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Bananen-Republik – Odyssee 2020 CW47

22.November – seit wenigen Tagen war D wieder zuhause in Toulouse. Es war nicht nur der mediterrane Duft der Pinien und das höhere Ozon-Niveau, das ihn lächeln ließ, sondern war es vielmehr auch die etwas gelassenere Art mit dem Leben umzugehen – und eben Allem, was so dazu gehörte, Südeuropa eben.

D bemerkte zum zweiten Mal, wie rigoros auf der einen Seite die Fünfte Republik fuhrwerken konnte, allen voran Manu Bonaparte, der all seine Compatrioten zuhause einschloss, um Gesundheits-System und Bürger zu schützen – was diese grundsätzlich goutierten – während auf der anderen Seite, die feudal-zentralistische Administration mit ihren ausdruckbaren und digitalen Ausnahme-Bescheinigungen jegliche Kreativität der Bürger einlud, ausgelebt zu werden.

Oder in anderen Worten: Wer verdeckte, sowie nicht offensichtliche Flexibilität und Interpretations-Spielräume mit seiner Willenskraft kombinierte, konnte nahezu alles machen, wie vor Corona. Dies, sowie viele hundert unausgesprochene Gründe, ließen D einen besonderen Dialog mit Emmanuel Macron führen, den D insgeheim für den größten europäischen Zampano hielt, dass er ihn sogar als Präsident für Europa vorschlagen könnte, wenn man D endlich Redefreiheit geben würde.

Das Gespräch fand im Geheimen statt – Manu hatte D‘s Nummer durch D’s Lektorin bekommen, die als waschechte Pariserin – nicht zu verwechseln mit den Kondomen – immer noch hervorragende Verbindungen mit der französischen Hauptstadt pflegte und die darin mündeten, dass D letzte Nacht eine Whattsapp-Nachricht von Monsieur Presidente Manu bekam. Zuerst schaltete D nicht, bis er begriff, dass er den Bewohner des Elysee-Palastes persönlich am buchstäblichen Rohr hatte. Und so geschah es:

M: Salut Don, wie geht es dir?

D: Wer bist du denn?

M: Na ich, Emmanuel Macron….

D: Im Ernst? Woher hast du denn meine Nummer? Können wir auf Videocall wechseln, damit ich dich sehe? Ich verspreche, dass ich keine Screenshots mache…

M: Na klar, warte…

(Nach wenigen Sekunden nimmt D den Videocall-Request von Emmanuel Macron an)

D. Wau, ich glaub es nicht, du bist es wirklich…

M: Na klar…aber zurück zu deiner Frage: Du kannst dir vorstellen, dass ich Menschen im Team habe, die mir Nummern zuspielen, wenn ich sie brauche, oder?

D: Klar, wahrscheinlich kannst du jede Nummer haben, wenn du willst…

M. Vermutlich…kannst du dir vorstellen, warum ich gerade dich kontaktiere?

D: Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Du hast doch so viel schlaue Leute um dich herum, warum dann gerade ich?

M: Ich möchte von einem Ausländer hören, der verschiedene Kulturen kennt, wie es sich bei uns lebt – UND – ich möchte wissen, was du von meiner Ausgangssperre und unseren Corona-Maßnahmen hälst.

D: Oha! Da sprichst du aber gleich ziemlich dicke Brocken an; können wir mit dem Ersten Thema beginnen? Irgendwie fänd ich das netter…

M: Ehrlich gesagt wäre mir Zweites lieber, aber wie du wünschst…

D: Nett von dir! Also: Ich bin richtig happy bei dir in Frankreich, weißt du warum?

M: Wegen unserer Kultur und Sprache?

D: Nicht schlecht, sehr dicht dran…aber nein…möchtest du weiter raten, oder soll ich sagen?

M: Hm, warte: Auch ich mag Ratespiele, aber sag es keinem weiter. Also: Weil unser Land so schön ist und wir immer noch Wert auf Essen und Trinken legen?

D: Was soll ich sagen, alle Argumente sind richtig…okay, ich löse es auf: Weil ich mein Leben lang schon in Kuba oder der Karibik leben wollte!

M: Wie bitte? Aber was machst du dann bei uns?

D: Ich erkläre es dir: Kuba und Karibik sind für mich Ausdruck für etwas, was ich mir schon als Kind wünschte, nämlich in einer Bananenrepublik zu leben…

M: Entschuldige bitte, aber sind wir in der Fünften Republik nicht etwas gänzlich anderes als…?

(D unterbricht Emmanuel, der das nicht gewohnt ist, weswegen er überrascht in die Kamera schaut)

D: Halt halt, lass mich zuerst etwas Entscheidendes auflösen: Bananenrepubliken sind laut Wikipedia ein Begriff von den USA, den man abfällig benutzte, weil manch ein lateinamerikanischer Staat oftmals direkt oder indirekt von Kapitalgebern abhängig wurde, in jener Zeit eben Großimporteure für Früchte.

Heute aber, wo wir ALLE in Europa vom internationalen Kapital abhängig sind, ihr in Frankreich nicht minder als die Deutschen, wenngleich bei euch eher Chateaus auf dem Speiseplan der Chinesen stehen, während man bei den Allemannen eher Großindustrie und Waffenhersteller reichlich verschlingt…

(Der Präsident der fünften französischen Republik blickt ein wenig angesäuert und verwirrt drein)

M: Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich dich richtige verstehe…

D: Das sehe ich…schau, ich lebe in Toulouse, genauer gesagt…

M: Ich weiß…

D: Ach tatsächlich?

M: Ich bin der Präsident, also, ich denke, ich kann Dinge herausfinden lassen…

D: Stimmt, hab ich vergessen…also: Wenn ich diesen Begriff benutze, dann meint er für mich etwas Schönes, während du den Begriff bestimmt negativ aufgefasst hast, nicht wahr…?

M: Kann man wohl sagen…

D: Dachte ich mir…also: Hier in der Region Toulouse ist das Wetter sonnig, sagen wir mediterran, es gibt gute Weine in Hülle und Fülle, gutes Essen, man kleidet sich ein wenig wie in der Karibik, besonders die Frauen und während man in Lateinamerika noch etwas folkloristischer unterwegs ist, gibt es ein höheres Maß an Ordnung, die immerhin 55% Prozent deiner Bürger Arbeit gibt, was man für das 21.Jahrhundert feudal und barock, oder sozial nennen kann – sozusagen eine first Class Bananenrepublik.

M: Erzähl weiter…ich ahne zu verstehen…

D: Ihr habt eine großzügige Administration – eben die famosen 55% des Staatshaushalt – die nicht sehr effizient ist, während ihr im gleichen Atemzug den Menschen ausreichend Flexibilität gebt, so dass ich mich während deines Confinements mit weniger Freiheit, wohler als in Deutschland fühle, obwohl ich dort freier bin – wenn das mal keine Ode auf eure dritte Republik ist…!

M: Excuse-moi, cher Don, die Fünfte Republik…

D: Komm schon, du weißt es besser als ich: Es ist in Wahrheit die Dritte, in neuen Kleidern, einer vermeintlich Fünften, wenn man von ein paar Kleinigkeiten absieht, wie Präsidentenamtszeit, Kirchen-Unabhängigkeit und staatliches Schulsystem…wenn du wie ich Ironie und Sarkasmus magst…

M: Okay, ich habe dein Gedanken-Konzept verstanden…was aber denkst du…

D: Sorry, das ich wieder unterbreche: Was das Ganze für mich so angenehm macht, ist die Tatsache, dass man wirklich nahezu alles verhandeln kann…weißt du, was ich meine? Es gibt die Rote Linie, an die sich jeder hält, aber in Wahrheit findet das Leben links und rechts davon statt…und wenn ich…

M: Hab ich alles verstanden…was ist denn der Unterschied zu den Deutschen?

D: Wollte ich gerade sagen: Bei den Deutschen ist es ähnlich, nur ist der Abstand zur roten Linie im Alltag kleiner als hier…das macht für mich das Gefühl von Freiheit und Elastizität aus…in jeder Hinsicht!

M: Also lebt es sich in Frankreich besser, als in Deutschland…?

D: Nicht besser, sondern anders! Die Wiese ist nicht grüner, sondern sie sind halt unterschiedlich; ihr habt halt ein paar andere Prioritäten; Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren zu den Mini-USA von Europa entwickelt, wenn man sich die Kapitalhörigkeit anschaut und die Tatsache begreift, dass Deutschland das reichste Land Europas ist, aber die Bürger des Landes zur gleichen Zeit das geringste Vermögen pro Haushalt in Europa besitzen.

Das zeigt schlicht und ergreifend, in welch rasender Geschwindigkeit die Umsätze gestiegen, aber diejenigen, die ihn erwirtschaftet haben, nicht daran teilgehabt hatten – oder in etwas abschreckenderen Worten: Heurschreckenkapitalismus vom Feinsten, à la USA!

M: Auch wir müssen aufpassen, dass uns nicht Ähnliches passiert…

D: Allerdings, in der Bildung seit ihr schon gut dabei, wenn man sich die Semester-Kosten bei einigen Universitäten ansieht…

M: Ich dachte da jetzt eher an unsere Wirtschaft…die Kapitalflucht ist halt auch bei uns ein Thema…

D: Wie überall…so etwas muss geächtet werden…entzieht doch den Bürgern die Staatsbürgerschaft, wenn sie ihre Steuern nicht bei euch zahlen wollen…

M: Gute Idee, wird aber schlecht durchzusetzen sein…

D: Wenn du dich dem annimmst, könnte es Marine das Wasser abgraben…

M: Da ist was dran…ich werde mal mit meinem Team drüber reden…also, ich habe verstanden, dass unsere fünfte Republik aus deiner Sicht eine first class Bananenrepublik ist, die noch die Feudalität der Dritten und Vierten beheimatet, was du im Großen und Ganzen aber gar nicht negativ siehst, hab ich das richtig wiedergegeben…?

D: Perfekt!

M: Dann sag mir mal, in wenigen Worten, was du von unsere C-Politik hälst…

D: Hm, schwieriges Thema…aber so viel vorab: Das Confinement muss schnell weg. Nie wieder darfst du das aussprechen; auch müssen alle Bars und Restaurant wieder auf sein; das Leben muss wieder stattdfinden, eben halt mit Corona; sonst gehen wir alle pleite und du riskierst einen Bürgerkrieg.

Die Menschen nehmen lieber das Risiko auf sich krank zu werden und dabei frei zu bleiben, als in einem Gefängnis zu leben, in dem alle vermeintlich geschützter leben, was wir in Wahrheit nicht tun, wenn du dir die Zahlen anschaust…stärke das Gesundheitssystem…schau es dir bei deinen Nachbarn an; lerne von ihnen…

Wenn du deinen Bürgern wieder volle Freiheit gibst, mit Eigenverantwortung und dem Risiko, so wie vorher, dass man sich Krankheiten einfangen kann, dann werden die Leute das sich zu Herzen nehmen…davon bin ich überzeugt!

M: Ich danke dir! Ich muss jetzt Schluss machen; ist es okay, wenn wir demnächst mal wieder plaudern?

D: Gerne, wenn du mir vorher ein wenig Zeit gibst, dann würdest du mich nicht im Schlafanzug im Bett überraschen, sondern ich könnte ein wenig angemessener gekleidet sein, okay?

(Manu schmunzelt, nickt und winkt, während er sich vom Bildschirm entfernt und selbiger schwarz wird)

Noch mindestens zehn Minuten saß D vor seinem Smartphone, das er auf seinen aufgeklappten Laptop gestellt hatte, um es nicht die ganze Zeit in Händen halten zu müssen. Noch immer konnte er nicht begreifen, dass er mit dem französischen Präsident einen Video-Call hatte.

Während er sich einen Rotwein einschenkte fragte er sich, ob er zu offen und ehrlich gewesen war; aber D wusste es nicht und hörte stattdessen ein wenig klassische Musik, um den Abend ausklingen zu lassen…

 

Freiheit und Schnupfen – Odyssee 2020 CW21

Ein weiterer Sonntag-Morgen, diesmal 8:30. Nachdem D bereits dreißig Minuten wach lag, zog er sich flott um, schlüpfte in seine Laufschuhe und lief in leichtem Trab die Garonne entlang. Schon die ganze Nacht hatte er über ein paar Dinge nachgedacht, wie zum Beispiel, wie hielten es Europäer mit der Freiheit und der damit verbundenen Selbstbestimmung; was bedeuteten für sie Worte wie Risikogruppe und Systemrelevanz, vorausgesetzt, allen schien klar, von welchem System man sprach.

Wie immer, tat D sich schwer mit dem vermeintlich üblichen Gebrauch von Worten, aber vor Allem, tat er sich deswegen schwer Worte und ihre Nutzung zu verstehen, weil ihre Mehrdeutigkeiten und abgeleiteten Gebräuche in exponentielle Interpretations-Varianzen mündeten, dass viele seiner Gedanken lange brauchten, um ihn zu neuen Erkenntnissen zu bringen, oder eben nicht.

Nicht nur, dass sich die Ungenauigkeiten über tausenden von Jahren hinzogen, so gut wie nie korrigiert wurden, sondern, und das wog für D viel schwerer, sich munter weitervervielfältigten, dass selbst erfahrene und verantwortungsbewusste Journalisten sich schwer taten, im Dickicht der komplexen deutschen Sprache noch halbwegs klar zu sehen, geschweige eine wirksame Schneise in den gewaltigen Buchstaben-Dschungel schlagen zu können.

Mehr und mehr bemerkte D, dass er drohte zu verkauzen, wenn er nicht ausreichend Kontakt mit andersdenkenden und lebenden Menschen hatte; immer wieder setzte er kleine Testbojen in seinem Wörtermeer aus, um zu schauen, wie die Mitmenschen reagierten. Apokalypse, war so ein früh misshandeltes und falsch benutztes Wort, dass, wen wunderte es, seit dem Einzug in die christlichen Testamente, im kollektiven Bewusstsein der Alten Welt und ihrer Bürger eingemeißelt blieb, ohne im entferntesten zu erinnern, wofür es ursprünglich stand.

Doch wie sollte Europa seine Bürger in die vollständige Freiheit erneut entlassen, wenn das Verständnis unterschiedlich, Beschneidungen anders wahrgenommen und ihr Fernbleiben nicht registriert, weil der Bürger sich nicht mehr sicher war, was Freiheit eigentlich bedeutete?

Doch es kam aus D’s Sicht noch viel dicker:

Wie sollte man jemandem etwas wiedergeben, wenn er nicht merkte, dass man es entfernt hatte, oder noch besser, wie ging man mit etwas um, das offensichtlich niemand mehr selber verantworten wollte?

Hatten Demokratien ausgespielt? kamen sie nach 2500 Jahren aus der Mode und wenn ja, warum? Weil nur die Dinge uns Menschen Werte gaben, für die wir kämpften? D wusste es nicht.

Glasklar war ihm aber, dass für ihn, als menschliches System, die Freiheit absolut systemrelevant blieb und dass Selbstbestimmung für ihn bedeutete, jederzeit Schnupfen zu bekommen, wenn er zu leicht bekleidet umherrannte, dass er das hausgemachte Risiko erhöhte krank zu werden, wenn er weiter viel trank und rauchte und dass er später, mit Mitte Siebzig weiterhin selbst entscheiden würde, wann er, um welche Uhrzeit vor die Tür ging, weil SEIN Körper, SEIN Leben, SEIN Geist nur IHM gehörten, weswegen ER damit machen konnte was ER wollte – was ER wollte.

Für D hieß Freiheit, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, was hieß, dass er bei Rot nicht die Ampel kreuzen sollte, wenn er nicht sicher war, dass die Straße frei blieb, dass, wenn er mal wieder fernab von asphaltierten Straßen auf Schotterwegen mit seinem Motorrad unterwegs war und diesmal schwer stürzte, nicht so leicht wie auf Kreta vor einem Jahr, sondern so schwer dass er sich ein paar Knochen brach, das er ganz alleine dafür die Verantwortung zu tragen hatte, denn er selbst war es, der sich für diesen Weg entschied.

Das blieb D‘s Lebensprinzip, vollständig von Konstantinos Kavafis wunderbarem Poem „Ithaka“ abgeleitet – war in diesen magischen Zeilen nicht alles enthalten?

Warum dachten so viele Parlamente, dass man Bürgern sagen musste, dass ihr Leben tödlich gefährlich sein konnte, wenn man zu viel wagte? Warum dachten und erwarteten Bürger, dass Regierungen ihnen sagten, was sie zu tun und lassen hatten, wenn ein Virus durch die Straßen fegte?

Wussten sie nicht jeden Tag, dass man jemanden mit schwerer Grippe nicht unbedingt besuchen sollte, wenn man selbst schon alt, oder krankheitsbedingt wacklig auf den Beinen war? Mussten Politiker ihren Bürgern sagen, dass man sich durchzechte Nächte fürs Erste schenken sollte, wenn man mit schwerem Fieber und Schüttelfrost das Bett hütete?

Über dies und vieles Anderes grübelte D, als er über die Pont Neuf nachhause lief, die sonnendurchfluteten Straßen und Häuser dabei betrachtend, um wieder zur Erkenntnis zu gelangen, dass für ihn Freiheit das wertvollste Gut blieb, für das es sich immer lohnte zu streiten und zu kämpfen, besonders dann, wenn ängstliche Menschen in neuralgisch wichtigen Positionen, aus vorschnellem Wohlwollen, sie einzuschränken gedachten, zum Wohle ihrer Bürger, die darüber bitte schön auch weiterhin selber richten wollten, was sie mit wem in ihrem Leben tun wollten.

Vielleicht barg diese merkwürdige Zeit eine Riesenchance für alle, damit wir nach unserem Freiheitsverlust, aufs Neue für sie kämpften und stritten, damit wir sie wieder neu wertschätzen lernten, wie etwas, dass man überraschend verloren hatte und auf einmal, aus dem Nichts, wieder auftauchte – vielleicht lassen wir sie uns beim nächsten Mal nicht noch mal wegnehmen……dachte D und ging, ein paar abschließende Dehnübungen machend in seine Küche, um ein ausgedehntes Sonntagsfrühstück vorzubereiten.

 

Solidaritaet und Babylon 2020 – Odyssee 2020 CW20

Sonntag-Morgen, neun Uhr. In leichtem Trab lief D die Garonne entlang und genoss seine wiedererlangte Freiheit der fünften Republik, endlich konnte er wieder laufen wohin er wollte. Helios sendete Sonnenstrahlen in Hülle und Fülle, dass D’s Melancholie sich mürrisch in eine dunkle Ecke zurückzog, bis sie sich beim anschließenden ausgedehnten Frühstück im Sonnenschein in Luft auflöste. Gerade las D einen langen Bericht in einer Zeitung über die eklatante Situation im Land der Freiheitstatue, als ihm irgendjemand, von sehr weit weg, eine Eingebung sendete, die D’s Denken und Handeln, für immer ändern sollte.

D liebte untergegangene Kulturen und deren Erzählungen, allen voran, wie konnte es anders ein, alles was von den alten Griechen kam. Er selbst prägte den Begriff der Kubanisierung, die er nach seinen eigenen Worten an sich selbst vollzog, was letzten Endes nichts anderes war, als natürlicher Verfall & Niedergang. Wenn Dinge begannen matt und stumpf zu glänzen, statt stolz und nihilistisch, wenn Menschen, Pflanzen, Häuser und Landschaften mehr und mehr Vintage und Ruinen wurden, dann fühlte er sich zuhause. Wenn jugendliche Selbstverliebtheit und Arroganz einer graumelierten stillen Zurückhaltung und Bescheidenheit wich, begann D sich wohl zu fühlen.

Plötzlich sah D die Geschichte von Babylon, besonders den Bau des sagenumwobenen Turms vor sich, der, zumindest nach Meinung der Autoren des Alten Testaments in Sprachverwirrung gemündet haben soll, die eine unbekannte Macht unseren Urgroßvätern schenkte, um ihren Füßen wieder Grund unter den Sohlen zu bescheren. Welch ein Déjà-vu, dachte D. Wer hätte geahnt, dass sich unser COVID-19 Jahr in Babylon 2020 verwandelte. Was war geschehen?

In einem kurzen Moment sah D die Auswirkungen der Sprachen, Wortbedeutungen und ihre schnelle, sowie massenhafte Verbreitung in den heutigen modernen Medienlandschaften. Und genauso damals wie heute, wurden die Menschen orientierungslos, wie man am Schließen der innereuropäischen Grenzen und im Fall obengenannter Weltmacht sehen kann. D sah klar und erkannte den einzig möglichen Weg aus der Krise, der Menschen, Staaten und Regierungen, so wie damals, vor gleiche Wahl stellte:

Solidarität oder Tod und Untergang.

So schlicht und deutlich erhellte sich D‘s Gedächtnispalast, dass er die Zukunft auf so simple Art und Weise runterbrach. Es konnte jetzt aus seiner Sicht nur noch um ethische und moralische Werte gehen. Was Länder und deren Regierungen auch immer taten, um durch die Corona-Krise zu kommen, konnte und durfte, aus D’S Sicht in nichts anderes münden, als die Verbesserung und Modernisierung der Gesundheitssysteme.

Alles andere wäre blabla, wie man am Beispiel der USA-Bürger und deren Trump-Adminstration sah. Ein ganzes Land ließ sich von Worten blenden und erkannte nicht, dass der gleiche Mann, Tod für Solidarität und Gerechtigkeit brachte – und das freiwillig gewählt von jenen, die in Not waren, welch eine Verblendung, welch eine Verwirrung!

Doch die alles entscheidende Frage für D war nur die eine:

Welchen Beitrag konnte ER leisten? Wie konnte er vom Reden zum Handeln kommen, wie und viel wichtiger, durch was? Natürlich liebte D das parlieren, aber nur unter der Voraussetzung, dass man auch handelte. Wie konnte er, nein, viel mehr, wie musste er ab heute vorgehen, in Zeiten, wo Verschwörungstheorien, Hetze und Anfeindungen zur Normalität wurden? Wie mochten die alten Herrschaften von damals reagiert haben, nachdem sie ihre Verwirrungen überwanden?

Was war zu tun?

Mittlerweile hatte D sein Frühstück beendet und die Zeitung zur Seite gelegt, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Sie ergaben, dass die Autoren des neuen Testament, im Rahmen der Pfingstgeschichte eine Verbindung zur Sprachverwirrung schufen, die mit der Ausgießung des Heiligen Geistes und eine mentale Erhellung nach sich zog, die den Menschen Erkenntnisse bescherte.

Also eine Art Rückbesinnung auf menschliche Werte, aus D’s Sicht, was in seinem Fall nur Ethische und Moralische sein konnten. Also Schluss mit Ausgrenzung, Ausbeutung und Übervorteilung und zurück zu Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit. Und während D an seine essentiellen Werte dachte und in deren Welt herumflog, sah er seinen Weg kristallklar vor sich und schrieb eine E-Mail an seinen Verlag, die sich nach wenigen Zeilen als Manifest entpuppte.

„Lieber Verlag, liebes Verlags-Team – ich hoffe, es geht euch allen gut. Bleibt gesund und versucht den Wein-Konsum im Auge zu behalten. Ich muss euch ein paar wichtige Dinge erzählen, die mir am Herzen liegen und ab heute, Teil meiner Wertvorstellung geworden sind. Sie sollen mein Handeln bestimmen.

In Zukunft drucken wir alle meine Bücher ausschließlich auf recycelten Papier und ausschließlich in klassischem Offset-Verfahren, damit Menschen und ihre Druckereien Arbeit haben – daher KEIN Digital Druck mehr, aus vermeintlich ökonomischen Gründen, stattdessen sind moralische und arbeitsplatzfördernde Maßnahmen, den Gewinnmaximierenden vorzuziehen.

Bücherverkauf erfolgt ausschließlich über kleine Buchläden, oder direkt bei uns. Um dies zu ermöglichen, müssen wir in Buchläden investieren. Lösung kann daher Buchhandel auf Kommission sein, damit Buchhändler keinerlei wirtschaftliches Risiko tragen und sich in Krisen-Zeiten auf ihren Laden und Verkaufs-Raum konzentrieren. Digitale Medien und Social Media werden einzig und allein für Kommunikation, Kollaboration, sowie Marketing und Vertrieb verwendet. Keine Nutzung von Online-Verkaufs-Giganten wie Amazon.

Eben jene vernichten die Arbeitsplätze der kleinen Buchhändler, genauso wie die gewaltigen Supermarkt-Ketten, bei denen wir alles finden, außer soziale Kontakte, weil wir statt Schlachter, Gemüsefrau, Bäcker und Buchladen nur noch einen namenlosen Giganten füttern, bei dem die Angestellten froh sein dürfen, für 8,50 die Stunde zu arbeiten – dies müssen wir im Namen der Solidarität unterlassen!

Wenn wir Wertschöpfung und Wohlstand nicht solidarisch teilen, gehen wir egoistisch als Zweite zugrunde. Gemeinsam überleben und in uns alle investieren – nur das ist nachhaltiges Wachstum!“

 

Corona und Mad-Sunday-Bewegung – Odyssee 2020 CW12

Emanuel hat mich eingesperrt. Seit Dienstag 12:00 Uhr ist Liberté in „La France“ für uns alle limitiert. Ich bin mir sicher, dass man ihm später dafür danken wird, vielleicht sogar irgendeinen Preis verleiht; meine #MAD-Sunday-Bewegung wird sich davon jedoch nicht aufhalten lassen, im Gegenteil:

Diese Bewegung synchronisiert als Dachorganisation die „Slow-Food“, die „Slow-Drinking“, „Slow-Love“ und „Slow-Life“ Bewegungen, zu einer gemeinsamen europäischen Initiative, weil wir in Europa verdammt nochmal genug Bildung, Erfahrung, Optimismus, Lebensfreude und hundert-tausend andere Gründe haben, als uns von negativen Geistern, Angsthasen, geistige Uniformliebende ausreden zu lassen, das unser schönes Europa HEUTE der Sehnsuchtsort #1 auf diesem Planeten ist!

Nicht trotz, sondern WEIL wir wissen wovon wir reden; nein-nein, ihr braucht gar nicht soweit in die Vergangenheit zurück zu blättern; keine Ahnung warum, aber seit Tagen denk ich an Francisco Franco, der mit seiner militärischen Fröhlichkeit bis Mitte der Siebziger unseren Kontinent verzierte und auch weit entfernte Staaten wie Chile inspiriert hat, um ihm nachzueifern. (was sagt man dazu; soweit weg und doch so europäisch)

Über den Österreich-Deutschland-Cocktail aus Braunau brauchen wir gar nicht erst sprechen und dass der Dulce in Italien auch alles andere als ein für Diversität einstehender Bursche war, ist nicht in Vergessenheit geraten; ich könnte jetzt noch weitermachen, den Blick weiterschweifen lassen, mich noch mehr in die Vergangenheit wagen und würde nur gleiches feststellen; also können wir sagen, dass wir selbst heute, in jüngster Zeit sehr genau wissen können, wovon wir reden, wenn wir uns an politischen Diskussionen beteiligen.

Und genau deshalb gibt es meine Initiative, die unterstreicht, dass wir uns in Europa wegen NICHTS zu beunruhigen brauchen, wegen gar nichts! Wir haben schon alles durchgestanden und werden uns, ich bitte euch, von ein paar Viren doch zu nichts anderem einladen lassen, als zu einem gelassenen Lächeln; würde ich ein Corona-Virus treffen, würde ich es streicheln, bis es schnurrt; mit Respekt, aber ohne Angst!

Natürlich gibt es noch genug militärische Franco und General De Gaulle DNA in Spanien und Frankreich; wäre ja auch komisch, wenn nicht; auch den Griechen merkt man noch Spuren von der attischen Demokratie an, wo die schon über 2000 Jahre alt ist; wir brauchen also nicht hoffen, dass es irgendwann keine Menschen mehr gibt, die bei unsicheren Lebensumständen für Freiheitslimitierung und Restriktion sind und es genug weibliche und männliche Alphatiere in den jeweiligen Führungsebenen gibt, die den Schmachtenden ihre Medizin geben müssen.

Liebe Freunde, ist alles über 6000 Jahre alt, dieser feudale Imperator-Reflex; brauchen wir nicht immer und immer wiederzukäuen; sicherlich, auf keinen Fall vergessen, eher so im Hinterkopf behalten, ihr wisst, was ich meine; es ist unsere DNA; wir leben damit, so wie mit jedem anderen Defekt, der aus unserer Erfahrung und unseren Erlebnissen herrührt; sich deswegen die Laune, gar den Müßiggang vermiesen zu lassen? Im Leben nicht! Jetzt wo ich es schreibe fällt es mir auf; meine Güte, es ist schon 12:07 – Zeit für meinen Apéro; ich komm gleich wieder, wartet kurz……………….so, da bin ich wieder: Santé! Auf uns Europäer!

Interessant finde ich, wie wenige Franzosen das Wort Müßiggang kennen; ist ein schönes Wort: Oisiveté. Das müsst ihr euch mal vorstellen; im Land der Provence, der Bretagne, der Champagne, Bordeaux, dem Languedoc, der Côte-d-Azur – um nur ein paar bekannte Ecken zu nennen – gibt es kaum einen, der den Müßiggang kennt; hat mich total schockiert; aber was will man machen; auch die Franzosen werden schrittweise von der kapitalistischen Knochenmühle zerrieben; ich jedenfalls stemme mich mit Nachdruck dagegen und formuliere deswegen feierlich, die folgenden 10 Regeln der MAD-Sunday-Bewegung:

1)-Schätze deine Mitmenschen! Betreibe aktives Zuhören, oder neu-deutsch „Active Listening“; nehm dir Zeit für sie, für ihre Interessen, Leidenschaften und wenn vorhanden, auch Sorgen; plaudere, über Leichtes, aber auch Tiefes; gerne bei einem Glas Wein.

2)-Sei neugierig! Versuche alles wissen zu wollen, aber nicht alles auf einmal; lerne, staune und forsche in kleinen Häppchen. Versuch es mal mit einem Buch; bitte mit einem Gedruckten, wo du Leseohren und Notizen reinschreiben kannst; ihr glaubt nicht, mit was für tollen Büchern unsere europäischen Autoren & Schriftsteller uns in den letzten 3000 Jahren beschenkt haben. (Buch-Empfehlungsliste folgt umgehend, versprochen!)

3)-Trinkt Wein! Jeden Tag. Gerne zum Mittag, Abendbrot und auch später, siehe Punkt 1 & 2). Halte dich aber auch hier an ein paar Grundregeln: kein Alkohol vor 12:00. Habt keine Furcht, schlagt ordentlich zu. Wenn man Ärzten trauen will, sind Stress, Unfälle und Umwelteinflüsse die häufigsten Todesursachen. Stellt euch nur mal vor, wie viele Bonuspunkte ihr alleine bekommt wenn ihr den Stress abstellt.

So nebenbei, über alkoholische Mengenangaben und dazu passende Empfehlungen schweige ich mich aus; ein Glas Wein pro Mahlzeit, oder zwei; macht das wie ihr wollt; ich kenne zu viele Beispiele von allem; ich kenne genug, die trotz Null-Alkohol, ausreichend Sport usw. früh gegangen sind und ich kenne genug, die jahrzehntelang flaschenweise Wein pro Tag trinken und heute mit Mitte 70 fitter sind, als viele 40jährige; macht es wie ihr wollt; Hauptsache ihr trinkt Wein. (ab nächste Woche gibt es eine Wein-Liste)

4)-Schlaft viel! Haltet Mittagsschläfchen und sei es 30min; aber ohne Kopfhörer und Dauerberieselung; dein Gehirn braucht genauso Entspannung wie dein Körper; sei faul; ja, du hast richtig gelesen; versuche so viel es geht NICHT zu machen; es gibt so unendlich viel nicht zu tun, fange daher am besten sofort damit an;

wenn du eine Liste von Dingen hast, die du abarbeiten MUSST, weil sie für dich, deine Kinder oder Partner lebenswichtig sind, so erledige sie konzentriert, effizient und mit Hingabe, um schnell wieder dem Müßiggang zu frönen, so oft es dir möglich ist; entrümple dein Leben & Haushalt; du glaubst nicht, wieviel ungenutzten Kram du besitzt; verschenke und verkaufe alles, was nicht zu diesen 10 Punkten beiträgt; du wirst überrascht sein, wie wenig übrigbleibt und wie frei du dich fühlst

5)-Bewege dich, mache Sport! Nicht Ironman; kleine Übungen am Morgen; Hampelmann, ein paar Dehnübungen; geh spazieren, oder laufe / jogge ein wenig; nicht zu viel, wenn du mit Übergewicht zu kämpfen hast; alles in Maßen

6)-Höre Musik! Ob Klassik, Elektro, Rock, Pop, Folk, what-ever; höre Musik bewusst, ohne irgendetwas anderes nebenher zu machen; oder höre sie im Hintergrund, als Untermalung; Musik gibt dir kosmisches Benzin, glaube mir!

7)-Esse gut; koch dir Essen! Gut, nicht reichlich essen; hör auf, bevor du satt bist; esse kleine Portionen, wenn du nicht körperlich arbeitest; wenn du den ganzen Tag vorm Bildschirm sitzt, bewegst du dich nicht genug, um wie ein Leistungssportler zu essen; altes Bilanzierungsthema; fülle nicht mehr Kalorien rein, als du verbrennst; wenig Fleisch ist besser als viel; Fisch ist besser als Fleisch; nehm viel Olivenöl und Gemüse zu dir; stell auf eine mediterrane Küche um; versuche mehr Lamm als Rind zu essen, so wie die Griechen; probier es mal aus; Info: auf Kreta ist der pro-kopf Olivenöl-Verbrauch = 0,5L pro Woche!

8)-Interessiere dich für Kunst! Sei kreativ; male, schreibe, oder mach Musik; suche dir dein kleines kreatives Feld, wo du deine Leidenschaft pflegst; wenn du nichts davon machst, probiere alle drei aus; eines wird zu dir passen; zur Erinnerung: Auto’s, teure Chronographen oder sonstige Wertgegenstände, wie Trophäen zu sammeln kann vielleicht dein Hobby sein, aber nie deine Leidenschaft, auch wenn deine Freunde vom Porsche-Club das anders sehen……!

9)-Liebe! Ich mein das wörtlich: Liebe das Leben und einen Menschen. Liebe! Such dir einen interessanten Menschen aus, der dir Gleiches geben möchte; Leidenschaft ist mit Gesundheit das Wichtigste im Leben; gebe dich ihr hin und lass auch mal fünfe gerade sein; vielleicht triffst du deine große Liebe; und solltest du gerade keinen Menschen haben, den du lieben kannst, macht das nichts; es gibt so viele da draußen; sei offen und neugierig für deine Mitmenschen, siehe Punkt1) aber nicht ungeduldig sein; so etwas ist anstrengend, für Frauen UND Männer; Leidenschaft & Liebe kommen zu dir, wenn du bereit bist.

10)-Halte dir ein Haustier, Pflanzen oder Garten! Oder alles zusammen. Hunde & Katzen haben eine positive Wirkung auf uns; auch auf Kinder, wenn du welche hast; ist am Ende eine Charakterfrage; ich bin eher ein Katzentyp; halte dir eine oder mehrere Pflanzen, am besten einen kleinen Garten; beschäftige dich mit der Natur und sei es im Kleinen; wir Menschen sind Teil der Natur und haben den Hang, den Kontakt mit ihr zu verlieren; Okönomen, generell alle Menschen aus der Wirtschaft sind am Gefährdetsten; ihnen geht oft das Verständnis abhanden, das Wirtschaftswachstum endlich ist; jeder Gärtner hat mehr Verständnis und EQ; Pflanzen helfen uns, geerdet zu bleiben; außerdem machen sie Freude.

Et voilà