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Pech – Odyssee 2024

So eine Kacke! … Letztes Wochenende … Genau! … In Wahrheit … Wenn man es genau nimmt, ging es da schon los … Seit zwei Jahren ist die Scheibe meiner Dusche kaputt … Ohne Scheiß! … Zwei Jahre! … Natürlich ist das lange! … Alle denken, ich sitz das aus …

Von wegen!

Es geschah in der Hitze … Damals anno 1922 … kann auch 21 gewesen sein … Sorry, 2022 natürlich … Auf keinen Fall letztes Jahr … Auch meine Freundin erinnert das … Doch dazu später … Damals hatten wir wochenlang über 40 Grad … Meine Duschkabine …

Ach Scheiße!

Was soll ich sagen … Schon von Anfang an knirschte sie, sobald man die Wanne betrat … Damals dachte ich nichts Böses … Später lernte ich … Nun ja! … Bin kein Fachmann, aber man hatte sie anscheinend unter Spannung eingebaut … Dann gab ihr die Hitze den Rest …

Es knallte laut …

Und dann war sie in tausend Stücke … Aber noch stabil … Zuerst fragte ich unseren Hausmeister … Hab gerade den Eindruck … Hab ich das nicht schon erzählt? … Man! Ey! … Keiner sagt was! … Dann nur der Vollständigkeit halber …

Ich schrieb also eine Menge E-mails …

Meine Versicherung bestätigte … Meine Police enthielte kein Glas … Ich wundere mich über nichts mehr! … Du zahlst und wenn was ansteht … Passiert nichts! … Dann wechselte die Verwaltung … Ich fing von vorne an … Wieder E-mails, nach ‘ner Weile … Erinnerungen …

Doch nichts! … Rein gar nichts!

Verwaltungen gehen jetzt digital … Auch meine! … Natürlich! … Man braucht einen User, mit dem man sich auf deren Seite einloggt … Doch die Seite bricht ständig zusammen … Ob man das Telefon abnimmt? … Fragte ich mich … Nach 10min Warteschleife …

Gab ich auf …

Jedes Mal! … Dann letztes Jahr kollabierte die kaputte Scheibe … Ein Loch entstand … Ich hatte Besuch der übernachtete … Er ließ die Duschtür offen … Hängte das nasse Handtuch ran … Der Rahmen verzog sich … Da gab die geborstene stabile Scheibe …

Schlussendlich auf …

Und ich auch! … Ich hätte sie bitten können Acht zu geben … Aber es war mir in Wahrheit längst egal … Helfend unter meine Arme griff mir die Tatsache, dass ich ja trotz Allem duschen konnte … Durch das Loch kam kaum Wasser … Seit dem habe ich den Ruf weg, gelassen zu sein …

Das mich nichts aus der Ruhe bringt …

Doch das stimmt nicht … Ausflippen könnte ich bei so etwas! … Doch was nützt es! … Niemand kommt und hilft … Obwohl du zahlst … Wieso nicht? … Wieso klappt das alles nicht mehr? … Niemand hebt das Telefon ab … Keiner beantwortet meine E-mails …

Was machst du dann?

Eben! Ganz genau … Heute dann … 40igster Geburtstag meiner Freundin … Was schenken? … Ich hatte keine Idee … Ja wirklich … Gemeinsam Urlaub machen? … Uns das gut gehen lassen? … Gesundheit? … Natürlich! … Aber die kann ich ihr nicht schenken …

Geschweige kaufen!

Tagelang kaute ich auf der Aufgabe rum … Nichts! … Von unserer Weinlieferung letzten Samstag probierten wir den letzten Karton … War auch lecker … Doch während die Garage meiner Freundin voller Wein ist … Sitze ich zuhause in der Stadt auf dem Trockenen …

Bin komplett ausgetrunken …

Nichts geht mehr … Ja! Soweit kann es kommen … Also Zack! … Hab mir gestern bei ihr dann ein paar Flaschen gegriffen … Sorgfältig gepolstert ins Topcase gelegt … Wohlbehalten kam ich an …

Sechs Flaschen waren es …

Topcase auf … Reingelangt, Plastiktüte gegriffen … Und ohne Ankündigung … Mitten auf der Straße … Riss sie auseinander … Bamm! Bamm! Bamm! … Drei gingen zu Bruch … Fuck! Fuck! … Schöne dicke rote Soße …

Wie sie über die Straße lief …

Als hätte man ein Schwein, oder sonst etwas abgestochen … Betretenes Schweigen aller Franzosen um mich rum … Autos blieben stehen … Fahrräder und Motos fuhren links und rechts an mir vorbei … Fellinini-esk … Alle warteten geduldig …

Ein paar nickten & klatschten anerkennend …

Ich verbeugte mich … Wie im Theater … Großartig! Es stimmte mich ein wenig milde … Immerhin! … Ich nahm die verbliebenen drei tropfenden Flaschen vorsichtig auf den nassen Arm … Wie kostbare Ware … Als wären es Fabergé-Eier …

Von Zar Peter dem Großen …

Wie immer nahm ich die Treppe … Wechselte von links nach rechts … Mir war alles egal … Meine Klamotten sahen aus wie Sau … Heil ankommen! … Das war jetzt alles … Gerade verlasse ich die Nottreppe … Plötzlich rutschten mir die drei …

verdammten Flaschen aus den Händen …

Bamm! Bamm Bamm! … Welch gewaltige Rote Flut … Wahnsinn! … Dante wäre stolz … Was für ein blutroter Tsunami … Wie er sich das Treppenhaus runterwälzt … Alle drei hatten dran geglaubt … Wohin ich auch trat … Überall knirschte es … Unser Treppenhaus?

Weinkeller von Karl dem Großen …

Wieder Scherben aufsammeln … Drei Flaschen Minervois auffeudeln … Was für ein Scheiß! … Dann endlich rein in meine Bude … Ohne Wein … Mit versauten Klamotten … Verzweifelt ließ ich meine letzte Flasche Wein durch meine …

Schauberger-Hyperbel laufen …

Doch ich vergaß meine Brille aufzusetzen … Auch nach einem Jahr, ist meine Brille mir fremd … So sah ich nicht, dass die Plastikflasche … Wo der Wein aufgefangen … Wo er verdammt noch mal fucking rein sollte! … Das in der verdammten Scheiß-Flasche noch Wasser drin war! …

Sofort lief der Pott über …

Alter! Was soll das denn! … Boah! Ich war am Limit … Wieder lief rote Soße … Diesmal durch meine Küche … Und ich reagierte ungeschickt … Hektisch riss ich die Flache weg … Verschüttete das Meiste … Schon lief Wein die Waschmaschine runter …

Ahhh! Jetzt flippte ich richtig aus …

Was soll das alles? … Wollt ihr mich prüfen? … Ihr verfickten Götter? … Los, kommt runter, wenn ihr Eier habt! … Was wollt ihr, hä? … Hab‘ ich was übersehen? … Bin ich dran? … Wollt ihr mich durch die Mangel drehen? … Nur weil ich …

Kein Geschenk …

Für meine Freundin habe? … Als Ausgleich für den ganzen Wahnsinn da draußen? … Deswegen wollt ihr mir an den Kragen? … Im Ernst? … Musste sofort zwanzig Liegestützen machen, um weder mich …

Noch jemand anderes umzubringen!

Heute Mittag dann zu meiner Freundin … Über die Pont Neuf … Am Place St.Cyprien sperrten Polizeiwagen gerade die Kreuzung … Ein Schwarzer in Handschellen … Strampelt und wehrt sich wie verrückt … 6 robuste Gendarmen halten ihn fest … Schieben ihn in Zeitlupe …

In den Bullenbus …

Schien ein Obdachloser zu sein! … Der Bus schaukelt wie verrückt … Schreie dröhnen heraus … Keine Ahnung von wem! … Zwei Politessen schleppen Schlafsack und seinen Kram in den Wagen … Wo sie ihn wohl hinbringen … Lieber nicht drüber nachdenken …

Blaulicht & quietschende Reifen …

Schon brausen sie davon … Kollegen geben die Kreuzung frei … Verhalten rolle ich an den Gendarmen mit meinem Motorrad vorbei … 10m … 50m …. 100m … Und ziehe ordentlich am Hahn … Mein Vorderrad geht hoch … Mit Schwung brause ich aus der Stadt …

Endlich raus …

Freie Bahn mit Marzipan … Kurz vor Aussonne … Eine kleine enge Brücke … Die andere Seite hat Vorfahrt … Für Auto & Motorrad? … Genug Platz … Fahre frohen Mutes einfach weiter … Nur mit Mühe weiche ich dem störrischen Kerl in seinem BMW aus …

Wollte mich glatt abschießen …

Wir Menschen haben den Schuss nicht gehört … Ich eingeschlossen … Wenn wir so weitermachen, wird es uns zerlegen … Soviel ist sicher! … Ein Geschenk ist mir dann noch eingefallen … Und einen Plattfuß gab es nicht … Dafür ein Glas Champagner …

Ende gut … Alles gut! … Naja, fast …

Absurdistan – Odyssee 2020 CW53

03.Januar – D kratzte sich am Kinn und sah aus dem Fenster. Irgendwo weit hinten am Horizont, sah er das Jahr 2020 zu Ende gehen. D fragte sich, was ihm am Meisten in Erinnerung geblieben war; es sollte keine Nano-Sekunde dauern, da kannte D die Antwort: Den wahren echten Deutschen Qualitäts-Pessimismus, sollten sich die lieben Deutschinnen und Deutschen patentieren und rechtlich schützen lassen.

Nirgendwo wuchs und gedieh er so wundervoll, trug so pralle Früchte und bekam so viele Kinder, wie im Land der untergehenden Solidarität und Sozial-Leistung.

Was nutzte es, wenn man im europaweiten Ranking seit Jahren immer Erster blieb, egal, ob es sich um das Gesundheitssystem, Bahn, Post, Wasserversorgung oder sonst etwas handelte, wenn man diese Europa-Exzellenz nicht täglich spüren konnte?

Welche Bürgerinnen und Bürger interessierten sich für all jenes, wo man bereits Best-in-class war, wo es noch so viel Verbesserungspotential gab? Was nützte es, wenn es dir so gut geht, dass alle Nachbarländer vor Neid erblassen? Eben: Gar nichts!

Neid musste man sich zwar verdienen, aber wer gewohnt ist im klimatisierten SUV seinen täglichen Arbeitsweg auf gut ausgebauten Straßen zu fahren, der bemerkt oftmals nicht mehr, in was für einem sicheren, gesunden und großartig entwickelten Land er lebt.

Wie kann Alice sich bewusst machen, dass sie bereits im Wunderland ist? Wie können Ken und Barby neu erlernen, das sie schon lange im Paradies leben? Wie?

D wusste es nicht.

Stattdessen zog er sich die miesepetrigen Gesichter seiner deutschen Mitmenschen rein, die spazieren gingen und vor roten Ampeln, Bäckereien, Supermarktkassen und anderen Bedürfnissen ungeduldig warteten, weil ihnen mit jeder verrinnenden Sekunde ihrer Lebenszeit ihr inneres Licht mehr und mehr aufging, dass sie noch viel weiter entfernt von ihrer Freizeitoptimierung entfernt waren, als sie bis eben dachten.

Längst hatten sie begonnen an ihren mentalen Fingernägeln zu kauen, während sie ungeduldig mit den Hufen scharrten, dass sie sich so stark elektro-statisch aufluden, dass es bei jeden Berührungen knallte, dass es Blitzte und Krachte, als hätte Nikola Tesla höchst persönlich die Spannung angelegt.

Wieso konnte weder der gemeine Alltags-Troll, noch seine nicht weniger mies gelaunte Partner-Trollin ihr Leben nicht einfach genießen und sich daran erfreuen? Warum war es nie genug?

Warum langte es nicht, dass wir in jedem verfluchten Supermarkt Lebensmittel einkaufen konnten, die wir zum Leben brauchten, dass wir Musik hören, sowie Bücher lesen oder schreiben durften und dabei leckere Weine zu genießen vermochten? Warum nicht?

D wusste es nicht.

An und für sich hatte D ein großes Herz für übellaunige Menschen. Miesepeter und Pestesel mochte D im Grunde sehr gerne; sich seine Welt muffelig und mieslaunig täglich neu zu erschließen, verstand D nur allzu gut.

Es steckte ein für D gut verständlicher Schutzmechanismus dahinter, den sich so großartig fluchende Wetterhexen wie D‘s Nachbarin burggrabenähnlich um sich gezogen hatten, um sicherzustellen, dass wirklich nur die feine kleine Auswahl Prädikats-Freunde die selten runtergelassene Zugbrücke überquerten, um den mühselig erkämpften Burgfrieden zu stören.

So lange jede wandelnde Fluchkanonade bewusst umschalten konnte und das Genießen des Lebens hinter runtergelassenen Jalousien weitergenoss, war für D alles in Ordnung; wenn jedoch der dunkle Rappen die eigene Kutsche immer stärker und stärker zog und der leuchtende Schimmel nicht mehr die Richtung vorgeben, sondern nur noch brav mittraben durfte, wie es oft der Fall war, im Land der Gartenzwerge und Hilfs-Sheriffs, dann bemerkte der Kutscher oft zu spät, dass er gerade dabei war, sich seine heile Welt schlicht und ergreifend selbst zu zerstören.

Qualitätsmerkmale wie solch herrliche liebte D an seinen deutschen Mitbürgern. Ja wirklich! Unzufriedene und wutschnaubende Germanen mochte D aus tiefstem Herzen.

Bei so vielen Wutkanälen im TV, so vielen Wut-Zeitungen und Wut-Medien im Allgemeinen, hatte man in Wut-Land erfolgreich sichergestellt, dass die durstigen Pflanzen des Zorns nicht vertrockneten, sondern stattdessen reichlich Nahrung bekamen.

Zur Stimmungsverbesserung hob man zusätzlich noch regelmäßig die Steuern an, oder unterstützte nach leibeskräften andere spaßfördernde Maßnahmen, wie die Einführung von Tempolimits, Spritkostenerhöhungen, Parkplatzmangel, Minuszinsen und andere Freudenbringer.

Deutsche definieren sich durch die Arbeit, dass zumindest hatte D nach vielen Jahren gelernt. Es gab ein klar definiertes Ranking in der Gesellschafft, wer viel oder wenig sagen durfte und mehr oder weniger wichtig blieb. Fiel man durchs Raster, blieb man Nobody oder Randgruppe. Ob man Aussätziger im positiven oder negativen blieb, hatte man dabei selten selber in der Hand.

D störte das nicht.

Für ihn war das Leben sowieso ein Zoo mit offenen Käfigen, egal in welchem Bundesland oder Teil von Europa er sich gerade aufhielt. Um mit Menschen zu leben, blieb es ratsam Menschen zu mögen. Sonst musste man als Eremit in die Natur gehen.

Doch soweit war D noch nicht.

In der Zwischenzeit nahm er sich für 2021 vor, das Leben nicht zu ernst zu nehmen, es stattdessen zu genießen und möglichst viele Dinge nicht zu tun, um die Welt nicht mit noch mehr Unruhe zu überziehen und stattdessen andere anzustiften, sich öfter, statt seltener, in Hängematte, oder aufs Sofa zu legen, getreu nach dem Motto:

Es gibt so viel Nicht zu tun, man muss sofort damit anfangen!

Ein frohes Neues Jahr an all Müßiggänger…..