Schlagwort-Archive: Europe

Europa – Odyssee 2024

Plötzliches Surren lässt mich erschrecken … was ist das zum Teufel! … Verdammt, eine Drohne, unglaublich schnell schwirrt sie heran … ist nur noch zwei bis dreihundert Meter entfernt …  an ihrem Spinnenkörper hängen Granaten wie reife Früchte …

Schon ist sie über uns …

fliegt über unsere Köpfe hinweg … ein paar Meter weiter wirft sie plötzlich ihre Ernte ab … verdammtes Mistviech! … Ich schmeiße mich auf die Erde … mein Kamerad steht 30m neben mir … „Runter auf den Boden!“ … schreie ich noch, meine Stimme ist heiser vom Qualm …

Ohrenbetäubend, die Explosion …

Lautes Piepen in meinen Ohren … Splitter und Schrapnelle verbeulen meinen Helm … Trümmer und Stoffschnipsel rieseln vom Himmel … es riecht süßlich und verbrannt … ängstlich linse ich unter meinem Helm hervor … wo ist die verdammte Höllenmaschine?

Scheint weg zu sein …

Ist längst über alle Berge … wo ist mein Kumpel … langsam stehe ich auf, vage einen ersten Blick … um mich rum ein Trümmerfeld … verkohlte Autos, brennende Häuser … aus den Augenwinkeln sehe ich zwei qualmende Stiefel und einen verbeulten Stahlhelm …

es riecht süßlich und verbrannt …

schockiert sehe ich mich weiter um … überall Blut, hier und da Brocken … ich hetze zu einem uralten Schulbus voller Flüchtlinge … mit schwarzer Wolke startet er, der Motor hustet und rumpelt unwillig …

Dann geht‘s los …

Im Innenspiegel bleiche Gesichter und Todesangst … es ist still wie auf einem Friedhof, mühsam schnauft der Bus durch die kaputten Straßen … endlich wieder Asphalt unter den Rädern … wir kommen auf eine Bergstraße … dann geht es steil bergab …

Plötzlich versagen die Bremsen …

Immer schneller rasen wir den Berg runter … Scheiße! Ich versuche runterzuschalten, langsamer zu werden … wir sausen in eine Stadt … ich ramme ein paar Autos weg, hupe wie verrückt, um Menschen zu warnen … Fuck! Da vorne endet die Straße …

Verdammt, auch das noch!

Sie endet in einem großen Wochenmarkt … Links und rechts … Kurz davor … die einzigen zwei Gebäude, die ich planieren könnte, um zu bremsen … ’ne Hamas-Mädchen-Schule und ’ne … Israelische Knaben-Schule … Na wunderbar! … Plötzlich wird mir schwarz vor Augen …

schweißgebadet schieße ich im Bett hoch …

Was für ein Traum … bin klatschnass, meine Güte was träume ich für einen Kram … Keine Ahnung, wie ich den Traum deuten soll … bin erst wenige Tage zurück in Toulouse, aber es geht schon wieder mächtig ab … nicht nur in der Traumwelt …

Wir haben Europa-Wahl …

Längst lege ich innerlich Stahlhelme an … seit längerer Zeit ändert sich die Sprache der Menschen … auch in den Medien … es gibt immer mehr Gewalt im täglichen Miteinander … Manager und Politiker benutzen schon länger Herrschaftssprache …

überall redet man …

träumt man davon … „bald wieder am Ruder zu sein“ … dass man endlich … „Das Alte abräumt … ist längts überfällig“ … das neue Zeiten anbrechen … so und so ähnlich reden immer mehr Menschen … Man hat zwar nicht in jedem Land Europas sowas wie die AfD …

aber immerhin …

auch in La France lässt man sich ungern zweimal Bitten, wenn es um Feindbilder und das Schüren von Ängsten geht … während Marie LePen in den Elysee-Palast schielt … greift Nichte Marion zu den Sternen … Europa-Sterne genauer gesagt …

damit das gelingt …

hat sie ‘nen Demokratie.- und Einwanderungs-Fachmann an ihrer Seite … der aus vermutlich rein altruistisch und philantropischen Gründen ebenfalls zum 8.Arrondissement von Paris schielt … Eric Zemmour, bestens in Gallien bekannt, für Menschen.- und im speziellen …

Europa-Politik …

Ich gehe im Viertel Spazieren … schaue mir bunte Wahlplakate an … Es ist Spätvormittag … 11:00 Uhr … wahlbereite Bürger strömen an mir, dem Ausländer, vorbei … In Deutschland wählt bald jeder vierte AfD … ob es hier in La France ähnlich ist? …

Und wenn ja, wie läuft‘s dann für Europa …

wenn alle nationalistisch, teilweise faschistisch denken? … Ich schaue mir Marion’s Video an … was für eine martialische Bildsprache … erfolgreich bedient man auch hier alle Urängste der geschätzten Kompatrioten … vermutlich kann Marion alle schützen und retten …

so wie Björn Höcke …

Frau Meloni trötet vermutlich in ein ähnliches Horn … Immer wieder, seit tausenden von Jahren, schürt man Ängste, um Stimmen & Wähler einzufangen … schon komisch, warum es auch heute, mit Digitalisierung, so gut funktioniert …

Man stelle sich vor …

Ein Klassenzimmer … eine fünfte Schulklasse mit 27 Schülern … alle wollen erster und Bester sein … alle 27 pochen auf ihr Recht, niemand gibt nach … wie stark wird die Gemeinschaft sein, im Vergleich zu den höheren Klassen? … wieviel Einfluss hat „Die wilde 27“ …

Während der Rest der Welt …

16 Mal mehr Menschen und vermutlich ebenso viel mehr Geld, Einfluss und Macht besitzt … angeblich, so erzählt Frau Mahlzahn, hat der Rest der Welt auch noch ein vielfaches Mehr an Waffen, als die „Wilde 27“ im Lummerland …

Was denkt …

Der geschätzte Florian Philippot, der auf seinem Wahlplakat für, ich zittiere, ich schwöre es bei meinem Ehrenwort … „Frieden – Frexit – Freiheit“ … wirbt, als wäre er der wahrhaftige Heilsbringer des französischen Abendlandes?

Was? Liebe Kompatrioten?

Nun, ich weiß nicht wie es den Briten heute geht … wie viel Einfluss man hat, wenn man aus der „Wilden 27“ aussteigt und sich dann alleine gegen diese 16 Mal größeren Weltmächte stemmen muss, alleine, ohne seine 26 Freunde … deswegen sage ich nur:

Prost! Santé

Bis hierher fand ich‘s eigentlich ganz schön … Frieden scheint aber kompliziert für Menschen zu sein … ein glutes Leben führen, was auch immer das heißen mag, schein schwierig zu sein … Tiere sind da klüger … Freiheit sehnt sich auch nur der herbei, der sie nicht hat …

Anscheinend geht’s noch nicht ohne Feindbild und Mühsal …

Daneben – Odyssee 2024

Kopfüber sprang ich in die feuchte Nacht … Spaltpilze gesellten sich zu meinem Kopf, der voller loser Fetzen hing … Wüstensand stürmte hinter meinen Augen … Wir saßen bei Freunden … Hatten ein paar Weinflaschen gekillt … Bald wechselten wir zu harten Sachen …

Drehten Musik auf …

Wir zählten Sterne bevor wir sie sahen … Wechselten Themen … Rein und raus, hin und her, ein herrliches Chaos … dann griffen wir zu Gras … schon lachten wir uns kaputt und hangelten uns von einer Story zur nächsten …

Immer weiter und weiter ging es …

Schon dachten wir daran unsere Sachen zu packen … Wir wollten nach Griechenland, direkt über‘s Mittelmeer … mit einem Auto, dass wir per Kopfdruck zum Tragflächenboot verwandelten … Voll krass! … Wir träumten von Hellas, seiner schönen Landschaft …

und schafften es kaum auf Klo …

Irgendwann landeten wir bei Politik … Trump, Nato, Europa und Putin … leidenschaftliche Reden hielten wir … Über Obdachlose und Ungerechtigkeit in der Welt … Ich gab die Story zum Besten wie mein Vadder sei‘m Kumpel mit der Kettensäge das Bein abschnitt …

Warum Trump in Wahrheit gut ist …

Wieso Urin von männlichen Löwen die aggressivste Flüssigkeit ist … Warum erhängen besser als verbrennen ist … bunte Ideen und Träume kleisterten unseren Abend voll … Unter an der Garonne schliefen Sternensucher selig unter Brücken ….

Paris sucht die 6.Republik …

Beteigeuze gibt es wirklich und ist keine Erfindung von Douglas Adams … Leonidas von Sparta war in Wahrheit stock-schwul, faul, schlecht in der Schule und schmierte seine Popel schon in der ersten Klasse unter den Tisch …

Seine Affäre mit Xerxes …

hielt man geheim … Wahrheiten wie diese sind schwer verdaulich … Besonders bei südeuropäischen Machos … So erfand man diese völlig überdrehte Geschichte mit den Thermopylen … 300 Spartaner gegen 10.000 Perser …

Ist richtig …

Sowieso, die Geschichte der Menschheit … Pyramiden, Osterinseln, Jesus, die griechischen Götter, Babylon und seine Sprachverwirrung … schnell kamen Chemtrails … Alles erstunken und erlogen! Überhaupt! … Maria Magdalena und Jesus … Nordkorea und Putin …

China und Russland …

meine arme Mutter, die seit 40 Jahren Blumen und Vasen malt, ihr Smartphone nicht bedienen kann, dafür die Gräber der Eltern und Urgroßeltern bei Wind und Wetter pflegt … Vater, der vergisst, dass er Mitte 80 ist …

tapfer Auto fährt …

einen Brief pro Monat an die Gemeinde schreibt … Entweder wegen der Raser … oder wegen Radfahrer, die sich nicht an 30 halten … oder wegen der späten Müllabfuhr, der neueingeführten Regensteuer … und vermutlich nicht selten aus Langeweile …

Mein tapferer Kumpel F.

der im AK-Altona die Welt rettet und aus dem Staunen nicht rauskommt … wie die Kluft „Arm & Reich“ … „Büro & Malocher“ größer werden … Gentrifizierung, Krankheit aller Großstädte … Alles wird teurer, sicherer und gesünder … Gott sei Dank …

Was für ein Glück …

In Toulouse fahren über-morgen keine Autos mehr … Zeitumstellung … Sommer.- und Winterzeit … Abholzung des Regenwalds am Amazonas … Wegen Rindfleisch … Futter statt Bäume … Bald gibt es keine Bienen mehr …

Dann ist der Bock fett …

Dann helfen weder Elon Musk, Markus Söder & Fritze Merz … Hoffentlich sind wir bis dahin alle abgesoffen … Wir bohren immer dickere Bretter … Gerade fahren wir mit unserem High-Speed-Boot an Korsika vorbei … Aus den Boxen die Doors mit dem Ende …

da geschah es …

Meine Freunde hissten die weiße Fahne … Heut war ich nicht kaputt zu kriegen … Meine Gastgeber krabbelten in die Koje … Ich taumelte die Wendeltreppe herunter … Mein rechtes Knie war immer noch im Eimer … So eine Scheiße …

Wo kamen eigentlich Schmerzen her?

Wie wlde Tiere, aus dem Zoo ausgebrochen, hastete ich durch die toten Straßen … Keine Ahnung was ich suchte … oder wie spät es war … Überall Friedhof … Totentanz … In meinem Kopf donnerten Bässe … Trump schreit Scholz zusammen …

Wir welken immer weiter …

Ein Sternenkreuzer vom Imperium brachte mich nachhause … Irgendwie kam ich meine Treppe hoch … Kuwait hat wenig mit der Ukraine gemeinsam, obwohl die Worte mich an siamesische Zwillinge erinnern …

Es geht immer weiter …

Menschen laufen unter 2h Marathon … Bremen hat Hochwasser … Wilders hat Haar.- und Ausländerphobie … ein wenig Faschismus hat noch niemandem geschadet … Nur weil man Patriot ist, muss man ja nicht jeden Gruß herausbrüllen …

Am nächsten Morgen …

sendete ich ein erstes PING zu den Sternen … erfreut wach und am Leben zu sein … ohne die leiseste Ahnung … tja, was soll’s … mein Katerjammer hielt sich in Grenzen … Ich kroch aus den Federn … Kaffee, Karottensaft, Morgentoilette …

Alles wie immer …

alle Genies und Freaks schienen noch da zu sein … die griechischen Götter sein Dank … Wenn die USA endlich einen eigenen Hitler hätten, dann kämen sie ins „Next-Level“ bei ihren imperialistischen Spielchen …

Schaun mer Mal …

Ach, den gibt es auch nicht mehr … Tapfer dreht sich die Erde weiter … Sie lächelt von unten herauf, die Sonne von oben herab … Beide haben ’nen Mordsspaß mit uns Menschen … Aufbauen, um zu zerstören …

Von einem Imperium ins Nächste …

Nur echte und wahre Heiterkeit hilft … Ein Lied pfeifend ging ich die Rue Mage runter … biege am Ende bei der Schwulen-Schule von Thomas von Aquin ab … Sonnenschein … was für ein Leben … „palimm-palimm“ … schon stehe ich im Blumenladen und kaufe …

weiße Lilien …

05.März – Baals Sprachverwirrung – Odyssee 2023

Meine Freundin wohnt seit ein paar Monaten in einem anderen Haus. Sie hat drei neue Nachbarn. Einer von ihnen, längste gemeinsame Grenze, hat einen kugelförmigen Webergrill. Bei näherer Beobachtung ist mir aufgefallen, dass alle Nachbarn diesen Typ Grill haben. Als ich neulich hinters Haus meiner Freundin schaute,

erblickte ich noch so einen.

Ihre Lang-Grenzen-Nachbarn haben Hund und Katze, keine Kinder. Herr Nachbar ist ungefähr 185 Zentimeter groß und kräftig gebaut, vielleicht Ende Vierzig. Oft steht er auf der Terrasse neben einer großen Holzkabeltrommel, auf der ihr Husky gerne liegt, und geht nach einer Weile in Arbeitshose und Plastikbotten in den Garten.

Dort sieht er nach dem Rechten,

wackelt am Zaun, bückt sich hin und wieder, zupft einen langhalsigen Löwenzahn heraus und  schiebt seinen Grill ein paar Zentimeter nach vorn, hinten, links oder rechts. Viel verändert sich nicht im Garten, aber er sieht danach zufriedener aus.

Vielleicht ist er Bauarbeiter,

Feuerwehrmann, KFZ-Meister oder LKW-Fahrer, bestimmt kein Bankfilialleiter, Notar, Anwalt, oder Zahnarzt. Dafür ist er zu still und unauffällig. Sein wettergegerbtes sommersprossiges Allerweltgesicht, rasiert er gerne selten. Auf dessen Spitze thront eine blonde Mütze, blaue Augen bestaunen die Welt.

Seine Gattin sieht man selten.

Liegt vermutlich an ihren gesundheitlichen Problemen. Sie hat Übergewicht. Es stimmt, dass Französinnen pingelig mit ihrer schlanken Linie sind, dass 5 Kilo eine mittelschwere Katastrophe sind, die man abhungert, oder sonst wie weg macht.

Daher soll hier nur am Rande erwähnt werden,

dass ich im Fall unserer Langgrenzen-Nachbarin von 50, statt 5 Kilo spreche. „Du meine Güte, die Arme!“, höre ich mich regelmäßig sagen, wenn mein ganzes Selbst die Frau Nachbarin erfasst. „Bestimmt eine Stoffwechselgeschichte…“, denke ich noch hinterher. Ausgesucht freundlich ist sie, zu allen, so etwas von zuvorkommend, nein wirklich.

Für Kinder hat sie immer flotte Wort übrig.

Im Vergleich zu den meisten Menschen, die ich im Laufe meines kurzen Lebens beobachten durfte, fallen die Nachbarn meiner Freundin unglaublich auf, weil sie so leise sind und so ganz und gar nicht – auffallen.

Nie hört man sie streiten oder fluchen.

Selbst ihr junges Husky-Weibchen bellt nie. Hin und wieder quiekt sie vor Freude, wenn Herrchen mit ihr spielt. Vor Kurzem hat er Rasen gemäht, erster und einziger Moment, wo es laut wurde. Der Nachbarsgarten meiner Freundin ist nicht sonderlich schön, dafür aber gepflegt. Immer stehen Autos und Mülltonnen akkurat geparkt.

Selten sieht man sie zusammen draußen.

Hund und Katze übernehmen ihre Draußen-Aktivitäten. Oft läuft das Husky-Mädchen vergnügt im Kreis herum, oder buddelt imaginäre Geheimnisse aus, wenn sie sich langweilt. Nebenan fühlen sich alle wohl, Katze eingeschlossen. Wir kennen keine Namen von Mensch und Tier, aber es schein ihnen wichtig zu sein, trotz Zufriedenheit,

unauffällig leise und still leben zu wollen.

Ich finde das angenehm. Auffällig erscheint mir stattdessen, dass die meisten sprechenden Menschen höhere Aufmerksamkeit benötigen, als Lebewesen die wenig, oder gar nicht plaudern. Ich habe mal an ’nem Kommunikationstraining teilgenommen, wo man zeigte, warum sich Taubstumme in multikultureller Umgebung viel erfolgreicher austauschen,

als sprechende Durchschnittsbürger.

Oft denke ich daran, bemerke ich doch immer regelmäßiger, wieviel wachsenden Aufwand es heute bedarf, um sich erfolgreich auszutauschen. Angenehm in Sachen Austausch ist mir zur Zeit die Nachbarskatze. Wir haben sie Fili getauft.

Sie scheint uns zu mögen.

Oft schaut sie vorbei, beinahe täglich. Letztens hat sie ihre erste Nacht bei uns verbracht. Genau wie ihre Besitzer ist auch sie respektvoll und höflich. Mittlerweile kommt sie täglich vorbei. Alle anderen machen viel Lärm. Quietschende Reifen beim Anfahren, lautes reden, rufen und Türen schlagen.

Man parkt Straßen zu,

redet per Lautsprecher ins Handy an der Kasse, reden, um den Kropf zu leeren. Vermutlich gehen wir alle zu wenig raus und treffen zu wenig Leute. Wo findet man zufriedenes Leben und Müßiggang?

Bei den Nachbarn nebenan…..

22.Januar – 60 Jahre Élysée-Vertrag – Odyssee 2023

Heute hat er Geburtstag. Charles und Konrad sind zwar nicht mehr unter uns, aber den Vertrag gibt‘s noch; waren die Erwartungen zu Anfang in der Tat größer – wir alle kennen das aus Beziehungen und Partnerschaften, Arbeit und Küche, wie wir mit Leidenschaft beginnen und nach und nach alles verschlimm-bessern, bis wir vergessen, was wir ursprünglich wollten – so können wir uns heute an nahezu achtzig Jahre Frieden erfreuen.

80 Jahre stellt euch das mal vor.

Mir kommt das unglaublich lang, gleichzeitig aber auch unfassbar kurz vor. Was hat man sich gegenseitig die Schädel eingeschlagen – unfassbar. Bis heute verzieren abertausende Denkmäler beide Länder. Kein Dorf, durch das man spaziert, an dem nicht eines jener düsteren grauen Mahnmale mit frischen Kränzen ans Schlachthaus Europa erinnert.

Ich bekam die Einladung von einer Journalistin.

Man suchte Menschen und deren Lebensgeschichte, als Beispiele für französisch-deutsche Freundschaft und Partnerschaft. Mit Freude sagte ich zu. Eigentlich bin ich bekannt für Auflehnung und mein Dasein als „Dagegen-Schlumpf“; ja – sag ich nur zu Essen, Trinken, Freunden und Frauen, da geht’s mir wie Julio, nur mit bescheidenerem Erfolg.

Auch variiert meine Reihenfolge.

Inhalt des Interviews soll ein mehrminütiges Gespräch sein, meine Erfahrungen nach sieben Jahren La France und ob ich vielleicht Wünsche für die Zukunft hab. Klang einladend und klar strukturiert – und doch – hab ich mir, wieder typisch, ungefähr 120.000 verschiedene Gedanken gemacht. Was sag ich wie, ist nur‘n erster Spatenstich, der vielen Gedankengebäude.

Überhaupt – wie sind meine 7 Jahre?

Fast immer halte ich Zwiegespräche mit dem großen Onkel, womit ich weder Odin, noch die hellenischen Götter, sondern Sokrates meine. Weil die sokratischen Dialoge aber schon durch Platon und andere feste Größen in der

großen kosmischen Waschküche

mehr als ausreichend belegt sind, sind mein Gesprächspartner Heraklit und Aristoteles. Weil es aber auch über und von A. soviel so lesen gibt, und über H. nichts, zumindest nichts Belagbares / Nachgewiesenes, ist Heraklit mein regelmäßiger Gesprächs-Partner.

„Was willst du?“, mürrisch wie immer.

„Giasas…“

„Giasu, sind wir wieder beim Siezen?“, nie vergisst er, keine Ahnung wie er das macht; habe jetzt schon keine Lust mehr; IMMER ist es anstrengend; was soll man auf diese Frage antworten; so oder so mache ich mich lächerlich, oder sehe blöd aus.

„Wie denkst du über sechzig Jahre Élysée-Vertrag?“

„Das fragst du mich? Was soll ich darüber denken? Zu meiner Zeit gab es Kelten, Gallier, Germanen und Teutonen, alles irgendwie mit bewegten Grenzen, eine wild-durchmischte Zeit und natürlich dann irgendwann – Römer“, dachte mir schon, dass es ein längeres Gespräch wird.

„Du siehst zerknirscht aus; du musst deine Frage anders stellen, wenn du was anderes hören willst; worum geht es dir?“, so macht er es immer, einfach das Ganze umdrehen, na wunderbar, ihr seht es ja selbst.

„Gute Frage…“

„Danke, ich bemühe mich, immer, wie du weißt…“

„Oh ja, bei allen hellenischen Göttern, das weiß ich wohl…“

„Dann komm endlich zum Punkt…“, der ewige Grantler.

„Ich hab‘ da dies Interview, was so ähnlich wie ein….“

„Weiß ich, ein klassischer Dialog….“

„Genau, es geht um meine Erfahrung nach sieben Jahren in…“

„Ja, und? Erzähl doch einfach, deine Integration ist jedenfalls erfolgreich gelungen!“

„Warum sagst du das?“

„Früher wärest du längst zum Punkt gekommen, bist richtig französisch geworden…“

„Okay-okay; hab da echt ‘ne tolle Zeit; wenn man neugierig und offen für andere Sprachen und Kulturen ist, bereichert es ganz ungemein, was vermutlich nicht nur für mich in La France, sondern für alle Länder und deren Kulturen gilt…“

„Weise gesprochen…“

„Ganz besonders mag ich die fantastischen Gegensätzlichkeit beider Sprachen und Kulturen; selten werden wird man einer Meinung sein, oder zusammenfinden, muss man ja auch nicht, solange man sich gegenseitig respektiert, aber wir können unfassbar viel voneinander lernen; La France und Deutschland als streitsüchtiges,

erfolgreich sich aneinander reibendes Ehepaar – tolle Metapher.“

„Find‘ ich auch; wie erhält man also seine Ehe jung, vital, voller Sex, Respekt, Rock’n’Roll und Liebe für die Andersartigkeit des Partners?“

„Zumindest müssen beide ihr Ego regelmäßig ins Achtung stellen, am Besten wegschließen, sonst versucht man sich gegenseitig von sich und seiner Kultur zu überzeugen, so wie es ja meist im alchimistischen Labor des Alltags geschieht….“

„Jeder denkt, dass er besser als der andere….“

„Ganz genau, menschlicher Egoismus sag ich nur, gab‘s bei uns im antiken Hellas genauso; denk‘ nur mal an die Athener zu meiner Zeit, den vielen Krieg, Mord und Totschlag; 60 Jahre Frieden?

Unmöglich zu jener Zeit….“

„Wodurch ham‘ wir den Frieden gesichert? Durch Kapitalismus und Wachstum? Oder eher durch kulturellen Austausch und gemeinsam-verabredete Interessen? Oder gibt es mehr, was wir unbewusst unter den Teppich kehren?“,

aber echt jetzt.

„Mal mir mal dein Bild, deiner eigenen gewünschten Vorstellung von Zukunft für La France und Deutschland, wie würde das aussehen?“ Da hatten wir den Salat; so ging es immer; nie kam man zum Zug, nie gab er etwas von sich, immer lag der Ball im eigenen Feld,

so anstrengend.

„Vielleicht könnte man den gegenseitigen Austausch intensivieren; auch scheint man heute in La France weniger feudal zu sein; vielleicht begegnen sich Manu und Olaf wirklich mehr in Augenhöhe, zwar nicht tränenüberströmt vor Freude, aber in sachlicher Partnerschaft; in Schulsystemen, den beiden Systemen überhaupt gibt es viel, was man voneinander lernen kann.

Auch sprachlich….

Was ganz anderes, was mache ich jetzt mit meinem Blog? Greife ich an und baue eine richtige Homepage, voll professionell und modern, um mehr Reichweite und all diese merkwürdigen Dinge zu bekommen, oder lasse ich alles auf provinziellem Level?“

„Interessanter Themen-Wechsel…“

„Nicht wahr? Was sagst du…?“

„Willst du wirklich als Autor / Schriftsteller / Dichter wahrgenommen werden, um davon irgendwann, rein theoretisch leben zu können? Oder willst du das nur so als Hobby, quasi zum Spaß weitermachen? Das ist die einzige Frage, die es zu….“

„Also, dank dir habe ich die Antwort schon….“

„Na, denn mal los…“