Wasser macht mir Angst. Als Kind hasste ich Waschlappen abgrundtief. Besonders wenn sie mir das Gesicht aufweichen wollten. Es zwang mich auf dem Fahrrad mein Regencape anzuziehen und wie ein Trottel auszusehen. Nass wurde ich trotzdem; irgendwo lief es immer rein. Dazu kommt noch, dass Wasser immer das letzte Wort hat. Ziemlich anstrengend das Ganze. Noch schlimmer finde ich aber, dass es meint überall dabei sein zu müssen. Oft habe ich mich gefragt, ob ich wegen ihm lebe, oder für. Vor einiger Zeit habe ich festgelegt, dass es Ersteres ist. Freude fühlen und dankbar zu sein finde ich schöner, als darauf böse zu sein für jemand anderen zu leben. So etwas ist schrecklich. Degradiert dürfte ich mich dann fühlen; Leben zweiter Klasse.Während ich jetzt darüber nachdenke, wie ich eben durch ekelhaften Norddeutschen Schneeregen gefahren bin, über traurig matte Straßen, vorbei an verzweifelten Bäumen, die ihre hängenden Arme am liebsten in die Erde gesteckt hätten, dann merke ich, wie mir die Kälte in die Glieder fährt. Nass und klamm, wie eine eisige Klinge. Ich merke, dass mein Wörterfluss ins Stocken gerät, als wenn die sinkende Temperatur auch meine Sprache erfasst; wie meine Stimmung in den Keller fährt, in die tiefen Schächte, dort wo es düster ist, kalt und nass; wie die Feuchtigkeit mir unter die Haut kriecht, mich immer mehr gefangen nimmt, bis ich merke, dass es wieder gewonnen hat, mich an die Wand drängt und mir die letzte Energie absaugt, bis ich still von ihm aufgenommen werde und weg bin, so wie meine Sprache, die schweigt und in der Stille wartet, irgendwann wieder neu erblühen zu dürfen. Vielleicht schon morgen.