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Fatamorgana – Odyssee 2024

„Cabin Crew, 100 minutes!” … erschrocken schieß ich hoch … es ist früher Morgen, immer noch liege ich auf meiner Bank vor der Kirche in Estellencs … alles tut mir weh, kalt ist mir auch … ich streck mich, meine Knochen krachen … im Freien schlafen, unter Sternenhimmel …

aufwachen ohne Zähne putzen …

ist lange her … im Poc-a-Tot gegenüber gibts ersten Café … ein paar Anwohner sind heute früh unterwegs … keine Ahnung welcher Tag heute ist … ein paar Sonnenstrahlen zeigen sich schüchtern … langsam klart meine Erinnerung auf …

Maikäfer flieg …

Fällt mir ein, um meinen inneren Zustand zu beschreiben … merkwürdig, wie sich auf einmal alles gegen einen richten kann … als könnten alle Menschen ganz plötzlich gleichzeitig verrückt werden, um sich gegen dich zu verschwören … schlechtes ist plötzlich gut …

falsches wird plötzlich richtig …

komisch, dass alles … nein, viel mehr noch … im höchsten Maße irritierend … ohne robusten Wertekompass kann man daran verzweifeln … doch zum Glück ist es anscheinend nicht so schlecht um mich bestellt … ich fühle mich überraschend gut …

irgendwie unaufgeregt …

so ganz im hier und jetzt, auch auf die Gefahr hin, dass es sich ein wenig esoterisch anhört, wie mein Kumpel F. aus H. jetzt schmunzelnd denkt … ich wandere im Dorf umher … mehr als einmal habe ich ein merkwürdiges Gefühl von Entfremdung …

und gleichzeitig Befreiung …

sofort denke ich an Thaddeus Golas und sein großartiges Werk „The lazy man’s guide to enlightenment“ … irgendwo in der Mitte geht es um Liebe und Frequenzen … dass man loslassen kann … sich für die schöne Zeit bedankt und …

seines Weges geht …

geradezu magisch füllen sich Geist und Körper mit Zuversicht und stetig anwachsender Sonnenwärme … großartig, denke ich … immer fröhlicher fühle ich mich … beschwingt gehe ich meines Weges … drehe noch ein paar Runden … esse & trinke eine Kleinigkeit …

dann merke ich es …

meine Geschichte ist hier zu Ende geschrieben … ich zahle im Poc-a-Tot, hole mir abschließend noch einen weiteren Café und suche einen Rückflug nach Toulouse … eine Stunde später bringt mich der nächste Bus nach Palma … pünktlich hebt der Flieger ab …

neue Türen springen in meinem Kopf auf …

„5 minutes to Landing!“ … rumpelnd gehen wir in Toulouse zu Boden … wieder zuhause, denke ich … fühlt sich gut und richtig an … noch dazu mit 10 Kilo weniger Gewicht auf den Schultern … merkwürdig, wie sich die Dinge im Leben manchmal entwickeln …

Ein ständiges Kommen und Gehen …

Beflügelt von meinem Sozial-Zölibat, schließ ich mich zuhause ein … wie im Wahn schreibe ich dutzende neue Seiten am neuen Buch … es fließt förmlich aus der Feder … was Veränderungen im Allgemeinen bewirken konnten …

Wonderfull …

Nach zwei Wochen Isolation macht sich die aufgestaute Reiselust bemerkbar, die untertage reichlich gewütet hat … kann ja keiner ahnen, dass aus einer Woche so ein kurzer Blitzurlaub wird … wenn mir das Mittelmeer zurzeit also nicht sonderlich wohlgesonnen scheint …

Dann vielleicht der Atlantik …

Schon geht‘s mit Rückenwind Richtung Baskenland … Hendaye kennen meine Freundin und ich gar nicht … „Wo bitte? Was? Wie heißt das? Wie spricht man das aus? Wie Honda? … Wie die Motorrad & Auto-Marke? … Nur mit „Ei“ am Ende, statt „A“?

Klang einfach …

Hondei = Hendaye … ich liebe europäische Sprachen … wir rockerten die A64 runter, immer an den Pyrenäen entlang … schöner Roadmovie, mit Sonne und guter Stimmung im Gepäck, denn während die Götter Toulouse nur Regen und Kälte schicken …

Gibt’s bei den Basken strahlenden …

Sonnenschein … stiller als sonst lassen wir die Landschaft an uns vorbeiziehen, manche Verdauung brauchte länger … immer dichter schrauben wir uns mit unserem schwarzen Seat an den Ozean heran … vorbei an Tarbes und Pau, jedoch nicht ohne …

oh weh, welch Frevel …

noch dazu in Frankreich … Zwischenstopp bei Burger-King zu machen … „Zwei Whopper bitte, und … Was? Wie bitte? Sie nehmen keine Bestellungen auf? Bei den Service-Säulen müssen wir das eingeben? Ach so, das ist ja praktisch!“ … für euch …

Fortschritt sei Dank …

Im Bee-Kay von Tarbes herrscht Trubel wie in einem Bienenstock … brechend voll ist es heute zur Mittagszeit … muss am Sonntag liegen … hauptsächlich Familien … Kinder krabbeln umher, rufen, singen, schreien, lachen, weinen und mampfen munter in sich rein, so wie wir …

Staunend stehen wir im Sturm …

Der uns wie Hurricane Katrina vorkommt … unsere Burger und Getränke bringt man uns sogar, das ist neu für mich … „Bonne appétite!“ … wie nett … „Merci!“ … habe gefühlt 100 Jahre keinen Whopper gegessen …

Was irgendwie nicht schlimm ist …

Wenn ich auf meinen inneren Werte-Kompass schaue … aber einmal im Jahr, ach was sage ich … vielleicht alle zwei oder drei Jahre … kann mich nicht daran erinnern, wann das letzte Mal … außerdem darf man im Urlaub auch mal Verrücktes machen …

Weiter ging’s Richtung Westen …

Langsam schoben sich erste Hügel unter die Räder … immer rauer schaukelte uns die Landschaft durch … rauf und runter ging es … enge Kurven, immer mehr Flüsse überquerten wir, am laufenden Band kamen Brücken … drüber oder drunter …

Da! Schau nur …

Hast du das Meer gesehen? … Ja, hab ich, hab ich … wir freuen uns wie im Fieber über die spanischen Autokennzeichen … schau mal, da vorn ist schon die Grenze … ein Wahnsinn, oder? Ist Europa nicht großartig? … Total! …

Letzte Abfahrt Hendaye …

Klingt wie’n Titel für’n Buch oder Film … ich lass das Fenster runter, kann den Atlantik riechen … Boah, wie krass ist Natur den bitte! … Auf einer engen Küstenstraße schlängeln wir uns abwärts … haben gar nicht bemerkt, dass die Küste so hoch ist …

Dann endlich …

Hendaye am Strand … was für ein Licht … schau mal, wie leer das hier ist, wie kommt denn das, denke und sage ich … eine leichte Brise streicht beim Aussteigen über unsere Köpfe, dazu das Konzert des rauschenden Meeres …

Hier bleib ich …

13.August – Apollo – Odyssee 2023

Bin immer noch in Hellas! Meine Zeit in Longa war jedoch um … es hieß Sachen packen … zurück in den Dschungel … Athen! … Diese Stadt ist wie wenn man alle Anarcho-Viertel Europas zusammen-nehmen würde … im Quadrat … Ohne mein Spezial-Dragée Athen mache ich nix! … Doch es fiel mir nicht leicht Abschied vom kleinen Paradiso im vierten P-Finger zu nehmen …

Apollo sollte die Brücke bauen …

So schraubte ich mich hoch in die Berge, um diesen unbekannten Tempel hoch droben in den Bergen der Peloponnes Halbinsel zu besichtigen … zwei Stunden Achterbahn … meine Murmeln kullerten in ihren Höhlen umher … wie von Sinnen … endlich parken …

Eintritt 6€ …

überschaubar, verglichen mit 20€ Akropolis … Fix unters Zelt geschlüpft … Und Staunen … und Staunen … und Wundern … alles zusammen … angeblich baute man den Tempel vor über 2400 Jahren … Anwohner des Ortes Phigalia sollen das gemacht haben … als Dank für eine Heilpflanze, die sie durch Apollo fanden … da ergriff Melancholie von mir Besitz … obwohl der Tempel beeindruckend ist …

man kann eh nur Staunen …

Natürlich macht es sprachlos, was man vor so langer Zeit erschuf … habe tausend Fragen und noch mehr, natürlich … und doch ist es eindeutig, dass etwas fehlt … uns etwas verloren gegangen ist … ein oder mehrere Puzzleteile … Lust auf Spekulationen habe ich wenig …

ich ließ den Zweifel weg …

nahm die Abkürzung … dachte ans Interview mit Werner H. … an würzige Luft nach Gewittern … was in den letzten 2400 Jahren alles nicht passiert ist … wir müssen irgendwo falsch abgebogen sein … haben den Kram dutzendfach wiederholt … ach was … hundertfach …

Werner, nun sag endlich was!

Auf dem Weg nach Athen zweifelte ich am Navi … Straßen und Dörfer waren so schmal, dass es nur für ein Auto reichte … als ich auf die Autobahn fuhr, atmete ich erleichtert auf … nur noch zwei Stunden … sie vergingen wie im Flug …

Nemea und Korinth rauschten vorbei …

Schon war die Akropolis zu sehen … Und nun? … Was tun? … Was sollte das Alles? … Apollo-Tempel, Akropolis? … Dieser Text … All der Aufwand! … Für wen oder was macht man das? … Damals? … Heute? … Für einen Gott? … Apollo zum Beispiel? … Oder einen Führer? … Braucht es einen Anderen, um von etwas überzeugt zu sein …

um sich zu erheben …

produktiv werden … andere einladen … selbiges zu tun … kann nicht jeder Mensch seinen eigenen inneren Tempel … eigene Überzeugungen haben … seine eigenen Werte und Normen aufbauen … seine Moral erneuern … weiterentwickeln …

immer weiter und weiter …

Worum geht es eigentlich … Um Geld? … Kann, darf das Alles sein? … vielleicht haben wir Europa in den letzten Jahrhunderten … und unser Leben darin … auf den Kopf gestellt ohne das es wir gemerkt haben …

nicht nur in Hellas …

Nicht nur Dank Ökonomie … Ich kam heil an … Stadtzentrum Athen … setzte mich auf die Terrasse … ließ Gedanken schweifen … warten auf Kalliope … den nächsten Traum … das nächste Gedicht … die nächsten Streiks … Krisen … Sinuskurven … Freude … Verzweifeln …

Poesie …

05.Februar – Élysée Palast – Odyssee 2023

Letzte Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Ich war Teil einer öffentlichen Anhörung. Manu Macron saß auf einer goldverzierten Anklagebank, im Zentrum eines unfassbar prachtvoll ausgeschmückten Saales.

Hier herrschte Nichts,

außer blanker Pracht der fünf Republiken, sowie dem barocken Feudalismus voriger Herrscher, von Napoléon 3,2,1, deins, der französischen Revolution, Louis Katorze, „l’Etat c’est nous“ der Sonnenkönig, bis runter zu Merowingern und Karolingern, angeführt von Karl dem Großen, besser bekannt unter dem Namen – Charlemagne.

Mitten drin, ich.

Wie delikat, hatte ich angeblich geheime Dokumente veröffentlicht, die zeigten, wie sich in Frankreich öffentliche Hand, sowie Geldadel bedienen – UND – es noch immer tun. Man konnte die Spannung greifen, mit Messern schneiden. Manu war guter Dinge.

Ich saß etwas Abseits.

Zeugen wurden aufgerufen. Vom Staatsanwalt befragt, zeigten alle in Richtung Manu. Er hätte dies oder jenes befehligt, angeordnet oder entschieden. Rhetorisch brillant wie immer begann Manu Personen zu befragen. Sie sprachen ’ne Sprache, die ich nicht verstand.

An der Körpersprache konnt man sehen,

dass er sie in die Defensive drängte. Hin und wieder schmunzelte er freundlich, aber ein wenig herablassend. Ein zweimal lachte auch der Saal mit. Obwohl die Beweise der Zeugen Gewicht hatten, sahen sie nicht gut aus. Merkwürdig, dachte ich, wie wenig Fakten zählen, wenn man unsere Aufmerksamkeit auf menschliche Schwächen lenkt

und sich daran – labt.

Ich kam ins Grübeln, dachte an mein Interview letzte Woche, dachte an meine Sicht auf Frankreich und Deutschland, meine Wünsche für die Zukunft. Mich behandelte man während der Anhörung neutral, nicht wie einen Eindringling, eher wie einen Zuschauer.

Und irgendwie bin ich das auch.

Man hat als Nicht-Franzose kein Wahlrecht, auch wenn man dort wohnt, gar in die öffentliche Sozialversicherung einzahlt. In Deutschland ist‘s vermutlich ähnlich. Irgendwie stört mich das, und doch verstehe ich, warum Staaten / Nationen Bedingungen festlegen. Für mich ist es der gleiche egoistische Mechanismus,

das gleiche moralische Register,

wie der Abtransport des Pergamonaltars, wo sich Deutsche genauso mit Ruhm bekleckert haben, wie Franzosen und Briten an der Akropolis, nur um den „edlen“ Lord Elgin zu nennen, der hunderte Marmor-Friese vom Parthenon stahl und ans Londoner Museum ja wirklich – verkaufte,

so wie seine französischen Brüder und Gauner im Geiste,

die mit ihren zusammengerafften Diebesgut, bis heute Louvre und andere Museen schmücken, oder wie Max Brod, der sich über den letzten Willen seines besten Freundes hinwegsetzte, um der Nachwelt Welliteratur zu erhalten, dessen Handlungen und Verhalten noch heute,

besonders von Literaturwissenschaftlern,

hoch bejubelt wird, deren Reaktionen mich in gewisser Art und Weise, an die obigen Archäologen und kulturellen-geistigen Diebe erinnern. Irgendwann war die Anhörung zu Ende. Manu schien zufrieden, schüttelte meine Hand, ließ letzte Bilder schießen und geleitete uns raus. Ich hatte im Élysée-Palast gesessen.

Merkwürdiger Traum.

Irgendwann wachte ich auf und ging auf Klo. Längst war’s neun Uhr durch. Ich war geschafft von Woche und Traum. Überhaupt stand in diesem Jahr einiges an. Buch fertig schreiben, Homepage bauen und eine Reihe anderer Dinge, die Disziplin und Durchhaltevermögen verlangen.

Immer öfter stieß ich auf Widerstand.

Auf der einen Seite gab‘s den Willen zur Vollendung, während sich im gleichen Atemzug alles dagegen sträubte, Erfolg mit etwas zu bekommen, gar fertig zu werden. Ich hatte eine andere Sicht und sah mich doch genau davon umgeben.

Ewiger Konflikt.

Klang nach Sisyphos, nach weitermachen, ohne Aussicht auf Besserung. Leben eben. Manche finden mich miesepetrig, pessimistisch oder deprimiert. Keine Ahnung. Ich lehn‘ es lediglich ab, begriffe wie Jacken zu gebrauchen. Liebe zum Beispiel. Man sollte sie nicht an.- und ablegen, sondern empfinden. Sonst wird‘s eng mit Menschwerdung.

Zum Glück wird es langsam wärmer…