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Pech – Odyssee 2024

So eine Kacke! … Letztes Wochenende … Genau! … In Wahrheit … Wenn man es genau nimmt, ging es da schon los … Seit zwei Jahren ist die Scheibe meiner Dusche kaputt … Ohne Scheiß! … Zwei Jahre! … Natürlich ist das lange! … Alle denken, ich sitz das aus …

Von wegen!

Es geschah in der Hitze … Damals anno 1922 … kann auch 21 gewesen sein … Sorry, 2022 natürlich … Auf keinen Fall letztes Jahr … Auch meine Freundin erinnert das … Doch dazu später … Damals hatten wir wochenlang über 40 Grad … Meine Duschkabine …

Ach Scheiße!

Was soll ich sagen … Schon von Anfang an knirschte sie, sobald man die Wanne betrat … Damals dachte ich nichts Böses … Später lernte ich … Nun ja! … Bin kein Fachmann, aber man hatte sie anscheinend unter Spannung eingebaut … Dann gab ihr die Hitze den Rest …

Es knallte laut …

Und dann war sie in tausend Stücke … Aber noch stabil … Zuerst fragte ich unseren Hausmeister … Hab gerade den Eindruck … Hab ich das nicht schon erzählt? … Man! Ey! … Keiner sagt was! … Dann nur der Vollständigkeit halber …

Ich schrieb also eine Menge E-mails …

Meine Versicherung bestätigte … Meine Police enthielte kein Glas … Ich wundere mich über nichts mehr! … Du zahlst und wenn was ansteht … Passiert nichts! … Dann wechselte die Verwaltung … Ich fing von vorne an … Wieder E-mails, nach ‘ner Weile … Erinnerungen …

Doch nichts! … Rein gar nichts!

Verwaltungen gehen jetzt digital … Auch meine! … Natürlich! … Man braucht einen User, mit dem man sich auf deren Seite einloggt … Doch die Seite bricht ständig zusammen … Ob man das Telefon abnimmt? … Fragte ich mich … Nach 10min Warteschleife …

Gab ich auf …

Jedes Mal! … Dann letztes Jahr kollabierte die kaputte Scheibe … Ein Loch entstand … Ich hatte Besuch der übernachtete … Er ließ die Duschtür offen … Hängte das nasse Handtuch ran … Der Rahmen verzog sich … Da gab die geborstene stabile Scheibe …

Schlussendlich auf …

Und ich auch! … Ich hätte sie bitten können Acht zu geben … Aber es war mir in Wahrheit längst egal … Helfend unter meine Arme griff mir die Tatsache, dass ich ja trotz Allem duschen konnte … Durch das Loch kam kaum Wasser … Seit dem habe ich den Ruf weg, gelassen zu sein …

Das mich nichts aus der Ruhe bringt …

Doch das stimmt nicht … Ausflippen könnte ich bei so etwas! … Doch was nützt es! … Niemand kommt und hilft … Obwohl du zahlst … Wieso nicht? … Wieso klappt das alles nicht mehr? … Niemand hebt das Telefon ab … Keiner beantwortet meine E-mails …

Was machst du dann?

Eben! Ganz genau … Heute dann … 40igster Geburtstag meiner Freundin … Was schenken? … Ich hatte keine Idee … Ja wirklich … Gemeinsam Urlaub machen? … Uns das gut gehen lassen? … Gesundheit? … Natürlich! … Aber die kann ich ihr nicht schenken …

Geschweige kaufen!

Tagelang kaute ich auf der Aufgabe rum … Nichts! … Von unserer Weinlieferung letzten Samstag probierten wir den letzten Karton … War auch lecker … Doch während die Garage meiner Freundin voller Wein ist … Sitze ich zuhause in der Stadt auf dem Trockenen …

Bin komplett ausgetrunken …

Nichts geht mehr … Ja! Soweit kann es kommen … Also Zack! … Hab mir gestern bei ihr dann ein paar Flaschen gegriffen … Sorgfältig gepolstert ins Topcase gelegt … Wohlbehalten kam ich an …

Sechs Flaschen waren es …

Topcase auf … Reingelangt, Plastiktüte gegriffen … Und ohne Ankündigung … Mitten auf der Straße … Riss sie auseinander … Bamm! Bamm! Bamm! … Drei gingen zu Bruch … Fuck! Fuck! … Schöne dicke rote Soße …

Wie sie über die Straße lief …

Als hätte man ein Schwein, oder sonst etwas abgestochen … Betretenes Schweigen aller Franzosen um mich rum … Autos blieben stehen … Fahrräder und Motos fuhren links und rechts an mir vorbei … Fellinini-esk … Alle warteten geduldig …

Ein paar nickten & klatschten anerkennend …

Ich verbeugte mich … Wie im Theater … Großartig! Es stimmte mich ein wenig milde … Immerhin! … Ich nahm die verbliebenen drei tropfenden Flaschen vorsichtig auf den nassen Arm … Wie kostbare Ware … Als wären es Fabergé-Eier …

Von Zar Peter dem Großen …

Wie immer nahm ich die Treppe … Wechselte von links nach rechts … Mir war alles egal … Meine Klamotten sahen aus wie Sau … Heil ankommen! … Das war jetzt alles … Gerade verlasse ich die Nottreppe … Plötzlich rutschten mir die drei …

verdammten Flaschen aus den Händen …

Bamm! Bamm Bamm! … Welch gewaltige Rote Flut … Wahnsinn! … Dante wäre stolz … Was für ein blutroter Tsunami … Wie er sich das Treppenhaus runterwälzt … Alle drei hatten dran geglaubt … Wohin ich auch trat … Überall knirschte es … Unser Treppenhaus?

Weinkeller von Karl dem Großen …

Wieder Scherben aufsammeln … Drei Flaschen Minervois auffeudeln … Was für ein Scheiß! … Dann endlich rein in meine Bude … Ohne Wein … Mit versauten Klamotten … Verzweifelt ließ ich meine letzte Flasche Wein durch meine …

Schauberger-Hyperbel laufen …

Doch ich vergaß meine Brille aufzusetzen … Auch nach einem Jahr, ist meine Brille mir fremd … So sah ich nicht, dass die Plastikflasche … Wo der Wein aufgefangen … Wo er verdammt noch mal fucking rein sollte! … Das in der verdammten Scheiß-Flasche noch Wasser drin war! …

Sofort lief der Pott über …

Alter! Was soll das denn! … Boah! Ich war am Limit … Wieder lief rote Soße … Diesmal durch meine Küche … Und ich reagierte ungeschickt … Hektisch riss ich die Flache weg … Verschüttete das Meiste … Schon lief Wein die Waschmaschine runter …

Ahhh! Jetzt flippte ich richtig aus …

Was soll das alles? … Wollt ihr mich prüfen? … Ihr verfickten Götter? … Los, kommt runter, wenn ihr Eier habt! … Was wollt ihr, hä? … Hab‘ ich was übersehen? … Bin ich dran? … Wollt ihr mich durch die Mangel drehen? … Nur weil ich …

Kein Geschenk …

Für meine Freundin habe? … Als Ausgleich für den ganzen Wahnsinn da draußen? … Deswegen wollt ihr mir an den Kragen? … Im Ernst? … Musste sofort zwanzig Liegestützen machen, um weder mich …

Noch jemand anderes umzubringen!

Heute Mittag dann zu meiner Freundin … Über die Pont Neuf … Am Place St.Cyprien sperrten Polizeiwagen gerade die Kreuzung … Ein Schwarzer in Handschellen … Strampelt und wehrt sich wie verrückt … 6 robuste Gendarmen halten ihn fest … Schieben ihn in Zeitlupe …

In den Bullenbus …

Schien ein Obdachloser zu sein! … Der Bus schaukelt wie verrückt … Schreie dröhnen heraus … Keine Ahnung von wem! … Zwei Politessen schleppen Schlafsack und seinen Kram in den Wagen … Wo sie ihn wohl hinbringen … Lieber nicht drüber nachdenken …

Blaulicht & quietschende Reifen …

Schon brausen sie davon … Kollegen geben die Kreuzung frei … Verhalten rolle ich an den Gendarmen mit meinem Motorrad vorbei … 10m … 50m …. 100m … Und ziehe ordentlich am Hahn … Mein Vorderrad geht hoch … Mit Schwung brause ich aus der Stadt …

Endlich raus …

Freie Bahn mit Marzipan … Kurz vor Aussonne … Eine kleine enge Brücke … Die andere Seite hat Vorfahrt … Für Auto & Motorrad? … Genug Platz … Fahre frohen Mutes einfach weiter … Nur mit Mühe weiche ich dem störrischen Kerl in seinem BMW aus …

Wollte mich glatt abschießen …

Wir Menschen haben den Schuss nicht gehört … Ich eingeschlossen … Wenn wir so weitermachen, wird es uns zerlegen … Soviel ist sicher! … Ein Geschenk ist mir dann noch eingefallen … Und einen Plattfuß gab es nicht … Dafür ein Glas Champagner …

Ende gut … Alles gut! … Naja, fast …

30.Juli – Hawaii – Odyssee 2023

Hab jetzt Urlaub … ich grübelte lange, was machen, wohin und so … bin irgendwie unschlüssig, auf der einen Seite würde ich gerne weg, auf der anderen Seite ist Klimakrise und mein schlechtes Gewissen.

Vor mehr als 30 Jahren entschied ich

niemals in die USA zu reisen … viele meiner Freunde rieten mir, dennoch hinzufahren … atemberaubend, Landschaft, Frisco, Kunst, Detroit, Los Angeles, New-York, diese Weiten etc. …. ich kann aus ethisch-moralischen Gründen nicht hin …

ist ‘ne lange Geschichte …

als Standardantwort, um das Thema in Unterhaltungen höflich abzuschließen, sag ich Dinge wie … die US-Amerikaner und ich haben unterschiedliche Werte … das klingt seriös … meist kommen Antworten zurück wie …. das es auch andere Länder gibt, auf die das eventuell zutrifft …

leichten Fußes bejahe ich das immer …

mit einem ähnlich schmerzhaftem Lächeln, wie mein Deutschlehrer, wenn er mir eines meiner Diktate wiedergab, in dem ich gerade mal … ausreichend war … vor 20 Jahren weitete ich mein Reise-Embargo auf Gesamt-Asien aus … Russland und Türkei folgten …

ich war meiner Zeit voraus …

in den letzten Jahren wuchs die Liste weiter an … bis … ja, bis am Ende nur Europa übrig blieb … leicht fiel mir das nicht … einer meiner großen Teenager-Träume war ja das magische Hawaii … nicht nur wegen Surfen und TV-Serie Magnum …

doch selbst mit größtem Seufzen …

musste ich eingestehen, das es in diesem Leben wohl nichts mehr mit meiner Hawaii-Reise wird … nicht nur, weil die Inselgruppe von den USA annektiert wurde … weswegen sie automatisch unters Embargo fällt … dazu kommt noch, dass ich Flugreisen länger als drei Stunden vermeide …

weswegen ich ein Freund von Direktflügen bin …

einer meiner Erklärungen und Verteidigungen gegenüber Freunden ist, dass es mein Europa-Solidaritätsbeitrag ist … manche lachen … obwohl es mir ernst damit ist … ich zahle gerne für anderer Leute Arbeitsplätze,

solange ich‘s mir leisten kann …

Vor 25 Jahren hatte ich dann Glück … Hawaii kam zu mir … ich saß in Breidscheid bei Adenau, im Herzen der Hocheifel … ich war mit Wissenschaftlern unterwegs … wir erforschten das ländliche Leben in der Hocheifel, die „früher“ …

als Armenhaus Deutschlands galt …

wie das Leben vom lokalen Tourismus beeinflusst wird … welche Auswirkungen angepasstes Verhalten und Kommunikation auf geistiges Wachstum, sowie Partnerschaft haben … unser Labor stellten wir im Gasthof „Zum Hannes“ auf … es gab hier eine wunderbare Mischung geeigneter Probanden …

Bei Single-Frauen / Männern aller Altersklassen …

sah es anders aus … hier wird es mit zunehmendem Alter schwieriger … der osmotische Druck, oder Unterdruck, je nach Betrachtung … in dieser Gegend … eine Kombination aus sozialem Status, äußerer Attraktivität, Haardichte, sowie Bekanntheitsgrad … nimmt exponentiell zu … weswegen Exemplare dieser Gruppen

kaum auffindbar sind …

Single-Frauen / Männer über 40 … sind sogar so schwer zu finden, dass wir mit attraktiven Studentinnen bewaffnet dazu übergingen, uns in den Ortschaften durch zu klingeln … Gott sei Dank wurden wir glückliche Opfer Mütterchen / Väterchen Zufalls …

wir saßen gerade zu Tisch …

auf der Terrasse des besagten Gasthofs „Zum Hannes“, der sich vor einigen Jahren mit dem passenderen Namen „Bistro Cockpit“ umbenannte, der seine Restauration damals selbst „Schnellrestaurant“ nannte … eine Bezeichnung, die ich nie wieder sah … es war gegen Abend, zwischen 19 und 20 Uhr …

ich aß Gourmet-Schnitzel …

Trank ein lokales Pils … da kam unser Eifelprinz angeflogen … hagere 1,88m hatte ihn die Natur hochschießen lassen … blutarm arbeitsscheu, so wie wir … selbst die äußerst eng geschnittene Jeans hing ihm wie eine luftig flatternde Gardine um die dünnen Trommelstöcke, die Mediziner als Beine identifiziert hätten …

dunkelblond, mit Schnurrbart …

eine Mischung aus Bismarck, Hindenburg und Lemmy Kilmister von Motörhead … halb nach hinten, zur Seite gekämmte Haare … wir konnten nicht eindeutig identifizieren, ob es Pomade, Gel, Schweiß oder Haaröl war … oder eine Mischung aus Allem .. seine Bürste kringelte sich wie Schweineschwänze, wenn es ihnen gut geht …

unbeschreiblich lange Arme …

wunderbar blass und dünnhäutig, wie man es nur bei Leptosomern findet … man meinte das Blut durch die transparente Haut in den Adern pochen zu sehen … Körperfettanteil unter acht Prozent, flüsterte ich … Schultern breit wie die Hüfte …

vielleicht Mitte vierzig …

große pockennarbige, leicht gerötete Nase … salatblattgroße Ohren … grau-blaue verträumte Augen, die verzweifelt Punkte in der Unendlichkeit suchten … sorgfältig gereifte mäandernde Äderchen auf beiden Wangen, die ans Zweistromland, oder ans Flussdelta des Nils erinnern …

in der rechten Hand …

eine elegante lange weiße Zigarette der Marke Dunhill Menthol … und … als Krönung von diesem unbeschreiblichen Ensemble … ein farbenfrohes Hawaii-Hemd … weswegen wir ihn ab sofort „Hawaii-Hemd-Ede“ oder „den Hawaiianer“ nannten …

nach gleichnamigem Roman von Mario Puzo …

leise, still, geradezu unsichtbar schwebte er an uns vorbei … stellte sich unauffällig in die Schlange vor der Theke, die zum Selbstservice einlud … äußerst praktisch … nickte kaum merklich der Bedienung zu … sprach keinen Ton …

selbst dann nicht …

als man genauso verschwörerisch ein 0,33er Königsbacher Pils über den Tisch schob … zwei Tische neben uns Platz nahm … trotz luftiger 15 Grad trug ich eine Jacke überm Pullover, während unser Hawaiianer …

mit seinem buntbedrucktem Fetzen Stoff …

verzweifelten Widerstand gegen die frische Waldluft leistete, die sich zum Abend die Hänge herunterwälzt … ganz bei sich und seinem Pils, nippte er das bauchige Fläschchen leer … ein zufriedener Gesichtsausdruck breitete sich langsam auf seinem durstigen und müden Gesicht aus …

das Zittern seiner Hände …

ließ nach, als er das zweite Bierchen leerte … was waren wir erleichtert, diese Frohnatur untersuchen zu dürfen … Totenstille herrschte auf der Terrasse … unser Eifelprinz war der Nabel der Welt  … lange beratschlagten wir, was er essen könnte … Wetten wurden abgeschlossen …

Currywurst Pommes lag vorne …

ganz eindeutig … nach der vierten Flasche Königsbacher ließ ich die Ohren hängen, während der vollbärtige Psychologe neben mir zufrieden lächelte … seine Erfahrung aus der Suchtberatung ließ ihn messerscharfe Diagnosen ausstellen … er war sich seiner Sache sicher … so kam es …

und wir sahen, dass es gut war …

wie sich unser Hawaiianer neu anstellte, um das nächste Fläschchen zu empfangen … unermüdlich, präzise wie ein Metronom, den ich hasste aufzuziehen, bevor mein Gitarrenlehrer mich belehrte … wie Big-Ben in London, der zur Tea-Time ruft … wie die Rolex Yacht-Master am Arm von Giovanni Agnelli, als er zu Lebzeiten sein Segelboot „Agneta“ durchs Mittelmeer manövrierte

und gegen Mittag Champagner servieren ließ …

mit eben dieser Zuverlässigkeit verspeiste unser Eifelprinz seine sieben Königsbacher … knabberte an einer Schachtel Dunnhill-Menthol, mit weißem Filter, die in Eleganz den sorgfältig in Schatten gehaltenen Extremitäten unseres Hawaiianers in nichts nachstanden …

den wir mit Begeisterung dabei beobachteten …

wie er die Flaschen … ähnlich wie seine Katze, die wir für die Haare auf seiner Jeans verantwortlich machten … sanft anstuppste … wenn die Finger seiner untätigen Hand … nichts trugen … mit nichts spielten … wenn er das Etikette der Flaschen liebevoll streichelte … wie Krystian Zimerman …

der seinen Flügel bei Beethovens …

fünftem Klavierkonzert sachte berührt … wie er dazwischen mit den Fingern sanft, geräuschlos auf der Klaviatur des Plastiktischs spielte … vom Trommeln ins rhythmische wellenförmige auf.- und ab-bewegen der Finger wechselte …

als zeichneten sie das nicht anwesende Mittelmeer nach …

bis die Zeit reif für den nächsten Schluck war … alle Flaschen drehte er behutsam … wir vermuteten, um jeglicher Erwärmung seiner langliedrigen Finger vorzubeugen … unsere Messreihe ergab eine Präzision, die über Stunden nur Sekunden abwich …

mit Hochachtung schrieben wir Berichte …

überglücklich, ihn jeden Tag begrüßen zu dürfen … doch stellte sich bald heraus, dass er nicht, wie vermutet zur Kategorie Single-Mann über vierzig zählte, sondern im Gegenteil … verheiratet zu sein schien … was unsere Auswertung durcheinander brachte … eines Tages sahen wir ihn Hand-in-Hand mit seiner Braut spazieren gehen …

doch diese Beobachtungen teilen wir ein anderes Mal …

Rueckblick – Odyssee 2021 CW51

26.Dezember – Letztes Wochenende. Habe viel geschimpft und gestritten in 2021. Gerade deswegen mag ich das Jahr. Wenn ich ehrlich bin, sogar noch mehr als den Vorgänger. „Ceh“ nenne ich ab sofort die Unaussprechliche und lasse sie außen vor.

Nun also Blick auf’s Große-Ganze. Was war geschehen, auf Planeten Erde? Wie schon bei Sintflut, Meteoriten und Vulkanausbrüchen, wie dem Santorini – legte das Schicksal den Menschen wieder einmal erhöhte Spannung an Geist, Seele und Muskeln.

Doch war‘s wirklich Schicksal, oder Vorsehung, die dahinter steckten?

Für meine heutige eher leichtverdauliche Betrachtung ist das nicht wichtig. Ich wage lediglich ‘nen unkomplizierten Rückblick. Wer von euch welchen Muskel an- oder entspannt, ist mir wurscht. Allerdings hat das letzte Wort wie immer – das Ergebnis. Und auch hier ging es mir wie dem alten Mann und das Meer.

Wie eine Reuse dachten die Menschen – so wuchs daraus ein Leben, dass sich durch wachsende Dichte und Unbeweglichkeit zur Eindimensionalität zurückentwickelte, bis zur vollständigen geistigen Schließung. Statt Vernunft, regierten immer öfter Gefühle. Fand ich natürlich. Wenn’s um’s Überleben geht, sind wir im Verteidigungsmodus und diskutieren nicht über Diversity, Umweltverschmutzung und Fair-Trade.

Überhaupt hören wir kaum noch zu – und wenn nur, um zu antworten.

Senden, senden und nochmals – senden. Unsichere Zeiten, ließen menschlichen Egoismus auf natürliche Weise in astronomische Dimensionen wachsen, dass sich selbst manch geschichtsschweres Alphatiere beeindruckt gesehen hätte. Es wäre nicht allzu sehr gewagt, wenn ich mich deswegen traute zu sagen, dass Egoismus genauso dynamisch wächst, wie Neurosen und Ängste. Vermutlich ist er schlicht nur ein Ergebnis daraus.

So bekommen wir bezaubernde Hormon-Cocktails.

Auch beobachtete ich, dass meine Schreiberei darunter zu leiden begann. Mühsamer als sonst musste ich mich disziplinieren, um regelmäßig an Blog und Buch zu schreiben. Fand ich ebenfalls natürlich. Ist draußen mehr los, bekommen ich mehr Reize und bin noch abgelenkter. Meinen Mitmenschen ging‘s genauso.

Manche entfernten sich, andere kamen näher.

Und natürlich schauen wir auf Alles anders, wenn es uns einigermaßen gut geht, ist doch klar. Wenn man nach kapitalistisch-materialistischer Betrachtungsweise auf der Gewinnerseite steht, sieht man die Welt anders, als wenn man Hartz4 bekommt. Wer also hatte heute noch Zeit und Muße für Solidarität und Mitgefühl, wo unsichere Arbeit, Rente und steigende Inflation wenig Anlass zur Freude geben? Oder?

Zwei Jahre Ausnahmezustand.

Meine bescheidenen Versuche ihn zu beschreiben, ließen ihn in verschiedenen Gewändern herumschlendern. Mal sprach ich vom Brennglas, mal vom Katalysator. Ein anderes Mal vom Zukunfts-Beschleuniger oder kosmischem Labor – was mir den Beinamen „Hobby-Esoteriker“ oder „Hobby-Antroposoph“ einbrachte, was unter Hardcore-Wissenschaftlern das Gleiche blieb.

Wir alle kamen in unser persönliches „Next Level“.

Aber wie sieht das aus? Je nach Veranlagung, völlig unterschiedlich. Wer bis 2019 ängstlich war, ist’s noch mehr geworden. Wen Optimismus erfüllte, sah dort Chancen, wo andere Risiken vermuteten. Alle Worte zwischen gesprochenen und geschriebenen Zeilen schrien mir ins Gesicht – „Halb-leer“ oder „halb-voll-Glas“. Wenig verwunderlich, dass sich daher Hosen und Köpfe immer mehr füllten.

Und was  hat’s mit mir gemacht?

Seit zwei Jahren ist klar, dass einfach weitermachen KEINE Option ist. Schon vorher schien mir Feinstoffliches wertvoller als Physisches. Klar, kann Ethik und Moral weder Miete, noch Supermarkt bezahlen, das ist uns spätestens wenn wir Hunger haben klar. Unbeantwortet blieb dennoch die dahinter sich versteckende Frage von Zufriedenheit und Erfüllung. Doch solch philosophischen Themen hatte ich nicht vor hier und heute zu beantworten.

Wartet auf’s neue Buch.

So schaute ich nur ganz salopp auf mich und auf die aus meiner Sicht, wahren existentiellen Dinge. Was ist mir wichtig? Mit was beginnt alles? Was macht mir am meisten Freude? Mit was oder wem, fühle ich mich wohl? Wo befindet sich mein Garten? Nachdem ich einige Zeit im Ausguck das unruhige Meer beobachtete, entdeckte ich in meinem Leben zunächst einmal reichlich Überfluss. Du meine Güte – dachte ich – was man in all den Jahren anhäufte und was sich an dir festklammert! In Wahrheit blieb‘s umgekehrt – ich konnte nicht loslassen.

Überall wachsende Häufung von Andenken und Sachgegenständen.

Ich kam nicht drum herum, ich musste endlich richtig aufräumen. Alles loswerden. Entweder verkaufen, verschenken oder wegwerfen – Schluss, Ende aus! Und so erlebe ich rückblickend 2021, als ein Jahr der Entsorgung und Vorbereitung. Wir müssen Platz in unseren Taschen haben, um Raum für Neues zu schaffen.

2022 wird daher noch mehr Entsorgung mit sich bringen – und eventuell kommt schon ’ne erste Episode „Neues“ aus meinem „Next-Level-Leben“. So offenbarte sich, dass es für mich nur zwei Dinge von wahrem Wert gibt, denen sich alles andere unterordnet:

Gesundheit und Lebenszeit.

Daher freue ich mich auf‘s neue Jahr und erwarte es mit offenen Armen. Selbstverständlich wünsche ich euch Allen mindestens das Gleiche – viel Gesundheit und Lebenszeit – sowie Menschen, die euch guttun und euch wachsen lassen, statt runterziehen. Denn auch das habe ich in den letzten Jahren im Zeitraffer gelernt: Pessimistisches, Limitierendes und Eingrenzendes findet keinen Platz mehr in meinem Leben.

Vielleich geht es euch ähnlich…

Tango Skala – Odyssee 2021 CW04

31.Januar – Aus einem unerklärlichen Grund wachte D ganz ohne Verzweiflung auf. Widererwarten befand er sich noch im gleichen Körper wie gestern. Wenn D ehrlich blieb, müsste er eingestehen, dass in den letzten Tagen nichts Außergewöhnliches geschehen war. Immer noch schien D in seinem gleichen ICH mit ein und demselben Körper zu leben. Selbst als er sich auf die Seite drehte und hier und dort kratzte und anfasste, gab es keine Überraschungen: Alles schien beim Alten zu sein.

Merkwürdig.

Irgendwie blieb das Leben seit einiger Zeit unglaublich unaufgeregt, wie der wahrhaftig ruhig dahinfließende Fluss. Langsam stand D auf und schlurfte zum ungefähr 6 – 7000endsten Mal in eine Küche, um zuerst aus einem der üblichen, ganz genau, Küchen-Fenster zu blicken, die sich ebenfalls in den vielen Jahren ansammelten, um sich in Ruhe einen Kaffee zu kochen.

Essen und denken war für D erst hinterher möglich.

„Man entwickelt seine Rituale, dachte er..:“ Macken nannten es Freunde und Freundinnen, die ihn während dieser 6-7000 Tage begleiteten, wenngleich das an dieser Stelle nicht wie das Betreuen von Pflegern/innen oder Krankenschwestern gemeint ist, sondern als das wahrhaftige gemeinsame Dahintraben durch den Dschungel des Lebens.

Schwingungen, Symmetrien, Balancen und Vibrationen – eine Fülle von Worte hatte D in seinem Werkzeugkasten der Sprache über die Jahre angesammelt, die er immer noch mit Freude herausholte, um Mitmenschen und sich den Tag zu verschönern, wenn es darum ging zwischenmenschliche Beziehungen zu be- oder umschreiben, die er lustigerweise immer nur dann fand, wenn er sie eben nicht – suchte.

Von außen betrachtet hatte sein Optimismus scheinbar die gleiche Anzahl Leben, wie ein ganzes Katzenrudel. Denn gemessen an den Erwartungen seiner Mitmenschen hatte D eine ungewöhnliche Art entwickelt, das Leben als Solches, wie er es nannte, zu beobachten, während er selber mitten drin stand.

Aus D’s Sicht sei das nämlich die größte Unverfrorenheit der Menschen, sich selbst und das eigene Leben als Solches, als zu wichtig zu nehmen, wobei das Wort „ZU“ hier einen schon mächtig in die Irre führte, setzte es voraus, dass es eine gewisse „Minimum-Wichtigkeit“ für Menschen gab.

Eine Art Standard-Wichtigkeit, als kleinste Maßeinheit.

Eines Tages hatte D sich hingesetzt, um das allgemeingültige Maß von „Wichtigkeit“ zu definieren. Wie immer näherte er sich der Sache von verschiedenen Seiten an, ähnlich wie einst bei der Erfassung der Welt, der Sonne und der Galaxis, was er ganz erfolgreich beschrieben hatte und als Comic auf zwei öffentlich zugängliche Toiletten in Deutschland und Frankreich zeichnete, um etwas in der Ewigkeit der Zeit zu hinterlassen.

Als D den ersten Schluck Kaffee trank, erinnerte er sich lebhaft daran, als wäre es jetzt:

„Was ist das Wichtigste für Pflanzen und Tiere, einschließlich der Menschen auf der Erde, wenn wir voraussetzen, dass es Kontinente gibt, auf denen eben Erwähnte wachsen und leben können? Sagen wir Sonne, Luft und Wasser?

Okay!

Wenn also eines von dreien ausbleibt, ist der Ofen offensichtlich aus; egal ob Mammutbäume, oder Moos, Einzeller oder Elefanten – ethisch korrekt müsste man fairerweise vermutlich alle als gleich wichtig, als Teil der Natur einstufen.

Und Menschen?

Nehmen wir Frankreich: Wenn wir Emmanuel Macron als wichtigsten Franzose nennen, dann könnte man sagen, dass alle Landstreicher, die keinerlei Funktion oder Beitrag in der fünften Republik leisten / haben, zumindest bei erstem oberflächlichem Blick bei der Wichtigkeit am Geringsten einzuschätzen sind – vorausgesetzt, wir beschränken uns darauf und lassen Merkwürdiges wie Menschenrechte außen vor.

„Also, auf der neu-eingeführten Tango-Skala von sagen wir – eins, der Obdachlose bis hundert Sonne, Luft und Wasser, müsste sich alles andere abspielen; da Menschen ein Evolutionsprodukt der Natur sind, hat die Natur zwangsläufig eine höhere Wichtigkeit und muss damit direkt hinter Sonne, Luft und Wasser rangieren.

Sollten wir also die Natur als Ganzes mit 99 bewerten, um unserer oben ausgeführten Aussage gerecht zu werden, müssten wir alle Menschen, außer den Landstreichern, auf den Plätzen 2 bis 98 finden, oder gibt es etwas, was wichtiger als Emmanuel Macron, aber weder Mensch noch Natur ist?

Wie ist mit Lebensmitteln?

Ohne sie gibt es keine Menschen. Also müssten all diejenigen, die Lebensmittel herstellen, eine höhere Wichtigkeit haben, als Manu Macron, oder nicht? Vermutlich, aber dann wäre Manu nicht mehr der wichtigste Mensch Frankreichs; vielleicht sollten wir dann die Natur als Ganzes nicht mit Nummer 99 versehen, sondern brechen sie weiter herunter?“

Es ging noch eine Weil hin und her.

Schnell merkte D, dass er seine neu geschaffene Tango-Skala nicht so schnell am Start stand, wie erhofft; immerhin war er soweit, dass er sich selbst bei den Obdachlosen einstufte wenn man davon ausging, dass jene das untere Ende ausmachten.

Vorerst konnte D gut damit leben, dass er mit dem Skalen-Wert „EINS“ immerhin eine Form von Wichtigkeit erhielt, wenngleich er mit dem Verhältnis 1:100 zu Sonne, Luft und Wasser nicht einverstanden war; die drei konnten unmöglich nur 100-fach wichtiger sein.

Und wie war das mit Nationen wie Frankreich? Sie blieben eine Konstruktion. nicht die leiseste Ahnung hatte die Natur von diesem Schmarn, den Menschen dort veranstalteten.

„Wenn wir also die Natur weiter runterbrechen, dann muss sie auch über einzelnen Staaten stehen, was bedeutet, dass alle Menschen gleich mit dem Landstreicher auf Wichtigkeitsstufe 1 stehen; wenn also alle Menschen auf Level eins sind und die Natur die gesamte Skala von 2 bis 99 besetzt, dann müssen wir das Wort „wichtig“, im Zusammenhang mit allen Menschen der Erde, die ihr Leben in der Natur, auf dem Planeten Erde leben, für alle Zeiten streichen!“

Langsam dämmert D, was er da anrichtete…

…und trank seinen zweiten Schluck…

…Kaffe…