Hafen – Odyssee 2025

Ein Hamburg-Besuch stand an … Glück mit dem Wetter ließ wenige Fragen offen, wie ich mir am Besten die grauen Wolken und Gedanken aus dem Kopf pusten könnte … Im Hafen, wo sonst! Wenn man möchte kann man Menschen in zwei Kategorien einteilen … die Gruppe der Anderen und die

Hafenkinder.

Menschen aus Hamburg unterteilen sich hingegen etwas differenzierter … Daraus resultiert die Jingle-mäßige Frage: „Alster oder Elbe?“ … Mehr braucht es nicht … Man weiß dann alles von einander … Ob jemand mit Tweetjacket und Cabrio herumflaniert, oder bei einer Buddel Beer rumschlendert,

natürlich im Hafen.

Man achtet und schätzt sich, hat aber wenig Berührungspunkte, wenn man vom gemeinsamen Steuerzahlen, Einholen, Hafengeburtstag und dem Routinebesuchen bei Haus.- und Zahnärzten absieht … Vermutlich ist es in allen größeren Städten so, dass man in dorfähnlichen Vierteln lebt … Hier in

Hamburg,

erscheint es mir besonders stark ausgeprägt … Ein Parkplatz war schnell gefunden, welch Überraschung … Immer wieder irritiert mich der Andrang am Hafen, insbesondere rund um die Elbphilharmonie … Vorbei an Feuerschiff und Rickmer Rickmers schlenderte ich ins Herz vom Hafen …

Landungsbrücken.

Ein frisch gezapftes Bier, Sonnenschein und eine steife Brise, erinnerten mich an das Lied von Heidi Kabel, „Die Stadt mit der Nase im Wind!“ … Erinnerungen kamen mir hoch … Erster Besuch im Hafen mit dem Großvater und natürlich mein Vater, der auch heutzutage mindestens zwei Mal im Monat zum …

Hafen pilgert.

In der Tat klarten sich meine Gedanken flott auf … Das bunte Gewusel der Menschen, die Hafenbarkassen und ein junger Seebär, der uns zur großen Hafenrundfahrt einlud, ein Ausdruck, den man auch bei anderen Gelegenheiten häufig hört … Unverkennbar ist der Hafen eines der Wahrzeichen

und Aushängeschilder.

Mit Sonnenschein braucht man auch nicht viel Phantasie, um sich das beeindruckende, für manche gar atemberaubende Panorama vorzustellen … Mit unerfahrenen neugierigen Augen den Hafen ein weiteres erstes Mal neu entdecken … Wird man älter, freut man sich lediglich, dass er noch da ist.

Merkwürdig.

Große Amplituden bleiben immer öfter aus … Man kennt sich, freut sich vielleicht sogar … Und dann? Was dann? In Wahrheit sieht man der Zeit beim Verstreichen zu, der Farbe beim Trocknen … Wir warten auf Godot, wie’s der liebe Samuel Beckett einst schrieb … Dazwischen kaufen wir ein, trinken

Bier und Wein,

gehen zur Arbeit, oder in Rente, fahren hin und wieder in den Urlaub … Leben eben! … Alles plätschert so gemütlich dahin, zumindest in Zentraleuropa … Straßenmusiker, Pommes aus der Tüte, Nebelhörner die tuten und gezückte Smartphones, die versuchen, wirklich Alles, bestmöglich für die

digitale Ewigkeit

einzufangen und zu konservieren … Wir waren hier … Schaut mal, wir waren auch mal hier … Seht her, nicht vergessen, wir waren alle mal da … Und so weiter und so weiter … Schaut man sich die Bilder jemals wieder an? Schwelgen wir nicht in Wahrheit ständig in unseren geistigen Erinnerungen? Sind wir jemals im …

Jetzt?

Ich glaube nicht … Wir würden dann vermutlich anders leben … Würden andere Dinge machen, würden weniger darüber nachdenken, was die anderen von uns denken und halten … Hoppla: Hier am Hafen, philosophiere ich sogar noch mehr als sonst … Gedankenschwer sinniere ich an den letzten Brunch

auf’m Feuerschiff.

Um 2012 muss es gewesen sein, mit meiner damaligen Freundin, die ich, Gott sei Dank, weder betrog noch belog, aber dennoch nicht immer elegant behandelte … Erinnerungen von der ein oder anderen Hafenrundfahrt, die mit Kloß im Hals eendete … Besichtigung der Rainvilleterrasse mit

Altonaer Balkon.

Övelgönne und sein Museumshafen … Ewig kann es so weitergehen und tut es doch, nicht! … Nur merken wir das immer zu spät … Wir rennen den geistigen Ergüssen und unserer geistigen Erledigungsliste nach, die wir üblicherweise mit derart viel Ballast und Entertainment vollmüllen, dass wir den Wald vor lauter Bäumen

nicht mehr sehen.

Was lebe ich da für ein Quatsch zusammen? … Wie oft hatte ich diese und ähnliche Gedanken im Kopf, als ich noch in Ottensen lebte … Man klappert seine bevorzugten mentalen Pinkel.- und Markierungsecken ab, hebt das Bein, leert den Kropf, sei es beim Gazolin oder Treibeis … Man trinkt alleine oder mit Begleitung und

genießt den Blues.

Wenn man kann … Man sieht der Inflation zu, wie sie Menschen auf die Straße drängt, wie sie Sparstrümpfe, Gehälter, Löhne und Renten auffrisst und schränkt sich immer weiter ein, bis man zuhause wie Arno Dübel vorm Fernseher sitzt und billiges Supermarkt Bier trinkt … Kein Cabrio, keine Eigentumswohnung,

gar Haus.

Bezahlbarer Wohnraum bleibt Mangelware … So wie Autoparkplätze, gut erhaltende Straßen, Baustellenfreie Ortskerne, empathische Milliardäre, sowie weitsichtige Städteplaner, die die Köhlbrandbrücke erhalten, anstatt sie abreißen zu wollen, sowie Empathie für all jene 85% der arbeitenden Bevölkerung, die all die vielen

Länder

und deren Staatsapparate, nebst hochdotierter Pensionen, auf dem Rücken tragen … Ob Regierungen das ändern, wo sie alle an Aufrüsten denken, bleibt abzuwarten … Ob ich gestern selbstzufrieden, oder nachdenklich in den Sonnenuntergang schlenderte, erinnere ich nicht mehr … Nur, dass ich Bier trank …

dort unten am Hafen …

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert