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Müßiggang und Waldbrände – Odyssee 2021 CW31

08.August – Letzte Nacht habe ich viel geträumt. Ich war auf einer Art Flughafen. Menschen kamen und gingen, mit und ohne Trolleys. Ein paar Gesichter aus meiner Vergangenheit erkannte ich. Irgendwie war das ganze überdacht und ziemlich groß. Überall standen kleine Stände verstreut herum; überwiegend Frauen boten dort verschiedenste Waren an, ähnlich jenen, die einem auf dem Flughafen von Palma Kreditkarten andrehen.

Mein Gedächtnispalast hat da vermutlich ein paar neue Puzzleteile hinzugefügt und das ganze bei kleiner Flamme gegart, bis diese Film rauskam. Interessanterweise war ich nicht nur Beobachter, sondern selber auf reisen. Mein Rucksack sprach Bände. Nur wohin, wusste ich im Traum nicht; ich kam nicht bis zum Gate. Vielleicht beim nächsten Mal; oder auch nicht – wer weiß das schon. Muss man immer Ziele haben, oder wissen, wohin man will?

Eben – finde ich auch!

Vielleicht hat das Ganze weniger Tiefgründigkeit, als ich wahrhaben will. Oft ist das Leben ja einfacher, als man denkt. Der Traum könnte mit meiner anstehenden Entscheidung zusammenhängen – soll ich, oder soll ich nicht – in elf Tagen nach Hellas fliegen, trotz der vielen Brände, die den Hellenenbund in Angst und Schrecken versetzen?

Flüge habe ich nämlich schon, nur wenn es stimmt, dass dort dutzende Walbrände Leben, sowie Hab und Gut tausender Griechen bedrohen, wie übrigens auch in der Türkei, dann erklärt sich mein Traum als ausgesprochen pragmatisch und nicht spirituell-esoterisch.

Allerdings hat unser Dorfdruide mich gleich heute Morgen beim Frühstück darüber aufgeklärt, dass alle Brände von Menschenhand gelegt wurden, besonders die, in der Türkei. Dort haben unterdrückte Kurden ein Zeichen setzen wollen. In Griechenland waren es unzufriedene Bürger, um der Mitsotakis Regierung zu zeigen, dass sie mit der Politik nicht einverstanden sind.

Auch hat unser Dorfdruide verkündet, dass es nicht genügend Löschflugzeuge in Hellas gibt, weil die Fördergelder, um neue zu kaufen und vorhandene zu warten, auf dem Weg dahin versickert sind, so wie immer, weil sich seinem Vortrag nach lauschend, jeder sich dort nach wie vor die eigenen Taschen füllt, bis am Ende nichts übrig bleibt, um die ursprüngliche Sache umzusetzen. Klingt plausibel.

Unser Druide erinnet mich an die weise Müllhalde bei den Fraggles.

Ob er das Wissen aus Knochen, oder schlicht, wie wir alle, im dem Internet gelesen hat, weiß ich nicht. Fakt ist, dass er auf alles eine Antwort hat – UND – viel wichtiger, jedem einen Vortrag zu allem Menschenmöglichen geben kann, inklusive buntem Strauß Lebens- und Ernährungs-Ratschlägen.

Sein Register ist so breit, dass er mich schlicht demütig zum Schweigen bringt. Egal ob Ernährung, Politik, Wirtschaft, Medizin, Gesundheit: Einfach alles weiß er, oder hat zumindest eine ziemlich weise Antwort parat. Ganz im Gegensatz zu mir.

Ich weiß kaum was.

Oft beschleichen mich Ahnungen und Vermutungen. Doch wahres Wissen macht immer einen Bogen um mich. Ich vermute, es liegt an meiner Neugier. Sie ist kaum zu befriedigen. Viellicht nistet sich Wissen deswegen ungerne bei mir ein. Denn ob die Brände von Menschenhand gelegt, oder selbst entzündet wurden, ändert nichts an den verheerenden Schäden und dem Verlust der Menschenleben.

Auch habe ich Zweifel, dass alle Feuer das Werk menschlicher Unzufriedenheit sind. Vielleicht hat man den heißen Wind aus Afrika unterschätzt und hat tatsächlich ein paar gelegt, um bedrohlich zu sein und der unterschätzte Wind hat dann die Wirkung vervielfacht.

Denn vielleicht kann der moderne Grieche weniger Hitze ab, als seine antiken Vorfahren, weswegen er auf solche merkwürdigen Ideen mitten im glühend-heißen Sommer kommt. Vielleicht ist aber auch alles ganz anders, wer weiß das schon?

Ich jedenfalls nicht.

Gleichzeitig schaltet man in Frankreich einen weiteren Gang hoch, um die Demokratie vollständig zu begraben, wie unser Dorfdruide beim dritten Cortado hinten an schob, den er mit einem extra gereichten Grappa, in einen Carachilio verwandelte. So hochwertig erweckte Lebensgeiste lassen Superkräfte entstehen, weswegen er weitere Weisheiten, aus seiner pandorischen Glaskugel mit uns teilte.

Ab morgen muss man in La France Impfpässe mit sich führen, um Supermärkte und andere öffentlich zugängliche Geschäfte und Institutionen zu betreten. Natürlich darf man dann auch nur noch mit Impfpass fliegen und per Zug und Bus reisen.

Was machen dann alle die Mitbürger, die keine Smartphones haben, wie zum Beispiel die Älteren unter uns, und sich somit keine digitale App runterladen können? Müssen die dann in Zukunft analoge Exemplare mit sich führen, wenn sie einkaufen wollen? Was ist, wenn manche sich nicht impfen lassen wollen?

Können die dann nur noch online einkaufen?

Was aber, wenn man WEDER Internet, noch Smartphone hat und NICHT geimpft ist und daran nichts ändern will? Ist man dann Bürger zweiter Klasse? Muss man das volle Bürgerrecht dann neu erwerben, zum Beispiel mit gemeinnütziger Arbeit, oder beim Ausüben von besonderen Arbeiten, unter schwierigen Bedingungen?

In Deutschland zum Beispiel, war man während und nach dem Dritten Reich ja seiner Zeit weit voraus. Man verdiente sogar gut. Vielleicht macht das Beispiel der IG-Farben europäische Runde, wäre das nicht auch eine Form von Fortschritt?

Die Straße zu unserem kleinen Dorf zum Beispiel, wurde während der Franco-Zeit von Kriegsgefangen gebaut. Und der reichlich gedeckte Tisch, französischer Sozial-Incentives, während und nach dem Algerienkrieg, biegt sich ja bis heute so mächtig durch, dass man sich wundert, warum er nicht schlicht und ergreifend bricht.

Man könnte den Eindruck bekommen, dass jedes EU-Land seine eigene Form der IG-Farben gefunden hat. Wäre es mit diesem gewaltigen Erfahrungsschatz nicht an der Zeit, Europa endlich neu zu gestalten?

Genau das ist der Plan – sagt unser Dorfdruide.

Man muss vielleicht nicht gleich so gründlich vorgehen, wie es die damalige Großzügigkeit der IG Farben AG erlaubte, dass man privat-finanzierte KZ’s baut, um günstige Arbeitskräfte zu beschaffen – Ghettos, mit gesicherten Wohnheimen reichen heute völlig aus, denke ich.

Denn mit Fernsehen – Gott sei‘s gedankt – Zigaretten, ausreichend Alkohol und einem erzwungenen Gesundheitssystem kann man der digitalisierten Arbeitsbiene auf der einen Seite genug Zerstreuung bieten, um Zufriedenheit zu erhalten – UND – auf der anderen, das Risiko von Ausfällen durch Widerstand, Krankheit oder gar mangelnder Leistung minimieren.

Heute ist man sich selbst der beste Gutsherr!

Moderner Effizienz- und Lebensgestaltung sei Dank. Man muss heute keine Konzentrationslager mehr bauen; ein paar Siedlungen ähnlich Gebildeter und Gesinnter langen völlig aus, um die wöchentlichen vierzig bis fünfzig Stunden (Arbeit, inklusive An-Abfahrt) ertragbar zu machen.

Und das alles unter dem Deckmantel von Gesundheit und Sicherheit – ist das nicht prima? Heute ist jeder behütet und geschützt, dass er sein Leben in Frieden und Ruhe leben kann, solange er die Marktwirtschaft weiterhin unendlich lang ankurbelt, bis Selbige bricht, oder die Natur sie ihm aus der Hand nimmt.

Jedenfalls doziert das unser Dorfdruide.

Ob das alles stimmt? Keine Ahnung. Die oben erwähnten Waldbände gibt es; vermutlich werde ich wirklich deswegen nicht meine Hellenen besuchen; die verschärften Maßnahmen in Frankreich gibt es ebenfalls; ob ich deswegen wieder Schwierigkeiten bei der Einreise bekomme, weiß ich noch nicht.

Aber alle Internet-Propheten sind sich einig, dass sich jeder selber schlau machen soll. In diesem Punkt bin ich mit ihnen einig. Doch das gilt, seit es die Menschheit gibt und nicht erst, seit man es uns sagt. Was das alles für mich bedeutet?

Keine Ahnung.

Ich rauche jetzt zwei bis drei Joints pro Tag und überlege, ob ich nicht selber Marihuana anbaue. Mir erscheint gärtnern mit diesen Pflanzen sinnvoller, als im Internet zu surfen. Und wahrscheinlich werde ich mein Hellas-Urlaub in den Herbst verschoben. Der breiten Unzufriedenheit bei Kurden und Griechen wirkt das wahrscheinlich nicht entgegen.

Aber was soll ich machen?

Der eigene Wirkradius scheint sich – trotz Digitalisierung – nicht vergrößert zu haben; unser Dorfdruide behauptet sogar das Gegenteil. Wegen ihr hätten sich die Menschen von der Natur entfernt. An dem Punkt ist etwas dran, auch wenn ich das natürlich nicht beweisen kann. Es ist eher mein Bauch, der mir sagt – klingt ganz vernünftig. Ob es deswegen richtig, oder gar wahr ist, kann ich nicht sagen – findet es heraus. Ich bin noch dabei.

Ob ich mir wegen den schweren Themen mein Leben versauern lasse? Nicht die Bohne! Kommt überhaupt nicht in Frage. Es bleibt, trotz dem nahen Ende, dank menschgemachter Klimakrise, trotzdem erlaubt, das Leben zu genießen und sich des Selbigen zu erfreuen. Gute Weine, tolle Menschen und schöne Bücher helfen dabei ungemein – wenn ich darüber nachdenke, hat das schon mein Großvater immer gesagt.

Rede ich jetzt etwa schon wie Opa?

Oder galt diese Lebensweisheit vielleicht auch schon immer, seit Menschheitsgedenken? Keine Ahnung, ist mir auch egal, denn ich werde nicht den Fehler begehen, das Gegenteil meiner Eltern und Großeltern tun, nur weil sie es propagierten; dann würden wir Menschen uns ja nie weiterentwickeln, wenn wir jedes alte vorhandene Wissen ausklammern, nur weil es von Alten kommt; wie dumm wäre das denn?

Eben – ziemlich!

Tagebuch – Odyssee 2021 CW30

01.August – Erster Tag im Monat. Hab letzte Nacht scheiße geschlafen; gab‘nen Wetterumschwung; hatte ‘nen fürchterlichen Brummschädel; erst war es heiß und feucht, dann kalt und nass; zum Kotzen; hat aus Eimern geschüttet und gestürmt, als wenn man Kap Horn umsegelt.

Trotz Gegengewichte sind die Fensterläden derart heftig zugeschlagen, dass zwei Scheiben zerbrachen; wunderbar; darf ich jetzt heil machen; noch dazu hat mich der Wind abgedeckt, so sehr hat es gestürmt; dauerte lang, bis ich merkte, dass ich fror; hab deswegen ‘ne völlig verkrampfte Nackenmuskulatur.

Nachbarshund bellte ab sechs Uhr morgens; muss man sich mal vorstellen, auf‘nem Sonntag; man fragt sich, warum Menschen ihre Köter Sonntagsmorgen um sechs Uhr rauslassen; muss Bosheit sein, was sonst; ich jedenfalls würde es deswegen tun; man will doch seinen Ärger nicht ständig alleine fressen; lieber gleichmäßig unter den Mitmenschen verteilen; wenn der Nachbar ihn noch mal am Wochenende so früh rauslässt, wird es Gegenmaßnahmen geben…

Kann unmöglich was anderes als Bosheit sein – etwa Unüberlegtheit? Wenn man wirklich so gedankenlos rumrennt, sollte man sich einen anderen Planeten suchen, oder um Erlösung betteln; ist ja nicht auszuhalten, wenn man sich das vorstellt, also wirklich…

Offensichtlich musste unser Hund ebenfalls des Nachts austreten, was er wohl nicht laut genug anzeigte; der gelbe See zwischen Teppich und Eingangstür sprach‘ne deutliche Sprache; und das, obwohl ich selber dreimal hochmusste; als ich dann über eine der kleinen Katzen stolperte, der heiße Kaffee samt Tasse auf dem Boden zerschellte, war der Ofen aus…..

Jetzt nörgle ich mich durch den Tag, bis ich jemanden finde, den ich so heftig anranzen kann, dass sich meine Stimmung hebt; ohne Gehässigkeiten ist das Leben wie Speisen ohne Salz & Pfeffer; nur eine weitere langweilige Lebens-Mahlzeit für verhasste Nachbarn, die es regelmäßig wagen, Altglas zur Siestazeit zu entsorgen.

Muss ein Exempel statuieren…

Zu Allem Übel hat unser eigener Hund seit Kurzem chronischen Keuchhusten, dass er jede Nacht durchwürgt, dass man denkt, dass er minütlich in ewige Jagdgünde eingeht; dass unsere Katze zeitgleich Nachwuchs bekam, macht mein Leben jetzt vollständig kunterbunt und rund….

Zu allem Unglück hat mein Auto den Geist aufgegeben!

Zuerst bemerkte ich nicht, dass die Temperaturanzeige nichts anzeigte; musste wohl kaputt sein; als ich mich dann langsam die Sierra Tramuntana hochschraubte, begann sich der Wagen wie ein alter Eber zu schütteln; dann klöterte und klapperte es, als würde ein Sack Schrauben im Motor herumwirbeln; bei der Bergabfahrt ging es kurzfristig; als das Klappern dann wieder stärker wurde, machte ich den Motor vorsichtshalber aus.

So strandete ich mitten in den Bergen.

Ich öffnete die Haube, der Motor zischte und pisste aus allen Ritzen Kühlwasser; zum Glück hatte ich Wasser mit; schnell zeigte sich, dass die Temperaturanzeige nichts anzeigte, weil kein Wasser din war; ein Wunder, dass der Motor nicht kaputt ging.

Unser Schrauber im Dorf bestätigte schnell meine Diagnose; Wasserpumpe kaputt; nun bin ich ohne Auto, hab‘nen Hund mit chronischer Bronchitis und Katzenbabys, die ihre wachsenden Befindlichkeiten herausquaken – wunderbar!

Jetzt kommt, zu Allem Überdruss ne Hitzewelle aus Afrika; sie lässt bald unser Hirnwasser kochen; in der Eifel ersaufen und im Süden verbrennen; alle Welt sagt, dass die Welt Kopf steht; manche behaupten es ist eher fünf nach, als fünf vor zwölf; Regierungen leeren Füllhörner neuer Gesetze zu unserem Schutz und Sicherheit…

Die wirtschaftliche Ausbeutung und Kolonialisierung schreitet fort; immer mehr werden arm, immer weniger noch reicher; meine Verschwöhrungstheoretiker behaupten, dass alles nach Plan verläuft; bald soll es den großen Reset geben. deswegen demonstrieren Menschen überall! Bald werden alle Führungsriegen abgeräumt; dann bricht die Menschheit ins neue Zeitalter auf, wo alles gut und gerecht zugeht…

ich glaube, das ist Bullshit.

Am Ende ist es ist wie mit meinem Nachbarn; die kleinen Dinge lassen uns ausflippen; Bukowski hatte es kapiert; es wird keinen großen Knall geben; alles wird genauso langsam und korrupt weiterlaufen, wie tausend Jahre vorher; wir wissen heut nur mehr, Internet und Smartphone sei Dank; deswegen meint jeder, die Welt ist schlechter geworden – ist sie aber vermutlich nicht.

Menschen sind zu allen Zeiten gleich gut und schlecht gewesen.

Was das mit meinem beschissenen Schlaf zu tun hat? Gar nichts; ich bin einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden; alles Schlechte springt mich deswegen an und alles Gute duckt sich weg; was man dagegen machen kann? Spazierengehen oder laufen hilft; ’nen Sandsack verprügeln auch; Nachbarshund verschwinden lassen ebenfalls…

Einfacher hingegen ist, Internet ausschalten, social Media kündigen und gute Bücher lesen; wem das zu friedlich ist, soll Kampfsport machen, Slayer hören, oder, wie ich, scheiben; es schafft zwar keinen Weltfrieden, aber persönlichen Ausgleich.

Wie das aussieht?

Ich lass alles sich schön langsam aufkochen und kanalisiere den Scheiß dann stoßartig ins Schreiben; das hat mich gerettet; gute Weine und Canabis helfen zwar, müsst ihr aber als Gewürze oder Dekoration ansehen, nicht als Ersatz; sie können dein Leben verschönern, aber nichts ändern; ist’n wichtiger Punkt; ohne Disziplin sind wir alle Fischfutter; hat man das kapiert, darf man auch wieder über Los gehen.

So, für heute habe ich genug geschrieben.

Nachher bekomme ich noch gute Laune; das muss ich auf jeden Fall verhindern; man muss auch schlechte Stimmungen ausleben und kultivieren; wenn ich‘nen ganzen Tag Scheiße zur Welt bin, kann ich am nächsten Tag lammfromm sein; jeden Tag lächeln hingegen klappt nicht; zumindest nicht bei mir; wer glaubt ein guter Mensch, gar ständig gut sein zu können, müssen, wollen, betrügt sich….ist die größte Lebenslüge….

Lest stattdessen die alten Griechen, die haben’s kapiert, doch wen kümmert’s, nicht wahr?

Dich, euch etwa…? Glaube ich nicht…..who cares….fuck off…!

Anyway, at the end, one day, we are all dead, dead,

dead….

Feuer!

Letzte Nacht hat bei uns im Dorf gebrannt. Genauer gesagt, unten an der Küste, dort wo sie in den Hafen übergeht – ein richtiger Waldbrand. Keine Ahnung, ob ihr schon mal mit Feuer zu tun hattet – Naturgewalten können ziemlich erschreckend sein.

Doch ein Waldbrand ist etwas Besonderes. Das Krachen und Knacken von Holz, wenn Harz kocht, kurze Zeit später in Flammen aufgeht, wenn der Wald trocken genug ist, wenn dann alles rasend schnell geht, wenn weglaufen keinen Sinn macht, wenn man sich lächelnd umdreht, dem Schicksal mit Würde ins Gesicht sehend.

Wenn Wind dazu kommt, wenn er die schwelenden heißen Gase verteilt, wenn nach kurzer Zeit der Funkenflug dazu kommt, dann entwickelt sich eine Flammenhölle, eine Feuerwalze, die so heiß brennt, das Löschwasser sich durch zischende Explosionen in Wasserdampf verwandelt.

2013 brannte es schon mal, allerdings weiter weg, dafür viel schwerwiegender von den Auswirkungen. Die abgebrannten Stümpfe sieht man heute noch nach fünf Jahren am Wegesrand stehen. Letzte Nacht war viel Glück im Spiel. Wind blies nur spärlich – Löschflugzeuge und Hubschrauber konnten den Brand früh eindämmen. Tagsüber brachte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Zum Glück kam niemand zu Schaden, oder verlor seine Habseligkeiten.

Eigentlich wollte ich heute schreiben – aber der Waldbrand hat mich sehr nachdenklich werden lassen – wie fragil alles ist, wie schnell ein Paradies zur Hölle werden kann. Du hast Ärger mit deinem Nachbarn – natürlich sind es immer Kleinigkeiten, weswegen man aneinander gerät, immer – oder Stress mit Frau und Mann – ebenfalls nichts weiter als ein Ausdruck von Unzufriedenheit, weil man mit dem friedlichen zufriedenen Leben nicht klarkommt – Krebs, Hirnschläge und vieles mehr – ständig kann das Unheil an der Tür klopfen.

Wenn wir ein solches Unheil dann überstehen, geloben wir so Vieles anders zu machen – jetzt ganz bewusst leben, wirklich Umwelt und Mitmenschen mehr zu achten – so schnell ist alles zu Ende, von einer Sekunde zur Anderen, man merkt es gar nicht. Und dann wacht man irgendwo auf und hat es doch überlebt, keine Ahnung warum. War es Glück? Oder gar Talent, man hat ausnahmsweise etwas richtig gemacht?

Schon komisch – es scheint so, als wenn sich der Mensch ganz ohne Leid selbst verliert – dass er seine Achtsamkeit verlernt, sie ablegt, wie Werte und gute Vorsätze.

Arme Menschen, die sich jeden Tag erkämpfen müssen, bitten jeden an ihre Tafel – bei Reichen bekommt man eine Einladung, damit sich die Tür öffnet. Auch geben Arme leichter, als Reiche, die alles haben. Man soll auch nicht glauben, dass Reiche toleranter sind, oder dass man mit wachsender Macht und gestopftem Konto bescheidener und zurückhaltender wird, mitnichten. Ich habe nichts gegen Reiche, oder Reichtum im Allgemeinen – ich habe nur etwas gegen die Auswirkungen, dass einem alles egal wird und die Tatsache, dass man gute, gar fette Jahre als selbstverständlich nimmt.

Dem Waldbrand von letzter Nacht war es egal, wie ich mich fühle – vermutlich haben erst feiernde Menschen ihn möglich gemacht, ihn geweckt – ist es so nicht mit vielen Dingen? Die Natur erneuert sich ständig und entwickelt sich weiter, ob wir das wollen oder nicht. Wir glauben immer noch, dass wir eingreifen können und Götter spielen, sein sollten – doch im Grunde genommen sieht die Natur uns nur schmunzelnd zu. Sobald wir etwas Törichtes ausprobieren, schlägt sie zurück – mit aller Macht und Konsequenz – wenn es uns erledigt, wird sie am nächsten Morgen genauso lächelnd erwachen wie eh und je – mit und ohne uns.

Das, wurde mir heute wieder klar – wie unbedeutend und klein ich bin – was ich bis hierher für ein Sauglück hatte und dass es nur ein schmaler Grat zwischen Freude, Leben und Leid und Tot ist. Jeden Tag will ich leben, als wär’s mein Letzter – ich werd versuchen, nichts für später aufzuschieben, so wie das besondere Porzellan, dass man üblicherweise für besondere Anlässe geerbt oder gekauft hat – jeder Tag ist ein besonderer Anlass – ich bin gesund und am Leben.