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Esel und Vogel am Strand

Als der schöne Vogel und der störrische und sensible Esel aufstanden, machten sie sich daran ein schönes Frühstück zuzubereiten. Die Sonne schien, der frische Wind vom Meer brachte eine leichte Brise in ihre kleine Hütte und sie setzten sich ausgeschlafen und zufrieden an ihren liebevoll gedeckten Tisch, an dem sie sich lange und lächelnd in die Augen sahen, glücklich einander zu haben und begannen über ihren schönen Tag zu sprechen. Der schöne Vogel liebte das Meer sehr. Der Weite Blick, die Wellen und die leicht salzige Luft ließen ihn ruhig und verträumt in die Weite schauen. Besonders gerne machte der schöne Vogel das zusammen mit dem störrischen Esel, der mit dem schönen Vogel gar nicht störrisch war.

Der Esel hatte das Meer auch sehr gerne. Er saß dort am liebsten mit dem schönen Vogel, um zusammen die Wellen zu beobachten. Sie beschlossen, runter zum Wasser zu gehen. Der schöne Vogel freute sich schon sehr und beeilte sich zusammen mit dem Esel, den Tisch abzuräumen. Als sie fertig waren, traten sie vor ihre kleine gemütliche Hütte und atmeten zusammen die frische und salzige Luft.

Der schöne Vogel flatterte auf den Rücken des Esels und schon gingen sie los. Der Esel ging den kleinen Weg sehr gerne, wie er sich so an die Berge schmiegte und sich runter zum Meer schlängelte, wie ein kleiner lebendiger Gebirgsbach. Der schöne Vogel freute sich so sehr, das seine Ungeduld etwas hochkam, ähnlich der Sonne am Morgen. Der störrische Esel fühlte das und lächelte still vor sich hin. Er kannte ihn gut. Nach wenigen Minuten konnte der schöne Vogel es nicht mehr aushalten, hob mit einigen kräftigen Flügelschlägen ab und flog schnurstracks zum Meer.

Der störrische Esel freute sich darüber, dass der schöne Vogel seiner Ungeduld nachgab und vorflog und strahlte zufrieden in die große weite Welt, während er gemütlich Richtung Meer trabte. Während der Esel in aller Seelenruhe den kleinen Weg runter zum Meer ging, flog der schöne Vogel fröhlich zu den lebendig herumspritzenden Wellen und sang vor Freude über den Anblick des schönen Meeres. Nach ein paar Minuten dache er an den Esel, der noch unterwegs war. Er freute sich, dass der Esel sich für ihn mitfreute, weswegen er umso lieber zum Esel zurückflog. Gerade Pfiff der Esel ein fröhliches Lied, als er den schönen und freudig singenden Vogel heranfliegen sah. Er freute sich immer sehr, wenn er zurückkam. Das war nicht immer so, da der schöne Vogel manchmal länger mit dem Vorausfliegen wartete und der störrische Esel deswegen nur kurze Zeit später am Meer ankam.

Aber heute war es ganz anders und der schöne Vogel flatterte munter singend auf den Rücken des Esels und berichtete aufgeregt davon, was er schon alles gesehen hatte. Der störrische Esel nickte lächelnd, während er dem schönen Vogel zuhörte und dieser ihm eine Menge Vorfreude damit machte. Gemütlich, aber zielstrebig trabte der störrische Esel um die letzte enge Kurve herum, während der schöne Vogel im Rhythmus des Rückens seine Flügel spreizte und weit auseinanderfächerte und seine Schwingen sanft im Wind wog.

Es war ein schöner Anblick, wie die zwei zusammen gingen und der Wind Mähne und Schweif des Esels, wie auch die Flügel des schönen Vogels durchfuhr, als wäre er ein kleines Kind, das fröhlich kreischend in einem Kettenkarussell saß. Gerade hatten sie die letzte Kurve hinter sich gelassen, während der Esel eine Melodie Pfiff und der Vogel fröhlich dazu sang, als sich das Panorama weitete, immer weiter und weiter, bis der ganze Horizont voll davon war: Das Meer.

Der Esel blieb stehen und der Vogel hielt den Atem an: War das schön. War das ein toller Augenschmaus. Fast gleichzeitig seufzten sie tief und lang und schauten mit sehnsüchtigem Blick auf den weiten Horizont. Dem schönen Vogel wurde ganz warm ums Herz und er fiel dem Esel um den Hals und drückte ihn ganz fest an sich. Der Esel genoss das und schnaubte sanft und liebevoll und bekam ganz glänzende Augen vor Freude.

Als sie sich nach einiger Zeit vom ergreifenden Moment wieder gefasst hatten, gingen sie weiter runter zu den Felsen. Sie hatten vor einiger Zeit zusammen einen Stein ausgewählt, auf den sie sich immer zusammensetzten, so wie heute. Die Wellen donnerten mutig an den kleinen Strand und die Felsen hielten den gleichen Stand, als sie den kleinen Trampelpfad gemeinsam am Wasser entlang gingen. Dann sahen sie ihn und rannten und flogen gleichzeitig los und versuchten vor dem Anderen da zu sein. Der Vogel gewann, wie jedes Mal und er freute sich riesig, als wäre es zum ersten Mal.

Gemeinsam saßen sie so am Meer, blickten es zusammen schweigend an, kuschelten sich aneinander, blickten sich hin und wieder tief in ihre Seelen und genossen den Anblick. Wie ihre zwei Augenpaare fröhlich glänzten. so saßen sie noch viele Stunden, während sich der schöne Vogel immer dichter und enger an den störrischen Esel schmiegte, bis sie fast eins waren und irgendwann die Sonne unterging.