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17.Juli – Hitze – Odyssee 2022

Boa hey! Alter Schwede ist das warm. Schon die ganze Woche haben wir um die 40 Grad; und ich muss euch sagen, es ist beeindruckend! Nein, es ist mehr als das, es ist heiß! Beim Foto oben war es bereits 21:00 Uhr. Ich konnte richtig merken, wie sich mein selbst zurückzieht, wie alle Wahrnehmungen länger brauchen, wie allemeine Sinne insgesamt, mehr Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, um zu begreifen, was passiert.

Vergesst Klimaerwärmung und den ganzen Scheiß!

Lebt zwei Wochen in Südeuropa – JETZT – und wir werdet wissen, wovon ich rede. Hellenen wissen genau was ich meine, darum ist es umso besser, wenn deutschsprachige Bürger mehr von der Erfahrung des Südens proftieren. Man ist dort nicht faul, im Gegenteil! Man arrangiert sich mit der Natur. Gaspacho ist keine coole Suppe, sondern eine andalusische Variante kalt zu essen.

Versteht ihr das – wirklich?

Gestern fuhr ich mit dem Motorrad. Voll auf Greek-Style, will sagen, kurze Hose und kurzärmliges Hemd. Was soll ich sagen – es ist und war großartig. Aber auch verdammt warm. Als setzt man dich vor ’nen riesigen Fön, der dir mit 50 Grad vor die Nase pustet, verstehst du? Als würde dich die Sahara – persönlich – anhauchen.

Was soll ich euch sage?

Es ist, als würden sich alle Sorgen, Nöte, Ängste und Bedürfnisse pulverisieren. Man steigt quasi ohne Bedürfnisse und Willen vom Drahtesel ab. Ein wenig fühlte ich mich wie willenloses Gemüse. Ferngesteuert und doch – schuldfähig. Wer bei 43 Grad im Schatten funktioniert wie ein Schachgroßmeister, sollte sich einäschern lassen oder über Befruchtung nachdenken. Ist am Ende das Gleiche. Kapiert nur keiner.

Zur Zeit bin ich dabei diese Homepage umzubauen.

Es wird geschehen, aber das WANN ist noch offen. Leute mit Kompetenzen sind rar gesät, noch dazu in gefragtem Business.  Es wird auf jeden Fall eine Fortsezung von dontangoworld.com geben, allerding als echte Homepage und nicht nur als Blog. Solltet ihr Ideen haben, oder Empfehlungen und Wünsche, schreibt sie mir – bitte. Nur zur Erinnerung:

Alles was ich hier mache, soll – EUCH – gefallen.

Und dann gibt es noch die Domain mit dem Namen – alltagsterroristen.com – sie soll das Ruder rumreißen. Keine Ahnung wie, wann und mit wem, aber sie wird es tun, soviel ist sicher. Alles nur eine Frage der Zeit. Was also gilt es zu tun, wenn man keinen Fernseher, keine Kinder und Haustiere hat? Es gilt – die Dinge zu tun, zu denen nur und ausschließlich Menschen fähig sind.

Kreatürliche Erschaffung von Kunst.

Egal ob Bilder, Schriften oder Skulpturen. Sei eine erschaffende Kreatur, nur so wirst du zum Menschen. Wem das zu hoch ist, der möge lesen. Zur Erinnerung: Die deutsche Sprache umfasst mehr als 5.000.000 Wörter. Und diese Wörter und Begrifflichkeiten wiederum erzeugen deine Landkarte, so dass du / sie die Welt erkennst.

Ohne das Wort „Schiff“ hätten die Indianer kein solches – erkannt.

Drum reist umher, oder lest so viel es geht, am Besten – Beides. Je mehr Wörter du hast oder kennst, desto besser. Frag dich, wie viele Wörter du im Alltag gebrauchst. Sind es 100? Gar 1000? Ist das viel, im Vergleich zu 5.000.000? Einverstanden: Fünf Millionen ist ’ne ganze Menge.

Doch wieviel Wörter gebrauchen wir wirklich – täglich?

Fragt euch das – und – schreibt es mir. Seit nicht faul, macht was, prüft ab, wieviel ihr verwendet; vielleicht habt ihr Tolstoi „Krieg und Frieden“ gelesen; eventuell sogar „Meister und Margarita“ von Bulgakow; möglicherweise habt ihr „Naked Lunch“ und „Unendlicher Spaß“ gelesen. Wenn ja, wäre das wunderbar. Prüft wieviel ihr nutzt.

Je nachdem, was ihr schreibt, werde ich meinen Internetauftritt anpassen.

Wollt ihr, dass ich podcasts mache? Oder mehr Kurzgeschichten? Oder mehr Videos von Allem Möglichen? Oder Hauptsache es rockt, ganz im Sinne von „Alltagsterroristen“? Lasst uns etwas Großartiges machen, heute, hier, jetzt – sofort!

Los geht’s…

Lummerland ist abgebrannt – Odyssee 2022 CW03

16.Januar – Bin wieder in Toulouse. Sonne und Kälte sorgen für gute Stimmung. Selbst Zorn und Wut sind wieder erwacht, wenngleich ich versuche meinen Zorn mit Fantasie und Geduld in Wut zu verwandeln. Gelingt mir mitunter nicht immer, aber immer öfter.

Meine drei Wochen in Allemand haben mir mehr zugesetzt, als gedacht.

Nein nein, gleich vorab: Meine Zeit wahr schön, Freunde und Familie zu treffen blieb angenehm, auch wenn ich merkte, wie dünnhäutig jeder nach bald zwei Jahren Ausnahmezustand geworden ist.

Nein – etwas Tiefgreifendes hat sich verändert.

Ich könnte es Fassüberlaufen, oder Vulkanausbruch nennen, aber so drastisch möchte ich es noch nicht beschreiben – vielleicht später – vorerst fühlt es sich wie ein Erdbeben an, dass tiefliegende Erdschichten aufbricht, was zu Verwerfungen an der Oberfläche, also auf meiner Lebens-Scholle, meiner seelischen Erdkruste führt. Was war geschehen?

Lummerland ist abgebrannt,

zumindest meines! Stellt euch ein altes Fachwerkhaus vor, irgendwo in Norddeutschland. Hunderte von Jahren steht es schon. Jedem Sturm trotzte es. Naturgewalten brandeten dagegen, dass es bis in die Grundmauern erzitterte, doch es hielt stand. Erbauer hatten es in weiser Voraussicht äußerst robust ausgelegt – manche behaupteten hinter vorgehaltener Hand, für über 1000 Jahre.

Bis heute.

Von Generation zu Generation übergab man es an die Verantwortlichen, bis die jetzigen Hausherren anfingen, die Konstruktion zu schwächen – noch dazu aus freien Stücken. Wie haben sie das gemacht? Indem Regierungen anfingen, wie zum Beispiel der Hamburger Senat, bestimmte Bürgergruppen systematisch aus der Gemeinschaft auszuschließen. Stück für Stück schwächte man so das Gebäude meiner Wertvorstellungen. Nach und nach schwächten sie so das lebenswichtige Fachwerk.

Zuerst begann es nur zu wackeln.

Wenn ich es recht erinnere, war das im März 2020. Grenzen wurden abgeriegelt. Sämtliche Flüge gegroundet. Plötzlich hatte ich den Eindruck, wieder im Nachkriegs-Europa zu leben, mit eigenen Währungen, Grenzkontrollen, bis hin zu Einreisestopp, selbst für Hamburger die nach Schleswig-Holstein wollten – es war verrückt

Da schwoll mir der Kamm.

Solche Haltungen spiegeln nämlich nicht gerade eine stabile Demokratie wieder, die mit Ruhe und Gelassenheit Andersdenkende erträgt, wozu auch zum Beispiel Künstler zählen. Demokratien müssen jedem Sturm standhalten, dafür sind sie gemacht, damit wir alle auch in Zukunft weiterhin gleich frei leben können.

Eine Demokratie, die Andersdenkende ausschließt, ist keine!

Doch mittlerweile glänzten selbst große Konzerne mit vorauseilendem Kadavergehorsam und schlossen über Nacht ihre eigenen Mitarbeiter aus, dass sich unendlich lange Schlangen bildeten – Menschen wie du und ich, die mal wieder auf einem Montag zur Arbeit gehen wollten und plötzlich nicht mehr konnten,

weil nicht mehr einfach so – DURFTEN !

Als ich das mitbekam, spürte ich das Erdbeben deutlich. Es kam von ganz tief unten. Oberflächliches Gewackel ertrug ich schon über vierzig Jahre. Das jetzt aber, war anders. Es waberte von ganz unten, bis ganz nach oben, ein wenig wie ein lotrechter Erd-Tsunami, der mit einer solchen Macht aus der Tiefe kam, dass kein Stein mehr auf dem anderen blieb.

Erst sah ich mein altes Fachwerkhaus seicht schaukeln.

Doch ich wusste es besser. Längst hatte ich gesehen, wie viele Balken fehlten. Natürlich gab es Reserven, doch was war, wenn sie längst aufgebraucht waren? Was, wenn es nur noch ein klein wenig mehr zu schaukeln brauchte, um das schöne alte Fachwerkhaus meiner nordeuropäischen Werte zum Einsturz zu bringen, was dann?

Ich kannte die Antwort.

Mehr noch, ich spürte sie, als in mir etwas sehr Altes erwachte. Ein letztes Mal sah ich das zitternde Gebäude an. Und es blickte zu Recht erbost zurück. Meine kleine reetgedeckte Fachwerk-Kate war nicht schuld; die neuen Herren von Stadt und Land hatten es zu verantworten. Ich schluckte ein paar Mal. Es war ein Abschied für immer.

Ich wollte nicht zusehen und ging still davon, ohne mich noch mal umzudrehen.

Selbst in weiter Entfernung hörte ich das laute Krachen und Beben, als alles zu einem kleinen unbedeutenden Schutthaufen zusammenfiel. Da traf ich eine Entscheidung. Mein neues Buch würde kein schönes Buch werden. Nicht nur nahm ich mir vor, dass es garstig und böse daherkommen musste – nicht obwohl, sondern, weil ich die Menschen nach wie vor mochte – sondern vielmehr noch, erkannte ich, dass sich wir modernen Menschen aus der 1.Welt uns unsere Menschlichkeit, Solidarität und Empathie abgewöhnt hatten.

Feinsinniges erreicht keinen mehr.

Man muss stattdessen den Spieß umdrehen – statt menschliche Bedingungen in Moria auf Lesbos zu fordern, müsste man allen ihr privates Moria verabreichen, damit jeder wieder spürt, wie fragil und leicht zu beschädigen und zu verlieren Freiheit und Komfort sind. So dass jeder selbst im stillen Kämmerlein entscheiden kann:

Furcht sähen, oder Freiheit fördern…

Zukunft, du mir Unbekannte – Odyssee 2021 CW01

10.Januar – Nachdenklich erkannte D, dass der Schein eben doch auch Sein zu sein schien. Merkwürdig, die Worte so angeordnet zu sehen, als hätte man Messer und Gabel vertauscht und kann nichts essen, obwohl doch nichts fehlt.

Konnte man sich ändern?

Was passierte, wenn wir nach Jahrzehnten erkannten, dass wir die Fischsuppe, die wir jeden Samstag vorgesetzt bekamen, uns in Wahrheit nicht schmeckte? Und was passierte auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, wo man vielleicht ebenfalls nach Jahrzehnten erkannte, dass man die Samstags-Fischsuppe in Wahrheit hasste und nur ihm zuliebe kochte, weil er sie so leidenschaftlich anpries ?

In D hatten sich Bilder und Gedanken angesammelt, die sich um jene geheimnisumwobene Unbekannte drehten; täglich bauten wir Brücken, zwischen Gestern, heute und morgen – nach und nach kamen erste Eindrück; immer mehr Worte gesellten sich dazu; bald schon bildeten sie eine neue Sippe – so geschah es, das D sprach:

Vergangenheit:

wer mochte nicht gerne auf dir segeln,

sich über wunderbare Momente schippern assen;

voll Ego und Leidenschaft wir schöner schienen,

doch es in Wahrheit nie waren;

erschien Vergangenheit auch glanzvoll, so blieb sie was sie immer war,

Kunst-Ausstellung gelebter Exponate;

lasst uns nun die Ruhmeshallen verlassen,

hinein in Trubel und Leben springend;

seht, wie er magisch plätschert und glitzert,

der rauschende Fluss;

wie er hinfortreißt,

zu unbekannten Ufern;

winkend grüßen uns die Ahnen,

endlich sind wir wieder frei;

auf zu unbekannten Ufern,

mögen sie lange Fremde bleiben;

unser Jetzt aus vollen Bechern trinkend,

bis der letzte Durst gelöscht;

bald weisen schemenhafte Schatten,

den nächsten unbekannten Hafen;

abermals gebar die Überfahrt,

die nächste Ruhmeshalle;

lasst das Reisen niemals enden,

möge es auch kurz erscheinen;

um zu bleiben, was wir immer waren,

Reisende, bis zum nächsten Hafen;

Dort bei reichlich Wein sprach ich einst:

Vergangenheit,

wer mochte nicht gerne auf dir segeln…..

 

 

Digitale Transformation – Odyssee 2019

Eben beim Frühstück kamen sie mir hoch, die Unwörter des Jahres. Digitalisierung und Transformation. Wie Fliegen auf Scheiße, springt unsere übergeschnappte Welt auf diesen Hype. Jeder ist digital unterwegs. Irgendetwas ist jeder am Transformieren. Der eine im Business, der nächste Privat und der Übernächste sein ganzes Leben.

Ich für meinen Fall gehe da nicht so weit. Analoger Mann in digitaler Welt, trifft auf mich mehr zu. Nicht weil ich negativ, gar pessimistisch oder unmotiviert bin, im Gegenteil. Optimist bin ich, zwar ein kritischer, aber ein echter Fall von Halbvollglas-Charakter. Neugierig bin ich auch. Alles will ich wissen. Alles und sofort. Geduld habe ich auch, aber nicht mit der Gießkanne, über alles gleich verteilt. Eher gezielt ausgesucht.

Gestern habe ich ein wirklich disruptiven, spannenden Transformationstag gehabt, in dem ich in die hochverdichtete braune, dampfende Masse der Digitalisierung getreten bin, ohne es zu merken. Seit gestern habe ich den Beweis, dass die Digitalisierung uns eventuell bereits entglitten ist. Nein, nein, nicht wie Dorothee Bär, die Staatsministerin im Bundeskanzleramt es gerne hinstellt, dass wir Acht geben müssen, die Daten der Bürger zu schützen und sie im Auge zu behalten. Wieso nur die Daten? Wieso nicht den ganzen Bürger, frag ich mich? Seit gestern habe ich die Antwort. Mir drängt sich dei Vermutung auf, dass Bürger das Medium der Digitalisierung, nicht das Zentrum sind, um das es geht.

These1: Beeinflusst die Digitalisierung meinen Alttag? Wenn ja, wie? Verbessert, oder verschlechtert er sich? Stagniert er gar? Heranführung1: Meine braunen Lieblings-Stiefel sind kaputt. Glatt in der Mitte gebrochen. Leider habe ich vergessen, ein Foto zu machen. Nun gibt es in Deutschland die Handwerkerinnung. Bereits seit hunderten von Jahren. Mehr als fünfzehn Gewerke gibt es. Für Kraftfahrzeuge, Zimmerer, und natürlich Schuhmacher.

Zu Letzterem gehe ich immer dann, wenn meine Schuhe einen Plattfuß haben und wenn ich neue Birki‘s brauche. Ihr wisst schon Birkenstock Sandalen. Früher nur von Hippies, Religionslehrern, Aussteigern und Jointrauchern getragen, heute hip und chick, seit Hollywood darin rumstolziert. Was das mit Dorothee zu tun hat? Schauen wir mal.

(Info & Anliegen zugleich: Liebe Frau Bär, ich finde es super, dass es sie gibt – aber ich rege an, noch mal ein wenig auf ihrem Mandat herum-zu-meditieren, da es mitnichten um digitale Daten der Bürger geht, sondern um die Frage, wie das Leben der Bürger durch Digitalisierung verbessert wird – UND – ich betone es noch mal in aller Bescheidenheit – UND – um Aufzuklären, welche Verantwortung der Bürger darin hat – nicht theoretisch, sondern praktisch, im Alltag!)

These2: Setzen wir Menschen moderne Technologien gezielt und effizient ein? Oder schlagen wir über die Stränge, indem wir neue Gadgets für alles Mögliche verwenden, weil es in aller Munde und daher unsere Standardantwort und Allzweckwaffe ist? Heranführung2: Seit Monaten ist Herbst. Nein, nicht seit 1977. Seit Oktober verlieren die un-digitalen, völlig natürlichen Bäume ihre Blätter.

Seitdem hat man den Eindruck in Vietnam oder Kambotscha zu leben – ich zumindest – denn seit dem das erste Blatt hinuntergefallen ist, verpesten laut brummende Laub-Gebläse Nasen und Gehöre, dass die buchstäbliche Schwarte kracht. Erst einmal trägt der arme Blatt-Operator ca. 5-10Kg extra auf der Schulter, verbrennt fossile Kraftstoffe und verpestet seine eigene Luft, die er einatmet, anstelle die alte Methode zu wählen, die für den Körper gesünder ist, wenn man sich beim Haken mit den Seiten abwechselt.

Zurück zu Heranführung1: Ich also hin zu Schuhmeister Stehle in Lütjensee. Er und seine Frau führen ihren Laden dort seit 40 Jahren. In Zahlen: Vierzig! Der Gute Meister Stehle sieht einem aus Entfernung an, ob man Einlagen braucht, oder ob man Schwierigkeiten mit seinem Bewegungsapparat hat, mindestens so gut wie ein Orthopäde, was daran liegt, dass er auch ein staatlich geprüfter Orthopädie-Schuhmeister ist. Natürlich hat er seit fast 40 Jahren – in Zahlen FAST 40 Jahren – Birkenstock Sandalen angeboten, weil die tatsächlich voll gut sind, ey!

Als ich also zum gefühlt hundersten Mal das Geschäft betrete, springt mich zuallererst die gähnende Leere an, die im Geschäft herscht. Herr und Frau Stehle sind so freundlich und nett wie eh und je. Tür öffnen, eine Klingel schellt, bring-bring. Ich trete ein.

„Moin. Ich habe zwei Anliegen. Schauen sie mal. Ist glatt in der Mitte gebrochen. Können Sie das reaprieren, Herr Stehle?

„Na sicher. Zeigen Sie mal. Ja kein Problem. Und das Zweite?“

„Ich brauche neue Birkenstock-Sandalen. In Größe 45, schwarz, ich glaube das Model heißt…“

„Nee, dass wird leider nichts!“

„Wieso denn das….?“ Sprachlos bleibt mir der Mund offen stehen.

„Birkenstock beliefert uns seit 2015 nicht mehr…….“

„Wie meinen Sie das, beliefert…..Birkenstock will nicht mehr, dass Sie deren Schuhe verkaufen…?“

„Doch schon, aber seit Kurzem, wollen die, dass wir ein Schuhsortiment im Wert von 10.000 Euro kaufen, sowie vorab benennen, welche Modelle darin enthalten sind, obwohl wir doch gar nicht wissen, welche Schuhe sie als Kunde wollen….“

„Häh…? Was soll denn der Quatsch…? Seit vierzig Jahren…..“ Herr Stehle unterbricht vehemennt.

„FAST vierzig Jahre. Seit 2015 nicht mehr……“

„…okay, FAST vierzig Jahren, verkaufen sie Birkenstock und jetzt auf einmal nicht mehr….?“

„…Naja, die haben früher ein großes Lager gehabt, um alle Schuhe für Sie als Kunden bereit zu haben, damit sie jederzeit alle Modelle bekommen…….“

„Ach so und jetzt verlagert man die Lagerkosten einfach, indem man vorab liefert und die Ware dann bei Ihnen steht, inklusive Vorkasse…?“

„So in etwa.“

„Hm, das ist ziemlich einseitig, finden Sie nicht?“

„Wem sagen Sie das….“

„Oh, ich sehe sie schließen am 24.12. für Urlaub? Schön. Bleiben Sie hier oder fahren Sie…..“

„Kein Urlaub. Wir schließen…….“

„Wie, Sie schließen? Klar schließen Sie, ist ja Weihnachten….“

„Sie verstehen nicht, junger Mann. Wir schließen unser Geschäft. Feierabend. Schluss. Ende.“

„Ja, aber, haben Sie keinen Nachfolger?“

„Nein, wo denken Sie hin? Handwerk will heute keiner mehr…..schon gar nicht hier draußen!“

„Wie meinen Sie das? Will keiner? Sie haben doch immer gut zu tun…..“

„Natürlich. Aber die jungen Leute wollen in die Stadt. Außerdem gibt es heute Online-Schuhläden. Wer repariert denn heute noch? Man geht mit der Mode. Kauft flott über das Internet….und fertig. Was meinen Sie, wieviele sich bei mir beraten lassen und dann im Internet bestellen….viele…..“

„Aber das ist doch das Gegenteil von Nachhaltig, wenn ich mehr wegschmeiße als repariere? Ich will doch den Schuh anprobieren? Wieso bestelle ich Schuhe im Internet? Auf Foto’s sehen die doch anders aus, als in echt? Kapiere ich nicht….“

„Sie denken so, aber die Mehrheit……“ Ich unterbreche energisch, mir schwillt der Kamm.

„Sie sagen, dass viele zu Ihnen kommen, von ihrer Erfahrung und Ihrem Wissen profitieren und dann im Internet Geld sparen, weil es noch dazu bequemer ist…..?“

„…für das erste Ja. Geld sparen, tun Sie im Internet aber nicht. Oft sind die Preise die gleichen. Und ob es bequemer ist, Schube wieder zurückzubringen, wenn sie nicht passen oder den Vorstellungen nicht entsprchen, dass wage ich zu bezweifeln……wir sollten irgendwann alle fünf Jahre Prüfungen ablegen, um den Schein als orthopädischer Schuhmacher zu halten, der kostet 5000€. Außerdem haben sie dann eine gewaltige Adminstrationsmaschine zu füttern, wenn Sie mit den Krankenkassen zu tun bekommen. Ohweh, wenn Sie mal einen Fehler machen. Wir haben uns dann entschieden, aufzuhören, weil es nicht mehr um gute Schuhe und zufriedene Kunden, sondern der neuen digitalen Welt offensichtlich um was anderes, jedenfalls um etwas anderes als uns, geht. Daher fiel uns der Entschluss leicht.“

„Aber, dann gibt es hier auf dem Land keinen Schuhmacher mehr, oder wie sehe ich das…?

„Richtig. Da müssen Sie dann nach Hamburg reinfahren….“

„Und was ist, mit all denen, die nicht mal eben nach Hamburg reinfahren können….?“

„Tja, für die wird es schwerer, Schuhe zu bekommen…….“

„So einfach ist das? Zusammenfassend gesagt: Wachsende Bürokratie im Gesundheitswesen, kombiniert mit bequemen, voll digital-geblitzt-dingste, noch dazu rücksichtslose, ihre Verantwortung als Kunden ablenende Bürger sorgen dafür, dass in Lütjensee, ab 2020 kein Schuhmacher mehr ist, zum ersten Mal, seit bestehen des Dorfes, ist das so?“

„So ist es. Lassen Sie sich doch keine grauen Haare wachsen. Wenn Sie sehen würden, mit was für einen Tunnelblick die Autofahrer hier durch den Ort fahren, da wette ich, dass es niemand merkt, wenn wir weg sind. Erst, wenn jemand mal einen kaputten Schu hat, so wie Sie jetzt….aber ihre Schuhe repariere ich noch. Kommen Sie am 24.12. bis 12:30 vorbei. Das letzte Paar Schuhe, das ich repariere…….“ ich ringe nach Worten….

„Ja……………. ! Will sagen NEIN…..ich bin nicht einverstanden, dass Sie schließen. Und all das, was sie da sagen, lässt mich wütend werden. Um was geht es denn? Um Schuhe. Stattdessen bekommt man klar gezeigt, dass Adminstration, Zahlen und digitaler, vermeintlicher Internet-Komfort wichtiger sind, als die Sache selbst, nämlich, dass ich Schuhe brauche, und welche repariert haben muss…..zum Kotzen!“

„Ärgern Sie sich nicht……“

„Doch, verdammt…..das hat doch nichts mit nachhaltig, vegan und ökologisch zu tun, wenn ich mein Geld zu Internet-Firmen bringe, während die kleinen Händler um die Ecke alle dicht machen…..dann schaffe ich doch meinen eigene Arbeitsplatz übermorgen ab……..kapiert das in diesem Land keiner….wir sehen uns Dienstag, am Heiligen Abend – im wahrsten Sinne….!“

Anmerkung des wütenden Autors: Geschätzte Frau Bär – ich habe mir die Zeit geniommen, Ihre Seite zu besuchen. Ihre Digitale Agenda liest sich ganz gut, allerdings fehlt ein entscheidender Passus. Menschen sollten wieder vermehrt auf dem Land leben und dort arbeiten, um weniger Straßen zu nutzen, die Umwelt weniger zu verschmutzen und um mehr Arbeitsplätze auf dem Land zu erhalten und neue zu erschaffen. Hierfür brauchen wir in der Tat überall ein gut ausgebautes Daten-Netz – Kern des Ganzen muss aber die Dezentralisierung sein.

Städte müssen aufhören zu wachsen, auch um der Mietpreise Willen. Bevor jedoch neue Möglichkeiten wie Startup’s im Ländlichen wachsen, müssen die vorhandenen Geschäfte modernisiert werden. Schlachter, Bäcker, Handwerksbetriebe, Schuhmeister etc. müssen mit ihren Erfahrungen gestärkt und gefördert werden. Man muss ihnen zuhören. Vereinfachen statt verkomplizieren. Der Bürger und seine Bedürfnisse muss im Mittelpunkt stehen, keine Adminstration.

Erfahrene Meister müssen gezielt mit jungen möglichen Nachfolgern zusammengebracht werden. Hier können Sie helfen. Bringen sie die junge digitale Generation mit der analogen zusammen. Schaffen Sie wirklich Neues – auf dem Land, nicht in der Stadt, damit die wachsende Zahl der Rentner ebenfalls die Möglichkeit hat, daran teil zu haben. Zur Zeit verödet das Land auch in Sachen Geschäfte und Unternehmen. Dieser Trend muss aufgehalten werden, im Sinne der Bürger und der Umwelt.

Dies muss das wahre Ziel der Digitalisierung sein udn keine Transformation zum Selbstzweck, als unregulierbares Phänomen. Jedoch bedarf es hierfür einen aufgeklärten Bürger und Konsumenten, der sich seiner Verantwortung bewusst ist. Auch dies ist ihre Verantwortung – Digitale Aufklärung, oder in anderen Worten, die „Digitalisierung und ihre Folgen“

PS: Jetzt muss ich meine Latschen selber reparieren, wo ich keine neuen bekommen – save the Planet!

(siehe Link, Digitale Agenda 2014 – 2017 ab Seite 2 – Einleitung „Digitale Agenda für Deutschland)

http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/it-digitalpolitik/digitale-agenda.pdf?__blob=publicationFile&v=4