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12.Juli – Amor und Psyche – Odyssee 2023

Liebe ist eine merkwürdige Sache. Alle reden davon, als wären sie Experten. Einzig lebender Dandy ist Julio, alle anderen sind Amateure. Freund von Descartes bin ich weiß Gott nicht, im Gegenteil, die Trennung von Seele-Geist und Körper ist für mein Dafürhalten eine der großen Dummheiten der Menschheit, doch mal ehrlich gesagt:

Was fühlt man bei – Liebe?

Und vor allem, wo? Ist es so ein Glaubensding, man folgt zu Anfang bestimmten Riten, glaubt dann zuallererst immer mehr an sie und dann fühlt man – Liebe? Aber für wen? Für alle, so wie Jesus? Ist‘s demnach also erlaubt alle Menschen zu lieben, alle gleichzeitig, oder aus praktischen Gründen – nacheinander?

Irgendwie schwierig.

Ältere Generationen hatten dagegen eh andere Sorgen, Hunger und Überleben zum Beispiel. Vermutlich gab‘s in Deutschland zwischen 1939 und 1959 so wenig Neurosen und Depressionen wie selten zuvor oder danach, höchstens unterboten von der liebenswürdigen Zeit von 1914 bis 1918.

Liebe? Alles Quatsch sage ich euch.

Meine Mutter ist 1944 geboren. Ja ich weiß was das bedeutet. Hat die je „Sohn, ich liebe dich!“ gesagt? Gott sei Dank nicht. Schwer irritiert hätte es mich, sogar richtig belastet. Spätestens, wenn ich eine Ahnung gehabt hätte, was sie damit meint. Hat es in Wahrheit überhaupt schon mal jemand zu irgend jemandem gesagt?

Ja, ich.

Hinterher war ich mir aber nicht mehr sicher, ob‘s nicht andere Dinge waren, die ich gefühlt, oder erlebt hatte. Vor allem, wie will man es wissen? Kommt Liebe etwa von außen angeflogen? So wie Vögel, oder Schmetterlinge? Oder wie Vogelscheiße, die auf die Jacke klatscht?

Leidenschaftslos abgelassen, nur von Wind und Wetter begleitet? Oder ist‘s doch anders, eher wie eine Eigenschaft, oder ‘ne Kraft von innen heraus? Aus mir unbekannten Gründen verhalten sich merkwürdigerweise alle als wären sie Profis.

Aber sind sie‘s auch?

Wenn man Platon’s Symposium liest bekommt man Einblicke in die chaotische Realität. Ist Liebe nun etwas wahrhaftig eindeutiges, oder versuchen wir uns lediglich ihr anzunähern, ohne zu wissen, wo sie und was sie ist?

Tatsächlich geht es mir mit Vielem so.

Nahezu alles bekommt man von anderen erzählt. Oder haben wir Dinge selbst herausgefunden? Ich jedenfalls nur wenige. Zum Beispiel, dass ich mit Erfolg nichts anfangen kann, ja mehr noch, er stößt mich ab. Erfolg heißt, etwas abzuschließen.

Als Athen‘s Akropolis fertig war, begann der Peleponnesische Krieg.

Wir manifestieren, um nach Fertigstellung dem Niedergang zuzusehen. Deswegen mag ich auch keine Museen, außer, ich kann Sachen an Fundorten bestaunen, wo man sie gefunden hat, wie zum Beispiel archäologische Funde.

Daher ist Phaistos authentischer und schöner als Knossos.

Immer diese menschliche Manie, allem möglichen einen „Touch“, eine widerwärtige Ergänzung zu verpassen, um Dinge vollständiger, vermeintlich SCHÖNER zu machen, furchtbar. Vor Allem, schöner für wen? Wir müssen eh alles umkrempeln, um zu erkennen wer wir sind.

Schlägt man Steine auf, sind sie im Innern auch – trocken.

Wir müssen rein in die Büchse der Pandora, nicht raus. Liebe! Zu was, für wen und zu wem eigentlich? Ist Manches nicht erhabener, glückseliger machend, wenn man es lebt, statt ausspricht? Manifestiere ich sonst nicht ähnlich wie die Akropolis, während wir zu zweit zuschauen, wie sie eingeht und – verschwindet?

Was lässt mich mehr schmachten?

Die Suche nach ihr, oder die Furcht sie zu verlieren? Welche Rolle spielt Eros? Vermutlich dreht sich alles um Verewigung, um unsere Unsterblichkeit. Ruhm, moralische Vortrefflichkeit, oder schlichte Zeugung, Reproduktion.

Immer landen wir beim Ursprung.

Jedoch nie am Selben. Immer ist er anders, nicht selten ähnlich, aber doch verschieden. Was also lieben wir? Gegensätzliches oder Ähnliches? Kennt irgend jemand die vermaledeite Antwort?

Wer weiß es….?

Leere Augen – Odyssee 2021 CW05

07.Februar – Seit ein paar Tagen drückte irgendetwas auf D’s Seele. Es war nicht das Übliche Corona-Wehweh, es hatte andere Formen bekommen. Es drängten ein paar Reime ans Tageslicht. Mit der Isolation alleine hatte jeder schon genug zu tun. So auch D, der die Einsamkeit zwar grundsätzlich mochte, aber die Selbstgewählte bevorzugte, ganz besonders wenn es um Ort, Zeit und Menschen ging.

Und so geschah es.

D setzte sich an einen Schreibtisch und begann die folgenden Zeitel zu schreiben…

Leere Augen warten auf grün,

hoffend, dass es nicht weiter geht;

weiter zuverlässig funktionieren,

gebildet, höflich rein mechanisch;

Spielzeuguhren, gefüllt mit Zahnrädern,

wieder und wieder aufs Neue aufgezogen;

ewig geht das Warten weiter, nie hört es auf,

einreihen, anstehen, eintreten, verabschieden;

mechanische Rituale heben grüßend die Hand,

wann ist uns das Leben abhanden gekommen;

alle Städte sind voll von Ihnen, Zerstreuung suchend

Erledigungsmaschinen, an Perlenschnüren aufgezogen,

vor den Ampeln des Lebens wartend,

leere Augen die auf grün zu warten,

bis sie im Spiegel erkannten, dass

es meine eigenen waren…