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Heiligabend – Odyssee 2023

Frau Müller kam zu spät zu Famila. Grund war eine Laufmasche. Zuerst haderte sie mit sich, „Kann ich so raus? Wirklich? Geht das? Ja, nein oder doch?“ Als Ehemann Christoph laut zu denken begann, „So kannst du unmöglich vor die Tür!“, nahm der Tag Fahrt auf.

„Mist!“, stöhnte sie,

als ihr die gähnende Leere ihres Kleiderschranks ins Gesicht schrie, nachdem sie sich ein weiteres Mal hat breitschlagen lassen. „Alles in der Wäsche!“ Sie ärgerte sich, dass sie wieder nicht auf ihre eigene Intuition hörte, weswegen sie sich

zangenschnell für Hose umentschied!

Zugegeben, es könnte Zeitknappheit gewesen sein, oder ein anderer Gedanke, der sie anspornte, schnell, effizient, praktisch, eine gute Hausfrau, Mutter und Ehefrau zu sein. Als sie sich mit entschlossenen kräftigen Bewegungen die Nylonstrumpfhose von der Hüfte riss,

geschah es!

Ihr angebrochener Fingernagel des kleinen Fingers riss schmerzhaft ab, laut schrie sie auf! „Scheiße! Verdammt noch Mal!“ Kaum hatte sie zu Ende geflucht, verhedderte sie sich mit ihrer Gazellenkeule und blieb wirkungsvoll zwischen Knie.- und Hüft-Teil der Strumpfhose stecken.

Mehrmals hüpfte sie herum,

bis sie das Gleichgewicht verlor und am Ende wie ein gefällter Baum lang hinschlug. Doch damit nicht genug. Sohn Jakop hatte kurz zuvor im elterlichen Schlafzimmer gespielt, als er einen plötzlichen, aber nicht unbekannten

Reiz im Unterleib verspürte,

der ihn daran erinnerte, dass er seit Neuestem dafür zur Toilette ging. Vorbei die Zeiten, wo er auf dem Frühstück saß, bis es kalt in der Windel wurde. Mutterseelenallein träumte der Lego-Technik-LKW in der Nähe des Kleiderschranks.

Während Frau Müller mit der Nylonstrumpfhose

herumtanzte trat sie zuerst auf einen der kleinen Legosteine, die als bevorzugtes Ladegut beim euphorischen Hineinschütten von Sohnemann danebengegangen waren und unverdächtig auf dem Boden schlummerten.

„Ahhhh! Aua! Aua! Fuck! Fuck!“

Mit Nachdruck bohrte sich der kantige Plastikstein in ihren empfindlichen, sonst so sorgfältig gepflegten zarten Fuß. Außer sich vor Zorn sprang sie rum, bis sie auf dem kleinen Bettvorleger trat, der auf dem frisch gebohnerten Holzfußboden zum fliegenden Teppich mutierte,

dass Frau Müller zu Boden ging

und mit dem Gesicht voran, munter, frisch fromm fröhlich und frei, in die geparkte Ladefläche des Lego-Lasters hineindonnerte! Krachend brach der LKW unter der Wucht des 1,72m großen Vorzeige-Zebras entzwei.

Zuerst sah Bambi Müller Sterne.

Dann spürte sie, wie ihr Gesicht anschwoll. Ihr blutender Finger mit dem abgerissenen Nagel hatte auf ihren Oberschenkeln beeindruckende Blutspuren hinterlassen, dass jede Schlachterei vor Neid erblassen ließ. Stöhnend kam sie auf die Knie und sah in den

Spiegel der Kleiderschranktür,

mit dessen Hilfe sie sich kurze Alltagsfreuden verschaffte, wenn es mal wieder drängte. Doch anders als sonst, wenn sie sich um den Süden ihres Körper kümmerte, leuchtete jetzt ein quadratischer blutunterlaufender

Abdruck in ihrem Gesicht,

als wäre sie ungebremst mit einem Mülleimer, Briefkasten oder einer mittelgroßen Tupperdose zusammengeprallt. Schon liefen Tränen des Zorns. Wütend stolperte sie aus dem Haus, wobei sie fast die Treppe runtergefallen wäre, donnerte mit letzter Kraft die Haustür zu,

rannte zum Auto,

startete wild entschlossen den Kombi aus Ingolstadt und brauste mit leicht durchdrehenden Winterreifen zum nahen Famila-Markt, dass die vielen Warnlampen der elektronischen Helferchen ihr Cockpit

wie ein Christbaum leuchten ließen!

Nur kurz blendete die ultragrelle Weihnachtsdekoration der Nachbarn, die durchaus Las Vegas Hotelbeleuchtungen Konkurrenz hätte machen können, jedoch lang genug, um ihre Augen

eine kurze Zeit

unscharf sehen zu lassen, dass sie mit dem rechten Vorderrad den Kantstein so stark rammte, dass ihre Lenkung von da an leicht vibrierte, was bei zunehmender Geschwindigkeit schlimmer und schlimmer wurde.

„Arghhhhh!“,

schrie sie aus Leibeskräften! Fast hätte sie die rote Ampel, samt Fußgänger übersehen. Nur wenige Meter vor dem Zebrastreifen kam sie zum Stehen. Als sie aufsah, blickte sie in ernste Gesichter, deren Träger den Vorwurf samt Köpfe schüttelten.

Längst leuchtete es wieder grün,

was sie am Hupkonzert hinter sich bemerkte. Wie eine Hafenbarkasse schlingerte ihr Auto durch den Ort. Ständig kämpfte sie mit Tränen, besonders dann, wenn sie im Spiegel den purpurfarbenen Abdruck bestaunte, der wie ihre Stimmung stetig dunkler wurde.

14:40

Aufgelöst humpelte sie über den Parkplatz. Schneeregen peitschte sie durch. Fast wäre sie gegen die langsam öffnende Glastür gelaufen, um zielstrebig zum kleinen Postladen im Famila-Markt abzubiegen, als die Dame hinterm Tresen das Schild „Geschlossen!“ aufstellte.

„Was? Nein! Nicht wirklich, oder?“

„Samstags bis 14:30“, lächelte die aschblonde Lady hinterm Tresen, deren Extensions genauso farblich perfekt abgestimmt leuchteten, wie der frisch geschnittene Pony, der an den Vokuhila-Haarschnitt von Klaus Augenthaler und Rudi Völler aus den 80igern erinnerte.

Da begannen Frau Müllers Mundwinkel zu zucken.

Nach wenigen Sekunden gesellten sich ihre Beine dazu. Lautlos schreiend drehte sie auf der Hacke um, rannte zum rettenden Wagen, preschte mit Rallye-Tempo nachhause, stürmte das Haus, zerrte eine Flasche Becherovka aus der Bar,

rannte zum Kühlschrank,

riss Eiswürfel aus der schlafenden Plastikverpackung, goss Tonic hinzu, leerte das große Cocktailglas in einem Zug, unter den staunenden, größer werdenden Augen des Gatten, der in der Küche still und zufrieden in seiner Zeitung schmökerte,

machte sich sofort

daran ein Zweites zu mischen, hörte im Hintergrund die weihnachtlichen Kirchenglocken, holte tief Luft und tat, was ihr lange überfällig erschien, den Ehemann liebevoll zusammenzuschreien, bevor er wieder ungefragte Tipps und Kommentare zum Besten gab:

„Halt’s Maul!“

Flaneur – Odyssee 2023

Bin etwas angefressen … Nein, nicht wegen meinem Experten-Text letzte Woche … der fand sogar Resonanz … Gab Rückmeldungen … Solche und Solche … Persönliche Beobachtungen … mitunter Unterstellungen … Die machen immer neugierig …

Snobistisch neutral …

Sei ich … Keine Meinung haben und so … Keine Ahnung haben hält man mir nicht vor … Gott sei Dank! … Habe das bereits zugegeben! … Menschen brauchen Label … Und Abzeichen! … Auszeichnungen! …Die was aussagen … Aus dritter Hand bekräftigen …

Nicht selten hervorheben …

Ist wie Kartenspielen … Meistens geht‘s um Leistungsdaten … Wie Auto-Quartett … Sie oder er hat ’nen acht Zylinder-Motor … So und so viel Leistung … Kann so und so schnell fahren … Ich hab nur ’nen VW-Käfer … Vier Zylinder … 34 PS … Welche Universität? …

Ist man Marathon / Triathlon gelaufen? …

Wann wieviel Budget.- und Personal-Verantwortung? … Einzige Auflistung von Qualitätsmerkmalen … Wunderschöne Kollektion … Wie gut jemand kochen und zuhören kann … Wie empathisch und respektvoll jemand ist …

Solche Sachen liest man selten …

Aber ich schweife schon wieder ab … Ständig geht mir das so … Ist ein richtiger Fluch, sag ich euch! … Ich bin angefressen, weil ich bestimmt ein halbes Dutzend Themen für die heutige Geschichte im Kopf hatte … Mir aber keine merken konnte …

Ist doch zum Kotzen!

Mittlerweile fange ich an vergesslich zu werden … Habe gestern den Wasserhahn von der Waschmaschine vergessen abzudrehen … Mache ich sonst immer … Ja, ich weiß, was manche denken … Frauen ziehen Stecker … Männer schließen Wasserhähne …

So einfach ist das …

Muss mir immer mehr aufschreiben, damit es mir nicht durch die Lappen geht … Bis ich sitzen bleibe und nur noch schreibe … Warum eigentlich nicht! … Aber ich merke, dass mich dies exzessive Abtauchen und Reinknien nicht reizt …

So gar nicht …

Mein Kumpel F. nennt mich ganz zu Recht „Surfer“ … ich würd‘ über alles drübersurfen … trifft es eigentlich ganz gut … Ständig schau ich nur kurz vorbei … Ein kleiner Abstecher hier … eine Stippvisite dort … Bloß nicht statisch werden …

Versteinern, sich selbst konservieren …

Sich ausstopfen und mumifizieren … Nee, das geht nicht … Stattdessen lieber unverbindlich Vorbeischlendern … Passenderweise können wir sagen … Flanieren … um durch Zufall … völlig absichtslos irgendwo zu landen …

Der Intuition folgen …

Idealerweise der eigenen … Nicht KI / AI unterstützten … Ist nicht so einfach in der heutigen Leistungs-Gesellschaft … Wo sich alles um Qualität und Leistung dreht … Jeder hält bitte unaufgefordert seine Auszeichnungen hoch … Aber sofort!

Los doch! … Zack! … Zack! …

Je mehr du davon hast, desto mehr Raum kriegst du in Diskussionen … Schon mal bemerkt? … Beim zusammenstehen mit Bier und Wein … Immer den Helden zuhören … Alpha-Frauen! … Alpha-Männer! … Ich …Ich … Ich und Ich … Ach ihr seit auch da? …

Dann setzt euch durch …

Entweder ihr führt … Oder ihr werdet geführt! … Lautes Gelächter! … Wundervoll! … Mephisto lächelt … Austausch von Erfahrungen … Ja, Super-Buch! … Wie hieß es noch? … „First break all the Rules“ … Ach das! … Ja, das ist super! …

Ein muss für Manager! …

Ach so? … Wusste ich gar nicht! … Tatsächlich? … Kennt doch jeder! … Was machst du so? … Ich bin Voyeur … Pardon! … Wollte sagen! … Flaneur … Wie bitte …? Ist doch kein Beruf, oder? … Doch! … Mehr noch! … Eine Berufung! … Kann nicht jeder sein …

Sucht die Mehrheit nicht Sichtbarkeit? …

Wahrnehmung, Recognition, Reichweite vergrößern, Skalieren und so … Laufsteg für Erfolgssüchtige … Dort geht das Vermarkten des eigenen Erfolgsmodells weiter … Etwas, was ich zu wenig mache …

hält man mir auch vor …

Müßiggang ist wirklich mehr was für den Süden … Soll den Norden aber nicht abhalten … Flanieren is the thing … Kann ich Jeder / Jedem empfehlen … So oft wie möglich … Anstelle Fokus auf Geld, Luxus und Komfort …

Lieber Zeit haben …

Mehr Zeit = Mehr Leben … Aber Obacht, wer mehr Zeit nutzt, um mehr Marathon & Triathlon zu trainieren … Oder sich ein weiteres Auto zulegt … Einen schicken Oldtimer … den man pflegt … Läuft der nicht Gefahr dem Gleichem hinterherzulaufen? …

Jedenfalls in meiner DT-Welt …

Müßiggang ist nicht auf’m Sofa liegen … Im Internet surfen … Wo uns Algorithmen manipulieren … Ist wie ‘ne gefälschte Louis-Vuitton-Tasche kaufen … einen gefälschten Porsche … ’ne gefälschte Rolex …

gefälschte Stihl-Motorsäge …

anders ausgedrückt … Mehr Müßiggang = Mehr Leben … Flanieren ist die physisch aktive Form des Müßiggangs … Sehr zu empfehlen … Ohne Planung losgehen …

Einfach nur herumschlendern …

flanieren, das Verb / Tu-Wort … Als Ziel selbst … Effizienzgetriebenes suchen nach schnellen Verbindungen … Schnellster oder Kürzester Weg … Danke Google-Maps …

Keine Alternative …

Könnte ich bitte den schönsten Weg empfohlen bekommen?  … Wie? … Was? … Ist nicht vorgesehen? … Ich sag’s ja … Von wegen Fortschritt und Komfort … Vergesst acht Zylinder-Motoren, Porsche und Marathon-Läufe …

Flanieren! … die Fortbewegung …

und Lebensform …

von Morgen …

18.Juni – Genug! – Odyssee 2023

Gestern kam Post vom Bürgermeister … man will die Rue de Metz verschönern … bis Frühling 2025 sollen die Bauarbeiten dauern … 500 Meter ist die Straße lang … merkwürdig, hübsch ist sie doch jetzt schon … was denn noch … Jean-Luc Moudenc und sein Team haben sich bestimmt was dabei gedacht … so wie Trump und Berlusconi.

Friede Silvio’s Seele …

Jean-Luc ist noch dazu Président der Métropole Toulouse … in Frankreich gibt es außer Manu Macron noch viele tausend andere Presidenten … die „Association-Amicale des Amateurs d’Andouillette Authentique“ … in Kurzform schlicht AAAAA genannt … hat natürlich auch einen … Présidenten,

Jacques-Louis Delpal heißt er.

„Wurst-Präsident“, würde man ihn im deutschsprachigen Raum nennen … rundherum der Pont Neuf, dem Herzstück vom Toulouser Stadtzentrum (Pont Neuf = Neue Brücke, 400 Jahre alt, ihr Bau dauerte 100 Jahre) werden gerade die letzten Verschönerungsarbeiten an den Fußwegen beendet … schicker roter Granit,

bei Regen … spiegelglatt!

Viele Radfahrer*innen und radelnde Männer sind schon gestürzt … bei der Nutzung der Rue de Metz wird sich auch einiges ändern … aus Jean-Luc’s Brief geht hervor, dass man Anwohner sein, oder Arbeiten verrichten muss … einfach so durchfahren ist nicht mehr … man muss ’ne Plakette beim Bürgermeister beantragen …

ob das auch für Fahrräder gilt?

Jean-Luc mag „sein“ Toulouse … ähnlich geht es den Hamburgern mit „ihrer“ Stadt … angeblich sind Hamburger die glücklichsten Deutschen … Dresden geht es genauso, nur vom Ende der Liste her … demnach sind alle Dresdner irgendwie Punks, wenn sie sich im Schlusslichtdasein wohl fühlen.

Bei Douce Steiner sieht die Welt anders aus …

Zwei Michelin-Sterne hat sich die Köchin erkocht … Hut ab … im Interview schildert sie recht deutlich, wie wichtig ihr Stille in der Küche ist … wie sie dem großen Leistungsdruck begegnet, ihn überwindet, dem sie täglich ausgesetzt ist … ob es wohl in der Gastronomie eine Art Gegenbewegung gibt, (außer Currywurst-Pommes)

wie Punk in der Musik?

Heute wird alles bewertet … unsere Smiley.- und Like-Sucht hat in den letzten Jahren zugenommen … beim Guide Michelin legt man fest, wer wieviele von den begehrten Sternen … beim Prix Goncourt welcher Autor den begehrten Literatur-Preis bekommt.

Sowas bestimmt die Akademie Goncourt,

eine in Frankreich hoch angesehene illustre Ansammlung von Autoren … natürlich hat man auch dort einen Präsidenten … Didier Decoin heißt er … selber Autor … wenn‘s beim Punk um’s Aufbegehren, ums Rebellieren gegen herrschende Umstände geht,

dann fehlen aus meiner Sicht ’ne Menge davon!

Meine Güte … dies ewige Abstrampeln … möglichst zu den Guten, noch besser … zu den Besten zählen zu müssen … noch ‘ne Schippe nachlegen … wie, was? … Immer noch nicht genug? … Hier, nimm das … gestern okay, morgen gut … und übermorgen …

endlich … exzellent!

Bitte sehr … Erster, Klassen.- und Jahrgangsbester … Bester in Hamburg, Frankreich, Olympiasieger, Weltmeister … meine Fresse, hört das denn nie auf … nirgendwo kann man einfach so vor sich hinleben … in Ruhe gelassen werden … stattdessen kommt Post vom Président de la Métrôple Toulouse: Meine Stadt soll schöner werden!

Scheiße, Mann! … Fuck you!

Kein Entkommen … keine Abweichung … keine Extratouren … schön alles formatieren … gebonerwachst … gebügelt … sauber … rein … schön … Elite-Universitäten, alles muss verschissen erfolgreich sein … aber aufgepasst … jedes Jahr musst du dich neu abstrampeln, sonst nehmen sie dir den Michelin-Stern weg…

lasst mich los mit dieser Scheiße …

Hab zur Zeit eine interessante Beobachtung … je mehr Beauty, Schönheit, leckeres Futter und tolle Weine ich mir reinziehe, desto mehr höre ich … Motörhead und Slayer! Klar liebe ich Beethoven, Mozart, Bartoli und Simon & Garfunkel …

aber nicht ständig!

Kommen wieder zum gleichen Scheiß wie letztes Wochenende … Müllkästen versus Belle fassade … brauche zwischendurch ’ne fucking Pause von … toll, nice, lecker und großartig … hat nichts damit zu tun „hart sein zu wollen“ …

alles Bullshit …

ist am Ende ganz einfach … wenn ich zwischen Elektrofahrrad und traditionellem Drahtesel … oder zwischen Auto und Motorrad wähl‘ … ist meine Wahl klar … das Leben nieder-ringen … mit seinen Regeln, seinem Wachstum, seiner beschissenen Arroganz …

immer Recht zu haben!

Philosophen behaupten … der Mensch ist der einzige Bio-Organismus … der gleichzeitig Geistiges Wesen ist … wenn es so sein soll … wenn wir täglich die biologische Wesenheit pflegen … füttern … Nahrungssuche, Supermärkte … arbeiten …

auf Klo gehen …

abwaschen, anziehen, schlafen, reproduzieren … Aufzug, Pflege … wachsen, hüten, schützen … dann kann … konsequenterweise … die vollständige Werdung … Entstehung, Präsenz … zum geistigen Wesen … nur die Niederringung des Biologischen bedeuten …

Überwindung des Lebens …

6.Novem-bär – Kampf dem Krieg – Odyssee 2022

Mein ältester Kumpel wurde 50; nie macht er Wind um sich; so war uns klar, dass wir was im Hintergrund organisieren mussten; so geschah es; Frau und Freunde machten sich Mühe, was mit ‘ner gelungenen Überraschungsparty gekrönt wurde und ‘nen glücklichen Abschluss für Jubilar und Gäste fand; glänzende Augen und Umarmungen sprachen für sich.

Kurz & nüchtern beschrieben, ist die Geschichte hier zu Ende.

Wer sich beim gemütlichen Schmökern meines Blogs entspannen will, hört an dieser Stelle bitte auf; wer hier auf Zerstreuung und Wohlfühlerlebnisse hofft, der schaltet besser den Fernseher ein und schaut was mit Kai, Jörg, Richard und Markus, für die Mädchen, oder, Barbara, Julia, Bärbel und Florian für die Jungs; halt was Vorhersehbares, dass den Wohlfühlknorpel streichelt

und NICHT belastet.

Wer nach dem Trinken eigener Tränen neugierig geblieben ist, der sei herzlich willkommen, der hat sich alleine dafür schon meine Hochachtung verdient; doch Neugier ist‘n launisches Tier; wenn ich‘n Photo meiner Zahnbürste für den Titel wähle, schlafen Allen die Füße ein; wenn ich stattdessen ‘ne blutige Rasierklinge wähl, sieht die Sache – leider – anders aus.

Ab hier also für Neugierige, Welten-Zerstörer, Mütter & Väter.

Was wär, wenn der Rasenmähermann nebst Gattin – ihr erinnert euch, letzte Woche? – Gast auf der 50-Jahr-Party war? Was, wenn mein „Kurzen-Rasen-und-Fußball-liebender-Nachbar“ nicht der einzige seiner Gattung in der Siedlung ist?

Was wär,

wenn von 50 Gästen, die meisten Männer ähnlich sozial verträgliche Leidenschaften ihr Eigen nennen? Was, wenn Freundinnen und Frauen dieser Inseltalente sich ALLE durch Selbstzündung erleuchten müssen – was dann?

Könnte ein Vierzeiler dem Ganzen gerecht werden?

Als mein Kumpel und ich, wie mit‘m geheimem Festtagsgremium verabredet, gegen 18:00 eintreffen, haben sich fünfzig Freunde und Nachbarn versammelt; üblich an Samstagen in Schleswig-Holstein um die Zeit – man hat’n paar Gläser intus, und somit Vorsprung. Nüchtern ist man in SH schon ausgelassen; wie sind die alkoholisiert?

Einfach – unbeschreiblich.

18:30 – erst einmal Lage peilen: Laute Musik, viel Speis und Trank und Gewissheit zu den TOP 10% in Sachen Einkommen zu zählen; läuft doch, oder; noch dazu physisch wie psychisch gesund, was will man mehr; wie wär‘s mit sozialen Kontakten? Geht man in der Woche noch mal flott abends weg? Zum Beispiel auf‘n schnelles Bier mit Kumpels, oder auf‘n Weißwein mit den Mädels?

Keine Ahnung – vermutlich selten.

Der Hamburger Speckgürtel mit Vierteln wie der Siedlung, kann man auch „bewohnte Friedhöfe“ nennen, auf denen wir unsere alarmgeschützte Existenz mit Alkohol, Netflix und Amazon Prime ersaufen; mentale Hygiene und Erleichterung? Bekommen wir nur auf Fußballplätzen und im Urlaub – oder eben – auf Geburtstagparties.

An jenem Abend trug ich schwarz – auch vom Verhalten.

Beichten gab‘s zwar keine, aber die vielen Geschichten, die ’nen Garten voller Kuriositäten erschaffen, reichlich gewässert von Schnäpsen, Grölereien und Schulterklopfen, wirken wie ein Ventil. 19:00 Uhr, erhitzte Gemüter wetzen Messer.

Themen – Politik und Wirtschaft, gewürzt mit Religion.

Fabelhafter Cocktail, denke ich, hatte ich doch selber schon ein paar Gläser Wein drin und schien nicht mehr völlig nüchtern zu sein, wie ich mir ehrlicherweise gestehen muss, dafür aber mit gehöriger Portion Respekt und Selbstkontrolle bewaffnet. Schnell gab‘s Schuldige.

Südeuropa, wer sonst, all‘n voran Fronkreisch.

Parolen wie „diese faulen Schwaine, die sich‘s mit Teutschlands wirtschaftlicher Hängematte gutgehen lassen…“, gehören zu den harmloseren Faktenchecks; man kannte sich aus; ich war umgeben von Experten; man wisse doch wie‘s laufe; auf Chemtrails wartete ich heute vergeblich; überhaupt der Süden, da hat man ein bequemes Leben und streikt dann noch die

Überreste seiner marodierenden Wirtschaft kaputt.

Oft denk ich an diesem Abend ans „Günther-Phänomen“, an die quietschenden Reifen des Notarztes, an feuchtes Gras, an Wohnmobile und Elektro-SUV’s und verstopfte Rasenmäher, Dachrinnen und Toiletten; viel lerne ich über meine Mitmenschen; welch Inspiration; was gibt’s Schöneres, als gemeinsam an der seelischen Pissrinne zu stehen.

Einfach – wundervoll.

20:00 Uhr; ein schriller Schrei nach Rotwein ruft mich auf‘n Plan; als geleaster Franzose befinden weibliche Gäste, dass ich mich auszukennen habe; los Mundschenk – bringe er Rotwein, aber flott-flott; fix ‘nen Strauß Flaschen aufgezogen, um gierige Mäuler zu tränken; der Rote von Kumpel Jean-Marc verdunstet förmlich in den Gläsern.

21:00 – Männerhände klatschen auf Frauenärsche.

20:25 Glas geht zu Bruch; Musik wird lauter und schneller; man ist bei Elektro angekommen; auch der letzte Mann wechselt auf Havanna-Club-Cola und Gin-Tonic; Frauen beharren auf Wein, neuerdings Roten; Gespräche über Firmen, Menschen, Arbeit und Exfrauen.

Unmöglicher Balance-Akt des Lebens.

Quadratur-des-Kreises; ‘ne Scheißhausmischung von Surrealität und Paradoxien wie Holzeisenbahn, Gesundheitsversorgung, Zwangsverstaatlichung und Bananenbieger. 22:00 – man lacht lauter und rauer.

Ne zweite Buffet-Welle lässt Berge entstehen,

dass der schiefe Turm von Pisa dagegen verblasst; ich denk‘ an Reinhards Song „Schlacht am kalten Büffet“; haben die schon wieder Hunger? Offensichtlich. 22:30 – vorm Klo stehen Frauen Wache, obwohl drinnen ein Schlüssel steckt; 23:00 man schafft Platz, räumt Tische und Bänke weg; Menschen tanzen.

23:30 – muss sitzen, denk ich, also raus auf ‘ne Holzbank.

Endlich weniger Krach; ich schenke Wein nach; Jean-Marc ist ausgetrunken; ein Italiener blendet mich erfolgreich; gerade nipp‘ ich am Glas und denk‘ an Apulien, wo der Tropfen herkommen soll, obwohl er nach

Ahr und Spülmittel schmeckt

als Xerxes und Leonidas mir gegenüber Platz nehmen; ernst und gründlich, spült Leonidas sein‘ Rachen und futtert Salzstangen, um den Itakker gebührend zu kosten. 23:32 – Xerxes lacht schallend laut.

„Völlig sinnlos, außer Don schmeckt hier niemand mehr was…“

Sofort denk ich ans schwarze Loch von Sparta, in den Leonidas im Film „300“ den persischen Kurier hineinbittet; wie‘s heute wohl ausgeht; Xerxes hat‘n ansehnliches Alkohol-Level erreicht, zum Rasenmähermann-Club gehört er nicht.

Leonidas fühlt sich gut,

will / kann aber den ausgeteilten Schwinger an alle nicht stehenlassen; „Du meinst also, dass ich keine Ahnung von…“, Xerxes unterbricht feudal, „Hör doch auf mit dem Scheiß; gar nix schmeckst du; wir können Weine mischen und du würdest nix merken; wir sind alle besoffen…“

Fehdehandschuhe in frisch gemähtem Rasen.

Frieden ist ‘ne komische Sache, so wie Neugier und Gesundheit; man vermisst sie, wenn sie nicht da sind; ich höre Leonidas‘ kämpferische Natur schon zum Angriff schreien „DAS ist Sparta!“ Er wechselt das Wortregister; „Lass uns das beenden und einen schönen Abend haben…“, Xerxes ganz angestachelt, „Was redest du fürn Scheiß? Willst du mich hier etwa als den Bösen….“, Kriege beginnen mit Halbsätzen, denke ich.

23:45 – ziehe mir das Kettenhemd an.

Leonidas rasselt mit dem Schwert; „Langsam gehst du mir auf den Wecker; bis eben war der Abend nett und jetzt wirst du echt….“, Öl löscht am Besten das Feuer, denkt Xerxes „Willst du mich dafür verantwortlich machen? Hör mal wie du mit mir redest…“, Siedepunkt erreicht; bin gespannt, ob Leonidas sich beherrscht, oder sein Schwert für Nichtigkeiten einsetzt.

23:50 – für Sekunden sehen sich die Kontrahenten in die Augen,

sogar auf der Holzbank rutscht man auf Abstand; schlechtes Zeichen; bin sprungbereit, um auf Abstand zu gehen; außer Plastikgabel und Worte trage ich keine Waffen; Leonidas richtet sich feierlich auf; „Sorry, ich gehe; sonst haue ich den Penner hier um…!“, ausgesprochene Drohung, aber er hat die Vernunft siegen lassen – Hut ab.

23:55 – Leonidas ist weg.

Jetzt knöpft der gute Xerxes mich vor; streue verloren aussehende Argumente zur Verschönerung; Xerxes ist nur noch im Sendemodus; gibt noch erstaunlich fiel Unausgesprochenes zu reden; hinter uns beginnt die Nebelmaschine ihr Werk; ein Dutzend Menschen hotten zu Techno ab.

Xerxes lässt nicht locker.

Wortgewaltig donnert er vom Thron herab; „Scheiße, macht ihr mich hier jetzt zum Buhmann? Kann’s nicht glauben, was für‘ne Frechheit; soll dieser Leonidas ruhig wiederkommen, dann kriegt er eine Abreibung, wie er sie noch nie im Leben….“, ich wechsle das Thema, mal schauen, ob das klappt, „Unabhängig von Vielfalt und Allem, schmeckt dir der Wein…?“

Stille – Xerxes grübelt.

Gebannt warte ich auf ‘ne Reaktion, als plötzlich seine Königin am Horizont erscheint und ihn am Schlafittchen packt; wortlos erhebt er sich; feuert ein paar donnernde Blicke auf mich ab; „darüber reden wir noch; ist ne Schweinerei, mich als Bösen abzubügeln!“ Denke wieder an nassen Rasen, der den Nachbarn nicht abhielt, zu tun, was unbedingt zu tun war, obwohl die Natur mit Zaunpfählen winkte.

00:30 – Gäste machen‘s Xerxes und seiner Königin gleich.

Man verabschiedet sich; 6,5h können lang sein, wenn man schnell trinkt und isst; unendliche Weiten können‘s werden, wenn man vom Haben, statt vom Sein redet; avoir et être; zwei Wochen brauche ich um die Party zu verdauen; natürlich kann ich‘n Buch darüber schreiben.

Aber über was denn noch alles?

Antworten habe ich doch auch keine, stattdessen Fragen & Hoffnung, sowie den unbeugsamen Willen NICHT, NIEMALS auf keinen Fall aufzugeben, was auch immer passiert; wir sollten öfter zusammenkommen, vor allen mit Menschen die anders sind als wir selbst; gibt sonst zu wenig Impulse und Inspiration.

Ob ich was vermisse in Frankreich, fragte Xerxes.

Hamburger Kneipen zum Beispiel; in Frankreich gibt’s dafür Bars und Bistros; natürlich ist das Nachtleben anders, aber deswegen bin ich ja da; die Siedlung braucht dringend eins von Beidem; zuhause sitzen macht einsam und unglücklich; manchmal sogar traurig und depressiv, wie Ronja von Rönne und Kurt Krömer schreiben.

Ellenbogenmenschen finde ich anstrengend.

Egal in welchem Land, egal in welcher Sprache; Gemeinsinn scheint heute schwierig, Solidarität auch; Neugier zu kultivieren und pflegen genauso; ich glaube Krieg trägt man vor Allem in sich; kommt er jemals von außen; keine Ahnung; natürlich hat man ’ne Wahl, abgesehen von Angegriffenen; das antike Sparta hielt es mit der Weisheit

„Willst du Frieden, sei bereit für Krieg!“

Seit 2500 Jahren gibt‘s das antike Sparta nicht mehr; Kriege schon; Leonidas hatte die Wahl und zog sich zurück; ein Grund zur Hoffnung, wie ich finde; liegt vielleicht am Charakter und Umgang mit Reichtum; je mehr man besitzt, desto mehr muss man schützen; Menschen zählen nicht dazu; man besitzt sie nicht, auch wenn Manche anderer Ansicht sind.

Menschen gehören ausschließlich und exklusiv nur sich selbst.

„Was ist dir das Wichtigste im Leben?“, fragt Leonidas; ich antworte, „Lebenszeit! Je weniger Eigentum & Besitz ich habe, desto weniger Gedanken mache ich mir dann darüber und desto mehr Zeit ist für Menschen da, mich selbst eingeschlossen“ Kneipen & Bistros sind in Zentraleuropa zwar keine Kirchen,

aber je länger ich drüber nachdenke – eigentlich doch!