Stau – Odyssee 2024

Sisyphos! Ganz genau … Eine Reinkarnation ohne Königswürde, genau das bin ich! … Wenn das so weitergeht bleib ich im Bett liegen … Marcel Proust, Charles Bukowski und viele andere wussten’s vor mir: Es hat und macht überhaupt keinen Sinn, noch irgendetwas zu wollen …

Nur die Literatur ist wahres Leben …

Warum sich also aus dem Bett erheben? … Und wenn man‘s dann versucht … Ich sag’s euch! Katastrophe! … Dann werden aus Kleinigkeiten Großigkeiten … Dann verstopfen sie Tage & Gedanken … Machen miese Laune … Nix funktioniert … Wirklich! Rein gar nichts! … Letzte Woche Deo kaufen …

Alleine das, muss man sich …

mal in Ruhe auf der Zunge zergehen lassen … 15 Stück sollen‘s sein … Sogar mit Vorkasse, aber auf die Rechnung, wo man mir die Kontonummer mitteilt, darauf warte ich bis heute … Also noch mal alles von vorne! … Kapieren versuche ich das schon lange nicht mehr … Teutonia liefert nicht nach Frankreich – Basta!

Keine Ahnung warum.

Krönung von Allem ist die Story meiner neuen Matratze … Bin mir sicher: Menschen haben sich schon wegen weniger von Brücken gestürzt … Seit Jahren will ich mir ‘ne neue Matratze kaufen … Meine zwei 80x200cm Matratzen sind nicht sonderlich gut, noch dazu alt … noch dazu bei einem für mindere Qualität bekannten…

schwedischen Möbelgroßhändler gekauft.

Dabei verbringt man nahezu 30% seines Lebens im Bett … Ende Juni bin ich also endlich hin zum Matratzen Händler nach Toulouse Colomiers … Auf zig verschiedenen Modellen lag ich mit meiner Freundin rum … zum Schluss trumpfte der Händler auf … Virtuelle Kinovorstellung im Bett …

wir versanken in einem Traum von Komfort!

„Genau die und sonst keine!“, schrie ich zum Händler rüber … Gesagt getan … Wir hangelten uns durch Kriterien, Größe, Höhe und Härte … Was es nicht alles gibt … In Sachen Härte, meinte der Händler … „Ich empfehle Medium, die nehmen sie alle!“ … Sofort wurde ich hellhörig … Was alle machen passt mir, reine Erfahrung …

in der Regel nicht.

Gutmütig, weise und friedlich gestimmt sage ich „Okay, einverstanden“ … füge aber hinzu … „Solange Medium so weich ist, wie die auf der wir eben gelegen haben, soll mir der Rest egal sein!“ … Sicher bin ich mir nicht, ob er diesen für mich wichtigen Teil gehört hat … Was soll ich sagen …

Ende Juli kam das Prachtstück.

Zwar sicherte der Händler mir zu, das man die alten Matratzen mitnimmt … Aber die beiden großen wuchtigen Kerle meinten, sie hätten keinen Platz mehr … „Na super!“, denke ich … „Fängt gut an!“ … Sie wuchten das riesige Ding aus der Verpackung, tragen‘s zum Bett, schmeißen …

die Götter-Matratze auf mein Lattenrost,

und verabschieden sich … Stille kehrt ein … Überglücklich leg ich mich auf meine neue Errungenschaft … Doch halt! Was ist denn das! … Hart und wenig nachgiebig sitz ich auf der Luxusmatratze und versteh die Welt nicht … Ich denke an Vergleiche wie …

Riesling gegen Apfelwein …

Und so Zeugs … Man probiert tollen mineralischen Moselwein aus alten Reben … aber was du zuhause im Glas hast, schmeckt nach schlichtem Apfelwein … So in etwa ging‘s mir … Schon am nächsten Tag ruf ich an … Unproblematisch schien ein Tausch zwar zu sein … Nur was ist …

die richtige Härte?

Ich also wieder hin … mittlerweile haben wir August … Wieder lieg ich auf der gleichen Matratze, zu Anfang … Sie ist es! Immer noch! … Und erklär dem Händler … „Schauen Sie, das Ding hat nichts zu tun, mit diesem harten Medium-Prügel, der bei mir zuhause rumliegt!“

„Hm, dann müssen Sie wirklich …“

Als ob ich es geahnt hätte … Wenn die Mehrheit auf Medium abfährt, dann ist’s garantiert nichts für mich … Nicht aus Prinzip, aus Rebellion … Es stehen ja viele beispielsweise auf Fitzek, Kehlmann und Ronja von Rönne … ich mag aber nunmal lieber Céline, Fauser, Bukowski und David Foster Wallace …

Ist halt so.

„Meine Kollegin in Blagnac hat ’ne softe Variante da; probieren Sie die mal aus“ … Großartige Idee, denke ich … „So machen wir‘s!“ … Voller Hoffnung galoppiere ich mit mei‘m Rappen auf die andere Seite des Flughafens … „Bonjour, ah oui …le matela soft“ … Nette Dame …

Neugierig bette ich mich …

„Ja! So muss Matratze! Heureka!“

Jubelnd bedanke ich mich bei der Lady und flieg zurück zum Laden nach Colomiers … Endlich bestellen wir meine Variante in Soft … „Interessant!“ … gibt Händler Vincent zum Besten, als er in seiner Computer-Datei herumsucht … „Genauso einen Tausch hat‘ne Dame vor Wochen vorgenommen!“ …

Ach nee, denke ich.

Wenn zwei 80x200cm Matratzen in Medium viel weicher sind, als eine 160x200cm, ebenfalls in Medium, dann muss sich niemand wundern, finde ich … Zufrieden schließen wir den administrativen Teil ab … Voraussichtliche Lieferung: Ende August, heißt es … Dann ging’s los …

E-Mail der Spedition …

„Wir haben eine Matratzenlieferung für Sie … wir schlagen 28.August vor … passt ihnen das?“ … Na klar, geb ich zum Besten … Alles scheint wie geschmiert zu laufen … Aber Jack Ass in meinem Kopf ahnt Schlimmes … Auf meinem Schein steht „Tausch“, während die Spedition …

von „Lieferung“ redet.

Seit Jahren sagt meine Freundin, ich sei pingelig mit Worten … Oft würde ich es auf die Spitze treiben, nicht selten findet sie, dass ich mit meiner Genauigkeit übertreibe … Immer höre ich ernst und still zu … Was soll ich machen? Ich bin halt so … Genau daran denke ich, als ich die …

Nachricht vom Spediteur lese …

In meinem Kopf tanzen Worte wie „Tausch“ und „Lieferung“ eine feurige Tarantella … Vielleicht fang ich wirklich an zu verkautzen und zu verschraten … Kumpel F. und ich sind da einer Meinung … Man wird irgendwann komisch … irgendwie verschroben oder so … fang ich an paranoid zu werden? …

bei einer Matratze?

„Tausch“ ist nicht das Gleiche wie „Lieferung“ … Vielleicht meinen sie das Gleiche, doch sie sagen es nicht … Schnell schreibe ich meine Antwort … „Klasse, der 28.August passt wunderbar für den Matratzen-Tausch“ … So, jetzt sehen wir was passiert, dachte ich …

Und siehe da …

Es passiert natürlich nichts … Typisch Süd-Frankreich … Sofort übernimmt der detailversessene preußische Linguist das Ruder … Er schreibt eine weitere E-Mail … er arbeitet genau und präzise, wie mit einem Skalpel … „Nur um Missverständnisse auszuschließen“ … Wenn er schon so anfängt, dann …

Fühle mich fast ein wenig mies …

„Wir sprechen von einem Matratzen-Tausch … Nicht nur von einer Lieferung … In anderen Worten: Anlieferung eines soften Models, und Zurücknahme des Medium-Models … Siehe Anhang, Vertrag mit Geschäft und Hersteller … Bitte um Bestätigung“ … Und tatsächlich … Intuition behält meistens Recht.

„Von einem Tausch war nie die Rede“

Gibt die Spedition als Antwort zurück … Wie die letzte Rakete bei einem fetten Feuerwerk … Jene, die mit einem lauten Knall das ganze Spektakel beendet … Genau so gehe ich durch die Decke meiner Wohnung … Schieße quer aus dem Gebäude heraus … Donner durch dicke Mauern …

und explodierte in 1000 Farben!

Unfassbar! Seit Tagen wühle ich mich durch tiefe Schächte, um Deos, Wein, Bücher und Matratzen zu kaufen … Dinge, die weder selten, besonders, noch außergewöhnlich sind … Nichts davon ’ne Sonderanfertigung … alles ganz normaler Scheiß … Aber aus mir unbekannten Gründen … Zum Ausflippen …

Aargh! Es macht mich wahnsinnig!

Wenn es um Essen und Trinken geht … Ist es ein Traum hier … Alles andere? Ein Wahnsinn … Alles andere braucht extra Behandlung … Als würde niemand irgendwas wollen, außer … Man ahnt es … Essen und Trinken … „Bitte lassen Sie den Tausch noch einmal von ihrem Geschäft bestätigen!“

Antwort der Spedition …

„Wozu denn das?“ … denke ich … „Ihr habt doch den Vertrag!“ … was denn noch, brülle ich in meiner Toilette die Klorolle an … Diesen Dienstag frage ich noch einmal nach … Immerhin, man will am nächsten Tag, 28.August liefern … wär gut, wenn sie die Medium mitnehmen, sonst habe ich zwei! … „Ja, alles in Ordnung, ihr Geschäft hat’s bestätigt“

In Kopie war ich beim Austausch nicht …

Aber immerhin! … Längst bin ich waidwund … Fix und fertig mit den Nerven … Mein großer Tag naht … Per SMS gibt man mir das Zeitfenster bekannt … Alles scheint perfekt zu laufen … Und tatsächlich, diesmal soll es sein … Zwei Männer kommen mit einem Transporter angefahren, der eine Anfang fünfzig, groß und stämmig …

Aufmerksam und nett …

Parkt den kleinen Lieferwagen in eine Auffahrt, um die Straße nicht zu verstopfen … südfranzösische Männer machen das sonst gerne, alles blockieren … Sein Kollege, Mitte 25, Typ Rugby-Spieler spielt die ganze Zeit Taschenmikado … lächelt deswegen erleichtert und zufrieden … Freundlich hiefen und schleppen sie die neue „Softe“ an und …

nehmen meine Medium wieder mit …

Ich stecke ihnen anerkennend 20€ Trinkgeld zu … diese schwere Matratze in den Fahrstuhl zu stopfen, zurück in den Karton und zurück zum Transporter zu bringen … Wirklich, was für eine Plackerei! … Wo die noch nett und freundlich sind … Wieder Stille in meinen vier Wänden …

Endlich liegen …

Und? Und? Ja, sie ist es … Endlich! … Zwar nicht exakt so soft wie die erste Probe-Matratze, aber sehr dicht dran … „Wir tauschen die große Medium regelmäßig aus; es liegt daran, dass man die Großen nicht ganz so soft machen kann, wie die Schmalen, weil man zu zweit sonst in eine Art Loch rollt!“

Erklärt der Ältere.

Erschöpft aber glücklich lieg ich auf der neuen Matratze … „Was für ein Aufriss, was für ein Theater, das darf doch nicht wahr sein … Wie ist das bloß alles möglich? … Stell dir mal vor, du hättest nicht nachgehakt … ich würde jetzt auf zwei Matratzen liegen“ … stöhne und seufze ich …

Und schlafe ein …

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