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Eisenstürme und Stahlgewitter

Früher fand ich Gerechtigkeit toll, zumindest die in geschriebener Form. An die Andere kann ich mich nicht mehr erinnern. Heute ist sie fast ausgestorben – alle gegen alle, heißt das neue Spiel, in dem alle alles dürfen – vor allem verlieren – entfesselt von der Gier nach Macht und Reichtum – angeheizt durch die Feuer der Globalisierung.

Angefangen hat es, als die Menschen anfingen digital zu plaudern – sie redeten und redeten – über soziale Medien verbreiteten sie ihre Meinungen in Terra-Bytes pro Sekunde – schnell, schneller und breiter als jemals zuvor – erst Nachrichten, dann Entertainment, Bio und Nachhaltigkeit – alles redete von Gerechtigkeit, doch keiner spürte sie – das WAS war in aller Munde – über das WIE dachte niemand nach – warum jedoch die Altersarmut drastisch stieg, insbesondere bei Menschen über 65 in den letzten 10 Jahren um mehr als 60%, interessierte niemand – zumindest nicht die Mächtigen und Jüngeren.

Doch einige leisteten Widerstand.

Sie wollten nicht hinnehmen, dass sie sich nur für andere aufbrauchten, ohne selbst ein wenig den Schnabel benetzen zu können. Sie gründeten Geheimorganisationen – warum noch warten und vor Allem, wie lange noch? Sie waren doch so viele – die Reichen und Mächtigen so Wenige – warum weiter die Knute spüren, wo man alle digitalen Neuzeitwaffen legal besitzen und bedienen durfte?

Doch die Zeit war noch nicht reif.

Sie fingen an, erste Agenten auszubilden. Agenten und einen, der sie hüten sollte. Niemand kannte seinen Namen. Hinter vorgehaltener Hand nannte man ihn –den Schäfer-. Doch wie er aussah und wo er lebte, wusste niemand. Es schien, als würde er ein Gespenst sein – genährt aus den Wünschen und Hoffnungen des Volkes, dessen Durst nach Helden groß wie nie war.

Aber anders als zu früheren Zeiten, blieben sie geduldig.

Unverhohlen geißelten die Mächtigen ihre Völker, zeigten die lachenden Fratzen des Reichtums und der Dekadenz – selten so vereint, feierten sie ihre Imperien und Autokratien, unter den Deckmänteln der Demokratien, nichtsahnend, das ihre Zeit längst abgelaufen war.

Dann endlich war die Zeit gekommen, das Ende der alten Macht-Eliten stand bevor – die Mächtigen und ihre Familien wurden zum Aderlass gebeten – Ende des globalen Matriarchat – ausgeführt, von Menschen, die nicht mehr für Macht und Gold sterben wollten, organisiert von den Frauen der Mächtigen, die nach Jahrzehnten des Wartens ihre Verantwortung an sich rissen – Hüterinnen der Rasse, Amazonen des Zorns, Mütter und Großmütter, dem sinnlosen Sterben jahrhundertelang überdrüssig – sie hatten genug.

Gnadenlos und Unbarmherzig schlugen sie zu. Alle merzten sie aus, gründlich und sorgfältig, wie es nur Frauen können. Keiner kam mit dem Leben davon. von langer Hand geplant, ohne Krach und Lärm, wie der Schnitt mit einem Skalpell – sauber, glatt und endgültig, als hätte es das blutige Gestern nie gegeben.

Fürchtet euch nicht – die Zeit ist gekommen – Widerstand kriecht ans Licht.

Gibt es 2018 die erste literarische Revolution?

Kann man Frühling riechen?

 

2018 – das neue 1968?

Heut bin ich schon wieder spät aufgestanden – ich glaub es war Mittag oder so. Spät aufstehen finde ich ziemlich in Ordnung. Man geht keinem auf den Wecker – der Vorteil daran ist – auch umgekehrt.

Manchmal frage ich mich, warum ich nicht einfach liegen bleib. In ganz lebendigen Momenten wie heute komme ich sogar richtig ins Sinnieren – eigentlich mag ich dies ewige grübeln und nachbohren nicht – es führt meist sowieso zu nichts, weil man immer am gleichen Punkt ankommt, der einem richtig weh tut, weil man erkennt, zugeben muss, nichts geändert zu haben.

Ich bin ziemlich gut darin nichts zu ändern – geht ja auch so, oder nicht? Muss man alles hinterfragen? Kann man nicht einmal seine Klappe halten und einfach weitermachen? Nein?

Warum muss ich immer Nettes schreiben, oder lustig sein? Warum kann ich nicht sagen – fuck, heute geht es mir scheiße – ich meine so richtig kacke – dass ich keinen sehen will?

-Wie, du willst keinen sehen? Magst du uns nicht mehr, oder was? Wir waren doch für 15:00 Uhr verabredet und auf einmal kannst du nicht? Wie meinst du das, nicht sehen wollen?

– Na, es geht mir halt schlecht, keine Ahnung warum!

Manchmal hat man halt einen Scheißtag – passiert halt – ist nicht schlimm – richtig nervig finde ich nur, dass man das heute nicht mehr sagt – ist nicht mehr akzeptiert – man denkt sich irgendeine Ausrede aus – nee du, ich habe gerade Buntwäsche und muss unbedingt meine Steuer machen – man akzeptiert die Wahrheit kaum noch.

-Nein, ihr Freund / Partner / Kumpel / Bruder / Schwester / Eltern / usw. hat keinen Motorschaden, mit Nichten – er fühlt sich heute halt nicht, verstehen sie? Ist so n Software-Ding – nein, ist nicht schlimm – sie brauchen keinen Fehlerspeicher auslesen – das kommt von ganz alleine wieder in Ordnung – sowas ist nicht akzeptiert – aber, so what?

Ja, ich weiß – ist irgendwie kindisch – aber genau deswegen, ist es mir wichtig – ich hoffe, dass das Kind in mir immer Oberhand über den langweiligen Erwachsenen behält, der ich nach all den Jahren, still und leise, geworden bin!

Das Kind in mir würde sich nämlich über alles aufregen, was es sieht, hört, schmeckt, riecht und liest – über alles!

Was es macht, um nicht auszuflippen und aus dem Fenster zu springen?

(Gut, das war jetzt unpassend – ich habe mich verplappert – es stimmt, es war ein kläglicher Versuch – aber was sollte ich machen? Ich hab darüber geschrieben, im Ernst – ohne Filter – diesmall wollte ich alles rauslassen – ich weiß – gefällt nicht allen – sowas kann man doch nicht schreiben, wenn man sich an den deutschen Literatur-Knigge hält und so alles – hab ich aber trotzdem gemacht – ich wollte was Neues, was Anderes ausprobieren – was ändern)

Also, was macht es? Es schreibt sich alles von der Seele – ohne Filter, mit aller Macht, Liebe und Zorn, zu dem es im Stande ist – danach legt es sich ins Bett und schläft friedlich ein – okay, nachdem es sich zur Belohnung ein paar Gläser Wein gegönnt hat.

Okay, also mache ich wegen dem Schreiben weiter? Oder gibt es was anderes?

Stimmt – Broterwerb ist eine mögliche Antwort. Geld hab ich bitter nötig – für Lebensmittel und Miete und so alles – aber gibt es noch andere Gründe, einen anderen Sinn, sich aufzuraffen?

Als Syd Barrett und Roger Waters Astronomy Dominé live bei der BBC spielten – es war 1967, sie hatten gerade ihre Band mit dem unmöglichen Namen „The Pink Floyd“ gegründet, eine damals völlig neue und unbekannte Band, die den Vertretern des musikalischen Establishments richtig auf den Wecker ging, ein gewaltiger Dorn im Auge war – fegten sie mit ihren sphärischen und organischen Klängen so ziemlich alles in den musikalischen Abfluss des Althergebrachten, dass den Radiosendern, Fernsehanstalten, am Ende den Gesellschafften nichts anderes übrig blieb, als aus ihren muffigen Ecken herauszukommen, nachdem schon die Beatles, Stones und viele andere zum Aufbruch aufgerufen hatten – es ging nicht anders – sie mussten sich bewegen.

Zu revolutionär, schrill und grell leuchtete die Musik dieser Bands, die den Twens und Teenies von damals das Kleinhirn in Technicolour färbten, als würden sie auf einem LSD-Trip sein.

Und heute?

Ich bin zu jung, um mich an die gesamte literarische Zeit von 68 bis heute zu erinnern – wie ist es heute? Oder gestern, oder vorgestern?

Gibt, oder gab es jemals in dieser Zeitspanne eine Revolution, einen reinigenden, literarischen Flächenbrand in Deutschland – Ost, oder West – der kein Stein auf dem anderen ließ, die eine ähnliche nachhaltige und heftige Wirkung hatte, wie die musikalische Revolution der späten Sechziger und Siebziger?

Meines Wissens hat es so eine Zeit nie gegeben – weder in Deutschland, Frankreich, noch sonst wo in Europa – deswegen mache ich weiter, weil ich hoffe, dass 2018 das neue 1968 wird – werden muss!