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Freiheit – Odyssee 2020 CW49

06.Dezember – Nikolaus Gedenktag; D erinnerte sich noch gut an seine gefüllten Stiefel, die er als kleiner Junge am Vorabend vor seine Zimmertür gestellt hatte. Meist fand er dann Orangen, Nüsse und Schokoladenfiguren, die an Weihnachtsmänner, oder eben an – Nikoläuse – erinnerten.

Viel mehr freute sich D darüber, dass er nun seit genau sieben Jahren jede Woche diesen Blog pflichtbewusst gepflegt hatte, ohne ihn auch nur einmal ausfallen gelassen zu haben. Darauf war D zwar nicht stolz, aber ihn erfüllte eine Art Wohlwollen mit sich selbst, dass ihm das offensichtlich gelungen war.

D hatte gerade alle Hände voll zu tun, weil er mit Monsieur Thalamus, sowie dem Gedächtnispalast stritt, und zwar darüber, welche Form von Freiheit eigentlich gemeint war, wenn man sie in der aktuellen C-Krise, einschränkte. War es die Meinungs-Freiheit? Oder gar die physische, die den zufriedenen Bürger sich frei bewegen ließe, oder wie in vorliegender Epoche, eben weniger, bis nicht?

War es das Recht auf Meinungsfreiheit, die auch für Politiker galt, weswegen eben jene aktiv davon Gebrauch machten, wenn sie vor harten Wintermonaten warnten und damit ältere Menschen verängstigten, dass man ihnen verantwortungslosen Umgang, mit eben jener filigranen und gleichzeitig machtvollen Pflanze vorwerfen musste?

D wusste es nicht.

Sowieso, war D schon länger mit seinem Latein am Ende.

Zurzeit wurde schlichtweg alles gespalten, sei es das Volk in zwei Lager, die Worte die man nutzte, oder gar Atomkerne, um Strom daraus zu gewinnen, wobei D sich an letzteres schon länger gewöhnt hatte. Um der griechischen Götter willen: Fast hätte D es vergessen – sogar die Demokratie versuchte man in zwei Sorten zu spalten!

Einmal gab es jene, in der Politiker mehr Einfluss nehmen konnten, um Gesundheit und Sicherheit ihrer Bürger und Wähler besser zu schützen – wenngleich immer noch ungeklärt blieb, ob man die Bürger vor die Wahl stellen wollte, ob sie diesen Schutz auch ablehnen konnten;

und zum Zweiten gab es jene Form, in der das Volk sich selbst überlassen blieb, ohne Fürsorge von Oben zu erhalten, was ein schwieriges Unterfangen zu bleiben schien, weil es in beiden Fällen voraussetzte dass der Souverän, das Volk, wusste, was es wollte – oder leidenschaftlicher ausgedrückt, für was es brannte!

Auch hier galt Selbiges: D wusste nichts !

Er wusste nur eines:

Das er über die einfachen, unterhaltenden Dinge in der Tat mit nahezu Allen reden konnte, aber nicht wollte und über komplexe und ernste Sachen stattdessen ausschließlich schreibend sich zu verständigen versuchte, was ihm nicht immer gelang, weil sich eine wachsende Sprachlosigkeit in ihm breitmachte, weil bei ihm alles an individuelle Freiheit geknüpft blieb.

Natürlich wusste D, dass es Regeln im Zusammenleben brauchte, besonders um Laib und Leben gegenseitig zu schützen; warum D sie oft brach, wusster er aus tiefstem Herzen – weil ihm das rasterfahndungsgleiche Gitter, das ihm die soziale, wie auch gesundheitlich-gesellschaftliche Hängematte bereitstellte, zu dicht war.

Nur deswegen fühlte sich für D vieles unfrei an, da sein wahres Gefühl für Freiheit ein erhöhtes Maß an Risikobereitschaft benötigte, um sich wohlig entfalten zu können.

Wie es bei den anderen Bürgern war, wusste D nicht – er war sich ja nicht mal bei sich selber sicher; wie konnte er da über andere nachdenken; ein wenig machte es D sogar traurig, weil ihm die Mitmenschen ja nicht egal blieben.

Was sich für D jedoch nicht verändert hatte, war die Tatsache, dass er wusste, dass er nichts wusste, wesegen er hoffte, dass man ihn in einer hoffentlich weit entfernten Zuklunft nicht den gleichen Giftbecher trinken ließ, wie damals den armen Sokrates – anno 399 v.Christus.

Sicher konnte D sich nicht sein, wenn er unruhig beobachtete, wie man derzeit in der Welt herumfuhrwerkte. Doch was sollte er schon anderes tun, als seinen eigenen Werten zu folgen?

Genau, rein gar nichts!

Und so kam es – alles begann sich zu verändern – sogar die Sprache – aus Medien machte man in Deutschland Leitmedien, in Spanien nutzte man Tische als Stühle, Griechenland stiftete heute am 6.Dezember den heiligen Nikolaus und in Frankreich entdeckte man christliche Werte in den Kneipen, so dass man sie in Kirchen verwandelte.

Letzteres war für D – richtig schön:

Santé!

 

Investment der freien Bürger – Odyssee 2020 CW48

29.November – bereits seit über 10 Tagen war D wieder in Toulouse und erfreute sich an dem heimischen französischen Knoblauch, der nicht nur qualitativ Lichtjahre weiter war, als sein in Deutschland überall anzutreffender chinesischer Bruder, dem man im Land von Volkswagen, Mercedes, BMW und Porsche, ganz offensichtlich den Vorzug gegenüber den eigenen südeuropäischen Geschwistern gab.

Es irritierte D nicht nur alleine die blanke Vorstellung der bunt bemalten Container, die man vom fernen China ins dunkeleuropäische Land der Germanen brachte, um seinen mediterranen Geschmack (Lag Mediterranien nicht in Südeuropa?) auch in der Umgebung von Nord und Ostsee nicht vermissen zu müssen, sondern vielmehr die Tatsache, dass es auch eine unbeschreibliche Vielzahl von anderen Produkten gab, die man von weit her importierte.

Angeblich waren die Allemannen Export-Weltmeister – vielleicht transformierte sich Deutschland mittlerweile zum Import-Weltmeister, wo jetzt so viele lebensnotwenige Dinge fehlten, deren Herstellung man schon vor Jahren in Billiiglohnländer verlegt hatte. Glücklicherweise, konnte man bei den Lebensmitteln die Herkunft relativ leicht ermitteln, wo sie doch meist direkt neben dem Preis fand.

Denn ganz anders als in den Medien zwangsverordnet, hatte D nicht nur schon vor langer Zeit angefangen jegliche Informationen sorgfältig auszuwählen, die er zu sich nahm, sondern auch Nahrungsmittel.

Denn während die deutsche BaFin den deutschen Bürger vor modernen Krypto-Währungen wie OneCoin bewahrte, was ihr bei zweifelhaften Firmen wie Wirecard offenkundig nicht so gut gelang, wenn man Jan Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ vom 27.November glauben schenken wollte, erkannte D, welch unglaubliche Macht vom täglichen Investment der freien Bürger ausging!

Das freie Geldanlage und Konsum nicht schon längst verboten waren!

Man stelle sich mal vor, wenn auf einmal alle Bürger nachdachten, wofür sie Geld ausgaben – nicht auszudenken! Wenn alle anfingen darüber nachzudenken, was sie bewirken könnten, wenn sie plötzlich bestimmte Marken, Firmen und deren Produkte konsequent meiden würden, was wäre dann?

Dabei ging es D nicht um das Ächten von schweren und stark motorisierten SUV’s, die mittlerweile auch die enge Toulouser Innestadt-Silloutte verschönerten, oder dem großzügigen Wohnraum, den man als Single im teuren Stadtzentrum bewohnte, mitnichten – es ging ihm um das tägliche Investment bei Lebensmitteln, Kleidung und Freizeitgestaltung.

Wenn der gutinformierte freie Bürger erkannte, wem er sein Geld gab und wie dieser es weiterinvestierte; wenn er sein Geld wirklich lokal investierte und Ethik und Moral in seine Handlungen einfließen lassen würde.

Könnte er dann noch Ralph-Lauren Polo-Shirts kaufen, wenn er dafür 75€ zahlt und sich daran erinnert, dass es in der Herstellung nur wenige Dutzend Cent kostet, weil man es weit weg von Kindern zusammennähen ließ?

Konnte man Knoblauch aus China kaufen, während es Italien, Griechenland und Spanien wirtschaftlich schlecht ging, wo die doch ebenfalls die leckere Knolle bei sich wachsen ließen, noch dazu von besserer Qualität?

Konnte man Wegwerfmöbel à la Ikea noch kaufen? Oder weiterhin Autos von Volkswagen kaufen, wo man vom CEO persönlich vom Kunden Dritter Klasse abgestempelt worden war, während man Amerikanern beim Dieselskandal durchaus Schadenersatz zahlte?

Ist es überhaupt möglich, dass man bei Konzernen Kraftsoff kaufte, die Fracking betreiben, sprich Chemie in die Erde pumpen, um einen Rohstoff zu gewinnen, den wir versuchen möglichst bald überflüssig zu machen?

Können Bauern ihre Felder weiter mit Insektenvernichtungsmittel spritzen, bis auch die letzte Biene Maja vernichtet ist, während sie dabei noch das Grundwasser immer weiter und weiterveredeln, dass ihre Kinder und Enkelkinder sich bedanken, dass sie kein Trinkwasser mehr haben?

D sah das Ganze dennoch mit Humor.

Man konnte heute halt alles überall wissen, was einem schlussendlich nichts nützte, wenn man das Wissen nicht gebrauchte. D’s Überzeugung nach, verkam das Wissen somit zum Entertainment, so wie die Wissenschaft selbst; doch wie was ändern, was so vertrackt schwierig war, wie über das eigene Geld zu bestimmen?

Wie, fragte sich D sich. Natürlich war das Haben besser als das Brauchen. Doch wie unterschied man voneinander?

D surfte ein wenig im Netz.

Nach einer Weile hatte er genügend Torten und andersgeformte Statistiken gesehen, dass er einen Eindruck vom Konsumverhalten hatte. Demnach gaben Deutsche 34% ihres Geldes für Wohnung, Instandhaltung und Energie aus.

Weitere 14% für Verkehr; 13% fielen auf Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren; interessante 11% investierte man für Freizeit, Unterhaltung und Kultur; 5% für Bekleidung und Schuhe und eine große Ansammlung von „Allem anderen“, worin auch Urlaub und Geldanlagen verortet wurden.

Doch was sollte das D sagen?

Dass etwa Jeder selber sehen mussten, wo sein Geld hinwanderte? Und was war mit dem Gegenwert? Hatte alles hohen Wert, wenn man sich Vieles kaufen und anschaffen konnte?

Was, wenn es mit Konsum und Besitz ähnlich, wie mit Leben und Tod ist? Es kann nur erfreuen, wenn man dafür arbeitet, so wie das Leben nur Wert hat, weil es den Tod gibt?

Verliert dann alles an Wert und Bedeutung, wenn man bedingungslose Grundeinkommen oder Renten und Pensionen bekam?

D wusste es nicht – jedoch um besser und kultivierter darüber nachgrübeln zu können, schenkte er sich ein Glas Rotwein ein, was für ihn, auch oder gerade jetzt erst Recht, in Zeiten von Corona, für D ein Zeichen von Kultur blieb.

Denn diesen Wein hatte D bei seinem Freund Jean-Marc Maugey bei Bordeaux gekauft, der so ähnlich wie viele andere kleine Winzer sein Leben für den guten Tropfen hingab.

Was blieb D also anderes übrig, als seinen Werten zu folgen und sein Geld in nachhaltige und biologisch saubere Produkte zu investieren, noch dazu, wenn sie Freunde machten und seine kleine Duplex-Wohnung vom gepflegten in einen kultivierten Haushalt verwandelten?

Eben, rein gar nichts – und so kam es – alles wurde gut.

Und für D im Besonderen war es gut genug…