Scheiße! … Was ist das denn nun wieder! … „Schatz!“ … „Was!“ … „Schatz??“ … „Was??“ … „Es hat geklingelt, glaube ich!“ … „Ja, und?“ … „Dann geh aufmachen!“ … „Geht nicht! Ich sitze auf Klo! Kannst du vielleicht … bitte?“ … „Kann auch nicht! Bin noch im Bad!“ …
Was für ein Morgen …
Fing ja gut an … Wieder eindringliches Klingeln … Bestimmt hat Schatzi was bestellt … Oder der Fiskus packt wieder zu … Greift hart durch … „Nous sommes en guerre!“ … Hat er gesagt , der Manu … Oder ein Mahnverfahren …
Irgendein Scheiß …
Den ich wieder mal vergessen … Oder Bußgeld … Ham‘ sie mich Letztens nicht geblitzt? … Genau! … Ist bestimmt das Bußgeldverfahren! … Ist drei oder vier Wochen her … In Frankreich ist alles nach Wichtigkeit geordnet …
Wieder klingeln! …
Das darf doch nicht wahr sein … Nebenan rauscht Wasser mit Schatzi drunter … Komme hektisch in Wallung … Ziehe die Spülung … Lautes knallen der Toiletten-Brille … Hetze splitterfasernackt die Wendeltreppe runter … Rutsche aus … Zwei Mal! …
Pralle an die Wand …
Beim zweiten Mal … An den hölzernen Eckpfosten … Herrlich! Wenn Schmerzen zunehmen … Vor der Haustür merke ich es … „So ein Scheiß! Bin ja nackt! Mist!“ … Greife mir eine Jacke, drapiere sie um mich rum …
Wie Tarzan und Dschungel-Lillie …
Renne raus … Und höre, wie ein Auto abfährt … Verdammt! … Drohe den griechischen Göttern mit zwei erhobenen Fäusten … In dem Moment rutscht mir die Jacke von’ner Hüfte … Und der Nachbar kommt raus …
Grinst höflich „Bonjour“ …
Und verschwindet wieder … Genau so diskret … Mich und meine Scham alleinlassend … Unter französischem Himmel … Missmutig schlage ich unsere Haustür zu … Greife mein Smartphone! … „Schatz?“ … „Jaha!“ … „Hast du was bestellt?“ … „Nein! Du etwa?“ …
„Nein! Ich meine, doch! …
Hab‘ Wein bestellt, aber erst vorgestern Abend … Ist unmöglich, dass die … Hab zwar schon drei Nachrichten von denen … Aber die … Hörst du? … Schau: Eine Bestätigung … Dann eine mit Rechnung … Und die dritte … Mit Zahlungsbestätigung …
Für alles kriecht man heute …
‘ne Bestätigung-E-Mail … Aber eine vierte, für die Verschickung von … Im Stil von … Lieber Kunde, hiermit bestätigen wir ihnen, dass ihre Ware unterwegs ist … Genau auf diese Nachricht … Schatz? Hörst du mich?“ …
Laut dröhnt der Fön …
aus dem Badezimmer … Na gut, rede ich mit mir alleine weiter … Ist okay, Schatz! … Scheiße Mann! … Fluche still vor mich hin … Öffnen meiner Mailbox vom Smartphone … Sie haben Post … TNT-Nachricht …
11:32 MEZ …
Wir haben Sie heute nicht angetroffen … Aber Sie können ihr Paket noch heute am Samstag bis um 18:00 Uhr in Daux abholen … Adresse … Was zum Teufel soll das sein? … Auftrags-Referenznummer …
#32840 …
Moment mal! … Irgendwie sagt mir die Nummer was … Hektisches Kramen und herumscrollen in meinem Schmartphone … „Schatz? Hast du vielleicht?“ … Laut dröhnt der Fön … Finde dann eine der 3 Wein-Emils … Facture „Petites Caves“ # 32840 … Ha! Das ist es …
Hereka! …
Es ist mein Wein! … Großartig! … Alles dauert lange in Frankreich … Nein wirklich! … Was? Wie? Einen Werkstatt.- … Einen Frisör-Termin wollen sie? … In drei Wochen vielleicht! … Was sagen Sie? Dringend? … Wirklich? .. .Bei uns auch! … Alles braucht Zeit …
Aber wenn’s um Wein …
Wenn’s um Wein und Durst geht! … Ha! Dann ist man fix auf Draht … Von wegen Bürokratie und ewige Anläufe … Bei Durst hört der Spaß auf … Dann lernt man, was Menschen wichtig … Was ihnen auf der Leber liegt …
Einfach großartig …
14:34 später Brunch … Kurz danach spring ich ins Auto und brause nach Daux … (Dox gesprochen) … Irgendwo in der Pampa, im Nirgendwo komm ich zum Stehen … Habe ich mich verfahren? … Nee, hier soll es sein …
Ach wie cool, ein Trödelmarkt …
In einer alten Scheune … „Bonjour! Sie wünschen?“ … „Würde gerne mein Paket…“ … Typ mit Zahnlücke und Fleckentarn … Trockener Humor, aber herzlich … Höchsten 40 … Klasse! Hat der nicht ‘ne Fahne? … Lautes Gelache im Büro nebenan! …
„Sandrine!“ …
„Jaha?“ … „Sandrine!!“ … „Jaha!!“ … Überall das Gleiche, großartig! … „Hier ist ein Kunde der sein Paket“ … „Ich komm!“ … Ha! Er hat’s besser! … „Guten Tag! Schluss mit Apéro!“, lache ich sie an … Breit grinsend grüßen ihre glasigen Augen zurück …
Volltreffer! …
Hier trinkt man schon länger … Schaue auf meine Uhr … 15:17 … Wird auch Zeit … Ha‘m völlig Recht … Kein Abfragen von Ausweis und ID-Card … Es gibt sie noch, diese Momente … „So! Hier sind ihre Flaschen!“ … „Wunderbar!“ … Freue mich wie ein Schneekönig …
Mitte Vierzig die Lady …
Gut im Futter … Typ Cowgirl … Grinst mich breit an … Gibt einem der beiden großen Kartons einen Tritt … Zwinkert mich an … Verstehe ihre wortlose Frage … „Ja! Sind quasi auf dem Trockenen!“ … Verlade meine Kartons … Brause nachhause … Schleppe die Kartons rein …
Öffne 3 Flaschen …
Jage alle drei beherzt durch die Schaubergerhyperbel … Einmal! Zwei Mal! … Drei Mal … Nein! … Sogar vier Mal rauschen die Roten hindurch! … Los geht die wilde Fahrt! … „Schatz!“ … „Ja?“ … „Es ist angerichtet!“ … „Was?“ … Sie kommt die Treppe runter … Ich erhebe das Glas …
Prost! … Santé … Chérie!