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14.August – Heureka – Odyssee 2022

Ich schaue aus dem Fenster. Es ist Mittwochabend. Irgendwie sind mir Zeit und Ortungssinn abhandengekommen. Vermutlich ist das der Grund, warum ich zurzeit komisches Zeug träume. Alleine die Sache mit der Irrenanstalt – sehr bedenklich. Und doch fühlt sich alles so echt an – und – ich bleibe schockiert, dass es mir im Traum, der sich wirklich wie keiner anfühlte, völlig egal war!

Ich schaue aus dem Fenster, gieße Roten nach.

Leise nippend lasse ich meine Gedanken von der Leine. Schnell reißen sie in alle Himmelsrichtungen aus. Ich grüble und trinke – Müßiggang mit Wein – das Beste, was‘s im Leben gibt. Ein paar Stunden geht das so. Ich mache Skizzen, schreibe Reime, ein paar Gedanken zum aktuellen Buch. Bald male ich paar natürliche Formen, Tannenzapfen, Bäume, Weinflaschen, Oktopusse und Vaginas.

Es scheint mir gut zu gehen.

Irgendwann schrecke ich hoch, sehe das Löwentor von Mykene, das Theater von Epidauros, sowie die schöne antike Heilungsstätte von Monsieur Asklepios, den man in „Teutonia“ so wunderbar missbraucht, ohne zu wissen, wer er war  und wie man früher wirklich heilte, während ich mir Weißen einschenke, der noch fruchtiger, fetter und komplexer rüberkommt, als Malvasia aus der Sierra Tramuntana – Mallorza.

Mein Wolkenfahrrad fährt mich weiter nach Argos.

Was für ein Hafen! Als die Sonne untergeht, bekomm ich Gänsehaut. Weiter geht‘s nach Argos, dort wo Verzweiflung, Militär, Verzweiflung und Schmutz nie schlafen gehen; ich denke an Henry Miller und sein Buch „Koloss von Maroussi“ und dass es ihm vermutlich ging wie mir; ich drehe Kreise über Drepano, höre Ameisen beim Rülpsen, Adlern beim Furzen zu; nach ‘n paar Runden lande ich und schenke Wein nach – Farbe unbekannt.

Sieht aus wie – Schwarzer.

Dann sitze ich am Meer, in irgendeinem Lokal, vielleicht ‘ne Taverne oder so und esse gegrillten Octopussy mit Humus, dazu hausgemachtes Tzatziki; dazu gibt‘s Weißwein und zu selten Wasser; geht mir wunderpräcjhtig; alles schmeckt großartig, der Wein ist stark, fruchtig und irgendwie schmutzig, so wie ich ihn / sie am liebsten habe.

Wein sind in Hellas – weiblich!

Plötzlich schieße ich hoch. Hektisch seh‘ ich mich um. Wo bin ich? Immer noch am Küchentisch? Ich muss eingenickt sein. Wie aus dem Nichts donnern mir Ideen durch den Kopf; ich greife zum Füller und beginn zu schreiben; es läuft wie verrückt; wenn alles klappt, wird Buch Nummer vier Ende diesen Jahres fertig.

Titel – ungewiss!

Irgendwann vermischen sich Papier, Tastatur, Gedanken, Realität, Wein, Glas, Hände, Gedanken, einfach alles; plötzlich befinde ich mich in einem Bestattunsginstitut; dann vermutlich im Tiefpartérre vom Allgemeinen Krankenhaus Ankona; ein paar Abgedeckte Körper und Särge werden herumgeschoben.

Träume ich das – oder was?

Ein wenig bekomme ich Panik. Ist meine Fantasie entsichert? Oder ist‘s was Anderes? Keine Ahnung: Es läuft weiter, Zeile für Zeile, Wort für Wort, Seite um Seite; irgendwann muss ich den Füller nachtanken; du liebes bisschen, hab ich meinen Kanister mit?

Ich fange an zu suchen, mal hier, mal da…