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Trocken – Odyssee 2024

Ich hätte gern 10 große, weiße, langstielige Lilien! … Sehr gerne! … Sie kaufen immer nur Lilien, nicht wahr? … Ich lache, um nicht zu antworten … Sie sind Holländer? … Fast! Bin aus Deutschland … Bo-bo-bo, das ist aber gar nicht das Gleiche …

Hat natürlich Recht …

Wieder lachen, um nichts zu Erwidern … Vermutlich hat er vergessen, dass er diese Aufführung mir schon mindestens ein Dutzend Mal dargeboten hat … Er könnte den Spaß um Österreich und Schweiz erweitern … Besonders Österreich …

Wegen der Landschaftsmaler …

Habe daher auf mein traditionelles „Aus Hambourg, was nicht wie Deutschland ist … so wie Paris, dass nicht für Frankreich steht“ verzichtet … Danke, das macht 65,50€ … Gerne, mit Karte bitte …

Bip-Bip-Bip-Bip-Beeeep …

Draußen schien die Sonne … Ich trug meine zwölf Freundinnen nach Hause … Zwei bereits Offene schenkte man mir … „Les jardins d’Ozenne“ … Klingt schöner als „Blumenhändler“ oder alternativ „Blumengeschäft“ …

Schon beim Beschneiden …

und Aufstellen verströmen die weit gespreizten Blütenblätter der frühreifen Zwei ihren betörenden Duft … Einfach umwerfend! … Jedes Mal aufs Neue … Eine Woche trocken … Genau das entschied ich, beim Blumenkauf letzten Samstag …

Musste mal sein …

Einfach so … Für mich, für dich, für alle … HUK Coburg … Disziplin ist wichtig im Leben … Bei Allem! … Wir können nicht ständig alle Zügel schleifen … Huch! Sag ich das? Du meine Güte! … Obst, Tee und Gemüse … Sind wieder beste Freunde …

Pause …

mit Côtes-du-Rhône, Minervois, La Clàpe und Côtes de Duràs … Spazierengehen, Laufen … Frühjahrsputz … Karottensaft statt Wein … Find die Idee gut … Sonntag Buch und Sonntagsstory … rackern im Tagebau …

Abends Tageslichtlampe …

Statt leuchtender Erdbeernase … Gegen 21:30 kochen … 22Uhr Abendessen mit französischer Doku … Charlemagne, erster Europäer und sein Octagon in Aix-en-Chapelle … Vielen als Aachen bekannt … Goldener Schrein, Gewalt, Mord und Totschlag, Helden …

das Übliche …

zum Einschlafen Céline … von Schloss zu Schloss … Gegen Mitternacht fielen mir die schwerer werdenden Augen zu … Montag! … Morgendlicher Frühsport … Haferflocken, Karottensaft und Basenpulver mit Viktor Schauberger Wasser …

Anschließend Broterwerb …

digitales Lochen, knicken heften … An der Stanze stehen … Am Hebel ziehen … Stundenlanges Aufeinander einreden … Rechthaberei überall … keiner weicht nur einen Millimeter von … Kommt nicht in Frage! … seinem Standpunkt … Bald gingen mir Worte & Lust aus …

Lust & Worte …

Langeweile ließ mich König der Einwortsätze werden … Kopfschütteln, stempeln, aus-checken … Abends mit Milch nachschenken … 3h Stunden am Buch arbeiten … dann Pastinaken und Zwiebeln … man schneidet die Rübe in kleine Würfel …

schmort sie 15min in Olivenöl und gibt dann kleingeschnittene Zwiebeln … 10min zusammen … Fertig! … Großartig mit dem passenden Tee … Nee Eigenkreation … Nelken, Ingwer, Earlgrey, Curcuma und Milch …

Ein Hammer! …

Dazu zweite Hälfte Karl der Große … Hat angeblich die gemeinbildenden Schulen erfunden … Und Napoléon Bonnaparte inspiriert … Vorm Einschlafen wieder Céline in Sigmaringen … Dienstag! … Gleicher Rhythmus …

An der Stanze stehen …

danach, Miete überweisen … Dann Berufung nachgehen … Ein Gedicht, plus 3h am Buch schreiben … Schneckengang, Mikroben-Leben … 22:00 Spaghetti Carbonara … Vorm Schlafen letzte Seiten Steppenwolf … Dann Abflug! …

Mittwoch!

Boah! … Frühsport mit Hampelmann, Liegestützen und ein paar andere Kinder von Turnvater Jahn … Zeit vergeht nicht im Wurmloch … Keine Ahnung warum … Mittagessen mit Kumpel … Sushi mit Meeralgen, Stäbchen und stillem Wasser …

Bin ein wenig stolz auf mich …

Und mit wenig zufrieden … Danach Spaziergang durch die Stadt … Süßkartoffeln, Karottensaft, Griechischer Joghurt und Parmesan kaufen … Dann Ablage und Staubsaugen … Muss mich mehr bewegen … Welch ein Vorsatz …

Was man alles muss …

Und sollte! … Sonnenschein und Lilien … Dunkelheit mit Tageslichtlampe … 1 Poem, dann 2h Buch … danach Sellerie mit Zwiebeln und Kurkuma … Gleiche Zubereitung wie Pastinaken … Abend-Doku mit Louis Katorze …

Anschließend Céline, n’est-ce pas? …

Departure um Mitternacht … Donnerstag Broterwerb von zuhause aus … Mittags Spaziergang … Telefonat mit Frau Mutter, kurzer Blick auf meine Whatsapp-Nachrichten … Los doch! Gleich beantworten …

Und weiter geht’s …

Endlich kam der Ersatzakku für meine kleine Teufel-Box per Post … Karottensaft zum Abendbrot … Davor Schreiben, schreiben, schreiben … Hin und wieder zu den sich öffnenden Lilien schauen, lächeln, seufzen, tief einatmen, wieder seufzen …

Alle Sterne sind schon da …

Telefonat mit Ede … Er ist irgendwie müde, nicht gut drauf, scheint mir leicht angetrunken zu sein … Schwiegermutter gestorben … Alles nicht schön! … Dies, jenes plus Leben! … Manchmal ist genug einfach genug …

Mache mir Sorgen um ihn …

Auch um seine Frau … Zu wenig Sonnenlicht, noch dazu das Päckchen was wir alle zu tragen haben … Eine Weile kreisen meine Gedanken um die Beiden … Fange dann wieder zu schreiben an … Hab noch viel vor mir … Einen ordentlichen Stiefel …

Buch muss fertig …

Scheiße! … Muss ja noch das Cover gestalten … Habe keine Idee … Nur vage … Vor Mitternacht wieder mit Céline im Bett … Lift-off um 00:30 … Freitag! … Früher Morgen mit Sport … Haferflocken und griechischem Kaffe! …

Muss arten mit Laufen …

Knie ist nicht okay … Mittagessen mit Freunden … Endlich wieder Wein … Fünf Männer … Drei Alphatiere, dazu mein Kumpel und ich … wir zwei Spielen Dompteure … Macht Spaß … Drei die Senden … Zwei die zuhören … Heute ohne Honorar … War schön alle zu sehen …

Trotz Pimmelfechten …

Eine Woche OHNE rum … Ging leichter als erwartet … Keine Schwierigkeiten, im Gegenteil … Habe ohne Wein viel mehr Energie … Welch Überraschung! … Abends bei den gleichen Freunden vom Freitag … Diesmal alles zivilisierter … Nur Bier und Wein …

Ohne Beton …

Eine Woche im Paradies … mit preußischer Disziplin … Man schafft so viel mehr … Muss das ein paar Wochen durchhalten … Dann ist bestimmt mein Buch fertig und Platz für Neues … Wie wäre es mit einem Buch voller Gedichte … Dazwischen …

Wütende Bauern …

7.Mai – Wahres Leben – Odyssee 2023

Es passierte gestern. Kumpel F. und ich hatten uns zur medialen Aufgeregtheit in Sachen Stuckrad-Barre ausgetauscht. Treffender und nüchterner als ich, ordnete er den derzeitigen Tumult ein, was mir doppelt guttat.

Zum Einen zeigte es mir die Tatsache auf,

dass meine Übersicht des deutschsprachigen Literaturmarktes nach wie vor unverändert, mit einer derart rudimentären Ungepflegtheit daherkommt, was mich zugegebenermaßen dennoch wenig einlädt etwas dagegen zu unternehmen,

sondern im Gegenteil,

das Ergebnis multifunktionaler Langeweile und tiefverwurzelter Ablehnung gegenüber Mainstream bleibt, ohne genau festzulegen was genau ich mit Mainstream meine, was F. selbstverständlich weiß, aber nonchalant wie immer gekonnt übergeht und höflich, diskret und nüchtern wie er ist, weder

kommentiert noch interpretiert

ins kosmische Klassenbuch der Zeit eintrug, so wie man Bekannte, Familienmitglieder, Freunde, oder auch unbekannte Menschen Dank Kinderstube, Höflichkeit und Achtsamkeit, nicht auf den Popel im Nasenloch, die Laufmasche in der Nylonstrumpfhose, den offenen Hosenschlitz,

den ungeplanten Rülpser und Furz,

oder die beharrlich insistierende jugendliche Akne hinweist. Auch heißt es mitnichten, das mein lieber Kumpel F. an Mainstream interessiert ist, sondern das seine Übersicht und sein Horizont zu dieser Thematik besser entwickelt sind, als die Meinigen, was ich nur schwerlich aufholen dürfte.

Und zum Anderen,

wie schnell ich mich von alltäglichem Lärm ablenken lasse. So erkannte ich, dass es bei aller Disziplin und Arbeit am geschriebenen Wort, natürlich nahezu überlebenswichtig für die eigene Kreativität und Inspiration ist, regelmäßig auf Abstand zu gehen,

ich nenne es, ‘ne Runde fliegen gehen,

um sich von Medien-Tsunamis nicht vereinnahmen, runterziehen, ja gänzlich metaphorisch gesprochen, nicht unterdukern zu lassen. Ganz besonders, wenn man genug zu tun hat. Zu schnell verlaufe ich mich in meinem Gedächtnispalast, wo dann

sämtliche Türen und dunkle Schächte auffliegen,

je nachdem wo ich langlaufe, bis ich betrunken vor Rennerei, Erinnerungen und Eindrücken, die Orientierung verliere und mich von meiner Aufgabe entferne, nicht selten ablenken lass, bis ich weinselig im Bett liege. Auf diesem Erlebnis kaute ich rum.

Heute morgen dann – Heureka – die Befreiung.

Wie ein Phönix aus der Asche. Neun Stunden schlief ich tief und fest. Ich träumte üppig, intensiv und bunt, welch ein Geschenk. Beim Wachwerden fuhr mir ein Geistesblitz, ein Gedanke in die Glieder, den ich sofort raus ließ:

„Bleibt mir vom Leib,

mit Kriegen, Mord und Totschlag; verschont mich mit dem Neusten von Emmanuel, Olaf, Christine, Robert, Uschi, Wladimir, Elon, Julie, Wim, Mathias, Hillary, Bastian, Julian, Alice, Klima und dem Wäldersterben;

bleibt mir gestohlen,

mit eurer Aufgeregtheit, eurer falschen Empörung, die uns alle nur ablenkt, wo wir doch genug mit uns selbst zu tun haben, noch dazu gibt‘s so unendlich viel Unbekanntes, was wir nicht wissen, gekostet und ausprobiert haben, und sei es,

ein Tag Müßiggang,

um ungeplant, ohne gnadenlos effizienten Plan in den Tag zu leben. Genau das und ein wenig mehr nahm ich mir vor. Gemütlich Kaffee trinken, Zeitung lesen, aus’m Fenster schauen, Nelken-Wasser nippend, meine Lilien bewundernd.

„Welch Luxus!“,

dachte ich, als ich um 10 wach wurde, mir ’ne kleine Poesie-Sammlung von Konstantinos Kavafis griff, um darin zu schmökern. Ich nahm mir vor „Ewigkeit“ in Griechisch auf Papier zu schreiben, aus Freude und Hingabe für

schöne Worte und berührende Sprache.

„Glück muss nicht groß sein“, dachte ich, wenngleich das hier erwähnte für ungezählt viele Menschen unerreichbar im Leben blieb. „Ich weiß“, seufzte ich andächtig, schwieg, stand auf, machte mir Kaffee und tat, wie mich mein Geist bereits anwies.

Drei Stunden lang – herrlich.

Um 13 Uhr erinnerte mich die Schließung unseres Marktes in Les Carmes daran, dass es eben doch Dinge gibt, wo wir abhängig sind, wie zum Beispiel Öffnungszeiten, Flüge, Versicherungen, Beerdigungen und andere Dinge, die zum grauen Alltag zählen.

„Für frisches Gemüse musst du dich bewegen!“,

sprach ich, sprang in meine Schuhe, schwang mir Rucksack und Jacke über und schlenderte rüber. MÄRKTE – das wirklich wahre unverfälschte Leben. Hier sind wir alle gleich. „Schau nur die leidenschaftlichen Marktbeschicker,

ihre großen Herzen und leeren Bäuche“,

seufzte ich, beim Bestaunen der vielen bunten Stände, hier Fische, Oktopusse, aufgeschnittene Thunfische, eisgekühlte Austern, orange leuchtende Gambas, dort bordeauxrot gereiftes Rindfleisch, Berge von Würsten, Töpfe voller Rillette, Foie Gras, und Pasteten, nebenan mein Gemüse-Mann, dahinter der sprachlos machende Käsestand, wunderschöne Reizüberflutung.

„Hier zählen keine Diplome“,

oder anderer Unfug, hinter denen wir uns verstecken, in der Hoffnung von ihnen aufgewertet zu werden, dass unser Selbstbewusstsein daran wächst, wie eine Weinrebe, sich stetig an Allem entlang, möglichst hochrankend, immer höher, noch höher, bis wir glauben den Göttern nahe,

für Besseres, für Höheres geboren worden zu sein.

Dabei sitzen wir auf der gleichen Toilette. Hose runter, „ist genug Papier da?“, ach-ja, das ist schön, alle Formen von Hosen in Knien oder Knöcheln, mit und ohne Bier und Zeitschrift, Hauptsache wohlfühlen; Märkte, Klo’s und Motorräder machen Menschen gleich, brüderlich und ebenbürtig.

Dazwischen Heulen und Zähneklappern,

bis das der Tot uns scheidet. Nicht heute, oder morgen, aber dennoch ganz bald, wirklich, ganz bestimmt. Was fangen wir solange an? WAS? Aufregen über Nachbarn, weil sein Apfelbaum über’n Zaun wächst? Weil wir früher in der Schule verprügelt, im Sport als Letzter gewählt wurden? Weil schräge Vögel bleiben was sie immer waren,

nämlich schräge und komisch?

Oder doch lieber alles im Hier und Jetzt abstreifen, erkennend, „wir sind immer noch da, halbwegs bei Sinnen, mit Resten von Verstand, könn‘ alleine auf Klo gehen, kochen was wir wollen, tolle Weine nachschenken, Männern und Frauen staunend hinterhersehen,

ich muss nicht zum Mars…

Frieden ist Disziplin – Odyssee 2022 CW11

13.März – So, genug gekotzt. Für Frieden braucht’s Disziplin – also, venga. Hab kein Bock mehr auf Trübsal und den furchtbaren Mist, den kranker Männer-Geist gebiert. Schluss jetzt. Hab mir deswegen gestern Blumen gekauft. Lilien, meine Lieblingsblumen. Ich liebe ihren Duft und ihre Form, besonders die langstieligen. Und auf eine besondere Art und Weise scheine ich mit meinen Vorlieben konsistent zu sein.

Denn auch bei Frauen, mag ich die langbeinigen besonders.

Vermutlich wird es wegen diesem Chauvie-Spruch wieder böse E-mails geben. Doch das schert mich nicht. Denn Gegenstände oder Lebewesen für meine Vorstellungen schön empfinden zu dürfen, erlaube ich mir nicht nur, genau dies zu erkennen, sondern es auch auszudrücken. Wo kommen wir dahin, wenn wir langbeinige Frauen ausgrenzen.

Dann wären wir ja Bein-Nazi’s.

Und Nazitum kommt mir überhaupt nicht ins Haus. In meinem Kopf, in meinem Gedächtnispalast herrscht Freiheit. Da ist quasi – natürlich mit moralischen Grenzen –  alles erlaubt – besonders mit langbeinige Frauen. Wenn sie noch dazu schöne Stiletto‘s tragen – du meine Güte, dann könnte ich niederknien!

Oder gegen eine Laterne laufen, so wie gestern.

Ich gestern mittag also zum Blumenladen bei mir um die Ecke. Kaum sehe ich mich da ein wenig um, springen mich langbeinige Lilien an. Bei allen griechischen Göttern, denke ich – was sind die schön! Kaum dachte ich es – ausgeschlossen ist es nicht, dass ich‘s eventuell laut gesagt hab, denn ich mache nachweislich komische Sachen, wenn mir Schönheit ins Auge springt,

kam die Dame des Hauses und nannte den zugegebener Maßen stolzen Preis.

Denn wie gesagt, es sind langbeinige Lilien, mit vielen schönen, noch verschlossenen Knospen, so dass ich nicht anders konnte, als mit glänzenden Augen um die Hand von allen Sieben anzuhalten. Hätte es acht gegeben, wären vier ganz laange Beinpaare bei mir zuhause.

So bin ich halt.

Gut vereinbaren mit den in Westeuropa üblichen Anstands- und Sittenregeln lässt sich das nicht, aber auch hier erlaube ich mir, nicht immer mit der Norm konform gehen zu müssen. Ich bezahl also brav und gehe mit dem Schwung langbeiniger Schönheiten auf meinem Arm durch die Straßen von Toulouse, als ich aus dem Augenwinkel ein anderes,

ebenfalls wunderbar geformtes Beinpaar erspähe,

noch dazu in filigranen Sandalen, die obendrein mit zehn Zentimeter langen schlanken Absätzen, die eh schon wunderschön geformten Fesseln in solcher intensiven Art unterstrichen, dass mir doch glatt der Mund offen stehen blieb. Erschütternd, was Beine bei mir auslösen. Glücklicherweise schien ich immer langsamer zu werden, so dass ich noch rechtzeitig bemerkte, dass ich im Begriff war,

gegen eine Laterne zu laufen,

unter dem tobenden Applaus des Cafés, dessen Publikum mich, sowie den Grund für meine Zerrüttung schnell durchschaut hatte, dass jenes Klatschen auch die Eigentümerin der bezaubernden Beine und Schuhe einlud, sich umzudrehen. Und was soll ich sagen?

So charmant und sinnlich lächelte,

zumindest bin ich fähig mir das einzureden, dass die Röte, die mir ins Gesicht schoss, nur kaum merklich sein durfte, weil der Applaus jegliche Hitze, wie ein Eimer kaltes Wasser ablöschte, dass keinerlei Brandgefahr herrschte. Doch es zeigte wieder mal, wie gefährlich Stadtleben sein kann, wenn man seine Umgebung wahrnimmt! Für mich ist klar, dass ich größte Wahrscheinlichkeit und Gefahr zu sterben, von einer schönen Frau,

oder von ihren langen Beinen ausgeht.

Denn das blanke Staunen langt für mich völlig aus, mit Unfällen jeglicher Art, besonders auf dem Motorrad, jederzeit zu rechnen. So bereits reichlich geschehen. Ihr erinnert euch an die Geschichte in meinem ersten Buch, als ich durch Heckscheibe des parkenden Autos flog, als ich Antonia, Nuria und Laetitia nur stehen sah und darüber nachdachte, ob es nicht das Beste wäre, sie alle zu nehmen, als mich anstatt des Laternenpfahls, ein parkendes Auto ansprang,

dass ich für Wochen im Krankenhaus verschwand.

All dieser Wahnsinn passiert mir wegen Schönheit. Beine langen schon völlig aus. Nachdenklich stimmt es mich nicht, wenngleich ich mich anscheinend auch nach über dreißig Jahren, kaum verändert habe. Langbeinige schöne Lilien und Frauen hypnotisieren mich nunmal. Dabei ist schön nichts Absolutes. Im Gegenteil. Ich nenne es, dass gewisse Etwas haben, dass sie all jene in meinen Augen besitzen. Auch schützt Alter nicht davor. Nicht selten gehören schöne Beine zu Frauen,

deren Alter weit jenseits der fünfzig liegt,

was bedeutet, dass ich kein Altersnazi bin und mich ausschließlich junge Schönheit anzieht. Im Gegenteil. Zum Beispiel lebe ich lieber in alten Häusern, als in jungen. Je älter desto besser. Hm, da muss ich vielleicht mal drüber nachdenken. Aber nicht jetzt. Glücklicherweise nahmen weder die langbeinigen Lilien, noch die langbeinigen Stöckelsandalen von der Straße gegenüber Schaden, ganz zu schweigen von mir, der vorhatte die langen Beine, ich meine, Lilien auszupacken,

um sie in meine Vase zu stecken…

Von da aus schauen sie mir seit gestern Nachmittag beim Leben zu. Und tatsächlich. Wenn ich sie anblicke, schlägt mein Herz höher. Wirklich erstaunlich, was Schönheit, oder nennen wir es einfach – Sexyness – für Verwerfungen bei mir auslöst. Freude würde ich es am Ehesten nennen, wobei sie sich unterscheidet. Meine langstieligen Lilien zum Beispiel erfreuen mich durch den reinen Anblick. Ganz anders ist da mein inneres Erlebnis, wenn ich schöne Frauen,

oder ihre schönen langstieligen Beine sehe.

Natürlich umgarne ich nicht jede, um sie zu pflücken, ich bin ja nicht Julio Iglesias – und selbst wenn ich es wäre, könnte ich das gar nicht. Na gut, können vielleicht schon, aber nicht wollen. Denn wenn ich schaue, dann ist es kein charmantes unverbindliches einladendes Betrachten, sondern eher so, wie ich saftiges Fleisch beim Schlachter bestaune, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft und das Glas beschämend beschlägt,

als entstünde in meinem Gesicht eine Erektion.

Leider tut sie das. Manchmal ging es bereits soweit, dass sich meine Freundin beim Spazierengehen plötzlich zurückfallen ließ, um nicht mit mir in Verbindung gebracht zu werden, weil ich wieder auf irgendein wohlgeformtes weibliches Körperteil starrte. Manche merken das sogar und drehen sich erschrocken um, wenn ich mit gewetzten Messern warte. Irgendwann hab ich aufgehört mich dafür zu schämen.

Ich bin halt so.

Denn solange ich nicht wie in der vogelfreien Tierwelt auf jede Angestarrte draufspringe, sondern brav in Auto’s krache, oder vor Laternen laufe, scheine ich eine gewisse Form von dauerhafter Zivilisiertheit pflegen zu können, die zwar zugegebenermaßen für mich gefährlich und schmerzhaft, jedoch für die Objekte meiner Begierde ungefährlich ist. Als respektvolle Verhaltensweise habe ich mir rechtzeitiges Wegschauen angewöhnt – so verhindere ich den Blick in meine Augen,

sowie jegliches Risiko des „sich Penetriert fühlen“.

Ihr seht, wir haben alle unsere eigenen Formen von Ästhetik – UND – viel wichtiger, eigene Methoden entwickelt, mit ihren Auswirkungen umzugehen. Wäre ja noch schöner, wenn wir Menschen uns wie Tiere verhalten, wenn gleich wir das leider ständig tun – doch das ist ein anderes Kapitel, für das in diesem Blog kein Platz mehr ist…

Vase und Suff – Odyssee 2021 CW40

10.October – Mein „r“ ist immer noch kaputt; und über den Durst getrunken habe ich gestern auch mit Freunden, aus Freude über etwas lang Gesuchtes; heute morgen habe ich mich dann daran erinnert, warum es so selten geworden ist; man fühlt sich am Tag danach so semi-gut; auf keinen Fall schlecht, aber irgendwie – leer.

Selbst das Schreiben ist heute mühsam und das nicht nur wegen dem defekten „r“.

Ich glaube, heute mache ich nix mehr, außer meine neue Vase voller Begeisterung bestaunen; nach über fünf Jahren Suche, habe ich nämlich gestern, durch Zufall, wie es dann oft so ist –  wenngleich wir alle wissen, dass es so etwas wie Zufall nicht gibt, aber es sagt sich irgendwie so leicht und organisch und klingt auch ganz schön, obwohl man weiß, dass es nicht korrekt ist – bei mir nebenan, in der Galerie von Valerie Maffre, eine wirklich sehr schöne Vase gefunden und sie sofort gekauft, nachdem ich – probeweise – langstielige Lilien reinstellte und mit dem Ergebnis hochzufrieden war – und bin!

Und weil ich kaum noch Lust habe und heute unsagbar faul bin, nehme ich mir heute die Freiheit heraus, den heutigen Sonntag ganz offiziell, zum Vasentag zu klären….sie lebe dreimal hoch…hoch…hoch…hoch…..