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Alles NEU – Odyssee 2021 CW49

12.Dezember – Dritter Advent, Olaf ist Kanzler geworden. Deutschland hat ’ne neue Regierung. Immer noch sind viele Menschen gegen Impfung, glauben an Chemtrails und Trump als wahren Präsidenten der USA, an Area51, Eidechsen-Menschen, Außerirdische und Kornkreise. Wasser bleibt nass. Und immer noch ist es nachts dunkler als am Tag.

Wie kommt das bloß?

Und wieso, verdammt noch mal, ändert sich so wenig? Haben wir nicht Klima und so? Müssen wir nicht viel viel umweltfreundlicher sein? Oder finden große Veränderungen immer woanders statt? Langsam blicke ich da nicht mehr durch. Und überhaupt: Bald ist Xmas und Sylvester. Dann beschenken wir uns wieder was das Zeug hält und schießen uns mit reichlich Essen und Alkohol so sehr ab, dass so mancher seine Festplatte am nächsten Morgen frisch formatiert vorfindet. So ist’s richtig. Immer schon wegschmeißen und zerstören.

„Alles neu!“

Sagte mir‘n Kumpel neulich, als es nach fünf Jahren wieder ‘ne neue Einrichtung gab. Wo die alte landete? In Ofen und Mülltonne. Mit Autos ist es ähnlich. Man kauft sich was für vierzig Lappen und zehn Jahre später bleiben mit Glück fünf übrig. Scheint aber keinen zu stören. Geht ja immer so weiter, nur dass man jetzt nicht mehr die vierzig ablatzt, sondern sie perfider monatlich abnickelt – leasing heischt das Janze. Man knallt die Kohle zwar trotzdem raus, aber das scheint nur mich zu stören.

Deswegen gelobe ich heute feierlich – ab 2022 nicht mehr darüber zu reden.

Stattdessen Satire, Schlager, Groteskes und Trash. Immer mitten in die Fresse rein. Gewalt, besonders psychische ist die Schönste, besonders in Beziehung. Gibt doch nichts besseres, als regelmäßig durch-gemöbelt zu werden. Wenn man sich so richtig scheiße fühlt, geht es auch wieder bergauf. Nur Avantgardisten und Perverse sehnen sich nach dem großen Bergab.

Krieg – bringt Zukunft,

sag ich immer. Immer schön weiter für Konsum und Wachstum in die morgendliche Arbeitsschlacht ziehen. Landgewinnung, Macht und Reichtum Konzentrierung. Lasst uns Kolonien gründen, sowie Kinderarbeit und Sklaventum fördern. Randgruppen unterdrücken.

Religion als Heilig bewerten. Islam lesen. Konvertieren. Und gleichzeitig mehr Klamotten kaufen, bis unsere Kleiderschränke bersten. Viel mehr E-Scooter, Fahrräder und Autos. Alles rausknallen, bevor steigende Inflation alles unbezahlbar macht.

Hauptsache – alles neu.

Wegwerfmöbel für Wegwerfmenschen. Hauptsache kaufen, saufen und ficken. Alles andere ist wurscht. Kultur gehört in den Schredder. Männliche Küken auch. Kunst gehört abgeschafft. Synfonie-Orchester sind viel zu teuer. Bücher zerstören nur den Wald. Alles abschaffen und verbieten. Als entartet abstempeln, was zum selber-denken einlädt.

Ham wa ja Übund darin in Teutonia.

Stattdessen braucht der moderne Ubermensch Konsum, Suff, Verdorbenheit, Völlerei und Trash. Aber alles schön digital teilen, digga! Wie ist das mit Sklaven? Kann ich nicht irgendwo einen kaufen? Oder noch besser mieten und leasen. Durch-Tauschen, wegschmeißen, erneuern, entsorgen.

Ist sowieso viel geiler.

Neulich trennte sich ein befreundetes kinderloses Paar. Schnell ging es ans Eingemachte. Man plünderte gegenseitig die Konten, räumte das ehemals gemeinsame Haus aus, machte sich über Schmuck und Uhrensammlung her, vertickte, verzockte alles, übergoss Autos mit Farben und Fäkalien, zerschnitt und verbrannte Kleidung. Dann eskalierte es. Schreiend und prügelnd fielen sie übereinander her. Messer waren auch im Spiel.

Es floss Blut.

Irgendwann kam die Polizei. Jedoch nicht rechtzeitig genug. Schon stand das Haus in Flammen. Schreie erfüllten die Nacht. Als die Feuerwehr kam, war es zu spät. Polizisten zwang die Feuerwehr PCR-Tests zu machen, bevor sie das brennende Haus löschen durfte. Scheiben gingen in der Zwischenzeit zu Bruch.

Kurz darauf stürzte mit lautem Tösen das brennende Haus ein.

Offensichtlich sah der Dachstuhl nach zwanzig Minuten keine Möglichkeiten mehr, seinen Dienst weiter zu erfüllen. Es herrschte Stille. Knisternde Flammen fraßen sich weiterhin gierig durch die traurigen Reste des ehemals schönen Haus‘, das man mit viel Liebe fürs Detail gebaut hatte – um letztlich nach dreißig fetten Jahren, dem gemeinsam sorgfältig aufgespartem und jetzt endlich freigelassenen Hass zum Opfer zu fallen.

Wohin wir auch sehen – überall herrscht Krieg und Elend…

Besonders wenn wir in den Spiegel sahen….

 

 

 

Esel und Vogel am Strand

Als der schöne Vogel und der störrische und sensible Esel aufstanden, machten sie sich daran ein schönes Frühstück zuzubereiten. Die Sonne schien, der frische Wind vom Meer brachte eine leichte Brise in ihre kleine Hütte und sie setzten sich ausgeschlafen und zufrieden an ihren liebevoll gedeckten Tisch, an dem sie sich lange und lächelnd in die Augen sahen, glücklich einander zu haben und begannen über ihren schönen Tag zu sprechen. Der schöne Vogel liebte das Meer sehr. Der Weite Blick, die Wellen und die leicht salzige Luft ließen ihn ruhig und verträumt in die Weite schauen. Besonders gerne machte der schöne Vogel das zusammen mit dem störrischen Esel, der mit dem schönen Vogel gar nicht störrisch war.

Der Esel hatte das Meer auch sehr gerne. Er saß dort am liebsten mit dem schönen Vogel, um zusammen die Wellen zu beobachten. Sie beschlossen, runter zum Wasser zu gehen. Der schöne Vogel freute sich schon sehr und beeilte sich zusammen mit dem Esel, den Tisch abzuräumen. Als sie fertig waren, traten sie vor ihre kleine gemütliche Hütte und atmeten zusammen die frische und salzige Luft.

Der schöne Vogel flatterte auf den Rücken des Esels und schon gingen sie los. Der Esel ging den kleinen Weg sehr gerne, wie er sich so an die Berge schmiegte und sich runter zum Meer schlängelte, wie ein kleiner lebendiger Gebirgsbach. Der schöne Vogel freute sich so sehr, das seine Ungeduld etwas hochkam, ähnlich der Sonne am Morgen. Der störrische Esel fühlte das und lächelte still vor sich hin. Er kannte ihn gut. Nach wenigen Minuten konnte der schöne Vogel es nicht mehr aushalten, hob mit einigen kräftigen Flügelschlägen ab und flog schnurstracks zum Meer.

Der störrische Esel freute sich darüber, dass der schöne Vogel seiner Ungeduld nachgab und vorflog und strahlte zufrieden in die große weite Welt, während er gemütlich Richtung Meer trabte. Während der Esel in aller Seelenruhe den kleinen Weg runter zum Meer ging, flog der schöne Vogel fröhlich zu den lebendig herumspritzenden Wellen und sang vor Freude über den Anblick des schönen Meeres. Nach ein paar Minuten dache er an den Esel, der noch unterwegs war. Er freute sich, dass der Esel sich für ihn mitfreute, weswegen er umso lieber zum Esel zurückflog. Gerade Pfiff der Esel ein fröhliches Lied, als er den schönen und freudig singenden Vogel heranfliegen sah. Er freute sich immer sehr, wenn er zurückkam. Das war nicht immer so, da der schöne Vogel manchmal länger mit dem Vorausfliegen wartete und der störrische Esel deswegen nur kurze Zeit später am Meer ankam.

Aber heute war es ganz anders und der schöne Vogel flatterte munter singend auf den Rücken des Esels und berichtete aufgeregt davon, was er schon alles gesehen hatte. Der störrische Esel nickte lächelnd, während er dem schönen Vogel zuhörte und dieser ihm eine Menge Vorfreude damit machte. Gemütlich, aber zielstrebig trabte der störrische Esel um die letzte enge Kurve herum, während der schöne Vogel im Rhythmus des Rückens seine Flügel spreizte und weit auseinanderfächerte und seine Schwingen sanft im Wind wog.

Es war ein schöner Anblick, wie die zwei zusammen gingen und der Wind Mähne und Schweif des Esels, wie auch die Flügel des schönen Vogels durchfuhr, als wäre er ein kleines Kind, das fröhlich kreischend in einem Kettenkarussell saß. Gerade hatten sie die letzte Kurve hinter sich gelassen, während der Esel eine Melodie Pfiff und der Vogel fröhlich dazu sang, als sich das Panorama weitete, immer weiter und weiter, bis der ganze Horizont voll davon war: Das Meer.

Der Esel blieb stehen und der Vogel hielt den Atem an: War das schön. War das ein toller Augenschmaus. Fast gleichzeitig seufzten sie tief und lang und schauten mit sehnsüchtigem Blick auf den weiten Horizont. Dem schönen Vogel wurde ganz warm ums Herz und er fiel dem Esel um den Hals und drückte ihn ganz fest an sich. Der Esel genoss das und schnaubte sanft und liebevoll und bekam ganz glänzende Augen vor Freude.

Als sie sich nach einiger Zeit vom ergreifenden Moment wieder gefasst hatten, gingen sie weiter runter zu den Felsen. Sie hatten vor einiger Zeit zusammen einen Stein ausgewählt, auf den sie sich immer zusammensetzten, so wie heute. Die Wellen donnerten mutig an den kleinen Strand und die Felsen hielten den gleichen Stand, als sie den kleinen Trampelpfad gemeinsam am Wasser entlang gingen. Dann sahen sie ihn und rannten und flogen gleichzeitig los und versuchten vor dem Anderen da zu sein. Der Vogel gewann, wie jedes Mal und er freute sich riesig, als wäre es zum ersten Mal.

Gemeinsam saßen sie so am Meer, blickten es zusammen schweigend an, kuschelten sich aneinander, blickten sich hin und wieder tief in ihre Seelen und genossen den Anblick. Wie ihre zwei Augenpaare fröhlich glänzten. so saßen sie noch viele Stunden, während sich der schöne Vogel immer dichter und enger an den störrischen Esel schmiegte, bis sie fast eins waren und irgendwann die Sonne unterging.

 

Esel und Vogel treffen Kaninchen

Sonnenschein durchflutete die kleine Hütte, am Fuße des Galatzo. Der schöne Vogel und störrische Esel hatten gemütlich gefrühstückt. Würziger Wind wehte durch die Fenster. Zitronen, Feigen und Kakis versprühten ihr süßes und erfrischendes Aroma; salziger Meeresduft würzte und vermischte die zarten Nuancen, als wäre die Luft ein buntes Blumenmeer. Warme Sonnenstrahlen wärmten die Borke der herumstehenden Bäume. Kiefern fingen an ihren Harz tropfen zu lassen; Wolken, die wie Wattetupfer aussahen hingen am eisvogelblauen Himmel.

Sonntag. Esel und Vogel machten einen Spaziergang, nachdem sie den Frühstückstisch abgeräumt, die Teller und Tassen abgewaschen und abgetrocknet und die Pflanzen gegossen hatten. Satt und träge saß der schöne Vogel auf dem Rücken des Esels und ließ die gespreizten Flügel hängen, als würde er sie strecken wollen, nur umgekehrt. Schnaubend pustete der Esel seine Zufriedenheit in die Welt. Nur schwer konnte sich der schöne Vogel ein Schmunzeln verkneifen, rutschte etwas näher an den auf.- und ab-wippenden Kopf heran, schwang seine Flügel um den Hals und bohrte seinen Schnabel in den Schweif.

Gemütlich wanderten sie die kleinen Wege entlang, die sich wie knorrige Olivenwurzeln an den Bergen entlangschlängelten, deren Ränder die großzügige Natur mit bunten Blumen besprenkelt hatte. Auffrischender Wind rauschte durch die Kronen der Bäume und ließ sie fröhlich wippen; Katzen miauten um die Wette; ein paar Hunde bellten; Ameisen wuselten am Boden herum. Überall Leben. Als sie um eine enge Kurve bogen, fuhren zwei Kaninchen erschrocken herum, sahen sie mit riesigen Augen an und drehten sich flink um wegzurennen.

„Hey, nun rennt doch nicht gleich weg. Sind doch nur Vogel und Esel. Wir tun euch nichts.“, sprach der Esel zu den Kaninchen und hoffte, sie etwas beruhigen zu können.

„Woher sollen wir das denn wissen?“, antwortete das Ältere der beiden, während sie stehen blieben.

„Seht uns an; sehen wir gefährlich aus? Und selbst wenn, ihr seid doch viel schneller und wendiger als wir.“, versuchte der Esel die Kaninchen zu beruhigen und zum Bleiben zu bewegen.

„Das kannst du leicht sagen und wenn wir bleiben fallt ihr über uns her und fresst uns auf.“, sprach das jüngere Kaninchen, dass ein Geheimnis lüftete, als es ein wenig herumhopste und Esel und Vogel die kleine Schleife im Fell sahen, die es dort versteckt trug.

Gerade wollte der Vogel etwas zu dem Kaninchen-Mädchen sagen, als eine Schweinefamilie mit viel Radau und Getöse um die Ecke gerannt kam, mit wehenden Handtüchern auf den Rücken und bunte Sonnencremetuben in den Schnauzen, an denen Borsten und Frühstücksreste hingen. Kreischend rannten die Kaninchen weg und versteckten sich im tiefen Rasen am Wegesrand und zitterten um die Wette. Auch der schöne Vogel hatte sich erschrocken und flatterte aufgeregt mit den Flügeln, kurz davor abzuheben, blieb aber auf dem Rücken des Esels sitzen. Ruhig am Wegesrand stehend sah der Esel die hektische Schweinemeute vorbeijapsen, allen voran Papa-Schwein, der wild grunzend rief:

„Entschuldigt Leute, wir sind spät dran; nichts für ungut. Bis später.“, während das Rudel geschwind hinter der nächsten Biegung verschwand und nichts übrig blieb, als eine Staubwolke, die sich langsam setzte, bis nichts mehr an die Schweine erinnerte, außer rieselnder Staub zwischen Federn und Fell. Schnell hatte sich der Vogel beruhigt, vergrub seinen Schnabel wieder im Schweif des Esels und schlang seine Schwingen um den Hals des störrischen Freundes.

Vogel und Esel nickten sich kurz zu, um ihren Spaziergang weiter fortzusetzen, als die Kaninchen wieder aus dem Unterholz gehoppelt kamen:

„Wieso seid ihr nicht weggerannt so wie wir?“, fragte der Klopfer, während seine Freundin mit der Schleife hinter ihm zitterte.

„Wenn man, so wie ihr, vor Allem Angst hat, dann kann man ja nie ausruhen. Dann seid ihr immer auf der Flucht und rennt ständig aufgeregt herum.“, entgegnete der Esel und verstand nicht, worauf der Rammler hinauswollte.

„Aber wir sind doch Kaninchen; wir sind so. Wir sind keine Bären, Löwen oder Schweine, denen alles egal ist. Wir haben viele Feinde, die uns fressen wollen. Euch hingegen nicht; außerdem seid ihr ein komisches Paar. Ein Esel und ein Vogel, sowas gehört sich doch nicht. Vögel sollten mit Vögeln und Esel mit Eseln zusammen sein.“. Der Rammler hatte sich in Rage geredet und fühlte sich im Recht.

Langsam den Kopf drehend, sah der Esel dem Vogel in die Augen und lächelte sanft. Warm erwiderte dieser den Blick und umarmte den Esel noch ein wenig fester. Die beiden Kaninchen liebevoll betrachtend, sprach der störrische Esel:

„Ich glaube nicht, dass alle Kaninchen gleich sind; ich glaube auch nicht, das man als Kaninchen nur solche mögen darf. Mir hat niemand gesagt, dass ich nur Esel um mich haben sollte; gelesen und gehört habe ich auch nicht, wie ich als Esel zu sein habe. Esel sind auch nicht alle gleich. Vögel ebenso nicht. Und dieser hier besonders nicht. Manchmal kann er für einen Vogel sehr zornig werden, so zornig, dass er sich in einen Drachen verwandelt.“

„Wirklich? Ganz in echt?“, erwiderte der Rammler, der anfing den friedlich schmusenden Vogel mit großer Neugierde zu betrachten.

„Wirklich. Ich kenne nicht alle Vögel, aber dieser hier kann das. Ich dafür bin für einen Esel sehr sanftmütig; ob sanftmütiger als andere weiß ich nicht. Ob ich störrischer als andere Esel oder Tiere bin, weiß ich auch nicht. Ich bin ja nur ich.“, entgegnete der Esel dem Rammler, während das Kaninchenmädchen aufhörte zu zittern und hinter dem Rücken des Klopfers hervorkam, Esel und Vogel interessiert beäugend.

„Er ist sehr sanftmütig und manchmal recht gemütlich, weshalb ich ungeduldig werden kann und mich in einen zornigen Drachen verwandle.“, sprach der schöne Vogel und brach sein liebliches Schweigen, doch vorsichtig die Tatsache unterschlagend, dass er vor Allem ein feuerspeiender Drache wird, der riesig groß und furchterregend werden konnte.

„Aber hast du denn keine Angst vor dem Vogel, wenn er so sein kann?“, fragte das Kaninchenmädchen den störrischen Esel, das mittlerweile mutig vorgetreten war und sich vom schönen Vogel verstanden fühlte.

„Nein,“, entgegnete der Esel, „Wir sind nur unterschiedlich. Esel sind nicht alle gleich; Kaninchen ebenfalls nicht. Vielleicht bist du mutiger als ich, obwohl du viel kleiner bist; vielleicht auch nicht,“, lächelte der Esel die beiden Kaninchen an.

„Wichtig ist doch nur, dass man sich mag und das man eine gute Zeit zusammen hat. Stellt euch mal vor, wir hätten Keine. Das wäre doch schade, findet ihr nicht? Wir machen gerade einen Sonntagsspaziergang. Kommt doch einfach mit. Wir gehen nur einmal zum Strand und wieder zurück,“, fragte der Esel die beiden Kaninchen und fing an, langsam loszugehen.

Die beiden Kaninchen sahen erst sich, dann den schönen und mysteriösen Vogel und dann den sanftmütigen aber störrischen Esel an. Gemütlich schlenderte der Esel davon, während der Vogel auf seinem Rücken im Rhythmus mitwippte und die beiden Kaninchen nebenher-hoppelten.

 

 

Esel und Vogel gehen schlafen

Der Esel erwachte und rieb sich den Schlaf aus den störrischen Augen, die noch nicht wieder sehen wollten. Er schüttelte den Kopf und öffnete die trägen Augen. Er sah immer noch nichts. Dann riss er sie ruckartig auf. Vor ihm lag das Meer. Es wog sich gemütlich hin und her und ließ vereinzelte Wellen über den Horizont gleiten, manchmal sogar bis zu ihrer kleinen Bucht. Der Esel blickte sich um. Erst links, dann rechts. Und wieder von vorne. So ging das ein paarmal hin und her. Er musste eingeschlafen sein, fasste sich ans Kinn und dachte angestrengt nach. Dann fiel es ihm wieder ein.

Er war mit dem schönen Vogel runter ans Meer gegangen, wo sie sich gemeinsam gesonnt hatten. Er freute sich bei dem Gedanken daran und lächelte und schnaubte aus, wie es nur glückliche Esel konnten. Er sah sich um und suchte den schönen Vogel. Er hielt einen Huf vor die Augen und suchte den Horizont ab. Manchmal flog der schöne Vogel ein wenig herum, um sich das Gefieder durchpusten zu lassen und um den Esel von oben anzulächeln. Nichts. Er sah ganz angestrengt in die Ferne. Wieder und wieder, nochmal und nochmal. Nichts. Er sah nach links zu den naheliegenden schroffen aber warmen Felsen, nach rechts an der steilen Küste entlang. Wieder nichts. Der Esel seufzte und strich sich die Ohren glatt, was er immer tat, wenn er sich nicht zu helfen wusste. Dann schloss er seine großen dunklen Augen und lauschte dem Rauschen des Meeres. Er liebte es. Nichts beruhigte ihn so sehr, wie die See. Er überlegte im Stillen, wo der schöne Vogel wohl hingeflogen sein konnte, kam aber auf keine gescheite Antwort.

Er öffnete seine zweifelnden Augen und blickte zum Horizont. Ein Segelschiff fuhr in weiter Entfernung entlang. Es hatte weiße Segel, die wie magische Dreiecke leuchteten. Es sah aus wie auf einem Gemälde, dass er mal im Dorf gesehen hatte. Er seufzte glücklich, suchte aber nach einer Weile wieder nach dem schönen Vogel. Diesmal hielt er beide Hufe vor die Augen. Er suchte und suchte. Langsam erwachten die ersten Sorgen. Gerade wollten Erste in ihm hervorsprudeln, so wie eine lebendige und erfrischende Wasserquelle, als er ein leises Geraschel dicht an seiner Seite hörte. Erschrocken fuhr der Esel zusammen und sah neben sich auf den steinigen Felsen auf dem sie saßen. Der schöne Vogel hatte sich so leise an ihn gekuschelt und lag mit weit gespreizten Schwingen friedlich schlummernd an seiner Seite, die er wie ein Sonnensegel geöffnet hatte, das er in gar nicht spürte. Er hatte sich so sachte und sanft an den störrischen und eigentlich recht sensiblen Esel geschmiegt, dass dieser es nicht bemerkt hatte.

Ein seliges Lächeln lag auf seinem Schnabel, den er hin und wieder leicht öffnete und wieder schloss, so als würde er die Luft schmecken wollen. Der Esel blickte ihn liebevoll an und ließ ihn schlafen. Er freute sich und schüttelte über sich selber den Kopf, was er manchmal für ein störrischer und dummer Esel sein konnte. Nach einiger Zeit, die Sonne ging schon langsam unter, wachte der schöne Vogel auf und blickte dem Esel warm in die Augen. Sie lächelten und schwiegen sich an. Einige Minuten taten sie das, ohne sich von manch einer donnernden Brandung aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie verstanden sich ohne Worte. Langsam und mühsam wie eine alte Giraffe stand der Esel auf, streckte und reckte sich, hörte seine Knochen knacken, schüttelte Mähne und Schweif und wieherte den Vogel lächelnd an.

Der Wind hatte aufgefrischt und bog die Federn des schönen Vogels immer höher. Er breitete die Flügel aus und brauchte nur ein paar Flügelstöße, um gleich auf dem Rücken des Esels zu landen. Noch einmal drehten sie sich um und sahen sich die untergehende Sonne an. Dann machten sie sich an den Anstieg, zurück zu ihrer kleinen Hütte, oben im Dorf. Langsam stampfte der Esel den kleinen Weg hinauf. Schritt für Schritt näherten sie sich langsam aber unaufhaltbar ihrem kleinen Zuhause. Die Mähne des Esels flog dem schönen Vogel hin und wieder um den Kopf, was ihn einlud damit zu spielen und sich hineinzubohren, als wäre es ein Haufen Heu oder ein großer Ballen Garn. Den Esel kitzelte es immer ein wenig, was ihn aber nicht davon abhielt, den schönen Vogel weiter spielen zu lassen. Insgeheim wartete er darauf, dass es dem schönen Vogel zu langsam ging und er deswegen vorfliegen würde. Nach der sechsten Kurve war es soweit. Mit starken und freudig-schlagenden Schwingen erhob sich der schöne Vogel und flog das letzte Stück Weg vor, um auf den störrischen Esel zu warten. Er wartete unheimlich gern auf den sensiblen und manchmal störrischen Esel, weil er sich immer sehr freute, wenn er ihn wieder erblickte, auch wenn sie nur wenige Minuten voneinander getrennt waren. Diesmal hatte der schöne Vogel schon den Abendbrottisch gedeckt und wartete auf seinem Stuhl, als der Esel langsam die Tür öffnete und ihn leise und freudig begrüßte.

Der Wind hatte noch mehr aufgefrischt und pustete um die Wände ihrer kleinen Hütte herum. Das Kerzenlicht flackerte schon stark und drohte auszugehen. Irgendwann hatten sie ihr Abendbrot beendet. Sie sahen sich schweigend an, während der Wind durch das kleine Tal fegte und den ersten Regen nach vielen Monaten Dürre ankündigte. Mittlerweile wurden Ihre Augen immer schwerer und schwerer, so dass sie sich mit ihren halbgeöffneten müden Lidern kaum noch sehen konnten. All die Sonne, der Wind und das gute Abendessen machten sie immer mehr müde. Nach wenigen Minuten nickten sie sie sich zu, standen auf und nahmen die Kerze mit. Sie gingen ins Badezimmer, erst der schöne Vogel und dann der sensible Esel. Nachdem der schöne Vogel sich frisch gemacht und den Schnabel geputzt hatte legte er sich ins Bett ihres kleinen Schlafzimmers und wartete auf den Esel, der kurz nach ihm im Bad verschwunden war.

Bei ihm ging es immer ein wenig schneller, weil ein störrischer Esel nun einmal weniger Pflege brauchte, als ein schöner Vogel. Nach wenigen Minuten kam er aus dem Bad, schloss leise die Tür und legte sich zu dem schönen Vogel ins Bett. Nachdem der Esel die Kerze ausgepustet hatte, kuschelten sich beide eng aneinander, gaben sich einen Gutenachtkuss und segelten zusammen weit weg, ins Land der schönen Träume.