische Kirche anbietet funktioniert zwar anders, kommt aber zum gleichen Ergebnis; von Geburt an culpa haben und minderwertig sein, erlaubt mir bequem meine Verantwortung abzugeben, doch Obacht – warum ist wertlos eigentlich etwas Negatives für uns?

Warum wollen alle etwas wert sein?

Vor Wochen gestand mir ein Kumpel, dass er lieber mit reichen einflussreichen, statt mit armen unbedeutenden Menschen seine Zeit verbringt. Als Begründung nannte er mir, dass der Pöbel keine spannenden Geschichten zu erzählen hat, weil er von Natur aus ein langweiliges Leben führt. Zu seiner Ehrenrettung:

Er schoss den Nebensatz aus seiner ungesicherten Hüfte.

Und doch hinterließ es bleibende Spuren und Gedanken in mir. So wahrnehmend, leuchtete mir ein, warum sich mein Kumpel – vermutlich – ein wenig verirrt hatte. Lange kaute ich darauf herum. Ein paar Wochen später trafen wir uns wieder. Diesmal kam ich gleich zur Sache und sagte ihm, dass ich lieber Diogenes von Sinope, statt Cäsar treffe, wenn ich mir was Derartiges von den griechischen Göttern wünschen dürfte.

Überrascht zog er seine Augenbrauen hoch und begann zu grübeln.

Ich ergänzte, dass Diogenes, in der heutigen Welt, ein Obdachloser sein müsste, der sich noch dazu selbst, „Hund“ nannte, falls alle Überlieferungen stimmen. Ungewöhnlich lange schwieg und sinnierte mein Gegenüber. Ich war in bester Stimmung und schob weitere Argumente hinterher, so in der Art wie,

„Wert ist‘ne Betrachtung, von‘nem Standpunkt aus“.

Oder ist etwas, was ausschließlich im Vergleich zu etwas Anderem entstehen könne; für mich bedeutet wertlos zu sein, völlig frei von Vergleichen und Erwartungen leben zu dürfen, idealerweise es auch zu bleiben. Oder in kürzester Kürze:

Kein Sinn, kein Schein – nur Zeit und Sein.

Was das mit WW2, Anti-Motivation, Wertlosigkeit und Beteigeuze zu tun hat? Und wieso Menschen Sinn suchen, wertvoll, wahrgenommen und geschätzt sein wollen, anstatt, ohne Qualitätssiegel der Anderen zu versuchen sich selbst zu mögen, um ein anti-auffälliges, anti-spannendes, dafür aber zufriedenes Leben zu führen? Keine Ahnung.

Wenn ich will – alles. Wenn nicht – nichts!

Letztendlich – das sage ich euch in aller Deutlichkeit – siegt immer Fleisch, Blut, Hunger, Durst und Zeit. Solange man kauen, trinken, und lieben kann, sollten wir uns aus vollster Brust bis zum letzten Tropfen verschwenden…

Halleluja ruf ich euch durstigen Seelen zu….

Und Proust…!

 

Da-sein – Odyssee 2022 CW13

27.März – Endlich wieder regelmäßig laufen! Meine Güte, wie schnell macht mich ewiges Rumsitzen porös. Ich sach nur – Anima-Sana-In-Corpore-Sano. Mit diesem Motto hat Asics mal‘n schön-sinniges Motto gewählt, wenngleich ich nicht mehr mit denen laufe. Seit ich wieder meine Runden um die Garonne drehe, ist das Happyness-Level höher. Vielleicht liegt es auch an der Sonne, die seit Tagen länger scheint.

Zur Zeit buddel ich mich durch mein neues Buch.

Und bin gerade dabei, alte Geschichten aus tiefem Lebens-Gestein heraus-zu-schürfen, als wieder dies merkwürdige Gefühl des totalen Nichtwissens ausbrach. Wieder saß ich da und wusste nicht wer und wo ich bin. Woher das bloß kam? Es hat nichts Beängstigendes an sich. Eher ist es ein zutiefst merkwürdiges Gefühl, als würde ich hinter einem Vorhang stehen, der wie‘n milchiger Filter zwischen mir und dem wahren Leben schwebt.

Ich kann es nicht besser erklären.

Es ist, als wenn ich in einem unbekannten Leben, auf einem unbekannten Planeten wachwerde. Wie beim re-booten eines Computers, wenn „Es“ noch nicht weiß, was „Es“ geladen bekommt. Schon der alte Siegmund Freud hatte die Erfindung des „ES“ für sich in Anspruch genommen, was allerdings nicht ganz korrekt ist, wenn man pingelig sein will und wie ich glaube, wenn ich rückwärts blickend,

Nietzsche und die alten Griechen richtig verstehe.

Doch wenn grauhaarige Männer mit Pfeife oder Zigarre grimmig und humorfrei aus der Wäsche schauen, dann widerspricht man denen nur unter dem Einfluss von Drogen oder Wein. Wie der arme Wilhelm Reich das alles aushielt, bleibt mir ewig ein Rätsel. Nun, in Wahrheit hat er es ja auch nicht…

Auch Günni Grass kam mit Pip und Tweet-Jacket daher….

Aber worauf will ich eigentlich hinaus? Ach ja: Jedenfalls hat Sigi mit seinem „Das ich und das Es“ eine anständige Schrift hingelegt, was mich vor Jahren einlud, diesen Zustand des totalen „Nicht-Wissens“ mit dem Zustand des „Über-ES“ gleichzusetzen, dass am ehesten das „Äußere / Weltliche / Kosmische“ beschreibt, all das, was nicht Teil meiner Ich-Facetten ist, quasi das große Ganze, minus mir und meiner Natur, das sich wieder mal so stark meiner bemächtigte,

dass es für kurze Zeit Sigi’s 3er-Facette in mir hinfort-wischte.

Ähnlich, wie bei einer tiefen Meditation. Nur das ich ganz klar im „HIER UND JETZT“ und nicht im „ÜBERALL“ zu sein schien. Schon öfter hab ich‘s erlebt. In letzter Zeit allerdings häufigerer, wo ich regelmäßig in Untiefen herumfische und mich mit dem Da-Sein als Solches und Meinem im speziellen auseinandersetze. Da geht es unter anderem ums alltägliche Dasein und wie‘s mit Heisenbergs Unschärferelation zusammenhängt – in anderen Worten:

Warum 100% bewusstes Leben in Wahrheit – unmöglich bleibt!

Es bleibt eine unendlich dichte Annäherung. Vollständige dauerhafte Erlangung ist jedoch nicht drin. Man kann kleine Zeitfenster eines erhöhten Bewusstseins erreichen, Hindu‘s und Buddhisten zeigen das, jedoch bleiben es Inseln des Runter- oder Raufkommens, je nachdem wie man’s sieht. Was das mit mir zu tun hat?

Das versuche ich herauszufinden. Was bedeutet Da-sein – und wie empfinde ich meines, rückblickend und im Jetzt verharrend?

Nun, wir werden sehen…

Lesung – Odyssee 2022 CW12

20.März – Meine Lektorin ist sehr kreativ. Ich weiß nicht, ob man das von allen Menschen im Literaturbetrieb sagen kann, über sie auf jeden Fall. Ständig hat sie Ideen, keine Ahnung woher die alle kommen. Auch ist sie immer auf Achse. Mental, sowie physisch. Was sie pro Tag denkt und veranstaltet, leben sich die meisten nicht mal in einer ganzen Woche zusammen.

Unruh nennt man die innere Mechanik,

die Uhrzeiger antreibt. Ich glaube wir Menschen tragen auch eine in uns. Im Gegensatz zur Uhr, sind wir Menschen jedoch in der Lage uns selbst aufzuziehen. Manchmal sogar gegenseitig. Sie also neulich – „Don Tango Lesung in Planung, nenn mir bis Ostern vier Termine“. Spontan fing ich an über mögliche und unmögliche Tage nachzudenken. Für meine Verhältnisse kam ich relativ flott auf mögliche Veranstaltungstermine. Schon krempelte Monsieur Thalamus seine Ärmel hoch und begann über die Lesung nachzudenken.

Was sollte ich vorlesen?

Wie lange soll der Event gehen? Fang ich erst langsam an und schaue, wie sich das Publikum verhält und wähle dann, ganz biodynamisch, je nach Stimmung meine nächsten Geschichten? Doch so schnell die Lesung am Horizont auftauchte, verschwand sie auch wieder. Nur wenige Tage später verkündete meine Lektorin, dass die Veranstalterin, offenbar eine Freundin, oder Bekannte, mein Krokodil vollständig durchgelesen hat und so begeistert ist,

dass sie die Lesung absagt.

Ob es an meinem Schreibstil, oder an vereinzelten Geschichten liegt, die ihr nicht gefallen, wie zum Beispiel die über meine Albi-Lesung, weiß ich nicht. Ob die unangenehm berührte Dame ihre Meinung noch mal ändert, oder ob meine Lektorin einen anderen Veranstaltungsort findet, weiß ich auch nicht.

Ehrlich gesagt – weiß ich nichts.

Aber das weiß ich dafür gesichert. In solchen Momenten fühle ich mich Sokrates nahe. Nicht wegen der Weisheit oder seiner Frau Xanthippe, wenngleich ich Freundinnen hatte, die mich an sie denken ließen, sondern wegen seinem Bekenntnis zur Unwissenheit. Man hat ja in Wahrheit keinen Griff am Leben, geschweige am eigenen. Wer glaubt Einfluss, gar Kontrolle über sein Leben zu haben, muss wirklich von begnadetem Optimismus,

oder religiösem Glauben erfüllt sein.

Überhaupt – haben Frauen was Mystisch-Unbegreifliches an sich. Intuition kann man es wohl nennen. Früher hat es mich sprachlos gemacht. Heute ist es so wie der plötzlich aufkommende Regen. Eben sah ich noch Sonne, plötzlich wettert es vor sich hin, dass man denkt die Welt geht unter. Für so etwas braucht man Gummistiefel und Geduld. Oder man(n) wird Philosoph,

wie Sokrates.

Schauen wir mal, ob‘s diesen Sommer ‘ne Lesung in Norddeutschland gibt. Meine letzte ist ja schon ‘ne Weile her. Eigentlich können sie Spaß machen, vorausgesetzt sie finden statt. Ich bereite mich einfach darauf vor, dann bin ich zumindest – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Alles vorbereitet. An mir soll es nicht liegen. Außerdem, wie soll Don Tango bekannter werden, wenn die Menschen nichts von ihm wissen?

Eben…