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Freiheit und Demokratie unter den Toten – Odyssee 2020 CW04

Man fragt sich manchmal, wer hat eigentlich wen entfesselt. Manch einer glaubt einer Verschwörung auf der Spur zu sein. Wieder andere machen ohne nachzudenken uhrwerkgleich weiter – wird so schlimm nicht sein, wird so schlimm nicht……doch die Wahrheit ist düsterer und leuchtender zugleich. Werte und Begrifflichkeiten wurden seit Jahrhunderten verdreht angewendet, ohne dass wir es merkten.

Und überhaupt, was ist zu tun, wenn sich die Menschheit transformiert? Wie handeln, wenn Nationen und Regierungen nicht mehr Schritt halten? Warum handeln, wenn ungefragte Informationen und Angebote auf mich einprasseln? Ich, das Individuum, bin die kleinste Zelle des Staates. Was ist mein Wille? Was sind meine Werte und Bedürfnisse?

Digitalisierung, die permanente Verfügbarkeitsmachung von Informationen und Wissen verwandelt mich und mein Leben zu anarchischer Autonomie und radikaler Umkehr. Nicht Politiker, NGO’s oder Religionen geben roten Linien vor – ich selbst muss es tun, wenn eigenes Leben mein innigster Wunsch ist.

Mache ich mich nicht auf den Weg – zählen Freiheit und Demokratie bereits zu den Toten, der globalen Digitalen Revolution, gehenkt, guillotiniert von mir, dem wahren Verantwortlichen. Alles beginnt mit Bedeutung, Inhalt und Werten. Was bedeutet heute Demokratie? Was Apokalypse? Was ist ihr Ursprung und was ihre Bedeutung, damals? Richtig, etwas gänzlich anderes.

Wenn sich Begriffe und Inhalte wandeln, tut es auch die Bedeutung? Apokalypse ist heute eher etwas Düsteres – ich kenne nicht viele, die sich eine Wünschen – dabei heißt es ursprünglich lediglich „Offenbarung“ oder „Neu-Beginn“ – ich für meinen Teil finde das ganz gut.

Was bedeutet Freiheit für mich? Und wie will ich leben? In der Tat, ist eine solche Frage nur jenen stellbar, die volle Kühlschränke haben – kämpfen wir um‘s Überleben, haben wir andere Sorgen, weswegen wir dann eher im Schlaf philosophieren. Womit will ich meine Zeit verbringen? Immer wieder landen wir an Sinn-Kreuzungen, mit den vielen abgehenden Straßen, Wegen und Boulevards. Ständig schauen wir auf die Anderen und vergleichen. Brauchen wir sie, um zu wissen wer wir sind und was wir wollen? Ja, nein – die Klasse? Oder eher keine Ahnung?

Für mich ist die Digitalisierung eine großartige Sache, weil sie mich täglich daran erinnert, erst Plattfüße zu flicken, bevor ich über neue Stoffbezüge für Autositze nachdenke – ist wie das Murmelspiel, wähle nach Bedeutung und beginne mit den Größten – niemals umgekehrt. Was das mit dem Tot von Freiheit und Demokratie zu tun hat? Alles. Beide sind aus der Mode. Wer denkt an sie, wenn er überall Highspeed-Internet hat?

Gestern habe ich eine „Manga-Tee-Stube“ gesehen. Das ist ein Ort, der wie ein Comic aussieht, indem es Tee und Internet gibt. Ich war neugierig und ging rein. Der Laden war brechend voll, doch drinnen herrschte Totenstille. Nur die klickenden Finger auf Tasten hörte ich. Tee-Haus voller Einsamer Seelen. Ich fand das so gespenstisch, dass ich schnurstracks rausrannte.

Ich kapierte es nicht. Selbst nach verzweifeltem Grübeln kam ich nicht dahinter. Ganz sicher wird es mir jemand erzählen und erklären, ich muss nur auf sie oder ihn warten, mehr nicht. Ungeduldig bin ich nicht, nur neugierig, denn ich kann mir keinen Reim darauf machen, warum ich in eine „Manga-Tee-Stube“ gehe. Wenn ich Manga mag, habe ich vermutlich meine Bude so eingerichtet. Internet und Tee gibt es dort auch. Wenn ich mit niemandem reden will und kann, wieso gehe ich dann dahin? Es nagt wirklich an mir, ähnlich, wie wenn ich einen Baumarkt betrete und ein Werkzeug sehe, dessen Funktion ich nicht kenne.

Freiheit bedeutet für mich unter anderem, neugierig sein zu dürfen und sie befriedigen zu können. Demokratie, dass alle Bewohner (nein, nicht Staatsbürger – aus meiner Sicht wird es so etwas wie Staatsbürgerschaft bald nicht mehr geben, wozu auch?) die Regierung wählen, die sie aus einer Auswahl von mindestens vier Parteien auswählten. Frankreich und die USA sind nach meiner Definition keine Demokratien mehr, da sie nur zwei Gruppen haben, dessen Führung ausschließlich aus Kindern besteht, dessen Eltern Geschwister sind. Und zwischen zwei Extremwerten zu pendeln macht noch keine Demokratie, ganz besonders nicht in den USA.

Auch glaube ich, dass es gar nicht so viele stört, dass Freiheit und Demokratie gestorben sind, weil niemand sie in den letzten Jahren genutzt hat. So ähnlich wie‘n Pool-Besitzer, der selber kaum, seine Freunde dafür umso mehr darin schwimmen. Nimmt man ihm das Planschbecken weg, fehlt es meist kaum. Oft herrscht mehr Erleichterung, als Verlust. Wirklich fürchten tun alle nur den Tod. Also, nicht den Tod der Demokratie oder Freiheit, sondern den einzig wahren und echten, sprich den Eigenen.

Über die anderen plappert man so leicht daher. In Wahrheit hat man keine Ahnung, von Tragweite & Wucht eines Satzes wie, „Demokratie und Freiheit sind tot!“, weil die Bedeutung genauso wenig gefasst wird, weil sie ähnlich ungeheuerlich ist, wie die Brände in Australien, der Trumpismus, sowie die ewigen Einmischungen im Krisenherd-Nahost, inklusive aller Kriege, weshalb man in Deutschland einfach den Sportteil aufschlägt und solange liest, bis die Bayern im Chor grölen „Mir san mir“. Zum Abend schenkt man nach und legt sich mit vollem Bauch ins wohlig-warme Bett, nimmt seinen Partner in und nicht auf den Arm und segelt in den Sonnenuntergang.

Klingt doch alles ganz gemütlich, oder nicht? Fehlt was? Kommt mir jetzt nicht mit solchen abgehalfterten Begriffen, wie Moral und Ethik, gar Verantwortung und Vernunft.

Die Friday-4-Future Bewegungen sind gerade dabei großen Firmen rote Karten zu zeigen. Finde ich gut. Wenn es Regierungen, Politiker und Konsumenten nicht tun, bleiben ja nicht mehr viele übrig, oder? Man kann sich halt schlecht doppelt-indirekt an fragwürdigen Geschäften beteiligen, ohne einen roten Kopf zu bekommen. Das wäre so ähnlich, wie wenn ich in einem katholischen, vom Zölibat regierten Kloster, Kondomautomaten aufstelle und damit gutes Geld verdiene und mich wundere, wenn einer den Finger hebt, weil Nächstenliebe vor langer Zeit mal sehr weh getan hat.

Und aufarbeiten von Dingen bedeutet nicht, einen Report von neutral Beauftragten anfertigen zu lassen, wenn man am Status Quo nichts ändert. Schwarz-Weiß Bilder zu schauen, ohne Mechanismen zu verstehen nennt man schlicht Unterhaltung oder Entertainment – von Aufklärung kann keine Rede sein. Man darf sich halt nicht wundern, wenn bei mangelnder Sonne und Zuneigung alles braun und sumpfig wird – man muss sich lediglich fragen, warum das so ist.

Ursachen-Forschung ist ein wichtiger Schritt, wenn man den Tod von Demokratie und Freiheit aufklären, oder gar zu verhindern versucht. Bei Reanimation hat mir ein Arzt letztens erzählt, dass man alles und jeden reanimieren kann – ist alles nur eine Frage von Zeit und Temperatur – das leuchtet, wie ich finde, jedem ein.

Man kann beide aber auch einfach ausstopfen, für den Fall, wenn man ihren langsamen Tod verschlafen, weil man gerade UEFA-Cup gesehen hat. Im Museum sind beide bestimmt eine Attraktion, neben all den Dinosauriern. Vielleicht ist das ihre Bestimmung. Man hat dann auch viel weniger Aufwand. Man stelle sich vor, man würde sich einen ausgewachsenen Tyrannosaurus Rex halten – wieviel der frisst, was für einen Auslauf der bräuchte, nicht auszudenken. Nein, nein – ausstopfen, ich denke das ist der smarteste Weg. Ausstopfen und Werbung über social Media machen……….

 

Giftige Blumen

Gierig wie Schmeißfliegen den Rüssel in Blüten drücken, klammerte sich der elendige Erzeuger zuckend an das bebende Becken, das von glühender Lava von innen verzehrt, die reife Frucht bestäubend, boshaft getragen von der listigen Meduse, die kein Mühsal scheute, nicht zögerte der Schöpfung einen weiteren Sklaven zu schenken, über dessen Herzen sie zu allen Zeiten gebieten würde, zum Preis der alternden Gebeine, auf dem Weg zum brennenden Schafott.

Im warmen Sternenstaub schliefen wir glücklich und zufrieden, schwebten zwischen den Zeiten, als wir unschuldig gepflückt vom Firmament, in einer Schlangengrube schwammen, geschützt vom schuldigen Leib, der stahl die verbotene Frucht, stolz die wachsende Brut zur Stau stellend, als hätte sie das Recht über Leben und Tod zu gebieten, wie über alle Lust und Gier der Welt, als käme sie als Gesandte des Himmels, hämisch lachend, das niemand sah die grausame Hyäne hinter dem Vorhang des lüsternen Fleisches.

Bodenlos stürzten wir, unter Tränen zerquetscht, als stinkender Höllen-Wurm das blendende Weltenlicht erblickend, die fragenden Murmeln, von irdischer Gier und Boshaftigkeit versengt, wie der Nachtfalter, der verzweifelt die Dunkelheit sucht, doch nur vom schreienden Licht der Sirenen übergossen wird, die unseren Hunger nutzen, uns mit ihrem Willen säugten, ihren Leib als täglich Brot an uns verfütterten, uns mit jedem Bissen mehr vergifteten.

Kopf und den fragenden Mund, stopfte man uns; nichts ließen man außer Acht; man gab sein Bestes, viel mehr als das, man goss Zwietracht, Gier und Neid in unseren Höllenschlund, köchelte unsere Seele auf kleiner Flamme, würzte die Suppe mit Vorverdautem, das sie nahmen aus alten schmierigen Kästen, scherten sich einen Dreck um die Träume des jungen Geschöpfs, wollten glückliche Kopien von ihrem Selbst und hinterließen verbrannte Erde, wo vormals stand ein junges Wäldchen.

Wir lehnten ab aus Leibeskräften; wollten nichts aus ihrem Pandämonium des Schmerzes, nicht ein Funken ihrer verdorbenen Verlogenheit, die nur trachtete danach, zu bekommen die Kontrolle über uns und unsere Wünsche; kein Mühsal scheuten wir, nach dem Grund des Weltendrecks zu fragen, den sie uns anpriesen, als wären es Oblaten des heiligen Geistes und nicht nur öde Belanglosigkeiten ihres Fleisches, das nichts ausließ, das Eigene zu geißeln;

nach einer Weile, wir wurden älter, im Herzen das gleiche Kind, dessen junger Garten zerstört für alle Zeiten, da ließ man uns alleine, sie hatten ihre Nerven blankgelegt vom eigenen Wahnsinn, endlich Mut gefunden, die verlogene Fratze der liebevollen Fürsorge herunterzureißen, zeigten jetzt unverhohlen den eigenen Schmutz wie eine Trophäe herum, nachdem man Jahre vorgab, das Beste gewollt zu haben.

Wenn Glück, selbst Freiheit fahl wie Asche schmecken, wenn die Bäume der Wahrheit, verstaubt auf das Ende aller Zeiten warten, ihre Früchte nicht süß und saftig, dem Durstigen nicht nehmen den Selbigen, dem Hungrigen nicht nehmen den Knurrenden, wenn das Gute, die goldene Parole schmierig klingt, ihre Geschwister stinken, wenn alles verdreht, ganz anders ist, als die Verkleidung zu verkaufen scheint, dann ist das Erwachen nicht mehr fern.

Früh wurden wir zum Werten erzogen; schnell lernten wir, Urteile schneller zu fällen, als wir Worte verstanden; oft wurden wir ausgestoßen, bevor aufgenommen; weil Gleiches nicht anders kann, als nach sich selbst zu suchen, weil uns Vielfalt während der Kindheit geraubt, durch Uniformen ersetzt; lächelnde Verführer kamen als Freunde, wollten uns in ihrer Mitte, um im Chor zu schreien, als wäre der Krug der Verdammnis umgestoßen.

So ging es immer weiter und fort, nie wollte es enden; wir sahen weder Ende, noch Ausweg; sie benutzten uns, wo sie nur konnten; sie rackerten sich an uns ab; erst die Eltern, dann die, die nur unser Bestes wollten, so wie alle und immerzu;

nichts und niemand ist an uns interessiert; alle löschen Bedürfnisse an uns, so wie den Durst in der Oase; es geht ihnen um sich, nicht um uns; niemand will uns frei und glücklich; man nimmt uns als Pflaster, als Medizin, als Grund für Enttäuschung, als Erinnerung an bunte Zeiten, idealisiert im Licht der Vergangenheit;

Frei wir werden wenn wir sprengen die Ketten, die uns halten in den staubigen Erinnerungen der frühen Jahre; Ansprüche, Erwartungen, benutzt zur inneren Konservierung; zum Fordern, Verlangen, zur ewigen Verbindung, bis das Alte geht und verblasst und nichts mehr ist, außer einer alten Erinnerung, wie aus Tausend und Einer Nacht.

Wenn wir die Augen öffnen, wenn wir das erste Mal mit Ihnen sehen, was all die Jahre durch Fremde gesehen; wenn wir denken, alleine und befreit; abgelegt all das Fremde und Vorgeformte, das so Recht nie passen wollte, nie Unseres war, wir es nur aus Reflex und Respekt trugen, bis wir merkten, dass es uns zerstörte, wir verbrannten, fast zu Grunde gingen;

Manches wird verschwinden; Anderes wird kommen; man wir uns meiden, verfluchen und hassen; wir werden bleiben, was wir immer waren, Aussätzige, die zu niemandem passten, die sich weigerten etwas anderes zu tun als das Eigene zu leben; sich weigerten etwas anders zu spüren als sich selbst; Kopien, Sackgassen und Grenzen ablehnten, wie vorgefertigte Meinungen und kopierte Lebensmodelle;

wenn sie uns borstig, widerspenstig nennen, wenn wir wieder sind, wie wir als Kinder waren, wenn wir wieder bei uns sind, wenn das Kind in uns wieder lebt, dann werden wir unsere Dornen lieben und genießen, das wir nicht jedem schmecken.