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01.October – Führer im Paradies – Odyssee 2023

Fünf Tage Heimatdorf … da bleibt kein Auge trocken … vor Allem, wenn man täglich mit Waldorf und Statler Café Café trinken geht … Kumpel T. und M. nenne ich so … keiner lästert so herrlich boshaft wie diese zwei …

Alle hassen und lieben sie …

Ersteres, weil alle wissen, dass sie sein werden wie sie … und lieben … weil wir alle wissen, dass wir alle so sein werden wie sie … heute saßen wir wieder zusammen … still war es, wir hörten dem Wind zu … hin und wieder fragte die Bedienung leise …

ob’s noch Café con Leche und Cortado sein soll …

sonst, Stille … Geschirrgeklimper im Hintergrund … ein paar Rennradfahrer staksen mit Uniformen über Fliesen … mit mürrischen Blicken überzieht man sie … lauter bayrischer Akzent sorgt für Stirnrunzeln … erste Sprüche … „Aus dem Allgäu, oder Frankenland?“ …

„Keine Ahnung …

Ist mir egal … mir san mir ist scheiße … egal aus welchem Teil Bayerns!“ … „Mensch, red nicht so laut, die verstehen dich vielleicht“ … „Sollen sie ruhig … bin ja nicht auf der Welt, um nur Freunde zu haben!“ …

so ging es ständig …

die ganze Zeit … eine Gruppe Motorradfahrer tritt rein … acht an der Zahl … mürrisch werden vier Damen und vier Herren unter die Lupe genommen … „Schau dir die Dicke an … bestellt bestimmt nichts zu essen“ … „Wieso?“ … „So dick wie sie ist, braucht sie das ganze Jahr nicht essen!“ …

Spanier reden nicht leise …

Wenn sie aber vom Motorrad absteigen … voller Adrenalin sind … dann erreichen sie ungeahnte Pegel … Unterhaltungen bei normaler Lautstärke waren zwecklos … Waldorf und Statler machten sich bereit zum Angriff …

„Wusste gar nicht, dass es so große Hosen gibt“ …

„Ist doch praktisch … sie hat ihr Sitzkissen immer bei sich“ … „Du meinst Sessel“ … „Wie bitte?“ … „Sessel-kissen … Sitz kann man dazu wohl nicht mehr sagen!“ … „Schau mal, die trinken Cola und Bier“  „Was auch sonst, die müssen auf ihre Linie achten!“ …

In einer Tour …

Anfangs schmunzelte ich … nach ’ner Weile verschwand es … es wich … ja was eigentlich … Scham war es nicht … für Freunde schäm ich mich nicht … auch nicht, wenn sie garstig sind …

Altwerden ist kein Spaß …

hab ich mir sagen lassen … vielleicht ist es ihre Art, um für Gerechtigkeit zu sorgen … zumindest aus ihrer Sicht … sie haben eine herzhafte Art ständig zu übertreiben … wenn sie bestellen, tun sie‘s zu nett …

„Monzi, ich habe überlegt …

ob ich nicht vielleicht einen weiteren Kaffee vertragen könnte … würde es dir etwas ausmachen, mir einen Café con Leche zu bringen? Aber im Glas bitte, nicht in der Tasse … und bitte mit braunem, statt weißem Zucker …

du weißt, den Weißen vertrage ich nicht …

ach ja, und einen Choupito … heute Grappa … ach und Monzi … ein Wasser Vichy Catalan wäre ganz wunderbar … könntest du das einrichten? Das wäre herzallerliebst … Monzi, die im bürgerlichen Leben Montserat heißt, hört sich geduldig Waldorf’s Wünsche an …

lächelt mürrisch, verdreht die Augen …

weiß sie doch, dass sie andere Gäste hat … nach einer Weile kommen wir auf Politik zu sprechen … Franco hat immer noch Anhänger im Dorf … Konservative regieren hier auch heute noch … alles soll ordentlich und anständig sein …

Zucht und Ordnung …

diese ganze moderne Scheiße … Elektroautos … Handys … und Genderkacke, so etwas hätte es unter Franco nicht gegeben … tönt’s nach ’ner Weile … Alte überhöhen die Vergangenheit …

während Jugend Gleiches mit Zukunft tut …

ob konservative Bayern anders sind, als unsere konservativen Dorfbewohner an diesem traumhaften Flecken auf Mallorca, wage ich zu bezweifeln … unterhaltsam ist’s allemal, wenn gleich es alles andere als nett ist …

Fremde beäugt man überall mürrisch …

„Im nächsten Leben werde ich Diktator!“ … pustet Statler raus … „Diktatoren haben ein leichteres Leben“ … findet er … Europa ist ja Diktator geeicht … jedes Land hatte einen … sich danach sehnen tun hoffentlich wenige …

je größer die Entfernung, desto größer die Sehnsucht …

so scheint mir … wie Seeleute … kaum sind sie an Land, sehnen sie sich wieder nach dem weiten Meer … ob alte Männer optimistischer in die Zukunft schauen wenn sie Kinder haben, kann ich nicht sagen …

eine Untersuchung wäre es wert …

sind wir unbeschwerter, wenn wir wissen, dass wir was hinterlassen? Kann man unbelasteter dem Ende entgegensehen, wenn Familien erhalten bleiben …

keine Ahnung …

solange Menschen glauben, das sie Führer brauchen … weil sie Selbige … Führung … abgeben, nicht annehmen … sie jemand anderem überlassen … anstatt sie selbst zu übernehmen …

solange müssen wir uns wohl reproduzieren …

12.März – Florida Ranger – Odyssee 2023

Mein Broterwerb schickte mich nach Hamburg. Eine Hotel-Übernachtung war von mir nicht erwünscht, jedoch vorgesehen. Am Flughafen wartete ein höflicher blutarmer Leptosomer-Neger, der alle Sprachen sprach. Erst probierte er Französisch an mir aus, Hochachtung, dachte ich, spricht viel besser als ich,

obwohl ich seit Jahren dort bin,

und er nicht. Dann wechselt er das Programm und schaltet auf Englisch um und merkt, das Hochdeutsch mit mir auch ganz gut geht. „Wieso spricht der so viele Sprachen?“, frage ich erst mich, dann das Universum und dann wieder mich.

Am Hotel angekommen rennt er um den Wagen,

öffnet die Tür, als wäre ich der Maharadscha von Indien, reicht mir mein Gepäck aus dem Kofferraum des Kleinbus‘ und wünscht mir mit wirklich ausgezeichnetem Hochdeutsch einen angenehmen Abend, obwohl Abend und Neger Negersen schwarz wie die Nacht bleiben.

„Sie sprechen aber gut Deutsch!“,

hätten vermutlich viele an meiner Stelle gesagt. Hab mir diesen anerkennenden Zuspruch aber geklemmt. Außerdem und überhaupt, man darf sich nicht gleich zu gut stellen mit dem Dienstpersonal. Ist eine der obersten Regeln, unter keinen Umständen unbekannte Menschen loben,

nur weil sie ihren Job korrekt machen.

Nicht gemotzt ist genug gelobt. Geräuschlos gleitet er wieder in seinen schwarzen Kleinbus, der wie ein Schuhkarton aussieht „passende Farbe“, denke ich. Schon rauscht er wieselflink hinfort, wie es sich GröFaZ und Wilhelm Keitel im Sommer 42

bei der zweiten Russland-Offensive gewünscht hätten.

Am Empfang warten zwei stark geschminkte junge blonde BDM-Arierinnen, eine blass, verschwitzt, korpulent-übergewichtig, „vielleicht ist sie die Tochter eines Schlachters“, kommt‘s mir hoch, drücke die Gehässigkeit gleich in die Ecke zum Fremdschämen, die andere eher still, mit merkwürdigen Malen und Ritzungen an beiden inneren Unterarmen,

„vermutlich von SM-Spielen“,

schießt meine Bösartigkeit aus der Hüfte. Ihren Akzenten nach vermutlich aus Schwerin, Rostock-Lichtenhagen oder Köpenick. („Wadd woll’n se?“) Solch herzerwärmende Höflichkeiten bezaubern mich und den ganzen Eingangsbereich, „sie müssen das hier ausfüllen und dann hier unterschreiben, schau’n se mal, hier, hier und hier!“,

dass ich sofort Heimweh bekomm‘.

Nach dem Einchecken schlendere ich ins hauseigene Restaurant, setze mich an einen in der Ecke stehenden Zweiertisch, als eine stark tätowierte Brotspinne angekrabbelt kommt und mir wortlos eine Speisekarte in die Hand drückt. Kurzes scannen von Gerichten und Preisen, alle Achtung,

„die hauen aber auf die Kacke!“,

denk‘ ich, ein Glas Wein 8€, „na was soll’s, muss wohl guter Stoff sein“. Geistesabwesend schlage ich die Karte zu, blicke mich um, sehe die Dekoration, hauptsächlich Schwarz-Weiß-Fotografien mit Schiffen drauf, in See gestochen, oder Trocken-Dock, als die feingliedrige Schürze neben mir zum Stehen kommt und mit den Fingern trommelt.

„Ham‘ fie chon waf aufgefucht?“

Ihre Hasenscharte lässt polnische, tschechische, oder slowakische Wurzeln heraushören. „Wie ist der rote Spanier, schön kräftig?“, zum Haussalat wollte ich einen knackigen Roten haben, keine flache Plörre „keine Ahnung, kann iff ihn-gen niff sag’n“. Komisch, probiert hier niemand?

„Na gut, dann nehme ich den…“

Meine Gedanken schweifen in den Süden. Ähnliche Bilder in Toulouse. Lieferdienste von „U-eat“, bis sonst was, immer sind es entweder Schwarze, Gelbe, Braune von den Molukken, oder sonst wie zugereiste Mitmenschen, die versuchen ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Weiße Franzosen sitzen nie auf den ungezählten Motorrollern

und Elektrofahrrädern, mit denen sich die Boten bei Wind und Wetter durch die Straßen kämpfen. Ökonomischer Kolonialismus hat auch sonnige Seiten, er gibt Menschen Arbeit. Doch wie lange noch? Wie schützt sich die Weiße Herrscher-Rasse gegen die wachsende Farbenpracht der Weltbevölkerung, um auch

in Zukunft bei Champagner in der Sonne zu liegen?

Hilfe und Orientierung bekommt man Demokratie, UNO und ISO-9001 geprüft in Deutschland bei der AfD, in Frankreich bei Philanthropen wie Marine LePain und Eric Zemmour und in den USA bei Ron DeSantis. Nicht zu vergessen, der von Vaterlandliebe getriebene Wladimir P.

Eric und Ron eint, dass ihre Eltern / Großeltern

als Ausländer nach La France und die USA kamen, was ihnen wertvolle Erfahrung im Umgang mit arbeitsuchenden Dazugereisten beschert, die ihnen schnell, zuverlässig und immer mit Restwärme Futter nach Hause liefern. „Find‘ das gut, dass sich die zwei berufen fühlen, ihr Heimatland (?) vor Multikulti (?) und Ausländer-Flut (?) zu schützen.

Ordnung braucht‘s, in dieser chaotischen Welt.

Und überhaupt, all die Rumhudelei auf Diversity, Trans-Menschen und so schwierigen Dingen wie der „Critical-race-Theory“, (siehe unten Anhang) das muss doch irgendwann mal aufhören, oder? Zum Glück gibt‘s verantwortungsbewusste Führer wie Ronnie DeSantis, Recep Tayyip Erdogan und ein paar andere gut bewaffnete Texas Ranger, die dafür sorgen, dass ihre Mitbürger*innen in Ruhe schlafen können.

Oder etwa nicht, hm?

Ich meine im Ernst, was stellen die Menschen heutzutage mit ihrer Freizeit an? Vorm Fernseher sitzen und Netflix glotzen, faul rumhängen, Städte und Dörfer verstopfend Boule und Boccia spielen, mit Freunden und Partnern schoppen gehen, Apéro mit anschließendem Grillen, oder so obskure Dinge wie ins Theater, Museum, gar in Kunstausstellungen gehen?

Das kann unmöglich euer Ernst sein.

Man muss da einen Riegel vorschieben. Beten, Arbeiten, Fortpflanzen, Geld für nationale Produkte ausgeben, national Urlaub machen, heimische Folklore pflegen, „ist doch schön bei uns, schaut euch doch nur mal um, ein Wahnsinn, alles vor unserer Haustür!“ Wer denkt da an Umweltsünden wie mit dem Flugzeug fliegen.

Noch dazu dieser ständige Zulauf von Flüchtlingen.

Furchtbar. Wo sollen die alle unterkommen, da bekommt man doch, ich finde das natürlich und nachvollziehbar – Angst. Nein, nein – so kann das nicht weitergehen. All dieser Undank, bei Indianern, Lateinamerikanern, wo wären die heute ohne uns Weiße? Ohne uns gäbs weder Bildung noch Kultur, ganz zu schweigen von Jesus Christus und der christlichen Kirche,

mit ihrer Nächstenliebe, nicht wahr?“

Okay, ich hoffe die Mehrheit von euch hat Ironie und Zynismus meiner heutigen Zeilen vorher selber herausgefunden; es war ein Experiment, zu schauen, was entsteht, wenn ich so schreibe, wie reagiert ihr darauf, wie ich selbst, regt sich innerer Widerstand, oder ist alles längst egal?

Man kann heute von nichts ausgehen.

All das, was man denkt, was ganz selbstverständlich ist, wieso nimmt man an, dass es selbstverständlich ist, wieso denkt man das, hat man‘s irgendwo gelesen, oder gehört? Bei DeSantis und seinen Anhängern ist der gleiche vorauseilende Gehorsam zu sehen, spüren und zu erleben, wie bei all den hunderten Führern vor ihnen.

Wir Menschen ändern uns nie.

Unser eigener Urtrieb hindert uns daran. Darwin schlägt Kant, immer. Unbequem denken ist unbequem, so zu leben ebenfalls. Demokratie bedeutet Arbeit. Auch sie zu erhalten. Klingt alles langweilig und nach unseren Großvätern? Vielleicht.

Aber vielleicht hilft es bestimmte Fehler nicht zu wiederholen.

Aber was tun wir dafür, im täglichen Leben? Wir wissen es alle selber all zu gut. Trägheit, Faulheit und Vergesslichkeit sind Freunde der Bequemlichkeit. „Was bin ich bereit zu tun, um Freiheit, Demokratie und freie Wahlen zu schützen und wahren?“, diese Frage stelle ich mir immer öfter.

Zum Glück gibt‘s auch gute Nachrichten in dunklen Zeiten.

Denn mit ein wenig Glück sind die Weißen in naher Zukunft in Unterzahl. Dann wird alles kippen. Dann zahlt man uns alles heim, auf Heller und Pfennig, was wir in den letzten 2500 Jahren verzapft haben. Klimaschutz, Gleichberechtigten und Bahnverspätungen sind dann nur noch die Spitze des Eisbergs. Es ist der Kampf

„Reich gegen Arm“, der längst offen vor unser

aller Augen ausgetragen wird…

https://de.wikipedia.org/wiki/Critical_Race_Theory

Da-sein – Odyssee 2022 CW13

27.März – Endlich wieder regelmäßig laufen! Meine Güte, wie schnell macht mich ewiges Rumsitzen porös. Ich sach nur – Anima-Sana-In-Corpore-Sano. Mit diesem Motto hat Asics mal‘n schön-sinniges Motto gewählt, wenngleich ich nicht mehr mit denen laufe. Seit ich wieder meine Runden um die Garonne drehe, ist das Happyness-Level höher. Vielleicht liegt es auch an der Sonne, die seit Tagen länger scheint.

Zur Zeit buddel ich mich durch mein neues Buch.

Und bin gerade dabei, alte Geschichten aus tiefem Lebens-Gestein heraus-zu-schürfen, als wieder dies merkwürdige Gefühl des totalen Nichtwissens ausbrach. Wieder saß ich da und wusste nicht wer und wo ich bin. Woher das bloß kam? Es hat nichts Beängstigendes an sich. Eher ist es ein zutiefst merkwürdiges Gefühl, als würde ich hinter einem Vorhang stehen, der wie‘n milchiger Filter zwischen mir und dem wahren Leben schwebt.

Ich kann es nicht besser erklären.

Es ist, als wenn ich in einem unbekannten Leben, auf einem unbekannten Planeten wachwerde. Wie beim re-booten eines Computers, wenn „Es“ noch nicht weiß, was „Es“ geladen bekommt. Schon der alte Siegmund Freud hatte die Erfindung des „ES“ für sich in Anspruch genommen, was allerdings nicht ganz korrekt ist, wenn man pingelig sein will und wie ich glaube, wenn ich rückwärts blickend,

Nietzsche und die alten Griechen richtig verstehe.

Doch wenn grauhaarige Männer mit Pfeife oder Zigarre grimmig und humorfrei aus der Wäsche schauen, dann widerspricht man denen nur unter dem Einfluss von Drogen oder Wein. Wie der arme Wilhelm Reich das alles aushielt, bleibt mir ewig ein Rätsel. Nun, in Wahrheit hat er es ja auch nicht…

Auch Günni Grass kam mit Pip und Tweet-Jacket daher….

Aber worauf will ich eigentlich hinaus? Ach ja: Jedenfalls hat Sigi mit seinem „Das ich und das Es“ eine anständige Schrift hingelegt, was mich vor Jahren einlud, diesen Zustand des totalen „Nicht-Wissens“ mit dem Zustand des „Über-ES“ gleichzusetzen, dass am ehesten das „Äußere / Weltliche / Kosmische“ beschreibt, all das, was nicht Teil meiner Ich-Facetten ist, quasi das große Ganze, minus mir und meiner Natur, das sich wieder mal so stark meiner bemächtigte,

dass es für kurze Zeit Sigi’s 3er-Facette in mir hinfort-wischte.

Ähnlich, wie bei einer tiefen Meditation. Nur das ich ganz klar im „HIER UND JETZT“ und nicht im „ÜBERALL“ zu sein schien. Schon öfter hab ich‘s erlebt. In letzter Zeit allerdings häufigerer, wo ich regelmäßig in Untiefen herumfische und mich mit dem Da-Sein als Solches und Meinem im speziellen auseinandersetze. Da geht es unter anderem ums alltägliche Dasein und wie‘s mit Heisenbergs Unschärferelation zusammenhängt – in anderen Worten:

Warum 100% bewusstes Leben in Wahrheit – unmöglich bleibt!

Es bleibt eine unendlich dichte Annäherung. Vollständige dauerhafte Erlangung ist jedoch nicht drin. Man kann kleine Zeitfenster eines erhöhten Bewusstseins erreichen, Hindu‘s und Buddhisten zeigen das, jedoch bleiben es Inseln des Runter- oder Raufkommens, je nachdem wie man’s sieht. Was das mit mir zu tun hat?

Das versuche ich herauszufinden. Was bedeutet Da-sein – und wie empfinde ich meines, rückblickend und im Jetzt verharrend?

Nun, wir werden sehen…

Machen soziale Medien uns sozialer? – Odyssee 2021 CW22

06.Juni – Innerlich zündete sich D ein ewiges Friedhofs-Licht an, als er einen weiteren Zeitpiraten in seinem Leben ausfindig machte. Es freute ihn so sehr, dass er in einem Erkenntnis-Rausch gleich mehrfach gegen diese Mafia, oder besser gesagt, gegen diese sekten-gleiche Religionsform vorging, dass er sich sichtlich bewegt und blitzartig dazu entschloss, sofort Klarschiff zu machen – nicht nur, weil er für Religionsfreiheit war, sondern vor Allem, weil er schnell bemerkte, wie erleichtert er sich nur wenige Stunden später fühlte!

Was war geschehen?

Es begann damit, dass D sich daran erinnerte, dass heute, am sechsten Juni, der gute Tom Araya 60 wurde. Alleine das, war schon mehr als einen Dujardeng wert, nicht nur, weil Tom, Kerry, Jeff und David – besser bekannt unter dem Namen Slayer – D’s Jugend und wilden Jahre nicht nur begleiteten, sondern auch ganz entscheidend mitbeeinflussten – warum: Sie gingen einfach ihren Weg, genauso wie Mozart und Beethoven, nur eben anders – aber genauso kompromisslos.

Nachdem sich D wieder ein paar starke Slayer Stück von „Reign in Blood“ und „Seasons in the Abyss“ reingezogen hatte, schwebte er auf einem höheren Energie-Niveau und stellte sich selber ein paar ernste Fragen, nicht solche, bei denen D im Voraus wusste, dass er gegen sich selbst verlieren musste, weil ja jeder mal irgendwann im Leben so abgebogen war, dass er hinterher in einer Sackgasse, oder in sonst etwas steckte, mitnichten, es ging D um die Frage, wofür er stand.

So brach plötzlich D‘s Vulkan aus.

Zuerst begriff er, dass ihm nach wie vor gedruckte Bücher am Herzen lagen; soweit war das keine Überraschung, immerhin bestand er seit Jahren darauf, dass alle seine Bücher ausschließlich in gedruckter Form und nicht als e-book oder Dergleichen zu vermarkten waren.

Das an sich hatte eine hohe Wertigkeit für D, weswegen er sich vornahm auch weiterhin keinen Millimeter zu weichen; noch dazu gesellte sich das Phänomen der begrenzten Zeit hinzu, was besagte, dass man nur eine Sache zur Zeit machen konnte, was in anderen Worten wiederum bedeuten musste:

Alle Zeit, die man in die wenig sozialen Medien steckte, bekam man genauso wenig zurück, wie jene, die man mit Freundin, Frau, Freunden, Kindern, Schreiben, Lesen, Musik, Kunst, Sprachen und ähnlich Schönem verbrachte, mit dem Unterschied, dass D erkannte, was zu tun war – und so geschah es.

In einem Anflug von maximalem Bewusstsein – wir sprechen hier wirklich nur von wenigen Sekunden und nicht von einer an Buddha erinnernden Dauer-Erleuchtung – erkannte D, dass aus seiner Sicht, dass:

A) die sozialen Medien, gar nicht so sozial in gesellschaftlichen Auswirkungen zu sein schienen, wie man meist oberflächlich dachte – das sie

B) nicht das soziale Verhalten der Menschen untereinander fördern, sondern das Gegenteil, sie eher a-sozialer machten – noch dazu mit einem erhöhten Maß, die Welt und andere in ein permanent andauernden Bewertungs-Sog hinab in den menschlichen Abgrund zu ziehen – und

C) das D den wirklichén und wahrhaftigen Nutzen im Vergleich zu den Alternativen nicht recht fassen konnte, so dass er sich – wie oben bereits erwähnt – blitzartig entschloss, seine Accounts mit sofortiger Wirkung bei Facebook und Twitter zu löschen.

Welch eine Befreiung!

Zuerst bemerkte D, dass die ganzen Benachrichtigungen ausblieben, wo man ihn darauf aufmerksam machte, dass in Kuhscheißenbrück ein Huhn, nach über 24 Stunden Pause – Gott sei‘s gedankt – endlich wieder ein Ei legte, sowie das es dutzende Menschen da draußen zu geben schien, die D kannten, oder umgekehrt.

Auch musste D schweren Herzens auf die vielen attraktiven Business-Möglichkeiten, wie zum Beispiel das wilde Dutzend Marketing-Coaches verzichten, die mit Filmen und Bildern aus Dubai, und oder Luxus-Karossen und schweren Chronographen, D irgendeine Form von Erfolg aufzwingen wollten – ohne das er je begriff, welcher, dass er sich, stirnrunzelnd bei den Bärten der griechischen Götter fragte, was sie da per online-training anboten und vermarkteten.

Doch – wie schön – brauchte D sich diese & viele andere Fragen nicht mehr stellen,

da er ja erfolgreich alle Accounts gelöscht hatte. Stattdessen genoss er in Ruhe ein paar Stücke von Stenkelfeld und Slayer, ganz frei nach dem Motto – Lebenszeit, mit möglichst viel Müßiggang gespickt, was konnte es Schöneres geben?

Und daher liebe Gemeinde, bitte ich euch alle, dass ihr euch und eure Gläser erhebt, damit wir anstoßen können. Herzlichen Glückwunsch zum sechzigsten Geburtstag,

Tom Araya!