2025 gefällt mir schon jetzt ziemlich gut … Es wimmelt von Ankündigungen … In Deutschland, Europa, Israel, China, Indien, nicht zu vergessen die sich umorientierenden Vereinigten Staaten … Was man alles ändern will … Per Gesetz, Dekret, ob Alice Weidel, Herr Merz, bis hin zu … Wirklich alles
im Grunde genommen.
Heute ist mir aber nicht danach, über Politik zu reden … Vielmehr ist mir heute bewusst geworden, dass ich seit Jahren schrumpfe … Natürlich noch nicht physisch, so weit ich es mitbekomme, sondern mehr so im Alltag, in dem, was ich meine zu brauchen und so … Hatte ich früher‘n Auto, fahre ich
Heute Rad und Moped.
Wohnte ich früher auf 3-Zimmern und 75 Quadratmetern in Ottensen, lebe ich heute auf 27 … Früher kaufte, fuhr ich Winterreifen … Heute kaufe ich Olivenöl aus Hellas und Wein aus Südfrankreich … Statt wie im vorigen Leben ständig zu konsumieren, i.e. Reifen und Klamotten kaufen … Merke ich heute,
weniger ist nicht schlechter.
Auch gefällt mir das Improvisieren … Mit wenig Mitteln was erreichen, natürlich kann man es ganz bestimmt schneller und bequemer schaffen … Heute beispielsweise, ich hatte über griechische Freunde Olivenöl aus Kalamata bekommen … Sie meinten, ich müsse mit schwerem Gerät, in diesem Fall …
einem Auto kommen.
„Hörst du? Leih dir von irgendwem eine Karre, der Karton ist sperrig und schwer“ … wir unterhielten uns noch über dies und jenes … Immer wieder wiederholten sie das Auto-Mantra … „Weißt du, von wem du’n Schlitten kriegst? Deine Freundin gibt dir ihren ganz bestimmt“ … Hörte mir höflich die lieb gemeinten
Empfehlungen an.
Von vornherein war mir eins klar … Papperlapapp, von wegen Auto! König Sisyphos hat seinen Stein auch nicht mit Gabelstaplern von Jungheinrich bewegt … In ermüdender Arbeit im Kleinen, im Alltag, rollte er seinen Stein zur Bergspitze … Und da ich mich immer mehr als seine zweitklassige
Reinkarnation erlebe,
zumindest ertappe ich mich dabei, dass ich in absurden Momenten immer öfter loslache … Richtig wirklich und wahrhaftig aus Freude, nicht mehr aus Verzweiflung … Ist das möglich? Kann man sich so sehr verändern? Anscheinend … Noch dazu liebe ich Laientum … Nichts geht über Laientum mit
offenem Horizont.
Neugierige Kinderaugen, sag ich nur … Ich also fix mein Rad aufgepumpt. 20Kg sind zwar nicht allzu schlimm, aber dazu kommt die Sperrigkeit, die bekanntermaßen bei Menschen ähnlich viel Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt … Schnell hatte ich ein paar Ideen … Mit ein wenig Tüdelband ließ sich der Karton bestimmt …
gut fest-tüdeln.
Kurzerhand nahm ich eine kleine Sammlung Schuhbänder mit … Fand nichts anders zuhause … Ich hatte die Idee, sie mir nach Bedarf zusammenzubinden … War das Blauäugig, naiv, oder eher konstruktiv und optimistisch? … Ich fand Letzteres … Ich also los, hinein in den frostigen Wind …
Über Pont Neuf
weiter nach Saint Cyprien … Als ich den Karton bei den Freunden erblickte musste ich lachen … „Wo parkst du denn?“ … Erst verstand ich die Frage gar nicht, bis ich begriff, dass meine Freunde davon ausgingen, dass ich ihrer Empfehlung nachgekommen und mit ‘nem Auto da war … Als ich sagte
„vor der Haustür“
wurden sie stutzig … „Wie bist du hier?“ … ich lachte immer mehr, schnappte nach Luft und machte ein paar Handbewegungen, die das Treten von Pedalen nachahmten, dann ging es richtig los … „Du bist nicht wirklich mit dem Rad gekommen?“ … „Doch, doch, macht euch keine Sorgen, wird alles klappen“ Ihre Blicke
sprachen Bände.
So‘ne Mischung aus, ähnlich wie „Jetzt ist er völlig übergeschnappt“ … Jenes Lächeln, dass je nach Charakter aus Verehrung, Verwunderung, Mitleid und Hoffnungslosigkeit zusammengesetzt ist … Mir hingegen ging‘s fabelhaft … „Sollen wir mit runterkommen, helfen? Sollen wir dich rumfahren, oder so …
sag schon!“
„Nein-nein, alles prima … Ich fahre jetzt mit eurem schicken neuen Fahrstuhl runter und tüdel den Karton am Gepäckträger fest“ … Nur mühselig konnte ich das befreundete Paar davon überzeugen, dass sie wirklich auf dem Sofa bleiben … Laientum & Abenteuer, sie sind‘s, die mir kosmisches Gazolin in die
Brennkammern pusten
und Hitze entfachen … Meine Schuhbandkonstruktion war bombenfest … Hoch erfreut und schon irgendwie zufrieden radelte ich gemütlich nachhause … Inneren Reichsparteitag feierte ich, auch wenn man das nicht mehr sagen sollte … Heute mache ich eine Ausnahme, ausnahmsweise.
Überhaupt,
sollte man nicht alles zu ernst nehmen, sich selbst eingenommen … Macht nur Falten und graue Haare, wo die doch von alleine kommen … Leichtigkeit, das ist es, was ich oft vermisse, dabei wussten es die alten Griechen und Chinesen doch schon vor über 2500 Jahren, vor Allem besser, offensichtlich auch als …
Wir heute.
Zur Zeit lese ich das Buch von Zhuangzi … Im Kapitel 16.3 letzten Absatz hat der alte Meister folgendes geschrieben … „Daher lass deinen Willen nicht von Kutschen und Kronen beeinflussen, lass dich in deinen Gewohnheiten nicht von erbärmlichen Worten antreiben; Freunde findest du in Beidem
Gleichermaßen,
daher mach dir keine Sorgen – und damit genug. Wenn das, was jetzt zufällig verschwindet, dir die Freude verdirbt, wenn du es so siehst, dann gibt es nichts, was du, auch wenn du Freude hast, nicht mangelhaft findest. Daher heißt es: Wer sein Selbst in den Dingen verliert und seine Natur in
Äußerlichkeiten
Verschwendet, den bezeichnet man als verrückten Menschen.“ … Mehr als einmal las ich den Absatz … Überhaupt ist Zhuangzi’s Buch aktuell und heavy, was Weisheit und Sprache angeht … Ist Nicht-Wissen nun ein Segen, oder nicht? Wollen wir modernen westlichen Menschen durch solche östlichen weisen Brillen schaue, oder nicht?
Keine simple Antwort …