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Feuer!

Letzte Nacht hat bei uns im Dorf gebrannt. Genauer gesagt, unten an der Küste, dort wo sie in den Hafen übergeht – ein richtiger Waldbrand. Keine Ahnung, ob ihr schon mal mit Feuer zu tun hattet – Naturgewalten können ziemlich erschreckend sein.

Doch ein Waldbrand ist etwas Besonderes. Das Krachen und Knacken von Holz, wenn Harz kocht, kurze Zeit später in Flammen aufgeht, wenn der Wald trocken genug ist, wenn dann alles rasend schnell geht, wenn weglaufen keinen Sinn macht, wenn man sich lächelnd umdreht, dem Schicksal mit Würde ins Gesicht sehend.

Wenn Wind dazu kommt, wenn er die schwelenden heißen Gase verteilt, wenn nach kurzer Zeit der Funkenflug dazu kommt, dann entwickelt sich eine Flammenhölle, eine Feuerwalze, die so heiß brennt, das Löschwasser sich durch zischende Explosionen in Wasserdampf verwandelt.

2013 brannte es schon mal, allerdings weiter weg, dafür viel schwerwiegender von den Auswirkungen. Die abgebrannten Stümpfe sieht man heute noch nach fünf Jahren am Wegesrand stehen. Letzte Nacht war viel Glück im Spiel. Wind blies nur spärlich – Löschflugzeuge und Hubschrauber konnten den Brand früh eindämmen. Tagsüber brachte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Zum Glück kam niemand zu Schaden, oder verlor seine Habseligkeiten.

Eigentlich wollte ich heute schreiben – aber der Waldbrand hat mich sehr nachdenklich werden lassen – wie fragil alles ist, wie schnell ein Paradies zur Hölle werden kann. Du hast Ärger mit deinem Nachbarn – natürlich sind es immer Kleinigkeiten, weswegen man aneinander gerät, immer – oder Stress mit Frau und Mann – ebenfalls nichts weiter als ein Ausdruck von Unzufriedenheit, weil man mit dem friedlichen zufriedenen Leben nicht klarkommt – Krebs, Hirnschläge und vieles mehr – ständig kann das Unheil an der Tür klopfen.

Wenn wir ein solches Unheil dann überstehen, geloben wir so Vieles anders zu machen – jetzt ganz bewusst leben, wirklich Umwelt und Mitmenschen mehr zu achten – so schnell ist alles zu Ende, von einer Sekunde zur Anderen, man merkt es gar nicht. Und dann wacht man irgendwo auf und hat es doch überlebt, keine Ahnung warum. War es Glück? Oder gar Talent, man hat ausnahmsweise etwas richtig gemacht?

Schon komisch – es scheint so, als wenn sich der Mensch ganz ohne Leid selbst verliert – dass er seine Achtsamkeit verlernt, sie ablegt, wie Werte und gute Vorsätze.

Arme Menschen, die sich jeden Tag erkämpfen müssen, bitten jeden an ihre Tafel – bei Reichen bekommt man eine Einladung, damit sich die Tür öffnet. Auch geben Arme leichter, als Reiche, die alles haben. Man soll auch nicht glauben, dass Reiche toleranter sind, oder dass man mit wachsender Macht und gestopftem Konto bescheidener und zurückhaltender wird, mitnichten. Ich habe nichts gegen Reiche, oder Reichtum im Allgemeinen – ich habe nur etwas gegen die Auswirkungen, dass einem alles egal wird und die Tatsache, dass man gute, gar fette Jahre als selbstverständlich nimmt.

Dem Waldbrand von letzter Nacht war es egal, wie ich mich fühle – vermutlich haben erst feiernde Menschen ihn möglich gemacht, ihn geweckt – ist es so nicht mit vielen Dingen? Die Natur erneuert sich ständig und entwickelt sich weiter, ob wir das wollen oder nicht. Wir glauben immer noch, dass wir eingreifen können und Götter spielen, sein sollten – doch im Grunde genommen sieht die Natur uns nur schmunzelnd zu. Sobald wir etwas Törichtes ausprobieren, schlägt sie zurück – mit aller Macht und Konsequenz – wenn es uns erledigt, wird sie am nächsten Morgen genauso lächelnd erwachen wie eh und je – mit und ohne uns.

Das, wurde mir heute wieder klar – wie unbedeutend und klein ich bin – was ich bis hierher für ein Sauglück hatte und dass es nur ein schmaler Grat zwischen Freude, Leben und Leid und Tot ist. Jeden Tag will ich leben, als wär’s mein Letzter – ich werd versuchen, nichts für später aufzuschieben, so wie das besondere Porzellan, dass man üblicherweise für besondere Anlässe geerbt oder gekauft hat – jeder Tag ist ein besonderer Anlass – ich bin gesund und am Leben.