„Alda! Sieh zu … ich hab Hunger, Abfahrt jetzt!“ … Kumpel J. und ich sind zum Mittagessen verabredet … wir sind mit Freunden zum Futtern verabredet … J. springt auf meinen Rappen … los geht die wilde Fahrt … beim Esquirol rennen uns Handys blind vor die Flinte …
Hitze, sag ich euch …
Sobald’s heiß ist, funktioniert der Bregen des gemeinen Testosteron geschwängerten Großstadt-Stronzos nicht mehr … „Boah, wie parken und fahren die denn heute wieder, ist das denn die Möglichkeit!“ … Ampelgrün blieb nach wie vor nur ’ne Empfehlung …
für beide Seiten …
Lieferwagen verstopfen Straßen … „Mensch, nimm die Beine in die Hand! Hast du den Heini gesehen? Und dann noch meckern … Wir sind doch nicht in Marrakesch!“ … an manchen Tagen eben doch … Radfahrer fahren kreuz und quer …
„Schön hier, oder was?“
Schrei ich J. unterm Helm an, als wir die Pont Neuf runterrollern … Sonnenschein, Moped, Kohldampf und Durst … noch dazu genug Kohle, um außerhalb mampfen zu gehen, was will man mehr … könnte schlimmer kommen … und Gott sah ….
das es gut war …
In Cypres-Hill biegen wir rechts ab und knattern über Pont Catalan und Garonne … nach 15min parken wir das schwatte Ross vorm Fresstempel … Gärten des Olymps … unsere Kumpels sitzen schon … „Na, Männer? Wie geht’s? Alles klar bei euch?“ … Adolpho hat ’ne Mutter aus Chile …
und ’n Vatter aus Süddeutschland.
Als Erstgeborener auf Erfolg und andere beneidenswerte Eigenschaften getrimmt … so ein Vorname ist natürlich Programm … war uns schnell klar, dass er Führung, Moderation, sowie diverse Updates und Vorlesungen vorbereitet hatte …
„Wisst ihr schon was ihr wollt?
Oder braucht ihr Entscheidungshilfe? Har-har-har!“ … Basta-Schröder-Lache … Aperetivos ordern wir flott … alle Bier, Kunststück bei 35 Grad … schnell kam Adolpho zu seinen Themen, nachdem wir uns alle haben früh genug unterbrechen lassen …
„NASDAQ sag ich nur, kapiert ihr was ich sage?“
Er ist richtig in Fahrt …im Brass … rollt mit den Augen, schüttelt innere Apfelbäume durch … überrascht sehe ich einen nach dem anderen an … fange an zu murren … hatte wenig Lust mich belehren zu lassen, aber was soll’s … so jung kommen wir nie wieder zusammen …
ich schmiss ein paar Briketts nach …
„Bist du da etwa fett eingestiegen? Läuft gut? Was machen die anderen Projekte?“ … Schon startete der Selbstzünder … Am Anfang gab’s etwas Qualm … rund liefs nicht sofort, aber dann endlich nach wenigen Minuten … aber hallo, sag ich auch, da gings voll ab …
Hatte ‘nen richtigen Lauf …
bekam kaum noch Luft, so viel hatte er zu erzählen … „Immobilien muss man natürlich heute haben, je mehr umso besser!“ … alle nicken … „Läuft von alleine … macht bestimmt 30% bei mir aus … läuft super … und wie sieht’s bei euch so aus?“ …
„Kümmern musst du dich doch trotzdem …
von dem extra Papierkram ganz zu schweigen“ … hält Kumpel Juju dagegen … „Ey, Leute … wacht mal auf! Müsst ihr natürlich alles selber wissen, aber wenn man die Möglichkeiten nicht maximal nutzt, hat man selbst schuld!“ … Kumpel Juju. lacht verschmitzt …
„Katapult-Industrie!
Das ist mein Tipp, meine Wette auf die Zukunft … von wegen Flugzeuge … mit Katapulten werden wir bald alle reisen … ich sag’s euch!“ Adolpho geht nicht drauf ein, zu stark riecht’s ihm nach offensichtlicher Ironie … „Leute, die Uhr tickt, ihr müsst was machen,
sonst wird‘s eng mit eurer Rente,
vergesst nicht, ich hab‘s euch gesagt!“ … ich schmiss neue Brocken in die Unterhaltung … „Was macht denn deine Fliegerei?“ … alles horcht auf … „Läuft, hab Letztens jemanden zum 50igsten Geburtstag durch die Gegend geflogen … Mensch, hat der sich gefreut …
hab nebenbei noch ‘nen Bootsführerschein gemacht
… ging zack-zack … kann jetzt alles fahren!“ … Erfolg auf ganzer Linie, was für‘n krasser Typ, dachte ich mir … „Und du, Don? Nach wie vor Schreiben? Zuhause läuft alles? Grüß deine Süße von mir“ … es ging immer weiter und weiter …
„Gibt viel auf der Familien-Seite …
Muddern sieht nicht mehr gut … und seit der Vadder von meiner Seuden Deern weggesegelt ist, haben wir ein paar neue Extrathemen mit der Behörde … wollen was mit seinem hinterbliebenen Grundstück machen … hat steuerliche Vorteile, wie ihr wisst“ … ich ahnte es …
„Woran ist er gestorben?
Er war noch jung, oder? Was hatte er?“ … Wer mit gesunden 74 Jahren abtritt, hatte vermutlich mit metaphysischen Dingen zu tun … „Ach, der hatte alles Mögliche“ … damit war auch der Fall erledigt … keine Details … klang so ähnlich wie …
„Er hatte so Last mit den Beinen“
Adolphos Vater plant ‘ne Motorradtour mit ihm … Adolpho fährt so ein Dreirad, vorne zwei hinten eins … während ich noch bei NASDAQ feststeckte, was von Moral und Ethik faselte, was Adolpho nicht sonderlich interessierte, ratterte er ’nen strammen Themenkatalog durch …
Erfolgsverwöhnte haben hohe Reizschwellen …
Siehe Trump … aber zu Politik und Religion wechselten wir glücklicherweise dann doch nicht mehr … schon der Vortrag über Investment und kluge Geldanlage schlug mir auf den Magen … wieder hatte ich keine Hausaufgaben gemacht … nie kam ich aus der Schule raus …
Klassensprecher bleibt man ein Leben lang …
Unser Adolpho hat ein Leben wie’n Brummer … Firmenwagen, dazu Flugzeuge, Boote, Mopeds, Immobilien … unglaublich, ein Leben wie Gianni Agnelli … wie Menschen das zeitlich schaffen, noch dazu mit Frau und Kindern … mein Ansatz, nichts zu besitzen, konnte ich …
getrost als unattraktiv …
ansehen, für Helden zu langweilig … während ich weniger als mehr ansehe … gilt bei Adolpho … haben ist besser als brauchen, oder so ähnlich … komisch nur, dass Besitzende zu den anderen oft Dozieren und in Herrschaftssprache plaudern …
Meine Tinte vom Blog letzter Woche
„Krieg – Reich gegen arm“ schien noch nicht trocken, da gab’s schon wieder Nachschlag, beziehungsweise, Nachschub … ich staunte nicht schlecht, wie Menschen ihre Möglichkeiten ausschöpfen … Oben ist schöner als unten …
Rolex ist besser als Swatch …
Geiz ist geil … überall ziehen wir Geld raus, zu Gunsten guter Renditen, wer kann, steckt‘s sich in die Taschen … nach 1,5h hatten wir fertig gegessen … „Will jemand Nachtisch?“ … „Nee, lass mal … höchsten was Flüssiges“ …
„Nen Diplomatico, zum Beispiel … pour la route!“
Har-Har-Har … Schröderlache … „Kinder ich muss los … hab‘ noch ein Meeting … die brauchen meine Hilfe, macht‘s gut … ich stell ‘nen neuen Termin ein … passt auf euch auf und bleibt schön geil, bis bald!“ … husch war er weg … zu dritt bleiben wir zum Nachsitzen …
„Was der sich aufhalst, Wahnsinn, oder?“
Kumpel J. staunte wie ich … schon vor Jahren hatte ich mit dem Wundern aufgehört … besonders, wenn‘s darum ging, was Menschen mit ihren Leben veranstalten … vor ein paar Jahren erwischte es einen gemeinsamen Freund … auch ein hyperaktiver …
Abdanken mit Mitte vierzig …
Fand ich zu früh … alle nahmen sich vor auf Gesundheit zu achten … auch Adolpho … nun, jeder hat seine ganz eigene Art damit umzugehen, redete ich ihm im Geiste gut zu … hoffentlich findet er genug Zeit seine Besitztümer zu genießen …
Und zwischendurch zu verschnaufen …
und das Leben zu genießen, was auch immer er darunter versteht … diesen Blog-Eintrag widme ich unserem Kumpel Adolpho … vielleicht besinnt er sich ja zwischendurch … würde ich ihm gönnen … wir übriggebliebenen drei zahlten …
und verabschiedeten uns …
Langsam knatterten J. und ich zurück nachhause … wir zahlten Miete … nicht mal Autos haben wir … Fahrräder, Scooter und Moped langen uns … dafür lieber öfter gemeinsam Freunde treffen … gut essen und trinken … worum es im Leben geht?
Muss jeder selbst rausfinden …