Kundenservice & Apéro – Odyssee 2020 CW09

Gestern habe ich ein TOP-Case gekauft – genauer-gesagt, habe ich eins bestellt – und wenn ich ganz genau bin, mein Zweites. Natürlich muss ich das ein wenig erläutern, weil sonst jeder denkt, der Tango hat einen nicht unerheblichen Sprung in der Schüssel.

Alles fing im Oktober an. Völlig beseelt kaufte, will sagen, bestellte ich mein Erstes und holte es wenige Tage später ab, inklusive dem notwendigen Montagekit – die üblicherweise recht kräftig ausfallen, weil man in so einen Koffer ne Menge Kram reinbekommt.

Nicht nur, dass ich irgendwie mehrere Wochen brauchte, mich der Sache anzunehmen – meine Uhren ticken grundsätzlich etwas anders, was man schon daran merkt, dass ich bei gutem Wetter nie auf die Idee komme, ein Topcase zu montieren, wenn ich stattdessen mit Freunden einen Apéro im Sonnenlicht einnehmen kann, ihr versteht was ich meine?

Da wir in Toulouse bis Ende November angenehme Temperaturen haben, kann man höchstens fragen, warum ich mein erstes Topcase – ist es eigentlich der, oder das Topcase? Keine Ahnung – im Oktober kaufen musste, wenn ich von all diesen Schwierigkeiten weiß. Jedenfalls, stellte ich im Dezember fest, dass er nicht passte – schöner Mist!

Also wieder alles zusammenpacken und – wohlbemerkt, auf dem Motorrad – zum Händler gebracht. Abenteuerlich, ist das einzige passende Wort, als ich mit Panzertape anfing das Ding auf dem Sozius festzumachen. Doch als ich bereit war, fing es an zu regnen, weswegen mich eine plötzliche Lustlosigkeit befiel, alles abschnallte und wieder in meine Wohnung brachte.

Meistens ist der Dezember ein düsterer und feuchter Monat, weswegen man wenig draußen macht – in meinem Besonderen Fall kann ich Gleiches auch für Drinnen sagen. Ich schiebe alles von mir und mache wirklich auffällig weniger als bei gutem Wetter, was darin mündete, dass mein Topcase viele Wochen im Winterschlaf vor sich hinschlummerte, bis mich im neuen Jahr eine ganz hinterhältige Art von Blitz-Aktivismus befiel, der mein Fünf-Mast-Vollschiff, mit vollen Segeln zum x-ten Mal zu MAxxess segeln ließ, wo ich unter reichlich Körpersprache den absurden, aber sehr lebensechten Fehlgriff der Belegschafft erklärte, mir einen unpassenden Montagekit verkauft zu haben, der vermutlich für alle Modelle geeignet ist, nur leider nicht für meins.

Gestern war es dann tatsächlich soweit – ich konnte nach vier Monaten tatsächlich mein Topcase zu Maxxess bringen, welches man ohne Querelen zurücknahm und mir ein Neues bestellte – was mich mit so viel Freude erfüllte, dass ich sprachlos nach Hause fuhr und mit meiner Freundin – ihr ahnt es – einen Aperetif zur Feier des Tages einnahm.

Zwar ist das neue Topcase noch nicht da und auch noch nicht montiert – und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich noch gar keine Ahnung, wie sich das in Wirklichkeit anfühlt, eines zu haben, aber ich ahne, dass es an der Zeit ist, mich daran zu gewöhnen – es könnte vermutlich noch ein paar Monate dauern, bis ich es montiert hab, weil nämlich durch den Klimawandel alle Bäume und Pflanzen mehr als einen Monat eher blühen, weil es Einiges früher warm ist, weswegen wir noch eher als sonst draußen sitzen, um unseren Apéro einzunehmen, weswegen – naja, ihr ahnt es.

Abschließend kann ich wiedermal feststellen – der Umzug nach Toulouse war eine logische Folge, wenn man dem Müßiggang konsequent frönen will und seinen Tag mit reichlich ungetanen Dingen pflastern kann, dass sich jede Stunde zum Bersten mit gewaltigen Haufen Unerledigtem füllt, bis man vor lauter Verzweiflung zum Apéro greift, der ein wahrer Lebensinhalt sein kann, wenn man nicht gerade vor hat, Topcases an Motorräder zu schrauben.

Ich sage es ja schon seit Jahren – im Süden ist man viel besser auf den Klimawandel vorbereitet, weil man ihn schlicht und ergreifend aussitzt, so wie alles hier, was nicht nach Apéro, Essen & Amour klingt.

Damit es nicht in Vergessenheit gerät, empfinde ich es als wichtig zu erwähnen, dass ich immerhin seit vielen Monaten Bereitschaft signalisiere, ein Topcase anbringen zu wollen, wohlbemerkt, wenn ich eines hätte, was passen könnte – ihr merkt es, nicht wahr? #

Wohin man auch sieht oder geht, überall spürt man die großen Veränderungen des Klimawandels – er hat so tiefgreifende Folgen, dass wir zwei Monate mehr draußen sitzen und noch mehr Apéro einnehmen müssen, was am Ende die Frage aufwirft, wie man all die vielen Dinge schaffen soll, wenn einem der Klimawandel so viel Zeit klaut, wie, frage ich euch?

Interessant fand ich die Reaktionen im Freundeskreis, als sie hörten, dass ich offensichtlich nach vier Monaten noch nicht einen Schritt weiter gekommen bin – unendlich zahlreich die Ratschläge, wie ich mich zu verhalten hätte, wenn ich zu spät damit zurückkomme, um meine Reklamation nach so langer Zeit zu platzieren – wie angenehm, als die Leute von Maxxess nicht einmal davon geredet haben, geschweige mich nach solchen unsinnigen Dingen wie Verpackungsmaterial zu fragen, nach dem in Deutschland ganz sicher insistiert hätte.

Hier in der fünften Republik jedoch, hat man ein Recht, auch nach über vier Monaten noch kein Topcase angeschraubt zu haben, weil man vom Alltagsstress übermannt, erschöpft an einem Bistro strandet und seine Tretmühle, für wenige Stunden abstreift, um einfach mal fünfe gerade sein zu lassen, was mich an mein Motto erinnert, mit dem gezielten Nicht-Abarbeiten meiner langen Liste, sofort anzufangen.

Es gibt einfach zu viel nicht zu tun – man muss sofort damit beginnen, wer weiß wie lange man dazu noch Zeit hat, bis jemand mit einer weiteren Langweiligkeit um die Ecke kommt und dich von den lebenswichtigen Dingen wie Müßiggang abhält, natürlich von einem Apéro untermalt.

Santé!

 

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