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2022 – Odyssee 2022 CW01

02.Januar – Sylvester in Wilstedt-Siedlung. Neujahr-Mittag dann mein erster Spaziergang, durch’s wohlbehütete Auenland am Tangstedter Forst. Prächtig gepflegte Gärten und Häuser laden zum andächtigen Schweigen und Flüstern ein. Ich fühl mich ganz ähnlich wie in Blankenese, nur dass hier der Hauch von Blockwart noch stärker durch die Gassen weht.

Sogar selbstgebaute Blitzanlagen fordern langsame Tauchfahrt.

Ein Überangebot an privat installierten Verbot-Schildern lassen mich staunen und dutzende Male stehenbleiben, obwohl ich mit einer maximalen Durchshnittsgeschwindigkeit von 2,5km/h eher langsam schlendere, statt anständig gehe. Von „Betreten Verboten“ bis zur ethisch-moralischen Ermahnung,

seinen Hund woanders kacken zu lassen,

ist hier alles vertreten. Selbst hochglanzpolierte Marmorplatten, scheut man nicht bei der Materialwahl zum 1000 Jahre überdauernden privaten Grenz-Zaun auszuwählen, was mich alleine schon daher staunen lässt, weil deswegen Zäune, Gehwege nebst Auffahrt an diesem speziellen Eigenheim so aussehen, als feudelte man sie täglich frisch durch. Nur äußerst vorsichtig möchte ich daran erinnern, dass man sich im Freien befindet…

Sowas gibt‘s nicht mal inner Schweiz…

Doch meine ungeteilte Begeisterung hat der selbstgebaute Blitzkasten, der richtig echt aussieht, wenngleich ein wenig kleiner, als das Original. Trotzdem fährt man bei seinem Anblick erschrocken zusammen und bremst energisch, obwohl man schon längst deutlich unter den erlaubten 30 über den schlafenden Asphalt kriecht. So oder so muss man dem Erbauer neidlos anerkennen –  er hat sein Ziel erreicht.

Doch wie soll ich es mir vorstellen?

Ein x-beliebiger Gatte, sagen wir es gendermäßig korrekt und neutraler – ein Mensch – entschließt eines Tages, etwas für die Straßensicherheit in seiner geliebten Wohnsiedlung zu tun, diskutiert mit Freunden, Nachbarn, vielleicht der Polizei und surft im Internet herum, um sich inspirieren zu lassen und macht ein paar Skizzen und Zeichnungen? Bald spricht er mit seinem Sozialgefährt, während eines sonnigen Juni-Frühstück, dass er sich Gedanken gemacht und eine mutige Entscheidung, von epochaler Tragweite getroffen hat…

So in etwa?

Beim Baumarkt kauft er Stichsäge, Farbe, Pinsel, wasserfest verleimte Sperrholzplatten, Edelstahlschrauben, Lochsäge, sowie ein paar wie Foto-Linsen anmutende Farbscheiben, damit die zwei Überwachungsaugen möglichst echt aussehen. Nach dem Mittag – er hat nach dem Samstag-Frühstück seinen Lieblings-Baumarkt heimgesucht und sein Material besorgt – geht man(n) dann freudig in seinen Bastelkeller und baut seine vollendete Raser-Abschreckung, professionell beschleunigt, indem er mit‘m Heisluftfön den Trocknungsvorgang begleitet.

Doch was denkt seine Gattin?

Sehr brennend interessiert mich, was seine Partnerin wirklich dabei empfindet, wenn ihr Ehemann in seiner Freizeit, ein kleines Holzhäuschen baut, was bewusst einer Blitzanlage gleicht, um Autofahrer zur Räson zu bringen – was? Ist sie stolz? Findet sie es gut, macht er es vielleicht sogar auf ihr Anraten, auf ihr Bitten hin, aus Angst, den gemeinsamen Kindern könnte etwas zustoßen, wenn sie auf der Straße spielen?

Oder ist’s ihr egal?

Spannend finde ich die Partnerin hinter dem Mann – doch halt! Ohne es bewusst zu merken, hat sich der Vorzeige-Bürger als Mann entpuppt – aus irgendeinem Grund, kann ich mir offensichtlich nicht vorstellen, dass diese Aktion die Handschrift einer Frau trägt. Doch vielleicht lieg ich falsch und es ist kein Rüde, sondern ‘ne Hündin? Möglicherweise täusch ich mich und es ist ’ne Lady, die sich in dieser an Insel Mainau erinnernden Siedlung via Bastelkünste verewigte. Doch auch dann die Frage:

Was empfindet der Partner?

Gleicht in einer sagen wir mal, über 15 jährigen Partnerschaft, das Denken sich untereinander so sehr an, dass man wie Synchronschwimmer durchs Leben geht? Wird man klamm-heimlich von Werten und Ansichten des Anderen in Beschlag genommen, dass man gar nicht merkt, dass man nahezu alles gut findet, oder akzeptiert, gar freudig willkommen heißt, was er oder sie sagt, tut, unterlässt, isst, trinkt usw. … ?

Hand auf’s Herz, mal ganz ehrlich:

Würde jeder von uns protestieren, wenn der Partner Dinge tut, bei denen wir innerlich, gar äußerlich mit den Augen rollen? Oder atmet man schlicht erleichtert auf, dass er beschäftigt ist, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt? Was auch immer dieser Satz genau bedeuten könnte, wenn man ihn sich näher zu Gemüte führt…den mir eine verheiratete Freundin als echte Möglichkeit anbot.

Was täten wir selbst in so‘ner Situation?

Während ich schreibe habe ich ein wenig recherchiert. Tatsächlich kann man sogenannte Blitzkasten-Attrappen im Internet kaufen. Sie kosten zwischen 20 und 60€, je nachdem wie aufwändig die Variante sein soll. Doch was kann mir das sagen? Dass sich in Deutschland viele Menschen Blitz-Attrappen zur Abschreckung in ihre Gärten stellten, weswegen sich Firmen auf das Bauen dieses Artikels in 2021 spezialisierten…

Jedenfalls mein Jahr beginnt überrascht und froh…froh, dass wir eine solch große und schöne Vielfalt unter unseren Mit-Menschen haben, dass sich meine Neugier auch 2022 nicht sattsehen wird…ich wünsche daher uns allen ein

spannendes, lebendiges und Gesundes Jahr 2022…

Johannes-Offenbarung, Joker & Odyssee 2019

Ob ich religiös bin, ob ich an etwas glaube, hat mich gestern eine Freundin gefragt. Natürlich, habe ich geantwortet. Ich glaube an Liebe und an das Universum. Immer noch. Ob das nicht sehr viel Ähnlichkeit, mit einer Gottheit hätte. Vielleicht, antwortete ich. Vermutlich ist es meine innere Ablehnung, Labels auf alles zu kleben, weswegen ich mich schwer tue, dem zuzustimmen.

Vielmehr bewegen tut mich seit einer Woche der Film „Joker“ – für mich ein Meisterwerk, im Ernst! Fotografie, Kamera und natürlich Joachim Phönix. Mein Güte! Zwei Stunden saßen wir gefesselt im Kinositz. Zweimal habe ich danach geträumt. Mit ihm darin. Interessanterweise waren die Träume alle gut. Im Film fühlte ich sehr mit ihm. Häufig entdeckte ich Parallelen aus Schulzeit, Jugend und Erwachsenwerden. Wenn ich es mich trauen würde zu sagen, müsste ich gestehen, dass wir so was wie Blutsbrüder sind.

Natürlich ist es ist nicht das erste Mal, dass ein Film eindrucksvoll zeigt was passiert, wenn ein Mensch genug hat und / oder wenn ihn Bösartigkeit packt. Falling Down, Shining, alle Quentin Tarrantino Streifen, die Liste ist erschöpfend. Überraschend ist für mich allerdings nach wie vor, dass die moderne Gesellschaf, darauf überrascht & schockiert reagiert.

Hier behaupte ich, dass die Mehrheit – wie so oft – darauf unbewusst, mit einer politisch, sozial-gesellschaftlich vertretbaren Konditionierung reagiert, statt mit wahrhaftig Empfundenem. Verantwortung für Kinder, Tiere und Partner hält uns in Wahrheit davon ab, zur Waffe zu greifen. Zuviel haben wir zu verlieren, nicht wahr?

Dabei ist das Ganze ‘ne ganz olle Kamelle. Ich glaube es war ein paar Jahrzehnte nachdem Jesus auferstand, hat der Apostel Johannes seine Offenbarung niedergeschrieben, die berühmte Beschreibung der Apokalypse, in der die „Hure Babylon und der Siebenköpfige Drache“ die Menschen in ihr Armageddon, ihre End-Schlacht stürzen.

Keine leichte Kost, wie finde ich. Aber gut und für meinen Geschmack recht aktuell. Vermutlich ist die Allegorie der Hure B. und Drako 7K (klingt wie ein Computer-Game, wenn ich jetzt darüber nachdenke) den Meisten bekannt, weswegen ich sie nicht mehr im Detail, oder doch? Okay, im Schnelldurchlauf:

Hure B & 7K-Drako = altes Rom, große / machtvolle Städte / Stadtstaaten = heutige Mega-Cities & 7K = 7 Todsünden (Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid & Faulheit) – zusammen Nährboden für….

Alles klar?

Damals, gestern, heute & morgen?

Schnick-Schnack? Klick-klack?

Kapiert? Super. Santé!

Keine Ahnung wie oft, aber während des Films habe ich mehrmals darüber nachgedacht – oder ich sag mal, ist mir der Gedanke im Kopf, wie ein Pilz hochgeschossen (in Wahrheit eher eine im dunklen Schacht gefühlte, archaische Krokodil-Gehirn-Kernkeule) – dass wir uns ganz beruhigt schlafen legen können. Woher all die Aufregung? Wozu all diese Warnungen? Ganz besonders der Kirchen, aller Glaubensrichtungen. Wieso überall der Zeigefinger? Angst vor der Verrohung, Angst vor Untergang…..wieso, in Bal’s Namen sollen wir uns vor der Apokalypse fürchten?

Sie ist doch schon seit Jahren da. Seht euch mal um. Wir sehen nichts weniger, als den totalen Krieg, Arm gegen Reich. Jeder versucht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, idealerweise immer ein paar mehr als der Nachbar, der Nachbar-Staat usw. Totale Ausbeutung. Wir fertigen in Billiglohnländern und wundern uns, dass wir Arbeitslose im eigenen Land, haben, wo manche Konzerne nicht einmal Steuern zahlen.

Wir versprühen jahrzehntelang Insektenvernichtungsmittel und wundern uns, dass jetzt die Insekten vernichtet sind und wir ein Problem haben, weil manche irgendwie, Überraschung, für irgendwas nützlich schienen. Vielleicht sollten wir die nützlichen unter Nutztiere gruppieren.

Man dreht Hilfsorganisationen den Hahn zu und wundert sich, dass es Flüchtlingswellen, ganze Tsunamis von ihnen gibt. Wir machen Business mit Jedem, der uns zu Gewinn verhilft, einschließlich Regierungen, obwohl die alle Rechter der eigenen Büre rmit Füßen treten. Kapier ich nicht. Wieso wundert sich irgendjemand über die Zustände?

Wie kann ich Freund von Elon Musk sein, ihn für einen großen Innovator halten, wenn man weiß, wie er mit Menschen, besonders mit Mitarbeitern umgeht. Wieso beklage ich mich über die massenhafte Schließung von kleinen Läden, sei es Gemüse, Buchhandlung usw und über die wachsende Macht der großen digitalen Multis, wie Amazon wenn ich da aus Bequemlichkeit selber kaufe?

Ist ja so praktisch und zeiteffizient. Mehr Quality-Time. Meine Bequemlichkeit kostet mich meinen eigenen Arbeitsplatz. Wir haben den Schuss ja nicht mehr gehört. Bis oben hin voll sind wir von Sünden. Jeden Tag. Wir wachen auf und schon geht’s los. Rein ins Auto. Schön alleine fahren. 1,5 Tonnen Stahlblech, mit 10 Liter Verbrauch, um klimatisiert ins ebenfalls klimatisierte Büro zu bringen.

Energiebilanz? Sicher. Irgendwo hab ich eine. Plasmaschirm aus Korea, Kleidung aus Indonesien, Türkei oder Indien, Tomaten aus Spanien, Bio-Knoblauch aus China, Spargel im Winter aus Afrika. Alles super geil, fair und bio.

Ich selber mache keine Ausnahme. Im Gegenteil. Ich gehe mit gutem Beispiel voran. Bin sozusagen Qualitäts-Sünder. Wenn schon Qualitäts-Zeit, dann auch Qualitäts-Sünder. Klingt irgendwie konsistent. Erkenne dich selbst. Dann bist du ganz vorne. Qualitäts-Gewinner. Ich zum Beispiel tue mich schwer mit den großen Sieben.

So sehr ich mich auch anstrenge böse zu sein: Nicht alle Todsünden sind für mich gemacht. Ist wie Berufswahl. Oder…genau. Im Service könnte ich zum Beispiel nicht arbeiten. Ich bin einfach nicht nett genug. Nicht mal vorspielen, so tun als ob, halte ich nicht lange genug durch, geschweige zu jedem gleich nett zu sein.

Hochmut und Geiz gehen mir, glaube ich, auch echt ab. Zwar höre ich mich gerne reden, aber eitel & hochmutig würde ich mich nicht nennen. Dafür kann ich manchmal dumm und unwissend wirken & sein. Einverstanden, aber diese Eigenschaften sehe ich eher als Qualitätsmerkmale, statt als Mangel oder Defekt. Neid und Faulheit sind auch nicht meins. Ich wünsche den Menschen wirklich alles Gute, mich eingeschlossen.

Mit Fleiß und seinem Gegenteil, okay, da kenne ich ein paar Menschen, die mich vermutlich als faul bezeichnen dürften. Schade ist das, weil es eher ein Zeichen dafür ist, dass es immer noch viele gibt, die nicht wissen, dass Müßiggang mit Faulheit nichts zu tun hat und viele mich gar nicht Richtig kennen.

Aber von Zorn und Wollust sind meine Gefäße reichlich gefüllt. Da gibt es kein Entkommen. Tapfer sein und in den Spiegel schauen, lautet die Devise – und vor Allem, akzeptieren. So ist es. Nun ist es raus. Und da wir in Sachen Todsünden von Anfang an sehr gründlich in schwarz-weiß kategorisieren, ist man vermutlich nur frei von ihnen, wenn man wirklich keiner mehr nachgeht.

Weil ich aber nur ein kleines Menschlein bin, zähle ich somit zu den Sündern. Inklusive selbstangebrachtem Qualitäts-Siegel. Mir ist nun einmal nichts Menschliches fremd. Ein Glück. Menschsein steht mir irgendwie gut zu Gesicht.

Mein ernstgemeinter Versuch, Schattenseiten ans Licht, nicht hinters, zu führen, beruht darauf, dass man uns die Geschichte falsch erzählt hat. Die Schlange, Eva & Adam, Apfel essen usw. und schon waren wir raus aus dem Paradies. Hier liegt der Fehler verborgen.

Sterblich zu werden, aus dem Paradies verstoßen zu werden. Klingt irgendwie nicht schön. So, als wenn wir’s vermasselt haben. So wie, Klasse wiederholen. Nachmittags nachsitzen und so. Seit ich mich hier unten auf der Erde umsehe, muss ich allerdings gestehen, dass es mir hier sehr gefällt.

Wenn ich, wie es in einem alten Buch geschrieben steht, wegen meiner Sünden, zur Sterblichkeit auf die Erde verbannt wurde, um dort meine schwere Bürde des Menschsein, unter diesen grausamen Mitmenschen alleine zu tragen, und mich anstrengen soll, sündenfrei zu werden, um nach meinem Tod ins Paradies zu kommen, vorausgesetzt, das hohe Gericht lässt das zu und entscheidet zu meinen Gunsten, dann drücke ich mit meinem kleinen Rest menschlichen Stolz, mein Rückgrat durch und erwidere, voller Inbrunst, dass ich mein Schicksal, sowie meine Sünden als Last und Bürde annehme und mein armes karges Dasein hier unten fortsetzen und in keinster Weise Anstalten mache, sündenfreier zu werden, sondern ganz im Gegenteil, genau jene sorgfältig pflege, um möglichst lange hier unten die weltumspannende Apokalypse zu genießen, täglich darauf bedacht, meine dunklen Seiten, durch sorgfältige Kultivierung leuchtender zu machen.