Schlagwort-Archive: Depression

19.März – Aberglaube – Odyssee 2023

Aberglaube finde ich toll. Er ist wichtig wie Konfitüre, ohne geht zwar, aber mit ist irgendwie schöner. „La vie es dure, sans confiture“, sag ich gerne im Überschwang, und meine es doch ein wenig ernst. Schön ist auch, wie versteckt er daherkommt, während er nicht selten, ganz stolz mit hocherhobenem Haupt, daher kommt.

Oft geht er hand-in-hand mit Esoterik.

Spannend find‘ ich, dass man ihn oft nicht erkennt, oder nicht erkennen will. Nehmen wir mal Hexenverbrennung. Vermutlich war das nicht in Ordnung, dass man zehntausende Menschen getötet hat, nur weil sie anders als die Menge waren, durchgeführt, angezettelt vom Christentum, man stelle sich das mal vor.

Was für ein Unfug man da veranstaltet hat.

„Alle rothaarigen Frauen sind Hexen!“ Solche Sätze meinte man damals ernst. Heute zum Glück weniger, wenngleich Menschen trotzdem verhalten reagieren, wenn sie auf eine feuerhaarige und grünäugige Frau treffen. Galieo Galilei behauptete, das die Erde sich um die Sonne dreht. Man bannte daher seine Bücher und machte ihm den Prozess.

„Die Erde ist eine Scheibe!“

Ist auch so eine tolle Sache, wenngleich man hier ganz aktuelle Beweise vom DLR hat, dass es sich hierbei tatsächlich um die Wahrheit handelt – die Erde IST eine Scheibe. (Siehe Link am Ende) Genauso ist es wahr, dass es unendliches Wirtschafts-Wachstum gibt. Ich könnte noch unendlich so weitermachen, habe aber dazu keine Lust.

Man könnte auch sagen:

Alles ist wahr, bis wir unseren Irrtum einsehen und es als unwahr anerkennen. Interessant ist zum Beispiel, dass die zwei bekanntesten Hexen aus der Antike, Medea und Kirke, gar nicht negativ geflaggt waren. Liegt die negative Auslegung etwa im Christentum, in einer Glaubensform?

In Frankreich strebt Manu Macron Rente mit 64 an.

Während man in Deutschland den Bundestag verkleinern will, sprich die Überhangmandate abschaffen will. Ob beides wahr wird, oder ob es Aberglaube ist, weiß ich nicht. Überhaupt, was weiß man schon? Zumindest nicht ganz Genaues, wenn wir Werner Heisenberg glauben.

Quantenphysik, auch ’ne spannende Sache.

Neulich schrieb eine treue Leserin, dass meine Nofretete sie nicht mehr loslässt. Sie hätte es mittlerweile dreimal gelesen und fände jedes Mal neue Sache. Überhaupt meint sie, dass es ein gefährliches Buch sei. Diese Szene des Sprungs des Protagonisten, wie oft dieser Moment in ihrem Kopf aufgetaucht sei,

jedes Mal hat sie hinterher Todesängste.

Mein Buch hätte Besitz von ihr ergriffen, seit Kurzem würde jetzt eine Nofretete in ihr wohnen. Seitenlang beschrieb sie die Momente, wo Nofretete auftaucht, wie sie sich zu erkennen gibt und warum sie so heißt. Sie hätte vieles jetzt erst richtig verstanden. Und hat mir am Ende ihres Briefes zugesichert,

dass sie es noch viele Male lesen möchte.

Sie fühle sich mittlerweile wie eine Kriminalkommissarin, die auf Spurensuche ist, weil sie ganz genau wisse, dass der Tatort von ihr noch nicht freigegeben werden kann. So spannte sie auch den Bogen zum dritten Buch, das ihr zwar gefiel, es aber weniger packend fand, als ihr Lieblingsbuch, die Nofretete.

Am Ende des Briefs schlägt sie ein Treffen vor

und will wissen, wann das vierte Buch endlich kommt. Ich wäre spät dran, schreibt sie. Warum ich meinen Zweijahresrhythmus verlassen hätte. Ob es mir gut ginge. Sie vermutet, dass ich Stress habe, oder finanzielle Schwierigkeiten. Ihr Astrologe hätte ihr Hinweise gegeben.

Heute dann passierte es.

Ich bekam ein Zeichen. Endlich wusste ich was zu tun war. Bestimmt ist meine Leserin und ihr Astrologe dafür verantwortlich. Sie würden mich regelmäßig in ihre Sitzungen mit einbeziehen, schrieb sie im Postscriptum. Ich müsse mich nicht fürchten, vor gar nichts. Wann wir uns treffen würden, und wo.

Heute morgen beim Eierkochen geschah es.

Gedankenverloren starrte ich gegen die Kacheln meiner Küche, während fünf Eier im kochenden Wasser vor sich hin hüpften, ihr Geklöter erinnerte mich an irgendetwas, ich kam nur nicht drauf, an was. Im Geiste rann der gestrige Abend durch meinen Kopf, während meine Augen abwechselnd Kacheln und tanzende Eier anstarrten.

Plötzlich erschrak ich!

„Das darf doch nicht wahr sein!“, prustete ich überrascht hervor, während ich die völlig symmetrische Anordnung der Eier im Topf sah. Welch ein Zeichen, noch dazu von den griechischen Göttern. Ich wusste es schon lange, Kalliópe stand mir bei, immer.

Jetzt hatte ich den Beweis.

Noch dazu wusste ich, wohin ich beim nächsten Ellada-Besuch zu fahren hatte. Danke für euer Zeichen, ihr Lieben, auch an dich, liebe treue Leserin. Grüß mir deinen Astrologen, von ihm kann ich bestimmt viel lernen. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, denn seit heute bin ich mir sicher,

dass ich noch mehr Zeichen erhalten werde…

https://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-12657/22082_read-50426/

Leere

Werde wach wie ein Straßenköter – fühl mich schmutzig – mein Kopf dröhnt wie ein leerer Kanister – habe gestern zu viel Wein getrunken, zu viel geraucht, zu viel alles. Liege ausgestreckt wie ein Hirtenhund im Bett, sehe raus, dem Feigenbaum auf die ungeduldig treibenden Früchte. Heute geht nicht viel, alles ist müde, genervt.

Die Nachbarn gegenüber haben ihre hölzernen Fensterläden mit zu viel Schwung aufgemacht, das Donnern steht noch immer im Innenhof. Keine Ahnung warum, vielleicht sind es meine Nerven, alles ist falsch, langweilig, schlecht und braun, komischer Tag. Ein Brauner.

Fühl mich alle, so, wie nicht da. Wie ein Blatt im Wind, ein leeres Blatt Papier. Weiß, nackt, leer, wie zu viel Wasser im Wein, zu viel Wasser in der Suppe, zu viel Verdünnung, kein Geschmack, keine Konsistenz. Stecke mir eine Zigarette an, mach mir Café. Ein paar Vögel zwitschern zu laut, zu ausgelassen, zu fröhlich. Nippe stumm am Café, ziehe gedankenversunken am Filter, habe Welche, kann sie aber nicht greifen, nicht fassen. Atme zischend aus, sonst nichts.

Klopapier ist aus, schlimme Sache. Toiletten sind das Wichtigste für einen Zivilisierten. Kommen gleich nach Kultur. Habe den letzten Räucherlachs aufgegessen. Milch und Chips sind am Ende. Muss einkaufen, später vielleicht. Habe jetzt keine Lust, hatte vorhin etwas Licht, eine Idee. Doch plötzlich flog sie wieder weg, konnte sie mir nicht merken. Nichts will kommen, zum verhext werden, ist das, muss warten.

Soll heute nicht sein, vielleicht morgen. Wer weiß das schon. Höre solange der Uhr zu. Tick-tack. Tick-tack. Ohne Ende, wann ist die Zeit vorbei? Bin jetzt schon müde, wenn ich dran denke. Morgen ist ein neuer Tag. Mal schauen was passiert. Morgen.