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Smartphones retten die Welt – Teil1

Seit ich hier wieder regelmäßig schreibe, kommen auch erste Leserbriefe. Manche sind ganz nett, andere dafür weniger. Eine Leserin gar schreibt, ich zitiere – „Sie freue sich, dass ich wieder meine Sicht auf das Leben mit den Menschen teile und darüber schreibe, wenngleich sie die Art und Weise nicht so sehr mag, weil ich mich über die Menschen lustig mache“- Zitat Ende.

Hm, da musste ich erst einmal in mich gehen, was diese Aussage mit mir macht, wo ich mir doch eigentlich Gedanken über die Rettung der Erde mache – man muss die Dinge im Leben eben nehmen, wie sie kommen. In Wahrheit kann ich nämlich gar nicht viel zum Leserbrief der netten Leserin sagen, außer vielleicht, dass ich mich natürlich über UNS Menschen im Allgemeinen lustig mache – natürlich – und es schließt mich selbst ein. Ich mache mich über mich selber sogar am meisten lustig.

Humor und Satire ist doch das Einzige, was uns Menschen bleibt, oder nicht?

Über sich und die Menschen zu lachen ist gesund – solange man es liebevoll und mit Respekt & Achtsamkeit tut. Das Leben liefert unendlich viel Material, über das man schreiben sollte. Jeden Tag, jede Stunde und Minute. Atemberaubend finde ich, wie wenig wir Menschen davon mitkriegen und ich meine damit jeden – egal ob er beim Staat, oder in der Firmen-Leitung eines börsennotierten Konzerns sitzt – Aktion-gleich-Reaktion – allerdings muss ich sagen, dass es sich leichter sagen, als leben lässt, gerade im Zwischenmenschlichen – in Partnerschaften ist es ganz besonders herausfordernd.

Aber ich schweife ab und das will ich nicht; daher jetzt, an dieser Stelle meine These: Ich behaupte, die Digitalisierung wird den Planeten retten – genau genommen vermute ich, sind es die Smartphones, die die Welt retten.

Ja, richtig gelesen – die Smartphones.

Im Gegenzug wird uns die Digitalisierung dafür den gesunden Menschenverstand abtrainieren, bis wir uns – wenn wir nicht aufpassen – zur Kaulquappe zurückentwickeln, wir vorher in einer hoffentlich fernen Zukunft zuerst wieder auf allen Vieren krabbeln, uns von Ast zu Ast hangeln, bis wir uns zum Quastenflosser, zum Fisch weiterentwickeln und irgendwann eben, wie schon erwähnt, als connected Smart-Plankton im Weltenmeer herumtreiben, bis der Zyklus von vorne beginnt.

Aber wieso? Ist einfach erzählt. Das Phänomen hat sogar einen Namen:

Das Schweinegatter-Gesetz.

Nicht, dass die Landwirtschaft jetzt die Welt rettet, ganz besonders nicht, wo Agrar und Chemie-Riesen Gen-Futter und Dünger wie Oblaten verteilen – es ist eine süße kleine wahre Geschichte, über ein Schweinchen mit dem niedlichen Namen Kurt.

So wie ich mich erinnere, war Kurt eines von sechs oder sieben kleinen Ferkeln – keine Ahnung, ob das Erste, Letzte oder sonst etwas. Kurt jedenfalls war neugierig und fragte den Bauern:

-Wieso leben wir in einem Gehege? Warum sind wir eingesperrt?

-Nun, lieber Kurt: Was willst du denn als Hausschwein anderes machen, außer durch das Gatter in die Welt schauen?

-Vielleicht möchte ich mir die Welt ansehen?

-Wirklich, willst du das, Kurt?

-Ja, würde ich!, insistierte das kleine tapfere Ferkel, als der Bauer plötzlich um die Ecke ging und das große Gatter öffnete.

-So, du bist frei. Geh wohin du willst, hinaus in die große weite Welt.

Vorsichtig ging Kurt durch das offene Gatter; es war riesig-groß – er kam sich auf einmal ganz klein und verloren vor, jetzt wo in seinem Zuhause dies gewaltige Loch klaffte; Kurt staunte und blieb minutenlang sprachlos stehen und machte ein paar Schritte vorwärts, hinaus aus dem Gatter; zum ersten Mal im Leben bekam er einen Geschmack davon, was es hieß frei zu sein. Ein wenig fühlte er sich von der Größe der Welt erschlagen.

-Wie groß ist denn die Welt?, fragte Kurt den Bauern, weil er zumindest eine Vorstellung haben wollte.

-Bis ans Ende des Horizontes und noch viel weiter, antwortete dieser.

-Ist das sehr weit?, fragte Kurt den Bauern, weil er bis heute sein Gatter nur von innen kannte.

-Auf jeden Fall größer als dein Gehege, lieber Kurt – aber schau es dir selber an – geh.

-Wohin denn?, fragte Kurt und wurde immer kleinlauter und stiller.

-Wohin du möchtest; das nennt sich Freiheit, liebes Kurtchen.

Irgendwie musste Kurt einräumen, dass ihn diese komische Freiheit ganz schön erschlägt und ihn kleinlaut werden lässt, so klein, dass er es mit der Angst zu tun bekam, noch dazu, wo ihm niemand sagte, wo er hingehen sollte; der Bauer meinte sogar, dass er gehen könne, wohin er will; was sollte das bloß heißen? Und woher sollte er wissen, wohin?

Wind strich Kurt um die Nase; es war ihm ein wenig frisch um den rosa Bauch. Noch immer stand er einige Meter in der unbekannten Freiheit. Langsam drehte er sich um und blickte zurück in sein Zuhause, dass ihm auf einmal ganz behaglich und gemütlich vorkam. Aufkommender Tumult drinnen im Stall ließ ihn aufhorchen. Seine Brüder und Schwestern grunzten aufgeregt herum, die Abendbrotzeit nahte. Dann schaute Kurt wieder nach vorne in die weite Welt. Kalter Wind bließ ihm entgegen, längst hatte sein Magen angefangen zu knurren. Vergnügtes Grunzen der Herde ließ ihn lächeln, bevor er fröhlich in sein Gehege zurücklief.

-Geht nichts, über ein schönes Zuhause, wo alles seinen Platz und Ordnung hat und den gewohnten Gang ging, dachte Kurt und war glücklich über sein Leben, besonders, als er zum reichlich gefüllten Trog rannte und sich mit Schwung zwischen seine Brüder und Schwestern schmiss. Sofort wärmten die vielen Körper seinen kleinen rosa Leib.

Kurt freute sich – er freute sich so sehr, dass er sogar eine kleine Freudenträne wegdrückte, als er über sein Leben nachdachte und kräftig zulangte und sich den Magen so vollschlug, wie lange nicht mehr, dass er sich danach in sein kleines Bettchen einrollte und mit wunderschönen Schweineträumen davonflog.