Jener verdammte Artikel über die neue A-Klasse von Wolf Lotter gab den Ausschlag … Es war in der Taz, wo sonst! … Recht umfangreich, gut beschrieben, noch dazu mit einer tollen historischen Rückblende, verdammich: Der Artikel hatte es in sich. Noch Tage später kesselte es …
in meinem Kopf.
Doch zurück zum Anfang … Ich saß in Övelgönne, wartete auf Kumpel M. … Gemeinsames Mittagessen auf dem Diesel-Elektro-Schiff (DES) Bergedorf hieß unsere Verabredung … Bewusst kam ich zu früh, wollte mir das Hafen-feeling reinziehen … Verträumt saß ich bei Espresso auf dem Ponton und
lauschte dem Donnern,
der niedersausenden Container vom Terminal gegenüber … Irgendein Virtuose saß dort auf ’nem Kran und verrichtete Zentimeter.- genauer gesagt, Millimeterarbeit … Arbeit, hallte es in meinem Kopf … Worte wie Arbeiter und Proletariat, pflückte sich mein Geist aus meinem Gedächtnispalast, während ich über
Industrie 5.0
und die seit über zehn Jahren stattfindende Transformation von Arbeitswelt und unser aller Leben, Dank der Digitalisierung und unserer nimmer werdenden Neugier nachsinnte … Mittlerweile hat heutzutage, so hoffe ich inständig, auch der letzte Babyboomer CEO kapiert, dass seine unermüdliche
digitale Neugier & Hygiene
von den US-Amerikanischen Big 5, sowie allen anderen Blutsaugern aufgezeichnet wird … Besser noch, sein Such.- und Kaufverhalten an andere Online-Plattformen weitervertrieben wird, um auch ihn, jetzt kommt das Allerbeste, quasi ’ne Art ausgleichende Gerechtigkeit für die 85% der hart arbeitenden Bevölkerung, um auch ihn,
verkaufs.- und vertriebstechnisch,
maximal zu melken und auszunehmen, wie die buchstäbliche Weihnachtsgans … Anders formuliert: Jeder ist heute Arbeiter und Proletarier, ich wiederhole: FUCKING JEDER! … Warum? Weil heute jeder unentgeltlich dabei mithilft Suchmaschinen und KI-Applikationen zu verbessern … Noch dazu:
BEWUSST!
Ja, richtig gelesen … Aber es kommt noch viel viel besser (einmal langt nicht!)… Wenn heute die sogenannte Freizeitoptimierung, unsäglich-oft benutztes Wort von Führungskräften ist „Qualitytime“, dazu führt, dass meine gesamten 24h auf Effizienz getrimmt sind, um das maximal BESTE herauszuholen, was genau
tue ich da eigentlich?
Könnte es sein, dass wir unser gesamtes Fucking Leben nach ökonomischen Gesichtspunkten verwursten und verhackstücken? … In Zeiten von Kneipensterben, Rauchverboten und sonstigen Sicherheits.- und Gesundheitsvorschriften lässt sich nur noch resigniert feststellen, dass wir zwar …
Moralischen Fortschritt
Erschaffen haben, mit Hinblick auf Rechte für Frauen und vielen anderen Dingen, mit Hinblick auf das, was man „früher“ in der Antike, sowie später im Mittelalter, das gute Leben nannte, haben wir uns – leider – ganz offensichtlich zurückentwickelt … Heute ist alles durchzogen von Arbeit, entweder offensichtlich und bewusst
wahrgenommen,
um meinem Arbeitsvertrag nachzukommen, oder im Privatleben, ebenfalls unbewusst oder schlimmstenfalls, völlig bewusst … Ob es die Suche nach dem Besten Preis für Versicherungen, Reisen, Auto-Leasing, Möbel wie Sofas, Beauty-Products oder sonst etwas im Internet ist, die Nutzung von …
Chat-GPT
für Reden auf runden Geburtstagen, das Anlegen von Erspartem auf global agierenden Aktienmärkten, ob es das modern klingende Outsourcen von Büroarbeit in Niedriglohnländer ist, wie immer empfohlen von keynes-hörigen Unternehmensberatern wie McKinsey und Co. was seit Corona für
große Probleme
und Abhängigkeiten in zahlreichen Industriezweigen führt … Endlos ist die Liste der Dinge in unserem Leben, bei denen wir uns entweder direkt, oder indirekt, mit Arbeit, oder Geld beschäftigen … Was anderes sind wir alle also geworden, wenn nicht die neue weltumspannende Gemeinschaft des
Proletarier 5.0?
Nur der Vollständigkeit halber soll hier erwähnt werden, warum im antiken Sparta, die sogenannten „Freien“ lange Haare trugen, weil sie nämlich keinem Schuld und Rechenschaft schuldeten, geschweige mit körperlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienten … Viele meiner Bekannten, im
Erweiterten Freundeskreis,
fühlen sich nur dann wohl, wenn sie „ordentlich“, gar „anständig“ gearbeitet, oder einen „guten Job“ gemacht haben … Mich hat das von jeher fasziniert … Selbst in unserer Freizeit, es ist ganz erstainlich … Alle fühlen sich so viel besser, am Samstag das kalte Bier zu trinken, nach dem sie im Garten „gearbeitet“ haben, ein
Zimmer renoviert,
ein Auto repariert, einen Zaun gestrichen, eine mühsame, viel zu lang gehende Radtour oder Spaziergang gemacht haben, natürlich mit schlussendlichem Gemecker der Gattin und Kinder, je nachdem wie alt sie sind, bevor man sich Restaurant, oder eben das zischende Bier, oder das saftige Stück Fleisch auf den heimischen …
Luxus-Grill legt.
Immer dreht’s sich um Arbeit … Ob es Ehrenämter, Sport.- Boßel.- oder sonstige Vereine sind … Immer geht es um Tätigkeiten und letztendlich ARBEIT … Jeder, wir alle, sind heute, in der digitalen Welt, Gastarbeiter im eigenen Land geworden … Uns selbst fremd, den anderen auf
den Füßen stehend
und am Allerschlimmsten, beschleunigt und verstärkt durch unsere multiplizierte Neugier, sowie dem Gefühl, dank Hochgeschwindigkeits-Internet, alle Möglichkeiten des Lebens ausnützen zu können und müssen, ohne jegliches Gefühl für die eigenen Emotionen und Bedürfnisse.
KEIN ANSCHLUSS UNTER DIESER NUMMER !
Sämtliche Verbindungen zum leergelaufenen „Ich“ gekappt … Exponentiell verstärkt, durch moralische Fehltritte und Ungehörigkeiten wie jüngst von Billionär-Crétin Elon Musk, der meint, dass der größte Schwachpunkt der Demokratien ihre Empathie sei! … Warum nicht die ganze Welt bei solch unfassbarem …
Low-Brain-Gequatsche aufschreit,
warum noch irgendein halbwegs bei Besinnung befindlicher, gutverdienender, Halb.- oder Vollidiot Produkte aus dem Hause EM, geschweige USA kauft, der ist entweder nicht mehr ganz bei Trost, ist „Moralisch Pervers“, seiner versnobten Gleichgültigkeit erlegen, oder hat perverses Desinteresse, oder schlimmer, zeigt Zeichen von …
schwerer Dekadenz
und wachsender Spaltung und Verachtung gegenüber der einstmals zusammenhaltenden Gesellschaft … Oder wir sind schlicht Zeugen, des von Georg Schramm vor vielen Jahren beobachteten Endkampfs „Reich gegen Arm“ … Was also bleibt? Vor Allem, mir übrig? … Eine Rundumsicht … Es gibt Mittelstand CEO’s, deren Leben …
100% der Arbeit
gewidmet ist … Vorstände von Aktien-Gesellschaften sind ebenfalls nicht dafür bekannt, einen „9 to 5 job“ zu machen … Es gib unzählige Künstler, z.Bsp. Schriftsteller, die ihr Leben mit harter Arbeit bestreiten, aber klar eher zur Klasse der Intellektuellen und Künstler zählen, als das man sie jemals …
Arbeiter
nennen könnte … Wogegen Burnout und permanente Überlastungen heutzutage normaler Alltag sind, egal ob Krankenpfleger, Ärzte, Ingenieure, Lehrer, oder Zugführer, Piloten, Postboten oder jegliche Form von Waren.- und Paketzusteller … Letztlich landen wir wie immer bei den großen Fragen des Lebens … Was bedeutet
„Gutes Leben?“
Indem ich Selbiges mit „was genau“ fülle und gestalte? … Mit dem Ansammeln von Wertgegenständen und Eigentümern, die ich kaufen, warten, nutzen, vermieten, putzen und versichern muss? … Mit dem mühseligen Training für den jährlichen Marathonlauf, natürlich will man sich stetig zeitlich verbessern?
Oder der Neugier für KI / AI
nachgebe, was so ähnlich ist, wie wenn man sich ’ne riesige Werkzeugkiste, ’ne ganze Werkstatt kauft, ohne zuvor jemals einen Schraubendreher zu Gesicht bekommen zu haben, sich aber nach dem Kauf fragt, was man wohl damit machen könnte, anstatt umgedreht zu verfahren, wo könnte welches Tool welchen Sinn haben, wenn ich mir
VORHER,
Fragen gestellt hätte, welche Dinge ich WEITERHIN ausschließlich SELBER machen will … Ständig gehen wir verkehrt herum vor … Angetrieben vom Sog des Neuen, vom Antrieb der Herde, der wir immer wieder aufs Neue vertrauen … Wann endlich, wird das Individuum geachtet, geschätzt und
noch wichtiger, gefördert?
Wie und wo schaffen wir den Raum, um als völlig natürliche Menschen, einander achtend und schätzend, ungeachtet von Rasse, Haarfarbe, Herkunft, Nation, Einkommen oder Religion in Frieden zusammen zu leben? … Meine Worte klingen Utopisch? Na sicher! Na hoffentlich! … Meine Worte klingen verträumt? Na sicher!
Na hoffentlich!
Wer zum Teufel von euch traurigen Gestalten hat aufgehört hat zu träumen? … Wer da draußen, will mir ins Gesicht sagen, hat den Mut verloren, morgens vorm Spiegel zu stehen, alleine, nur mit sich selbst … Will die endgültige Erkenntnis über sich ergehen lassen, dass alles umsonst war und ist … In anderen Worten:
Ausgeträumt!
Wo und wann verschwand, ging uns Müßiggang, unser Interesse an Kultur, die Freude am Leben verloren, für die es sich lohnte und immer noch „fucking-lohnt“ zu arbeiten? … Wann tauschten wir Glück und Freude gegen Konsum und Besitz, Eigentum … Wann wurde uns Erfolg und Geld wichtiger, als Gesundheit und Freunde?
Wann? Weshalb? Wieso?
Ändere ich irgendetwas, an meinem Leben, am Wahnsinn der Welt, wenn ich mich auf die negativen Katastrophen-Nachrichten versteife, anstatt mir frische Blumen zu kaufen, einen guten Wein zum selbstgekochten Essen zu trinken und dazu zum Beispiel Chet Baker zu hören? Wählt selber:
GLÜCK oder GELD