Einmal im Jahr machen wir ihn, unseren Vater-Sohn Wochenendtrip … Diesmal sollte es wieder nach Helgoland gehen … Doch das, merkte ich schnell, sollte eine spannende Geschichte werden, noch bevor sie richtig losging … Es begann damit, dass die Fluggesellschaft mich anrief und sagte,
„Entschuldigen Sie,
aber wir haben Probleme mit der alten Flotte, kriegen keine Ersatzteile ran udn alles, erneuern die zwar jetzt, kriegen die neuen Flugzeuge aber nicht so flott zugelassen, wie wir hofften, daher“ … das LBA würde zwar den Großrechner „Deep Thought“ verwenden, um den Prüftermin zu ermitteln, sagten sie mir am Telefon, eben jener, der schon
„42“
als Antwort auf wirklich alles, herausgefunden hat, weswegen sie mir, sehr demütig offenbarten, dass „Deep Thought“ wirklich immer noch schwer beschäftigt ist und zumindest so großzügig war, uns zu bedenken zu geben, dass es vor Juli sehr unwahrscheinlich ist, was den Wonnemonat Juni quasi als
„unmöglich“
abgestempelt hat … Außerdem schien „Deep Thought“ so sehr mit Allem möglichen und unmöglichen beschäftigt zu sein, dass die Transportgesellschaft sich offensichtlich weder um unseren Transport Gedanken machte, noch um die möglichen Alternativen von Selbigem …. Selbst dieser launische Großrechner verschwendete
keinerlei Gedanken daran,
dass man uns Kunden vielleicht helfen könnte … Nur mit Glück bekam ich die zwei letzten Sitzplätze auf dem Halunderjet, dem Katamaran der die Insel regelmäßig anläuft … Anreisetag bei Sonne, sogar die Elbe strahlte über alle Backen … Auch der Fähranleger von Brunsbüttel … Rauf auf den Roten Elbblitz. 2h später hieß es,
„Land in Sicht“
Bei bestem Wetter gingen wir an Land der kleinen roten Nordseeperle …. Hunger und Durst kannten sogar die griechischen Götter, so war es normal, dass auch wir armen Menschen davon heimgesucht wurden … Endloses Menschengewusel, Gefühle, Eindrücke von Betrunkensein, von Taumeln,
dazu Sonnenlicht,
Duft von der Nordsee und ein großes Maß an Piratenfeeling … So schien es nicht verwunderlich, dass wir in der „Bunten Kuh“ landeten, schön fett auf der Terrasse, prall und saftig mitten in der Sonne ….Frisch gezapftes Jever, mitten im Hafen von Helgoland, noch dazu bei Sonne, was wollten wir mehr … Schon begannen meine
Sozialstudien,
ich liebe das Beobachten von Menschen … von jeher mein Leibgericht, hier auf der Insel wurde es mir jedes Mal offenbar: Man befand sich hier in Wahrheit auf Beteigeuze, nirgendwo anders … Jedenfalls weit entfernt von unserem Sonnensystem und unserer Milchstraße … soviel stand fest … wir beide waren wohl die einzigen
Erdenbürger.
Alle anderen schienen Außerirdische zu sein, die sich in diesem versteckten Weltraumhafen namens Helgoland auf ein Bier oder weiß der Kuckkuck was getroffen haben … Denn dass es keine normalen Menschen der Neuzeit zu sein schienen, sprang einem ständig ins Gesicht … Keine Hektik, kein Getriebensein, stattdessen
Geduld, Ruhe
und Ausgeglichenheit … Alles, sogar das, was ich am Ehesten als Arbeit genannt hätte, ging den Lebewesen so locker von der Hand, dass es eher nach Hobbies, oder anderen Formen wie Berufungen ähnelte … Ganz eindeutige Zeichen von Außerirdischen Lebensformen … So setzte sich das fort … Egal ob unser
Sternenhimmelhotel
die Restaurants, die Speisen, die man aus den entlegensten Ecken heranbrachte, alles ließ mich restlos staunen, dass es auch unsere Gespräche mehr und mehr betraf … Alles ging langsamer vonstatten … Irgendwann bemerkte ich, dass ich kaum noch am Denken war … Wie konnte das sein? In meinem
Gedächtnispalast
brannte doch immer Licht, und nicht nur das, ständig herrschte Tohuwabohu … Und jetzt plötzlich Stille? Selbst Monsieur Thalamus las in einem Buch und wirbelte nicht wie sonst hin und her, um Dinge, wie üblich, einzuordnen … Unser Dinner war großartig, zufrieden schlichen wir heim … Unser Balkon mit Blick auf
die Nordsee,
sowie die gute Seeluft ließen uns flott bettschwer werden … Nächster Morgen, wie, was? Ach du meine Güte: Mittsommertag, 21.Juni …. Ich hatte wenig geschlafen, es war die ganze Zeit irgendwie hell … Keine Ahnung ob es das, oder dieser fremde Planet, inmitten der Nordsee war … Frühstück und dann – zack – flott in die
gleißende Sonne.
Schon beim Zähneputzen fiel mir meine Gesichtsfarbe auf … Hatte ich mich etwa verbrannt? … Spaziergang am Hafen, mit ausreichend Pausen und Eis dabei … gegen 12:00 gab‘s wieder Mittag, Matjeshering nach Hausfrauenart … dazu frisch gezapftes Jever, sowie endlose Sozialstudien, die an diesem Weltraumhafen
Kür
und keine Pflicht sind … Hier kann man scheinbar lernen, ja, regelrecht kultivieren, wie man wirklich wenig, bis gar nichts macht, rein gar nichts … oder täuscht das etwa? … Ist diese, ich nenne sie mal „Unaufgeregtheit“ vielleicht die Quelle von diesem „Übel“? … Wenn gegen Mittag die vielen Schiffe mit den Jägern und
Tagestouristen
An die Kaimauern von Helgoland branden, dann kann einem allerdings schon Angst und Bange werden … Worte wie Invasion, Büchse der Pandora und Vieles andere fällt mir sofort ein … schnell merke ich, dass ich Menschen eigentlich nur begrenzt mag … wenn sie anfangen zu zetern, wenn sie insistieren, laut werden, auf ihr
Recht pochen,
wenn es um ihren Willen, ihre Familie, ihre Sippe, um SIE geht, dann kennen sie kein Pardon … Jene Schlacht am kalten Buffet, sie beobachtet man dann überall … Jagd auf das Schnäppchen, die Jagd auf das heilige Huhn, oder das goldene Vlies oder die Bundeslade, und was weiß Baal noch alles … wenn sie nach allem
Grapschen
Was nicht niet.- und nagelfest ist … wenn sie anfangen zu trinken, dann irgendwann laut, immer lauter werden, wenn sie sich nicht mehr einkriegen, dann, sowie unter einer Hundertschaft von anderen Dingen, ja dann, wird mir Angst und Bange, dann möchte ich davonrennen, so weit es geht … Jene Gruppen von Urlaubern,
alles gemeinsam machend,
wie sie in Rotten auftauchen, diese durstigste aller Tagestouristen … Sie lassen mich schlottern, bis in meine Grundfesten … Letzter Tag, immer noch donnerte die Sonne vom Himmel … Wir duckten uns ein wenig weg, um unsere roten Nasen nicht noch mehr zu rösten … Wieder Mittagessen in der
„Bunten Kuh“
Wieder mit Jever … Leider zu lecker, leider Wiederholungstäter … Nette Gespräche, mit interessanten Menschen … Danach, wieder Eis, warten und den zunehmenden Regentropfen ausweichen … Gegen 15:30 kamen wir rein ins Schiff … draußen zog Regen auf, doch wir legten pünktlich ab, waren es doch eher ein paar
Verirrte Regentropfen,
als ein Unwetter, dass man angekündigt hatte … doch das bekamen wir dann am Festland mit, nachdem wir in Brunsbüttel an Land gingen, in unser Auto sprangen und losbrausten … Ein paar Tage auf Helgoland zu sein geht super gut … Vermutlich kann man dort leben, das Leben genießen … Fliegen finde ich trotzdem schöner
Nicht, weil schneller,
sondern weil weniger Enge und Menschenmassen … Irgendwie bin ich dann angespannter, keine Ahnung warum, ist einfach so … man kann nicht auf alles Antworten haben … zuhause angekommen Donnerte und Blitzte es ununterbrochen … Grell durchzuckten sie das Schwarz des ehemaligen Mittsommertags …
Hoffentlich ist es morgen trocken …