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Verloren – Odyssee 2024

Bauer Hans-Peter Sünnemann sah es kommen. Er hatte seine Unschuld gegen Vorteile getauscht. Dabei verlor er den Blick in den Spiegel. Jetzt beichtet er dem Teufel. Hades hat Verständnis für ihn. Er weiß sogar, wie er Fährmann betrügen und P. befummeln kann.

Schon sein Vater war Bauer.

So wie seine Großväter vor ihm. Früh Klassensprecher in der Schule, dann Landjugendführer, da war es nur ein kurzer, um so leichterer Weg, um seine 42 Dutzend Milchkühe zu führen. Auch die mussten Regeln einhalten, pünktlich und nett sein.

Vor Allem Letzteres.

Dann plötzlich geschah es. Mehrere Kühe kalbten zur gleichen Zeit, als Gerd Schröder die Agenda 2010 vorstellte, das World-Economic-Forum seinen „World-Risk-Report“ vorstellte und ein nicht registrierter Chemtrail-Flieger über seinen Hof flog.

Da wusste Bauer Sünnemann Bescheid!

Zufälle? Ausgeschlossen! Sünnemann wusste es besser. Schnell schärfte er seine Mistforke. Man wollte ihnen allen an den Kragen. Vor 500 Jahren gab es den letzten Bauern-Krieg im Deutschen Kaiserreich. Das es aber so schnell wieder passieren würde?

Sünnemann kratzte sich am Kinn.

Seinen Kühen ging es wie Bolle. Vertraglich zugesicherter Beauty / beziehungsweise Erholungs-Urlaub. Sie hatten alles was sie wollten. Nur der politische Hochadel verstand nicht, das es ohne Bauern nicht geht!

„Gibt dann nichts zu fressen!“

Sagten seine Oppas. Gilt auch heute. Demokratie ist schön, man kann sie nur leider nicht essen. „Ruhe da!“, brummt er eine seiner Kühe an. Wählen ginge er trotzdem. Dabei wollte er selbst in der Politik gehen. SPD oder AfD. Was Liberales.  Aufbäumen und Anstrengen war er gewohnt.

Wie wuchs er eigentlich auf?

„Los, streng dich an! Reiß dich zusammen!“, schrie sein Vater über Feld und Fußballplatz. „Hau ihn um! Mach ihn alle!“ Siehn Vadda war Trainer der Dorf-Fußballmannschaft. „Nicht mitlaufen, geh dazwischen, mach ihn platt!“ Tägliche Schreierein in der Umkleidekanine.

Klappe halten? Unmöglich!

Ständig gab’s Kloppe. „Du bist schuld, dass wir verlorenen haben!“ Totenstille. Alle schwiegen, außer dem Kapitän und Sturmführer. Da wusste Hans-Peter, dass er entweder Politiker, Bauer, oder Führer, Chef in eines großen Unternehmens sein wollte.

So kam es!

„Haben wir noch Kartoffeln?“ Gedankenverloren sinniert er in die Unendlichkeit der Sterne, wo der King auf ihn wartet. Wieder ein Tag, schön wie’n Tagtraum. „Hörst du?“ Bauer Sünnemann greift den Topf, reicht ihn weiter. „Nein!“ ruft er instinktiv, um Opposition zu erzeugen.

Noch heute hasst er Vorhersehbares.

Heute war der große Tag. „Oh ja, heute ist es kalt und windig!“ Wer redet so was? „Wie war dein Wochenende?“ Man stelle sich das mal vor. „Blendend!“ Alles gelogen. Gestern lag er flach. Nur wen interessierte das. Will niemand hören.

„Heute ist Demo! Mehr noch:

Bauern-Krieg, wie 1524! Da lag er krank im Bett. Richtig mit gelbem Zettel. Schon damals … Blitzkriege und alles. „Einkaufen, Besorgungen machen, hab meine beiden Pullis zur Reparatur gebracht“ … „Wieso das?“ … „Haben überall Löcher!“

Müssen unbedingt gefickt werden“

500 Jahre, ist lange her, sag ich ihm und schneide ein Stück Kartoffel ab. „Wie beide? Du hast nur zwei Pullover?“ „Und dann auf den Markt“ Sünnemann zieht Gummi-Stiefel an. „Will zur Elbe runter, Hafencity ansehen. Hinterher dann mit dem Rad auf die A7,

Zwischenstopp Paris,

um vollzutanken, doch diesmal Kaffee-Olé im Café le Flore. Danach weiter. Unpünktlich zur Konferenz des World-Economic-Forum (WEF). Man stellte den „Global-Risk-Report“ vor. Schnell verfinsterte sich seine Miene, wie er heute sagt.

„Wir sind alle am Arsch!“

Wäre er doch bloß … Politiker … sein großer Traum … Jetzt sah es schlecht um die Welt aus! Hätten sie ihn mal genommen. Jetzt sind wir alle verloren Alle wissen es. Doch niemand … tun ist immer schwerer als … Alles bleibt an den Bauern hängen.

„Hast du einen Dachschaden?“

„Nicht mehr als andere, wieso?“ … „Wegen deiner zwei Pullis…“ … „Interessiert keinen. Los nehm Kartoffeln, die sind lecker!“ … „Spinnst du? ich glaub das hackt bei dir!“ … „Logo, was denkst du denn! Drinnen ist das neue Draußen.

Warm das neue Kalt.

Hades ist Zeus und umgekehrt, deswegen darf Zeus jetzt Persephone vögeln. „Sind trotzdem lecker die Kartoffeln!“ Freundlich, aber abgelenkt stand in seinem Zeugnis. Kunststück, bei den vielen hübschen Mädchen“, wie er heute sagt. „Hast du wirklich nur zwei Stück?“

Immer nur ficken im Kopf!

Deswegen viele Kühe. Sind alles seine Mädels, irgendwie. Boah! Journalisten gehen ihm auf den Wecker. „Ich hab nur eine Zahnbürste, könnt ihr euch das vorstellen?“ Vor der Demo schön Spazierengehen. Meist in der Sonne. Hades Schattenwelt findet Bauer Sünnemann nur

als Haltung nett!

Zucht und Ordnung. „Stillgestanden, alles auf die Trekker! Links um! Die Augen! Marsch!“ … „Reichst du mir bitte das Salz?“ … Irgendeiner schmatzt. Um Baals Willen, wenn der das hört! Wu-Wei fand Bauer Sünnemann spannend. In 2009 lief ihm der Kram über Hose und Weg,

bald in die Stiefel.

Zusammen mit, halt nee, warte: Nicht Wu-Wei oder Bauhaus, sonnern Daoismus, so heißt der Isthmus vom Korinth. Ein schöner Kanal. Schön eng. Aber eng parken mag Sünnemann auch heute noch nicht. „Hast du mal Luke zwei ausprobiert?“

„Will jemand noch Kartoffeln?

Salz ist auch da. Schaut, hier! Noch etwas Albert Broccoli?“ … „Ich mein, weil du eng magst“ … „Was? Wovon redest du?“ … „Doch nicht am Tisch, Liebchen!“ … „Wo sonst? In der Kirche? Oder im Supermarkt? Oder auf der Demo gleich?“

„Ich hab bestimmt 15 Pullis!“

„Sag mal haben wir Parmesan im Kühlschrank?“ … „Wofür denn? Für deine Kartoffeln etwa?“ … „Oder Muskatnuss? Haben wir?“ „Habe ich mal ausprobiert. War übrigens wirklich ganz schön eng, die Angelegenheit.“ … „Nein Danke. Alles gut. Ich habe alles!“

„Kartoffeln isst man

nicht mit Parmelsan oder Muskatnuss, lass diesen modernen Quatsch!“ … „Aber wenn ich es probieren möchte?“ … „Sowas machen wir nicht! Wir sind anständige Bauern!“ … „Wie war das Fußballspiel? Hat deine Dorfmannschaft oft gewonnen?“ Treffer auf F7.

Schwerer Kreuzer versenkt.

So ging es Hans-Peter ständig. Das ganze Leben. Über den Tisch ziehen, einander durchvögeln, betrügen, gegenseitig abzocken, Kielholen, Sähen, ernten und düngen, und wenn es ernst wird schnell abhauen. Also doch lieber

zuhause fix

eine Flasche aufziehen, kräftig einschenken und auf die schiefe Autobahn. „Will noch jemand Wein?“ … „Ja, unbedingt!“ … Frankenwein, gar nicht schlecht. Dann waren wir fertig und Bauer Sünnemann musste zur Demo … da geschah es,

als er in seine Gummistiefel stieg …