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Fiesta Mexicana – Odyssee 2022 – CW04

23.Januar – Hossa, hossa – fiesta, fiesta Mexicana, la-la-la-la-la-la…..wenn es so weiter geht, dann springe ich aus dem Fenster! Ich pack‘s nicht mehr; alles wird verkompliziert, oder wenn schon nicht kompliziert-ER – dann wenigsten flacher. Ihr versteht was ich meine? Schwachsinniger, blöder – das dir der ADAC ‘ne fuck E-mail schickt, weil du einen Plattfuß hast – nicht du, Idiot! – dein Auto, weil man dir / mir nämlich nicht mehr zutraut, dass du das selber merkst.

Verschlagerung der Welt 2.0 – sage ich nur!

Man kann nichts machen, weil genau diesen Satz alle sagen! Mich macht das wütend, noch dazu wird es immer verrückter; ein Beispiel: Ich soll Geld überwiesen bekommen, von einer Firma, die eine Art Schadenersatz für sagen wir mal, nicht erbrachte Leistungen an mich zahlen soll. Meine Konto-Nummer hat sich geändert – ich schicke also die neue Nummer, mit der Bitte um Bestätigung, damit die Kohle nicht in einer Sackgasse verschimmelt!

Und ratet mal, was passiert – NICHTS!

Warum auch. Ich rufe da also an, natürlich lande ich in so einer Schleife, mit Fahrstuhlmusik. Fünfzehn Minuten sind es bestimmt – zur Ergänzung – es handelt sich um eine deutsche Bank und eine deutsche Firma, zur Verteidigung der restlichen europäischen Länder. Dann habe ich einen Menschen an Telefon, keine Ahnung ob Mann oder Frau – auf jeden Fall indisch. Von tiefstem Herzen kann ich sagen: Ich habe nichts gegen Inder,

aber ich habe sie / ihn nicht verstanden…

Oder sagen wir mal, nur sehr wenig. Bis ich soweit war zu sagen, dass ich eine neue Kontonummer habe auf die sie (die Firma) bitte überweisen, nachdem ich den „Vorgang“ nebst Nummer beschrieben habe, tropfte endlich Verständnis und Zustimmung durch den Hörer und die Bitte, auf jeden Fall alles per E-Mail zu senden, damit man einen neuen Vorgang daraus machen könne und alle Daten beisammen hat, damit ganz sicher alles rund läuft…..

Ich schickte die E-Mail und ratet, was passierte – NICHTS!

Ein weiterer „Vorgang“ – vor ein paar Tagen bekam ich vier Mal Post aus Österreich; im ersten Schriftstück, wollte man eine „Lenker-Erhebung“ durchführen, weil man mein Auto irgendwo geblitzt hatte; im zweiten und dritten Dokument wurde darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, dass ich die „Lenker-Erhebung“ durchführe, da ich sonst die Strafe von 55E selber zahlen müsse. Ich dachte ich bin pragmatisch und erspare allen Arbeit und Zeit und schrieb Amts-Frau Zacharias, dass ich bereit bin, die 55€ Strafe direkt zu bezahlen,

sie solle mir bloß Aktenzeichen und IBAN geben.

Doch anstelle einen erfreuter Ausruf, oder eine freudige Reaktion, auf die Abkürzung des Ganzen, bekam ich jetzt – diesmal per E-Mail – eine Erinnerung, dass man mich dringlichst darin ersuchen würde, die Lenker-Erhebung jetzt bitte durchzuführen, weil man mir sonst – vraiment – die 55E auferlegen müsste…

Da flogen mir alle Sicherung raus!

„Hija de puta…und eine ganze Kanonade weiterer Worte aus der Kloake ballerte ich raus. Es war zum verrückt werden: Entweder bekam ich es mit künstlicher Intelligenz zu tun und die ist – mit Verlaub – halt noch gar nicht so weit, wie wir alle denken, weil sie nicht darauf programmiert ist, das Menschen – anders als Maschinen – für Konsenz- und Kompromissfähigkeit bekannt sind, ihr erinnert euch, Salomon und die anderen schlauen weisen Menschen von damals – oder, Frau Zacharias ist keine Software, sondern eine Art Menschen-Robo, der sich bemüht, seine Arbeit den Regeln entsprechend zu verrichten…

Himmel, Arsch und Zwirn…!

Dann schrieb ich Frau.Z, das ich weder Adresse, Nachnahme, noch Handynummer von der Person habe, weil ich ihr im Vertrauen die Schlüssel gab, weswegen ich ihr ja den obigen Vorschlag unterbreitete – worauf sie, ratet mal, ohne mit der Wimper zu zucken den gleichen Text noch mal per E-mail abschickte, mit der Wortergänzung – unbedingt!

Was ist los in deutschsprachigen Ländern…?

Selbst einfachste Dinge funktionieren nicht mehr, und wenn, dann nur Reibung – was ist los Leute? Für mich klingt das nach zwei Phänomenen: Erstens, wie an dieser Stelle schon einmal angedroht, die komplette Verschlagerung der Welt; wir beschäftigen uns in unsere Freizeit nur noch mit Dingen, die uns früher kaum Zeit kosteten, weil wir mit der vielen Zeit nichts Gescheites anstellen – (Anmerk. der Redaktion: Vermutlich passiert alles im Zeichen der Cyber-Security und generellen Sicherheit) – und / oder zweitens, es steht wieder eine große Sprachverwirrung an, das wir einander bald überhaupt nicht mehr verstehen,

gefolgt von totaler Vereinsamung!

Immerhin hätten wir dann endlich Frieden und ich könnte mir non-stop und ganz in Ruhe – alle Miami-Vice, CSI-Miami, Intreatment, A-team, Ein Colt für alle Fälle, ein Duke kommt selten allein und – natürlich Herr der Ringe Folgen ansehen! Dann hätte ich es endlich  geschafft, wovon Arno Dübel seit Jahren redet – Frührente oder bedingungsloses Grundeinkommen, seien die einzige menschenwürdige Art zu leben, so dass wir den ganzen Tag, im hellblauen Frottee-Schlafanzug vorm TV hängen, bis uns das Licht ausgeht, oder ich meine Traumprinzessin finde, mit der ich die schönen Dinge des Lebens – teilen kann!

Ihr denkt das kommt ganz anders?

Ihr glaubt ich bin Pessimist? Ganz im Gegenteil – vielleicht bin ich schlicht ein Auslaufmodel, dass so nicht mehr nachwächst; wär ja gar nicht schlimm; alles hat Anfang und Ende und wenn meine Sorte irgendwann nicht mehr im Regal des Lebens steht, weil andere Produkte die Renner sind, dann ist das wohl der ganz normale Lauf des Lebens. Wie ich das finde?

Zum Kotzen!

Warum? Weil ich tief in meiner naiven DNA glaube, dass Menschen sich weiter- statt zurückentwickeln sollten; ihr meint, das tun wir doch und ich bin darüber nicht im Bilde? Kann gut sein; ich wäre ja nicht der erste Griesgram, den die Welt ausspuckt – so viel Selbstreflexion räume ich mir immer noch ein. Aber dann soll mir das einer ins Gesicht sagen, es mir erklären, dass ich zustimmen kann –

okay, bin ich also ein Trottel!

Habe ich kein Problem mit; lasst uns in den verbalen Ring gehen und uns das Fell über die Ohren ziehen, so wie früher – ich meine im wahren Leben, beim Stamm-Tisch von mir aus, das es richtig kracht und unsere Hosenähte platzen, nicht nur wegen dem vielen guten Wein und Bier, sondern weil wir uns so aufregen, so in die Plünnen kriegen, dass wir kurz davor sind, uns an die Gurgel zu gehen – aber eben nur fast – ich bitte euch: Ein kultiviertes emotionales Handgemenge, mit Klasse und Schaum vorm Mund –

Dass ist es was mir fehlt….

PS: Hier das Orginal – der gute alte Rex Gildo – passt gut zur allgemeinen Situation:

Die Verschlagerung der Welt – Odyssee 2021 CW15

18.April – Ein weiterer Sonntag. D saß vor seinem Notizbuch und kritzelte ein paar Worte hinein. Ein wenig müde, stützte er dabei den Kopf mit der linken Hand. Hin und wieder blickte er auf und sah dann verträumt in die Ferne. Meistens geschah das, wenn er ins Stocken kam und keine passenden Worte fand. Wenn er weder in Kopf noch Körper welche fand, hoffte er sie am fernen Horizont pflücken zu können. Und so geschah es. Immer flüssiger schoben sich Buchstaben aus seinem Geist – vorsichtig formten sich Worte und Sätze.

„Letzte Nacht endlich wieder gut geschlafen; das es so große Unterschiede geben muss, ärgerlich ist das, vermutlich der Wein; doch er hilft, nicht zu viel zu grübeln; R’s Ausführungen machten mich gestern völlig kirre; das er sich so schnell reinsteigern kann, ein richtiger Selbstzünder; erstaunlich, wie er dann davon schwebte, höher und höher wie ein Papier-Drachen; wer hält eigentlich das Ende seiner Leine?

Wie er über Sprache schwärmte, ist richtig verliebt in Literatur; wenn er sein Gesprochenes mit seiner dazugehörigen Körpersprache in Worte übersetzen könnte, hätten sie ihm schon vor Jahren den Nobelpreis geben müssen; er schreibt wirklich unglaublich, leider nicht beständig genug, ist Tagesform, meint er.

Seine Theorie über die Ver-supermarktung der Welt finde ich großartig.

Menschen würden ausschließlich mit leeren Wagen kommen; nichts könnten sie in Regale zurückstellen, wenn es einmal im Wagen ist, geschweige Sachen von Zuhause mitbingen; spannende Betrachtung.

Seit Jahren haben wir Menschen uns in Konsum-Maschinen verwandelt, ohne zu merken, dass wir Geist und Seele ver-ramschen vegan essen, aber Just-over-the-top Jacken für Kinder kaufen, mit SUV in der Stadt gekauft – wonderfull!

Konsumenten = Neo-Kolonialisierer

Offensichtlich ist den Menschen alles wurscht geworden; reich gewinnt gegen arm; müssen endlich kürzer treten, uns reduzieren, Geld spenden, Konsum stoppen; was bitte ist eigentlich Konsum; wenn man kauft, was man nicht braucht; lassen wir uns lenken, oder kaufen wir bewusst ein? Shoppen als Zerstreuung?

Wenn Grundbedürfnisse gedeckt sind, beginnt Luxus; es ist keine Ver-supermarktung, das wäre lediglich die Umsetzung eines gesellschaftlichen Defektes, eine Art Wohlstandsbeschädigung, die man sich leisten können muss.

Wohlstand = Lebens-ver-schlagerung!

Das ist die wahre Ursache; wir machen Nonsens, wenn wir‘s zu Wohlstand bringen und verramschen Geist und Seele; Wichtiges wird verdrängt, rückt in den Hintergrund, verkommt zur Bedeutungslosigkeit; stattdessen blasen wir Unwichtiges gigantomanisch auf, dass es für uns an Bedeutung wächst, bis wir eines Tages in unserer überdimensionalen Puppenstube erwachen, die wir einst labyrinth-gleich aufbauten.

Um nun den eigenen Minotaurus zu jagen.

Schöne Vorstellung, den Ausgang des selbst-geschaffenen Labyrinths nicht zu finden; eine Art ausgleichende Gerechtigkeit; doch wie dagegen schützen; kein leichtes Unterfangen; jeder will es irgendwann gemütlich haben, aber warum eigentlich?

Zuerst arbeitet man zu viel und dann zu wenig – ewige Disharmonie, dabei ist genug für alle da; also kürzertreten, reduzieren, man muss halt irgendwann beginnen; was nützt einem Geld?

Man kauft gesellschaftlichen Status und ein Stück Menschen-Würde!

Dabei ist Zeit das Wertvollste; können wir uns erfolgreich „zurück-ver-schlagern“? Wie sich reduzieren, ohne moralischen Fortschritt einzubüßen? Wie sagte R so schön, es kommt nicht drauf an, WIE, sondern DAS man sich bewegt.

Zum Glück scheint heute wieder die Sonne.

Gestern war es arschkalt, noch dazu der viele Wind und Regen; gib Acht, dass du nicht selbst ver-schlagerst; gibt genug zu tun; über Wetter reden, ist eher nebensächlich; kümmere dich um dein nächstes Buch; du bist nicht diszipliniert genug; jeden Tag musst du daran arbeiten, zumindest mehrmals pro Woche; lesen und griechisch lernen willst du auch täglich; denk mal darüber nach…….

Okay, aber erst morgen, heute nicht mehr; das sagst du ständig; du bist Weltmeister im Aufschieben; ja und? Jeder ist in Irgendetwas gut, ich eben in Dinge nicht machen; gibt doch so unglaublich viele Dinge, die nicht-gemacht werden müssen, wir sollten daher sofort anfangen, warum also nicht jetzt?“

Und so geschah es. D schenkte sich einen Schluck Rotwein an, legte den Griffel beiseite, freute sich darrüber, dass dies Wort aus dem Griechischen stammt, trank einen ersten Schluck und ging raus auf den Balkon, um sich in die Sonne zu setzen.

Und die griechischen Götter sahen, dass es gut war und auch D fand, dass er seinen Teil dazu beigetrug, so dass auch er sah, dass es gut war – hoffentlich würde es länger anhalten.

Wir werden sehen…..sagten weise Männer……..

Und so sahen sie…

Federball und die Pandemie – Odyssee 2021 CW09

Seit nun bald einem Jahr gab es dies neue Jetzt. D versuchte es von sich zu schieben, merkte aber schnell, dass es nicht klappte – es war immer noch da. In Frankreich gab es immer noch von 18 – 6:00 Uhr Ausgangssperre. Bars und Restaurants blieben immer noch geschlossen. Niemand wusste, wann sie wieder öffnen würden. Hoffentlich half der Staat all den Restauratoren und Barbesitzern.

Was D viel mehr umtrieb war die wachsende Sehnsucht der Menschen nach Bedeutungslosigkeit. Immer mehr Menschen suchten ihr Heil in der Zerstreuung. Wie sollte man auch sonst das dauerhafte Medien-Bombardement zum Thema Corona aushalten – wie?

D wusste es nicht.

Stattdessen staunte er über die verschiedenen Ansätze und Betrachtungsweisen innerhalb der EU. Da gab es reichlich zu lernen und zu bewundern. Denn während man in Deutschland – D hatte sich hier ein wenig eingelesen – die magische Grenze von 50 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnern auf 35 gesenkt hatte, weil es ja Angriffe britischer Mutanten gab, ging man in Spanien mit anderen Maßnahmen und Betrachtungsweisen vor, weil man dort bei 200 Neuinfizierten praktisch Entwarnung gab.

Auch verschlagerten immer mehr Unterhaltungen – D freute das, weil  vor aller Augen eine neue Sprache geboren wurde, ohne dass die Allgemeinheit etwas davon bemerkte, was quasi das gleiche ist, als wenn man im zehnten Monat schwanger ist und nichts davon bemerkt.

Wir schalten uns daher unbemerkt in ein Telefongespräch zwischen D und einem guten Freund.

E: Moin……

D: Hola Ede…alles gerade bei euch?

E: Naja, muss ja ne…?

D: Wie wahr…was will man machen…

E: Wie ist denn das Wetter bei euch…?

D: Mild, meistens über 15 Grad…und bei euch?

E: Auch schön….aber nicht so warm, wie bei euch…

D: Ja…

E: Bei euch blühmt es bestimmt schon überall…

D: Wie verrückt…

E: Hier ist die Natur noch nicht so weit…

D: Wie ist denn die Stimmung so bei euch…?

E: Wie die Abgase hinter einem Katalysator…es geht immer weiter…

D: Hier in Toulouse auch…

E: Ja…

D: Dies neue Federballspielen finde ich super…

E: Was bitte…?

D: Was wir hier gerade machen…

E: Was…?

D: Naja wir beide…?

E: Was machen wir denn…?

D: Wir unterhalten uns…

E: Und…? Was ist daran jetzt neu…?

D: Naja, dies lockere miteinander den Federball in der Luft halten…

E: Was bitte…?

D: Naja, wir reden die ganze Zeit, ohne etwas zu sagen…

E: Stimmt…

D: Ist so wie Schlager hören…

E: Stimmt…

D: Oder eben Federball spielen…

E: Ja…

D: Weißt du was ich meine…?

E: Nee…

D: Warum fragst du dann nicht…?

E: Ja…

D: Wie ja…?

E: Weil es mir eigentlich egal ist, über was wir reden…

D: Wie bitte…?

E: Ich weiß, klingt merkwürdig…

D: Das klingt gleichgültig…

E: Nee, im Gegenteil….

D: Wie jetzt, das Gegenteil? Das verstehe ich nicht…

E: Nichts ist mir egal, was nicht heißt, dass ich ständig zu Allem was sagen möchte…

D: Achso…

E: Ich freue mich einfach, dass wir uns unterhalten, egal, worüber…

D: Sag ich ja…wir spielen Federball…

E: Du meinst, weil wir miteinander…?

D: Genau…

E: …ohne, dass einer den Anderen…?

D: Genau…

E: Ach so…stimmt!

D: Genau…

E: Und nun…?

D: Was…?

E: Was machen wir jetzt…?

D: Wie meinst du das…?

E: Naja, was machen wir jetzt…?

D: Wir machen doch die ganze Zeit etwas…

E: Stimmt…

D: Wir spielen Federball…

E: Wollen wir weitermachen…?

D: Warum nicht…?

E: Wollen wir uns ein Glas Wein dazu einschenken…?

D: Gute Idee…

E: Bis gleich…

D und E stehen beide auf und verschwinden vor den Kameras; Synchronschwimmern gleich hört man zeitgleich Korken knallen und Flaschen gluckern, bevor sie wieder vor den Linsen erscheinen und ihre Unterhaltung noch zwei Stunden weiterführen, ohne auch nur das Geringste zu sagen…und so geschah es…!

 

 

 

Die Berni Miller situation

Manchmal wird Großes durch Kleines ausgelöst. Oft wissen die Beteiligten nicht mal, dass sie der unbekannte Auslöser sind. Wenn sie Morgens im Bad vorm Spiegel stehen, wenn ihr ganzes Elend über sie kommt, wenn sie ganz genau wissen, dass sie nicht die Ballkönigin im Bett liegen haben und dass ihr ganzes verfluchtes Leben nichts weiter ist, als eine unzählige Verkettung von Katastrophen, dann spüren sie was Leben ist.

Bernd war immer zur falschen Zeit am falschen Ort; er trat immer in die Hundescheiße, um die die anderen rumgegangen waren; er trank zu viel und hatte Pech mit den Frauen. Doch das war nicht immer so. Es begann vor langer Zeit, so wie alle guten Geschichten, die sich deswegen so lange hielten, weil sie eben gut waren.

Damals, ich glaube es war im Jahr 2015, gab es eine große Wende. Überall auf der Welt wurden kleine lokale Kriege vom Zaun gebrochen. Oft langten banale Gründe: Du bist nicht wie ich; du sprichst eine andere Sprache, verehrst andere Götter, Götzen und Dämonen…..die Gründe waren immer die Gleichen. Dann wurde die kritische Masse erreicht:

Es kamen radikale Splittergruppen dazu; Glaubenskriege wurden vom Zaun gebrochen; Bomben wurden gezündet, wie Preisangebote in Supermärkten. Zu der Zeit war Bernd Teil eines Sondereinsatzkommando. Vielleicht war es auch ein mobiles Einsatzkommando; ich weiß es nicht mehr genau. Bernd kam aus Hamburg und war als harter Hund bekannt. Er war hart, aber fair. Fleißig, pflichtbewusst und gründlich. Immer. So war Bernd.

Damals strömten tausende politische Flüchtlinge nach Europa. Besonders nach Deutschland. Rechtsradikale und Gutmenschen warteten schon auf sie; mit offenen Armen und mit entsicherten Waffen. Erst wurden Care-Pakete verschenkt. Gutsituierte hielten sich ihren eigenen Syrer, so wie eine Art Diener. Kurze Zeit später, es wurde überraschend Herbst und Winter, brannte die erste Asylantenunterkunft. Deutschland hatte von jeher einen Ruf, eine Tradition zu verlieren. Das Verfolgen von Randgruppen und Minderheiten, stellte schon immer ein hohes kulturelles Gut dar.

Plötzlich brannten zwei. Bald drei. Immer mehr gingen in Flammen auf. Man wunderte sich, weshalb es keine Verletzten gab. Schnell hatte man verschiedene Einsatzkommandos unter Verdacht: Kamera-Teams schlichen um die Brennpunkte herum, wie Schmeißfliegen um das dürftige Licht eines Schweinestalls; man sah allen auf die Finger.

Eines späten Abends, Bernd hatte Spätdienst, war schon sehr müde, hatte am Abend zuvor mal wieder Streit mit Freundin Angela, da wurde er von einem Schwarzen provoziert, der Zigarette rauchend auf einem Zaun saß und ihn breit lächelnd angrinste:

„Hey Bulle, wie läuft‘s denn so? Alles cool? Pass schön auf, nicht das uns noch was passiert.“

Bernd ließ sich nichts anmerken, ging wortlos an ihm vorbei.

„Bulle, ich rede mit dir, oder hast du keine Eier in der Hose? Hast du Angst vor so einem kleinen Nigger wie mir? Hast du etwa Angst?“

Nun, es ist ja manchmal im Leben so wie es eben ist: Manchmal passiert, was passieren kann. Bernd konnte sich später nicht mehr genau daran erinnern, ob es seine Müdigkeit war, die Kredite bei der Bank für das bescheuerte Scheißauto, oder die Hypotheken für die Wohnung; oder der letzte gemeinsame Urlaub auf Mallorca, bei dem er und Angela sich die meiste Zeit gestritten hatten; oder ob es die laue Sommerluft war, sein Durst, seine Kopfschmerzen oder seine dicken Eier, weil Angela ihn seit dem letzten Streit immer noch nicht rangelassen hatte.

Fakt war, und das erinnerte Bernd noch ganz genau und das gab er später präzise, fast ein wenig stolz zu Protokoll, dass er einfach stehenblieb, wider besserem Willen umdrehte, schnurstracks auf den Nigger zuging, ihm wortlos eine dumpf knallende Kopfnuss verpasste, was ihm an diesem besagten Abend leider nicht langte, sondern den zu Boden gehenden Kopf des Niggers packte und ihm mit dem rechten Knie einen solch üblen Pferdekuss gab, das das knirschend zu Bruch gehende Nasenbein an einen knackenden morschen Ast erinnerte und nicht an die ehemals recht gesunde Nase von Makele Putombo aus Ghana.

Tausend Mal konnte man seinen Job gut machen; Millionenmal konnte man zuverlässig gewesen sein:

Wenn dein einziger Ausrutscher im Leben ins Fernsehen kommt, weil ein junger und gieriger, nach einer geilen Story lechzender Journalist, die Story seines Lebens wittert, weil er kurzes Säbelrasseln in seiner Nähe gehört hatte, sich eine Kamera geschnappt und unauffällig rüber geschlichen kam, dann weißt du, warum man dein Leben per Mausklick in die Kloake spülen kann.

Schnell nahmen Kollegen Abstand; schnell war sein Name stadtbekannt. Jeder kannte das Gesicht; Steine flogen durch die Fenster; Reifen wurden zerstochen; er begann zu trinken. Doch es war nicht die Sache an sich; nein, überhaupt nicht. Du meine Güte, solche Scharmützel passierten doch ständig; es gab was in die Fresse und dann entschuldigte man sich und ging nach Hause. So war es, wenn es Nasenbluten gab.

Wirklich niemand hätte die Szene ins Fernsehen gebracht; ganz bestimmt niemand, nicht mal die privaten Kanäle hätten an seiner kleinen Rangelei Interesse gehabt, wenn der Knie-Stoß nicht so gründlich gewesen wäre und das Nasenbein vom guten Makele nicht mit solch einer Wucht ins Gehirn getrieben worden wäre, das es mehr als 6 Zentimeter tief in den Kortex geschossen wurde und in wenigen Bruchteilen einer Sekunde alle lebensnotwenigen Kabel durchknipste, die Makele lächeln, essen, trinken, rauchen, ficken und scheißen ließen.

Sofortige Suspendierung. Untersuchungsausschuss. Psychologische Untersuchungen, mit dem von den Medien sehnlichst erwarteten vorrausehbaren Ergebnis, nun zum Glück amtlich beglaubigt, für den Polizeidienst ab sofort unbrauchbar zu sein und aus dem Verkehr gezogen zu werden: Endstation. Feierabend.

Ein paar Jahre später, an einem ganz normalen Tag:

„Jetzt hau ich dir was in die Fresse, du verdammte Schlampe! “

Bernd nahm einen tiefen Schluck vom Scotch, so einen bei dem man seine Zunge ganz flach auf den Boden legt und die Wangen wie Ballons aufblähte, bevor man schluckte. Er sprang auf und rannte hinter seiner Freundin her. Doch Wut, Verzweiflung und Alkohol sind eine verflixte Mischung. Seine Finger berührten schon den zarten Stoff ihrer nachlässig gebügelten, billigen Seidenbluse, da stolperte er ungeschickt über seine Füße und machte eine schwere Bauchlandung. Sein Körper knarzte und knackte dabei, wie ein alter Dachstuhl.

„So eine verfluchte Scheiße; diese gottverdammten Weiber! “,

schrie Bernd mit irrem Blick; seine Augen waren Blut unterlaufen. Angela bremste aus vollem Lauf, drehte sich um und sah dass ihr Kerl auf der Schnauze lag. Breit grinsend lachte sie schrill, was mehr wie ein halbhysterisches Kreischen klang.

„Nur Saufen und Schreien; hast du dir die Fresse zerschlagen? Kannst du nicht mal mehr laufen? Aber aufs Scheißhaus gehen kannst du alleine, oder?“

Sie konnte schlimm sein. Richtig derbe, dreckig und billig. Manchmal fand Bernd das toll. Aber auch nicht selten zum Kotzen. Blutrünstige Zornesröte schoss in seinen Kopf und ließ ihn leuchten wie ein Flutlichtstrahler im Fußball-Stadion. Er versuchte nach ihren Beinen zu schnappen, was nicht ganz klappte, weil seine Hände mittlerweile schnell wie eingerostete Blechscheren waren. Sie schnappten ins Leere.

Ganz anders Angela. Sie war desillusioniert, gealtert und sauer, dass sie ihre Zeit mit diesem Versager verschwendete. Mit voller Wucht donnerte sie ihm den Schuh auf die Hand, als wenn sie eine leere Blechdose für den Müll zusammentreten wollte. Bellend schrie er auf, wurde rasend vor Wut.

Schnelle hastige Schritte trugen sie zur Wohnungstür. Eine hart geworfene Rotweinflasche, zerplatzte neben ihr an der Wand und ließ sie zusammenfahren. Gerade wirbelte sie herum und sah, wie der Werfer die Treppe herunterrennen wollte.

„Scheiße, wieso kommt der so schnell auf die Beine?“,

kreischte sie. Bernd war geladen wie eine Drehbasse kurz vorm Entern einer Piratenkogge:

„Diesmal leg ich die verfluchte Schlampe um!“

Bittere Galle kam ihm hoch: Seine Botten waren bei der Verfolgung hilfreich wie Holzbeine. Plötzlich stolperte er ein zweites Mal und segelte die Treppe runter, wie die havarierte Preußen vor dem Hafen von Dover und zerschellte mit lautem Ächzen & Stöhnen krachend am Boden, wie das stolze 5-Mast Vollschiff an den Klippen im Ärmelkanal. Es war Montag.

„Das ich auch nicht den Mumm habe erst die Alte und dann mich umzulegen, das kotzt mich an!“,

wimmerte er, wobei er sich nicht ganz klar war was ihn mehr nervte: Seine Feigheit oder sein trauriges Dasein.

Bernd war 52 kinderlose Totensonntage alt. Wenn er genug getrunken hatte, fühlte er sich 13 Minuten wie zur Konfirmation.

Nachdem ihn die Polizei rausgeschmissen hatte, wurde er typischer Privatdetektiv der 2. oder 3. Garnitur: Er soff, war depressiv und hielt sich gerade so über Wasser. Er war nicht schlecht. Ein paar komplexe Fälle konnte er lösen. Sie brachten ihm zwar nicht den großen Erfolg, aber immerhin so viel Geld, das er genug zu Essen und Trinken und ein Dach überm Kopf hatte.

Angela, war weder Model, Musikerin, noch Klassenbeste auf dem Goethe-Gymnasium: Sie war ehemalige Nutte. Anfänglich vögelten sie nur hin und wieder. So wie es sich halt ergab. Irgendwann hatten sie so etwas wie eine Beziehung. Angela arbeitete in einer Spielhalle hinterm Tresen. Sie liebte Bernd. Doch das sagte sie ihm nie.

Angelas Karriere war klassisch und beeindruckend. Mit 17 in die Lehre, mit 20 auf den Strich und mit 35 überm Zenit, obwohl sie immer noch einen geilen Arsch hatte. Irgendwann kam Bernd als Freier zu ihr, nachdem er nach 4 traurigen Jahren ohne Sex dachte, sein Leben wär zu Ende. Irgendwann kam er wieder und sie verlangte kein Geld mehr, weil ihr als Nutte passiert war, was das Ende ihrer Karriere bedeutete: Sie hatte sich in einen Freier verknallt.

Ihre Wohnungen waren nur ein paar Atemzüge auseinander. Bernd war der Meinung, dass ihn Weiber irgendwann ins Grab bringen würden. Deswegen wollte er sicherheitshalber auch keine bei sich wohnen haben.

„So ein Miststück; ich glaub es einfach nicht; die schafft mich!“

lamentierte er und stand langsam wieder auf. Angela war weg, der Schmerz da, die Melancholie kam zurück und seine Wut flaute weiter ab. Sein umnebelter Geist sah wieder den Wahnsinn des Alltags.

„Dann wollen wir mal die Maschine in Gang bringen.“,

rief er sich zur Ordnung und brühte einen starken Kaffee. Ein Mann konnte untergehen, wenn er sich nicht hin und wieder selber aus dem Dreck zog. Angenehm verbreitete sich der behagliche Kaffeeduft in der Wohnung und glättete letzte kraftlose Wogen. Er zog sich ein Hemd an und ging runter auf die Straße. Ein kleiner Spaziergang sollte Tag und Körper in Schwung bringen. Vertraute Schlupflöcher der Zivilisation wurden aufgesucht. Es gab Kneipen in denen man rund um die Uhr sitzen konnte, wenn man vorm Hamsterrad fliehen wollte. Eigentlich trank Bernd lieber zuhause und ließ das Leben wie eine alte Bimmel-Bahn vorüberziehen.

Heute aber war ihm nach Abwechslung. Er ging in die nächste Kneipe und bestellte ein Gedeck. Kalter Rauch hing schwer in Luft und Vorhängen. Die Bardame quälte sich ein halbnüchternes Lächeln ab und hoffte auf Erlösung wie alle. Heute war Bernd alleine; keiner hatte Erbarmen mit ihm; irgendwann sah er es ein. Das Lächeln der Bedienung und die übervollen Aschenbecher vom Vortag geleiteten ihn nach dem 3. Gedeck nach draußen in das gleißende Sonnenlicht.

Immer noch Montag.

Eine Zeitung, zwei Mettbrötchen, sowie eine Flasche Scotch und mehrere Flaschen Wein machten den Vormittag gemütlich. Ein Paket Tabak rundete den Morgen ab und gab der Mittagsstunde die Hand. Er ließ sich mit schwerem Seufzer auf sein Sofa nieder, faltete die Hände ernst, fast selig und schloss sachte die Augen zum Dösen, als es an der Tür klingelte; Bernd raffte sich auf und ging leicht schleppend zur Tür, sah vorsichtig durch den Spion, sah niemanden und wollte gerade vorsichtig die Tür öffnen, als sie mit großer Wucht aufgestoßen wurde, ihn am Kopf traf und er schwer getroffen zu Boden ging. Nach den Sternen kam die Dunkelheit. Dann verlor er das Bewusstsein.