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05.Februar – Élysée Palast – Odyssee 2023

Letzte Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Ich war Teil einer öffentlichen Anhörung. Manu Macron saß auf einer goldverzierten Anklagebank, im Zentrum eines unfassbar prachtvoll ausgeschmückten Saales.

Hier herrschte Nichts,

außer blanker Pracht der fünf Republiken, sowie dem barocken Feudalismus voriger Herrscher, von Napoléon 3,2,1, deins, der französischen Revolution, Louis Katorze, „l’Etat c’est nous“ der Sonnenkönig, bis runter zu Merowingern und Karolingern, angeführt von Karl dem Großen, besser bekannt unter dem Namen – Charlemagne.

Mitten drin, ich.

Wie delikat, hatte ich angeblich geheime Dokumente veröffentlicht, die zeigten, wie sich in Frankreich öffentliche Hand, sowie Geldadel bedienen – UND – es noch immer tun. Man konnte die Spannung greifen, mit Messern schneiden. Manu war guter Dinge.

Ich saß etwas Abseits.

Zeugen wurden aufgerufen. Vom Staatsanwalt befragt, zeigten alle in Richtung Manu. Er hätte dies oder jenes befehligt, angeordnet oder entschieden. Rhetorisch brillant wie immer begann Manu Personen zu befragen. Sie sprachen ’ne Sprache, die ich nicht verstand.

An der Körpersprache konnt man sehen,

dass er sie in die Defensive drängte. Hin und wieder schmunzelte er freundlich, aber ein wenig herablassend. Ein zweimal lachte auch der Saal mit. Obwohl die Beweise der Zeugen Gewicht hatten, sahen sie nicht gut aus. Merkwürdig, dachte ich, wie wenig Fakten zählen, wenn man unsere Aufmerksamkeit auf menschliche Schwächen lenkt

und sich daran – labt.

Ich kam ins Grübeln, dachte an mein Interview letzte Woche, dachte an meine Sicht auf Frankreich und Deutschland, meine Wünsche für die Zukunft. Mich behandelte man während der Anhörung neutral, nicht wie einen Eindringling, eher wie einen Zuschauer.

Und irgendwie bin ich das auch.

Man hat als Nicht-Franzose kein Wahlrecht, auch wenn man dort wohnt, gar in die öffentliche Sozialversicherung einzahlt. In Deutschland ist‘s vermutlich ähnlich. Irgendwie stört mich das, und doch verstehe ich, warum Staaten / Nationen Bedingungen festlegen. Für mich ist es der gleiche egoistische Mechanismus,

das gleiche moralische Register,

wie der Abtransport des Pergamonaltars, wo sich Deutsche genauso mit Ruhm bekleckert haben, wie Franzosen und Briten an der Akropolis, nur um den „edlen“ Lord Elgin zu nennen, der hunderte Marmor-Friese vom Parthenon stahl und ans Londoner Museum ja wirklich – verkaufte,

so wie seine französischen Brüder und Gauner im Geiste,

die mit ihren zusammengerafften Diebesgut, bis heute Louvre und andere Museen schmücken, oder wie Max Brod, der sich über den letzten Willen seines besten Freundes hinwegsetzte, um der Nachwelt Welliteratur zu erhalten, dessen Handlungen und Verhalten noch heute,

besonders von Literaturwissenschaftlern,

hoch bejubelt wird, deren Reaktionen mich in gewisser Art und Weise, an die obigen Archäologen und kulturellen-geistigen Diebe erinnern. Irgendwann war die Anhörung zu Ende. Manu schien zufrieden, schüttelte meine Hand, ließ letzte Bilder schießen und geleitete uns raus. Ich hatte im Élysée-Palast gesessen.

Merkwürdiger Traum.

Irgendwann wachte ich auf und ging auf Klo. Längst war’s neun Uhr durch. Ich war geschafft von Woche und Traum. Überhaupt stand in diesem Jahr einiges an. Buch fertig schreiben, Homepage bauen und eine Reihe anderer Dinge, die Disziplin und Durchhaltevermögen verlangen.

Immer öfter stieß ich auf Widerstand.

Auf der einen Seite gab‘s den Willen zur Vollendung, während sich im gleichen Atemzug alles dagegen sträubte, Erfolg mit etwas zu bekommen, gar fertig zu werden. Ich hatte eine andere Sicht und sah mich doch genau davon umgeben.

Ewiger Konflikt.

Klang nach Sisyphos, nach weitermachen, ohne Aussicht auf Besserung. Leben eben. Manche finden mich miesepetrig, pessimistisch oder deprimiert. Keine Ahnung. Ich lehn‘ es lediglich ab, begriffe wie Jacken zu gebrauchen. Liebe zum Beispiel. Man sollte sie nicht an.- und ablegen, sondern empfinden. Sonst wird‘s eng mit Menschwerdung.

Zum Glück wird es langsam wärmer…

Johannes-Offenbarung, Joker & Odyssee 2019

Ob ich religiös bin, ob ich an etwas glaube, hat mich gestern eine Freundin gefragt. Natürlich, habe ich geantwortet. Ich glaube an Liebe und an das Universum. Immer noch. Ob das nicht sehr viel Ähnlichkeit, mit einer Gottheit hätte. Vielleicht, antwortete ich. Vermutlich ist es meine innere Ablehnung, Labels auf alles zu kleben, weswegen ich mich schwer tue, dem zuzustimmen.

Vielmehr bewegen tut mich seit einer Woche der Film „Joker“ – für mich ein Meisterwerk, im Ernst! Fotografie, Kamera und natürlich Joachim Phönix. Mein Güte! Zwei Stunden saßen wir gefesselt im Kinositz. Zweimal habe ich danach geträumt. Mit ihm darin. Interessanterweise waren die Träume alle gut. Im Film fühlte ich sehr mit ihm. Häufig entdeckte ich Parallelen aus Schulzeit, Jugend und Erwachsenwerden. Wenn ich es mich trauen würde zu sagen, müsste ich gestehen, dass wir so was wie Blutsbrüder sind.

Natürlich ist es ist nicht das erste Mal, dass ein Film eindrucksvoll zeigt was passiert, wenn ein Mensch genug hat und / oder wenn ihn Bösartigkeit packt. Falling Down, Shining, alle Quentin Tarrantino Streifen, die Liste ist erschöpfend. Überraschend ist für mich allerdings nach wie vor, dass die moderne Gesellschaf, darauf überrascht & schockiert reagiert.

Hier behaupte ich, dass die Mehrheit – wie so oft – darauf unbewusst, mit einer politisch, sozial-gesellschaftlich vertretbaren Konditionierung reagiert, statt mit wahrhaftig Empfundenem. Verantwortung für Kinder, Tiere und Partner hält uns in Wahrheit davon ab, zur Waffe zu greifen. Zuviel haben wir zu verlieren, nicht wahr?

Dabei ist das Ganze ‘ne ganz olle Kamelle. Ich glaube es war ein paar Jahrzehnte nachdem Jesus auferstand, hat der Apostel Johannes seine Offenbarung niedergeschrieben, die berühmte Beschreibung der Apokalypse, in der die „Hure Babylon und der Siebenköpfige Drache“ die Menschen in ihr Armageddon, ihre End-Schlacht stürzen.

Keine leichte Kost, wie finde ich. Aber gut und für meinen Geschmack recht aktuell. Vermutlich ist die Allegorie der Hure B. und Drako 7K (klingt wie ein Computer-Game, wenn ich jetzt darüber nachdenke) den Meisten bekannt, weswegen ich sie nicht mehr im Detail, oder doch? Okay, im Schnelldurchlauf:

Hure B & 7K-Drako = altes Rom, große / machtvolle Städte / Stadtstaaten = heutige Mega-Cities & 7K = 7 Todsünden (Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid & Faulheit) – zusammen Nährboden für….

Alles klar?

Damals, gestern, heute & morgen?

Schnick-Schnack? Klick-klack?

Kapiert? Super. Santé!

Keine Ahnung wie oft, aber während des Films habe ich mehrmals darüber nachgedacht – oder ich sag mal, ist mir der Gedanke im Kopf, wie ein Pilz hochgeschossen (in Wahrheit eher eine im dunklen Schacht gefühlte, archaische Krokodil-Gehirn-Kernkeule) – dass wir uns ganz beruhigt schlafen legen können. Woher all die Aufregung? Wozu all diese Warnungen? Ganz besonders der Kirchen, aller Glaubensrichtungen. Wieso überall der Zeigefinger? Angst vor der Verrohung, Angst vor Untergang…..wieso, in Bal’s Namen sollen wir uns vor der Apokalypse fürchten?

Sie ist doch schon seit Jahren da. Seht euch mal um. Wir sehen nichts weniger, als den totalen Krieg, Arm gegen Reich. Jeder versucht, seine Schäfchen ins Trockene zu bringen, idealerweise immer ein paar mehr als der Nachbar, der Nachbar-Staat usw. Totale Ausbeutung. Wir fertigen in Billiglohnländern und wundern uns, dass wir Arbeitslose im eigenen Land, haben, wo manche Konzerne nicht einmal Steuern zahlen.

Wir versprühen jahrzehntelang Insektenvernichtungsmittel und wundern uns, dass jetzt die Insekten vernichtet sind und wir ein Problem haben, weil manche irgendwie, Überraschung, für irgendwas nützlich schienen. Vielleicht sollten wir die nützlichen unter Nutztiere gruppieren.

Man dreht Hilfsorganisationen den Hahn zu und wundert sich, dass es Flüchtlingswellen, ganze Tsunamis von ihnen gibt. Wir machen Business mit Jedem, der uns zu Gewinn verhilft, einschließlich Regierungen, obwohl die alle Rechter der eigenen Büre rmit Füßen treten. Kapier ich nicht. Wieso wundert sich irgendjemand über die Zustände?

Wie kann ich Freund von Elon Musk sein, ihn für einen großen Innovator halten, wenn man weiß, wie er mit Menschen, besonders mit Mitarbeitern umgeht. Wieso beklage ich mich über die massenhafte Schließung von kleinen Läden, sei es Gemüse, Buchhandlung usw und über die wachsende Macht der großen digitalen Multis, wie Amazon wenn ich da aus Bequemlichkeit selber kaufe?

Ist ja so praktisch und zeiteffizient. Mehr Quality-Time. Meine Bequemlichkeit kostet mich meinen eigenen Arbeitsplatz. Wir haben den Schuss ja nicht mehr gehört. Bis oben hin voll sind wir von Sünden. Jeden Tag. Wir wachen auf und schon geht’s los. Rein ins Auto. Schön alleine fahren. 1,5 Tonnen Stahlblech, mit 10 Liter Verbrauch, um klimatisiert ins ebenfalls klimatisierte Büro zu bringen.

Energiebilanz? Sicher. Irgendwo hab ich eine. Plasmaschirm aus Korea, Kleidung aus Indonesien, Türkei oder Indien, Tomaten aus Spanien, Bio-Knoblauch aus China, Spargel im Winter aus Afrika. Alles super geil, fair und bio.

Ich selber mache keine Ausnahme. Im Gegenteil. Ich gehe mit gutem Beispiel voran. Bin sozusagen Qualitäts-Sünder. Wenn schon Qualitäts-Zeit, dann auch Qualitäts-Sünder. Klingt irgendwie konsistent. Erkenne dich selbst. Dann bist du ganz vorne. Qualitäts-Gewinner. Ich zum Beispiel tue mich schwer mit den großen Sieben.

So sehr ich mich auch anstrenge böse zu sein: Nicht alle Todsünden sind für mich gemacht. Ist wie Berufswahl. Oder…genau. Im Service könnte ich zum Beispiel nicht arbeiten. Ich bin einfach nicht nett genug. Nicht mal vorspielen, so tun als ob, halte ich nicht lange genug durch, geschweige zu jedem gleich nett zu sein.

Hochmut und Geiz gehen mir, glaube ich, auch echt ab. Zwar höre ich mich gerne reden, aber eitel & hochmutig würde ich mich nicht nennen. Dafür kann ich manchmal dumm und unwissend wirken & sein. Einverstanden, aber diese Eigenschaften sehe ich eher als Qualitätsmerkmale, statt als Mangel oder Defekt. Neid und Faulheit sind auch nicht meins. Ich wünsche den Menschen wirklich alles Gute, mich eingeschlossen.

Mit Fleiß und seinem Gegenteil, okay, da kenne ich ein paar Menschen, die mich vermutlich als faul bezeichnen dürften. Schade ist das, weil es eher ein Zeichen dafür ist, dass es immer noch viele gibt, die nicht wissen, dass Müßiggang mit Faulheit nichts zu tun hat und viele mich gar nicht Richtig kennen.

Aber von Zorn und Wollust sind meine Gefäße reichlich gefüllt. Da gibt es kein Entkommen. Tapfer sein und in den Spiegel schauen, lautet die Devise – und vor Allem, akzeptieren. So ist es. Nun ist es raus. Und da wir in Sachen Todsünden von Anfang an sehr gründlich in schwarz-weiß kategorisieren, ist man vermutlich nur frei von ihnen, wenn man wirklich keiner mehr nachgeht.

Weil ich aber nur ein kleines Menschlein bin, zähle ich somit zu den Sündern. Inklusive selbstangebrachtem Qualitäts-Siegel. Mir ist nun einmal nichts Menschliches fremd. Ein Glück. Menschsein steht mir irgendwie gut zu Gesicht.

Mein ernstgemeinter Versuch, Schattenseiten ans Licht, nicht hinters, zu führen, beruht darauf, dass man uns die Geschichte falsch erzählt hat. Die Schlange, Eva & Adam, Apfel essen usw. und schon waren wir raus aus dem Paradies. Hier liegt der Fehler verborgen.

Sterblich zu werden, aus dem Paradies verstoßen zu werden. Klingt irgendwie nicht schön. So, als wenn wir’s vermasselt haben. So wie, Klasse wiederholen. Nachmittags nachsitzen und so. Seit ich mich hier unten auf der Erde umsehe, muss ich allerdings gestehen, dass es mir hier sehr gefällt.

Wenn ich, wie es in einem alten Buch geschrieben steht, wegen meiner Sünden, zur Sterblichkeit auf die Erde verbannt wurde, um dort meine schwere Bürde des Menschsein, unter diesen grausamen Mitmenschen alleine zu tragen, und mich anstrengen soll, sündenfrei zu werden, um nach meinem Tod ins Paradies zu kommen, vorausgesetzt, das hohe Gericht lässt das zu und entscheidet zu meinen Gunsten, dann drücke ich mit meinem kleinen Rest menschlichen Stolz, mein Rückgrat durch und erwidere, voller Inbrunst, dass ich mein Schicksal, sowie meine Sünden als Last und Bürde annehme und mein armes karges Dasein hier unten fortsetzen und in keinster Weise Anstalten mache, sündenfreier zu werden, sondern ganz im Gegenteil, genau jene sorgfältig pflege, um möglichst lange hier unten die weltumspannende Apokalypse zu genießen, täglich darauf bedacht, meine dunklen Seiten, durch sorgfältige Kultivierung leuchtender zu machen.