Fünf Tage Heimatdorf … da bleibt kein Auge trocken … vor Allem, wenn man täglich mit Waldorf und Statler Café Café trinken geht … Kumpel T. und M. nenne ich so … keiner lästert so herrlich boshaft wie diese zwei …
Alle hassen und lieben sie …
Ersteres, weil alle wissen, dass sie sein werden wie sie … und lieben … weil wir alle wissen, dass wir alle so sein werden wie sie … heute saßen wir wieder zusammen … still war es, wir hörten dem Wind zu … hin und wieder fragte die Bedienung leise …
ob’s noch Café con Leche und Cortado sein soll …
sonst, Stille … Geschirrgeklimper im Hintergrund … ein paar Rennradfahrer staksen mit Uniformen über Fliesen … mit mürrischen Blicken überzieht man sie … lauter bayrischer Akzent sorgt für Stirnrunzeln … erste Sprüche … „Aus dem Allgäu, oder Frankenland?“ …
„Keine Ahnung …
Ist mir egal … mir san mir ist scheiße … egal aus welchem Teil Bayerns!“ … „Mensch, red nicht so laut, die verstehen dich vielleicht“ … „Sollen sie ruhig … bin ja nicht auf der Welt, um nur Freunde zu haben!“ …
so ging es ständig …
die ganze Zeit … eine Gruppe Motorradfahrer tritt rein … acht an der Zahl … mürrisch werden vier Damen und vier Herren unter die Lupe genommen … „Schau dir die Dicke an … bestellt bestimmt nichts zu essen“ … „Wieso?“ … „So dick wie sie ist, braucht sie das ganze Jahr nicht essen!“ …
Spanier reden nicht leise …
Wenn sie aber vom Motorrad absteigen … voller Adrenalin sind … dann erreichen sie ungeahnte Pegel … Unterhaltungen bei normaler Lautstärke waren zwecklos … Waldorf und Statler machten sich bereit zum Angriff …
„Wusste gar nicht, dass es so große Hosen gibt“ …
„Ist doch praktisch … sie hat ihr Sitzkissen immer bei sich“ … „Du meinst Sessel“ … „Wie bitte?“ … „Sessel-kissen … Sitz kann man dazu wohl nicht mehr sagen!“ … „Schau mal, die trinken Cola und Bier“ „Was auch sonst, die müssen auf ihre Linie achten!“ …
In einer Tour …
Anfangs schmunzelte ich … nach ’ner Weile verschwand es … es wich … ja was eigentlich … Scham war es nicht … für Freunde schäm ich mich nicht … auch nicht, wenn sie garstig sind …
Altwerden ist kein Spaß …
hab ich mir sagen lassen … vielleicht ist es ihre Art, um für Gerechtigkeit zu sorgen … zumindest aus ihrer Sicht … sie haben eine herzhafte Art ständig zu übertreiben … wenn sie bestellen, tun sie‘s zu nett …
„Monzi, ich habe überlegt …
ob ich nicht vielleicht einen weiteren Kaffee vertragen könnte … würde es dir etwas ausmachen, mir einen Café con Leche zu bringen? Aber im Glas bitte, nicht in der Tasse … und bitte mit braunem, statt weißem Zucker …
du weißt, den Weißen vertrage ich nicht …
ach ja, und einen Choupito … heute Grappa … ach und Monzi … ein Wasser Vichy Catalan wäre ganz wunderbar … könntest du das einrichten? Das wäre herzallerliebst … Monzi, die im bürgerlichen Leben Montserat heißt, hört sich geduldig Waldorf’s Wünsche an …
lächelt mürrisch, verdreht die Augen …
weiß sie doch, dass sie andere Gäste hat … nach einer Weile kommen wir auf Politik zu sprechen … Franco hat immer noch Anhänger im Dorf … Konservative regieren hier auch heute noch … alles soll ordentlich und anständig sein …
Zucht und Ordnung …
diese ganze moderne Scheiße … Elektroautos … Handys … und Genderkacke, so etwas hätte es unter Franco nicht gegeben … tönt’s nach ’ner Weile … Alte überhöhen die Vergangenheit …
während Jugend Gleiches mit Zukunft tut …
ob konservative Bayern anders sind, als unsere konservativen Dorfbewohner an diesem traumhaften Flecken auf Mallorca, wage ich zu bezweifeln … unterhaltsam ist’s allemal, wenn gleich es alles andere als nett ist …
Fremde beäugt man überall mürrisch …
„Im nächsten Leben werde ich Diktator!“ … pustet Statler raus … „Diktatoren haben ein leichteres Leben“ … findet er … Europa ist ja Diktator geeicht … jedes Land hatte einen … sich danach sehnen tun hoffentlich wenige …
je größer die Entfernung, desto größer die Sehnsucht …
so scheint mir … wie Seeleute … kaum sind sie an Land, sehnen sie sich wieder nach dem weiten Meer … ob alte Männer optimistischer in die Zukunft schauen wenn sie Kinder haben, kann ich nicht sagen …
eine Untersuchung wäre es wert …
sind wir unbeschwerter, wenn wir wissen, dass wir was hinterlassen? Kann man unbelasteter dem Ende entgegensehen, wenn Familien erhalten bleiben …
keine Ahnung …
solange Menschen glauben, das sie Führer brauchen … weil sie Selbige … Führung … abgeben, nicht annehmen … sie jemand anderem überlassen … anstatt sie selbst zu übernehmen …
solange müssen wir uns wohl reproduzieren …