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Goethe’s Traum – Odyssee 2023

In Bordeaux war ich … Nicht wegen Wein … Der ist ja schon längst nicht mehr das, was er mal war … Zumindest in BDX … Man reißt Weinreben raus, weil man 100 Millionen Liter Wein ohne Abnehmer rumliegen hat …

Muss man sich mal vorstellen …

Das Goethe-Institut hatte zum Deutsch-Lehrer*innen-Tag eingeladen … So eine Art Netzwerkveranstaltung … Plaudern, sich austauschen und so … Kumpel Kah und ich waren gemeinsam da … Kumpel Kah ist weder verwandt mit …

Hubert, noch mit der Schlange …

Uns motivierten die neuesten Nachrichten aus besagtem Verein … wir hatten Lust die Temperatur vor Ort zu messen … Offensichtlich nutzt auch das gemeinnützige Goethe-Institut von Zeit zu Zeit rote Stifte …

So erklärte uns die Frankreich-Chefin aus Paris …

Am Goethe-Institut hat man herausgefunden, dass Lebenshaltungskosten insgesamt teurer geworden sind … Man vermutet, dass Inflation, sowie eine Vielzahl von Unruheherden großen Einfluss nehmen …

Nicht zuletzt Covid-19 …

Ende 2023 schließen BDX, Lille und Strasbourg … Drei Goethe-Institute … Detailliert skizzierte die Chefin aus Paris ihre Vision … ich lauschte Sätzen wie … „jedes Ende ist ein Neu-Anfang …

Eine Chance für Neues“

…sie selbst fand, dass es zynisch klänge … Wenn Führungskräfte so reden, die von Kündigungen nicht betroffen sind … Immerhin! … Man wünsche sich, dass Deutsch-Lehrer weniger routiniert die GI Angebote konsumieren …

sondern sich in aktive Gestalter transformieren …

Sie sollen quasi … meine eigene Beobachtung und Meinung … eine gewaltsam angeschobene Metamorphose durchleben … Schönes Konzept dachte ich, um Einsparungen zu verkaufen …

Mir kam ‘ne VW-Golf-Club Metapher in den Sinn …

der keine lokale Werkstatt als Treffpunkt mehr hat … weil man KFZ-Teile und Info-Veranstaltungen nur noch online verkauft … Oder wenn es nicht anders geht, in speziell angemieteten Räumlichkeiten …

um modern Teile & Wissen auszutauschen …

Betroffene haben eine andere Sicht … Wie wir hörten … Ich musste beim Zuhören ständig an Kumpel F denken, der im Krankenhaus arbeitet und mir regelmäßig die dollsten Neuigkeiten erzählt … Nebst krasse Stories …

Auslastung von Krankenbetten …

nur eines von vielen Schlagworten … Anders als Asklepios, ist das Goethe-Institut ein gemeinnütziger Verein … Erwirtschaftet also keinen Gewinn … Krankenhäuser eignen sich deutlich besser, um auf dem Rücken von Krankenkassen-Beiträgen …

Gewinne zu erzielen …

Darüber kann man natürlich unterschiedlicher Auffassung sein … In wieweit sich das Ethisch -Moralisch verantworten lässt … Ist aber kein Thema … Heute geht‘s um Goethe … Im Goethe Institut lehrt man deutsche Sprache …

Fördert Internationale kulturelle Zusammenarbeit …

Und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild … Alles dreht sich glücklicherweise also um Didaktik und Mathetik … Auch um Empathie … Bei den ersten beiden handelt es sich um Wissenschaften …

beim Dritten …

um Kompetenz … je nach Mensch und Charakter mehr oder weniger ausgeprägt … Nun also remote netzwerkeln … Metamorphose und verpuppen … Ein freundlicher Lehrer aus Bergerac sprach von Lehrer-Alltag …

und mit welchen Schritten Digitalisierung …

in ländlicher Region voranprescht … Vielbesungener deutscher Digitaler Fortschritt … Seine Wirkung strahlt bis nach Südfrankreich … Merkwürdig, dass selbst gemeinnützige Vereine wirtschaftliche Herausforderungen meistern müssen …

Ist Wirtschaft eine Art Krebs ?

Der alles und jeden befällt? … Menschen? … Institutionen? … Alles? … Gespräche mit Vertretern aus der Lehrmittelbranche, sowie der Generalkonsulin Stefanie Zeidler machten meinen Eindruck rund …

Frau Zeidler beheimatet im Konsulat das Goethe-Institut …

Sie schien mir gewillt, für Kontinuität sorgen zu wollen … Nicht nur wegen der schönen Räumlichkeiten … Auch wegen dem Lehrauftrag … Und den vielen schönen Broschüren, die überall herumlagen …

Mein Gedächtnispalast hing voller loser Fetzen …

Worte wie „Zahnarzt“ und „Warteraum“ flogen rum … die Bibliothek erinnerte daran … „Graue Panther“ … Mitgliederzahl … „Rückwärtsgewandtheit“ … „Flüchtende junge Generationen“ … Und Vieles mehr …

Dabei ist der Internet-Auftritt modern …

Merkwürdig! … Irgendwie, irgendwo gibt’s einen Bruch … Wir erreichen das andere Ufer nicht … Wir rufen nur herüber … Statt hinzufahren … Kaum einer vergewissert sich … Ob noch zeitgemäß gesendet wird …

Ob Lernende erfolgreich Lernen …

Und vieles mehr … 239 Millionen Euro Haushalt … Zuviel dreht sich um Geld! … Kultur ist Investment … Keine Kosten! … Bei Covid-19 lief’s schon schief … Jetzt also Goethe-Institut …

Ob Macrons Beschwerde Wirkung zeigt?

Schauen wir mal … Erwartungsgemäß wartet man ab … Dann irgendwann drängt die Zeit und man holt sich Consultant-Heuschrecken wie McKinsey ins Haus, um ein paar schicke, leider sehr teure Präsentationen vorzulegen …

die ’ne Transformation vorgaukeln …

Irgendwie müssen wir aufhören uns zu wundern … Seit 1936 handelt die Weltwirtschaft nach Keynes Theorie vom unendlichen Wachstum … Seit dem hat man den Eindruck …

Zahlen sind wichtiger als Menschen …

18.September – Faust und der Blues – Odyssee 2022

Wolfgang ist Wissenschaftler und Single. Tagsüber erforscht er das Weltall, abends das Alleinsein. Immer war das nicht so, in den zwanzig Jahren unserer Freundschaft. Doch nachdem seine Frau einen erfolgreichen Selbstmordversuch in der Hochzeitnacht beging, sagte er sich von Frauen los. Ich verstand ihn. Über die Ursache wurde viel spekuliert; war psychische Labilität im Spiel, oder andere seelische Erkrankungen, die man ihr nicht ansah?

Doch zuviel war zu viel!

Man kann alles wissen wollen und darf sich gleichzeitig davor fürchten; all unsere permanenten inneren Widersprüche und Konflikte dürfen wir ausleben, müssen wir sogar, gehört es doch zum Menschsein, wie alle Talente und Defekte. Aber sich selbst, gar einander etwas antun, am Besten im Beisein des Anderen? Da hört‘s auf. Wenn dir beim Schwimmen im Meer ein Hai ein Bein abbeißt, wirst du in diesem Leben nicht mehr ins Wasser gehen.

Versteht jeder.

Wir sollten uns mit Menschen umgeben, die uns guttun; gibt genug Verrückte, Deformierte und moralisch Entgleiste, die unsere Nerven rauben; wir sollten uns daher nie scheuen, solche Exemplare aus unserem Einkaufsagen rauszunehmen und sie zu den anderen Pfandflaschen ins Regal zurückstellen.

Familie eingeschlossen – auch sie steht nicht unter Artenschutz.

Vor kurzem lud Wolfgang mich überraschend zum Dinner ein. Schon ewig hatten wir uns nicht mehr ausgetauscht, geschweige gesehen. An nachdenklichen Abenden machte ich mir Sorgen um ihn; introvertiert, still und gleichzeitig feinsinnig wie er nun einmal ist, kommt man schnell auf dunkle Gedanken. Umso größer Erleichterung und Freude: Er hätte seine große Liebe gefunden. Sie wollten für mich kochen.

Gerührt nahm ich die Einladung an.

Ich freute mich riesig für ihn, nicht nur, weil sich meine Sicht auf die große Liebe schon vor „Feuchtgebiete“ eingetrübt hatte. Zwanzig Uhr. Wolfgangs Eigentumswohnung liegt in einer stillen Wohngegend mit gepflegten Altbauten. Namentafeln aus poliertem Messing. Nur kurz tipp ich seine Klingel, schon summt der Öffner. „Herzlich Willkommen“, flötet es aus dem Lautsprecher.

War das Wolfgang?

Gespannt stieg ich die knarzende Treppe hoch. Im letzten Stock ging die Tür auf. Neugier und Anspannung waren nicht zu überbieten. Schon bog ich um die letzte Treppen-Biegung. „Hallo mein Lieber, schön dass du da bist; wir freuen uns riesig!“, strahlte er überschäumend.

„Ich mich auch!“,

gab ich gerührt zurück. „Komm rein…“ Langsam schritt ich in seine Wohnung die er offensichtloch renoviert hatte. „Hier“, ich hielt ihm den Roten hin, „ich hoffe es passt zum Gericht“ und wartete gespannt auf seine neue Freundin.

„Wir haben schon alles vorbereitet, komm setz dich…“

Er nahm mir meine Jacke ab und führte mich feierlich zum Tisch. „Schatz, schau mal wer da ist…“ Schatz hatte ich ihn fünfzehn Jahre nicht rufen hören. Gespannt wie ein Flitzebogen versuchte ich mich mit dem Beobachten seiner Wohnung zu beruhigen.

Alles schien am alten Platz.

Platten- und Büchersammlung genauso, wie sein ellförmiges Sofa. Die neuen Bilder, sowie die sandfarbenen Wände strahlten Gemütlichkeit aus, unterstrichen von frischen Schnittblumen, die mit Geschmack ausgesucht worden waren.

„Katarina ist noch im Bad, sie nimmt sich Zeit, wenn sie sich schick macht“,

sagte Wolfgang nicht ohne Stolz. Ich verstand ihn. Viele Männer fühlten sich erst als vollständiger Teil der Gesellschaft, wenn sie eine Dame mit Kultur und Geschmack an ihrer Seite haben. „Komm, wir stoßen schon mal an, sie kommt gleich dazu…santé!“, wir ließen unsere Gläser klirren.

„Zum Wohl, mein Lieber – und herzlichen Glückwunsch!“

Rosé-Champagner, Wolfgang hatte sich verändert; Frauen haben großen Einfluss auf uns. „Schatz…?“ Mit nervösem Unterton rief Wolfgang Richtung Schlafzimmer; Kunststück, bei seiner Vergangenheit. Plötzlich stand er auf. „Ich geh sie mal holen, sie ist sehr schüchtern…“, flüsterte er mir zu. Während er mir zuzwinkerte sah ich auf Katarinas leeren Platz, den sie in wenigen Sekunden füllen würde.

„Du siehst großartig aus, einfach bezaubernd, mein Schatz!“

Hörte ich ihn im Schlafzimmer sagen. Aufgeregt begannen meine Füße zu wippen, während ich am Champagner nippte und den Lichtern der Stadt zusah. Wie festgenagelt blickte ich auf die Stadt, als ich Schritte hörte und bemerkte,

wie Stühle geschoben wurden.

Ich lächelte still in mich hinein; freute mich riesig für Wolfgang. „Katarina, darf ich dir meinen besten Freund vorstellen?“ Noch immer auf die Stadt stierend, wollte ich die Spannung auskosten. Voller Neugier drehte ich mich um.

Und sah in die toten Augen einer Gummipuppe.

Erschrocken krampften sich meine Hände am Tisch fest. Wolfgang überging das und tat, als würde er‘s nicht wahrnehmen. Stattdessen spulte er sein Programm ab. „Was meint ihr, soll ich die Vorspeise holen?“ Wieder dies Zwinkern. Aus tausend und einem Grund fühlte ich mich hundeelend. Wolfgang machte sich in der Küche zu schaffen und pfiff ein fröhliches Lied,

während Katarinas Plastikaugen durch mich hindurchlächelten.

Sie trug ein aufreizendes Kleid. Vermutlich hat er der Verkäuferin augenzwinkernd erzählt, dass es ein Art Überraschungsgeschenk für Schatzi ist. Sogar Dessous trug sie, Lippenstift, Stilettos, einfach alles, was Frauen aus Wolfgangs Sicht brauchten. Sie sah Maria zum Verwechseln ähnlich. Größe, Haarfarbe, einfach alles. Schon schwebte mein Kumpel ins Wohnzimmer.

„Entenherzen in Knoblauchbutter – guten Appetit!“ Wieder dies Zwinkern.

Meine Hände hielten sich immer noch krampfhaft am Tisch fest. Schnell trank ich einen großen Schuck, um meine Nerven zu beruhigen. Mir war zum Heulen und Lachen zumute. Alles gleichzeitig. Ich schnitt ein Stück Entenherzenhälfte ab und kaute vorsichtig drauf herum; es schmeckte vorzüglich; ich dachte an befreundete Paare, mit und ohne Kinder; in Beziehungen ließen Menschen keine Gehässigkeit aus.

Seltsamerweise, oder vielleicht gerade deswegen – blieben wir.

Auch dachte ich an meine Kumpels, wie einer nach dem anderen in Ketten gelegt wurde; oder sich in Ketten hat legen lassen; wie war das bloß möglich; gab‘s nichts dazwischen? Nur Elend? So oder so? Junggeselle auf ewig, oder zwei Heulbojen, die gemeinsam untergehen? Ich dachte an den youtube video

„Leck sie um den Verstand“

von Erotik-Coach Marina Deluca; an Gleicberechtigung und die neue sexuelle Befreiung, die nichts daran änderte, dass wir Menschen das Talent haben, zusammen zu vereinsamen, wenn wir nicht aufpassten. „Schmeckt es dir?“ Wolfgang riss mich aus meinen Gedanken.

Irgendwie war ich ihm dankbar dafür.

Mein Schock hatte sich gelegt. Erneut sah ich Katarina ins Gesicht. Sie hatte einen sinnlichen Mund. Mit neuen Augen sah ich meinen Kumpel von der Seite an. Still vor sich hinlächelnd, kaute er auf den Entenherzen rum; sie waren ihm wirklich gelungen; die meisten werden hart, weil sie zu viel Hitze bekommen; hin und wieder prostete er Katarina und mir zu.

Plötzlich war ich unglaublich stolz auf ihn.

Und ergriffen, von Wolfgangs Vertrauen. Was musste im Kopfe dieses Mannes vorgehen, der mit einer Gummipuppe glücklich war und den Mut aufbrachte, mich zum Essen einzuladen? Wer war ich, darüber zu urteilen, nur weil’s „weird“ ist, nicht der Norm entspricht; ist es nicht genauso irritierend, wenn man seinen Hund liebevoller behandelt, als den Partner? War es nicht noch verrückter, wenn man unter solchen Umständen blieb?

„Köstlich – wirklich, Wolfgang: Ganz ausgezeichnet!“

Ich hob mein Glas, sah meinen Kumpel offen ins Gesicht. Überglücklich strahlten seine von Freudentränen geschwängerten Murmeln. Leise, mit ergriffener Stimme hauchte er „Danke, das du gekommen bist“, über den Tisch. Wir prosteten uns mehrmals zu. Heute hatte ich meinen Kumpel wiedergewonnen.

Er war glücklich.

Hoffentlich hatte seine geschundene Seele Frieden gefunden. „Auf euch zwei“, hob ich mein Glas an, „Auf uns drei, mein Lieber!“, setzte Wolfgang überglücklich drauf; die vielen Perlen im Glas ließen ihn aufstoßen. „Tschuldigung“, flüsterte Wolfgang über den Tisch und sah dabei zu Katarina und mir herüber; ich war an der Reihe, ging in die Küche,

kam freudestrahlend zurück und schenkte Champagner nach…

Zeit – Odyssee 2020 CW40

04.Oktober – gestern hatte D eine bewegende Eingebung; zum Einen ging es darum, dass die Deutsche Einheit ihren dreißigsten und ein Freund seinen fünfzigsten Geburtstag feierte; auf dem Geburtstag ging es natürlich, wie konnte es anders sein, um Zeit; alle schienen sich einig, dass sie im Flug vergehen würde, was Seitens D eine tiefe Grübelei nach sich zog; er begriff, dass er mit kaum einem darüber sprechen konnte, dass es ihm genau entgegengesetzt ging – für D verging die Zeit kaum.

In Wahrheit war es noch viel vertrackter: Sie war für D nicht existent!

Aber was tun, wenn alle Menschen sich ihr unterordnen, wenn die ganze Welt ihr hinterherrennt, wenn sich alles um Zeitoptimierung drehte und es nur noch darum ging, möglichst viel Quality-Time zu haben; wobei sich D schwer damit tat, nachzuvollziehen, was dieser Ausdruck wirklich bedeutete; natürlich war ihm die üblichen Interpretationen und das gesellschaftliche Verständnis geläufig, aber genau das war es ja, was ihn umtrieb:

Musste nicht per Definition JEDE Sekunde Quality-Time sein, wenn man sich auf diese Religion seriös einließ?

Genau erinnern tat sich jedenfalls niemand mehr, wie und wann es dazu an diesem Sonntag kam, dass D von den schönen Musen geküsst wurde, als er seinem sonntäglichen Müßiggang nachgehend, von jenen scheuen Wesen aufgesucht wurde, um ein paar Zeilen in die digitale Matrix zu schreiben.

„Zeit – von Menschen dimensionierter Irrtum,

anfangs wie ein Schatten, bald schon länger werdend, alles verzehrend;

hingen sie doch überall, an Kirchtürmen, an Handgelenken, an verrinnenden Sand erinnernd;

kriechend in den ersten Jahren, bald schon gehend, rennend, ewig hinterherhechelnd – immer zu spät;

Wahrheiten, nackt und versteckt hinter schönen Momenten, wir ständig beiseiteschiebend;

Erfindung der Banken und Wissenschaften, um abzurechnen und zu lehren, ging es tausende Jahre ohne offenbar;

Gestrige lieben sie, Optimistische nehmen sie nie genau, weil ewig leer ohne konstruktives Potential;

Wahrhaftig keine Ahnung haben Natur und Evolution von menschlichen Erfindungen und Wissenschaften;

Wasser statt Sand rinnt durch knorrige Finger – kosmisches Meer, trägst unendlich viele Lebens-Schiffchen, bis gestrandet, auf Grund wir gegangen – ewig gleicher Kapitän, in immer neuen Booten;

Segle solange dich dein schön-geschnäbeltes Schiff trägt, möge deine Reise, Odysseus gleich, ewig dauern;

Manchen Sturm wirst du durchsegeln, bevor du die Sonne erneut wie ein Neugeborenes erblickst;

Natürliche Rhythmen – Musik der Natur, sie brauchen keine Noten und Messungen;

Immer schon sind sie gewesen – vor uns, mit uns und nach uns;

Sei nicht naiv zu glauben, dass du Einfluss nehmen könntest;

Sei froh, lebe intensiv, so lange dein Schiff dich trägt;

Jedes Vehikel, Bäume, Sterne, Säugetiere vergehen;

Ewig wiederkommend – bleib dabei, verzage nie;

Wie konntest du sein, wenn nicht ewig gewesen;

Drum segle weiter, auch mit flatternden Fetzen;

Welt umarmend, lass Herz und Geist schäumen;

Wenn du fühlst, du bist endlich angekommen;

dann schlag geschwind ein Loch ins Schiff;

Poseidon wird geben dir ein Neues;

nie hat Natur von Zeit gehört;

lustiger Irrwitz und Glauben;

nichts ist die Zeit;

alles ist das Meer;

 

Everyone has it’s own Don Tango World – Odyssee 2020 CW39

27.September – am Mittag hatte D ein anregendes Gespräch; wieder einmal ging es um Alles, unter anderem auch um die Frage, was seine Don Tango World auszeichnet:

Was erfreut Leser am Blickwinkel, an den Geschichten, die er schreibt? Was zeichnet seine kleine Welt aus? Ist sie ein Teil der Großen, oder vielleicht ist sie sogar die wirklich Große Welt, während unsere Alltägliche eine künstlich erzeugte ist?

Und so geschah es, dass Frau Dr. Claudia Meyer-Paradiso ihr nächstes Interview genau in diese Richtung lenkte, weil auch sie, diese Frage seit einiger Zeit umtrieb.

CMP: Hi Don, schön dich wieder zu sehen, wie geht es dir?

DT: Ganz okay, allerdings treibt mich eine Frage einer Freundin um…

CMP: Was denn? Erzähl…

DT: Es ging um meine Welt…

CMP: Die Don Tango World…?

DT: Genau….

CMP: Wunderbar, genau dazu habe ich diverse Fragen…

DT: Das sagte die Freundin auch…

CMP: Was unterscheidet deine Welt von unserer?

DT: Das ich lebe…während ihr da draußen lediglich nur existiert…

CMP: Wow, starker Text…..

DT: Ich meine das nicht negativ und schon gar nicht wertend, auch wenn es so klingen mag…

CMP: Vielleicht kannst du es dann etwas genauer umschreiben, damit wir uns nicht schlecht fühlen und verstehen, was du meinst, was den Unterschied macht…?

DT: Ich glaube, jeder Mensch trägt die Don Tango World in sich…

CMP: Wie das?

DT: Während des Erwachsenwerdens legen sich all diese Schichten über und auf uns; Kinderstube, Pubertät, Ausbildungen, Universitäten, Erfahrungen, neue Menschen und Impulse, Sprachen und Kulturen, einfach alles…..

CMP: Natürlich! Das gilt ja für alle, warum für dich anders?

DT: Weil ich mich von diesen Schichten befreit habe, weswegen ich wieder lebe und nicht mehr nur existiere…

CMP: Wie hast du das geschafft?

DT: Vielleicht klingt das jetzt zu einfach, aber im Grunde ist es genau so: Ich habe mich erfolgreich zu meinen Sinnen, Wünschen, Bedürfnissen und Leidenschaften vorgearbeitet…

CMP: Wie ist dir das gelungen?

DT: Ich habe von der Karte des großen Lebensmenüs, meine eigenen Gerichte ausgewählt…

CMP: Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe…

DT: Ich sehe den kleinen Marienkäfer am Boden, die bunten Platanen in den Straßen, ich rieche den Duft der Blumen, das Salz des Meeres, den Rotwein zum Abend, ich begreife, während ich mit meinem Motorrad fahre, dass ich überall hinfahren könnte, wohin ich will; ich rieche den Vitamin D, wenn Sonnenstrahlen auf meine Haut treffen, ich schmecke…

CMP: Okay, okay, ich glaube zu ahnen was du meinst…

DT: Wir haben mit der Industrialisierung eine gefräßige Maschine hingestellt, der wir unser eigenes Leben zum Fraß vorgeworfen haben…

CMP: Starke These! Grundsätzlich würde ich sagen…

DT: Du verstehst noch nicht: Um unseren Sinne wieder zu lauschen müssen wir ihnen Raum geben, was ihr jedoch nicht tut, weil ihr ständig Entertainment oder Konsum in die Stille der Zeit kippt, weswegen ihr, ohne zu merken, von einem zum anderen hetzt, womit ihr euer Selbst am Ende verliert…

CMP: Hier stimme ich dir leider zu…

DT: Müßiggang, erinnerst du dich? Nur in ihm entstehen neue und schöne Dinge, unabhängig davon ist er an sich schon schön…

CMP: Wer?

DT: Der Müßiggang…

CMP: Und was rätst du mir, uns?

DT: Fangt endlich mit dem AUFHÖREN an…

CMP: Wie bitte…?

DT: Macht Schluss mit dem ganzen Wahnsinn, den ihr Leben nennt…

CMP: Hast du konkrete Beispiele, oder vielleicht sogar direkt umsetzbare Hilfestellungen…?

DT: Macht nur die Dinge die ihr mögt; esst nur was euch schmeckt; trefft Menschen, die euch gut tun; schaffte alles ab, was euch NICHT gut tut und ablenkt und vom Selbst entfernt…kein Fernsehen mehr, lest Bücher, hört oder macht Musik, oder malt…kein Shoppen als Zeitvertreib, schafft eure Autos ab, wenn ihr nicht genug fahrt; entfernt alles was ihr nicht wirklich braucht; alles belastet uns, selbst wenn es nur in den Schränken und Garagen herumsteht, es behindert euch am Beschwingtsein…fangt sofort damit an, nicht erst morgen…

CMP: Okay…

DT: Nicht okay! Was wirst du konkret wann tun? Zum Beispiel heute…?

CMP: Hm, sollte das nicht ein Interview sein…?

DT: Wenn du willst, dass sich etwas ändert, musst du mit dir selbst anfangen; wenn nicht jetzt, wann dann?

CMP: Ich würde mir das gerne durch den Kopf gehen lassen…

DT: Mach das, es ist dein Leben, du machst damit was du möchtest…aber denk daran; Nur DU kannst die furchtbare Konsum-Maschine anhalten, nicht vergessen, okay? Nächste Woche sagst du mir, mit was du begonnen hast, einverstanden?

CMP: Einverstanden! Vielen Dank wieder einmal für das erhellende Gespräch…ich freue mich schon auf das Nächste.

DT: ich mich auch…bis dann.

D unterbricht die Verbindung und malt ein Bild.