Leere Augen – Odyssee 2021 CW05

07.Februar – Seit ein paar Tagen drückte irgendetwas auf D’s Seele. Es war nicht das Übliche Corona-Wehweh, es hatte andere Formen bekommen. Es drängten ein paar Reime ans Tageslicht. Mit der Isolation alleine hatte jeder schon genug zu tun. So auch D, der die Einsamkeit zwar grundsätzlich mochte, aber die Selbstgewählte bevorzugte, ganz besonders wenn es um Ort, Zeit und Menschen ging.

Und so geschah es.

D setzte sich an einen Schreibtisch und begann die folgenden Zeitel zu schreiben…

Leere Augen warten auf grün,

hoffend, dass es nicht weiter geht;

weiter zuverlässig funktionieren,

gebildet, höflich rein mechanisch;

Spielzeuguhren, gefüllt mit Zahnrädern,

wieder und wieder aufs Neue aufgezogen;

ewig geht das Warten weiter, nie hört es auf,

einreihen, anstehen, eintreten, verabschieden;

mechanische Rituale heben grüßend die Hand,

wann ist uns das Leben abhanden gekommen;

alle Städte sind voll von Ihnen, Zerstreuung suchend

Erledigungsmaschinen, an Perlenschnüren aufgezogen,

vor den Ampeln des Lebens wartend,

leere Augen die auf grün zu warten,

bis sie im Spiegel erkannten, dass

es meine eigenen waren…

 

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