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Odyssee 2019 – CW40

Montag konnte ich meine Steuer 2018 erfolgreich bei der Behörde einreichen, obwohl ich, wieder mal zu spät war. Passiert mir zur Zeit öfters, dass ich für alles Mögliche lange brauche. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich so viel Zeit habe; mit dieser Lebenseinstellung – und für andere noch viel schwerer nachzuvollziehen – und Wahrnehmung bin ich mutterseelen-usw. Da gibt’s niemand anderen außer mir. Manchmal fühl ich mich deswegen alleine. Nicht einsam, eher wie ein Glücklicher auf seiner unbekannten Insel, die er gerne mit anderen teilen möchte. Schreiben hilft. Habe endlich den Knoten bei Horus gelöst bekommen und mich den ganzen Tag ran-gesetzt, bis mir die Lichter ausgingen.

Dienstag – schreibtechnisch geht es mir wieder besser, aber sonst muss ich sagen, dass mir vieles auf den Wecker geht. Zum Glück drückt es mir nicht zu sehr auf die Drüsen und die Stimmung, aber im Großen und Ganzen hat doch schon eine recht gewaltige Ratlosigkeit von mir Besitz ergriffen. Ständig begegnet mir diese Divergenz, überall.

Auf der Straße, wo kopfhörer-verstöpselte mir vor das Motorrad laufen, oder in der Schlange an der Kasse vor mir lauthals Telefonate führen, als wären sie nur von stumpfen Robo’s umgeben; stundenlang könnte ich jetzt weiteraufzählen, habe ich aber keine Lust zu; ist mir zu langweilig, diese neue soziale Welt, in dem du wettbewerbsgleich Dinge mit der ganzen Welt teilst und in der Realität beim massenhaften Wettbewerb „Meins ist größer und Schöner als Deins“ mitmachst.

Ich kann da nichts mit anfangen, sorry. Noch dazu diese Regel.- / Reglementierungswut, das Ausgießen von Kubikmetern von Gesetzen, national und auf EU-Ebene, als hätten wir die letzten 6000 Jahre nichts gelernt. Habe mich deswegen entschlossen, als nächstes mein bereits angefangenes Philosophisches Buch zu vollenden – es wird Zeit!

Mittwoch – habe mich beim Frühstück über das Thema Wissen echauffiert, keine Ahnung wie es dazu kam. Doch, jetzt weiß ich es wieder; nachdem ich ein paar Stunden geschrieben hatte, habe ich mir beim Mittagessen den kompletten Vortrag von Bruce Lipton über die menschliche Biologie und seine Funktionsweise reingezogen. Genau, dass war es. Bin da fast ausgeflippt, über die Vielzahl unserer Überdeckungen.

Was er en-detail als Wissenschaftler aufmalt hat mir mein Bauch schon seit Jahrzehnten gesagt und Bruce zeigt deutlich, dass mein Bauch von Anfang an richtig war und viel interessanter, warum Bäuche viel schlauer als Gehirne sind und auch sein müssen. Seit dem steht für mich das fest, was ich bereits in Athen, beim Besuch der Platonischen Akademie spürte: Die Wissenschaft ist eigentlich tot……!

Donnerstag – nach dem ich mich lange genug darum gedrückt habe, gab es kein Entkommen mehr, mochte die Festtagsbeleuchtung auch noch so sehr in meinem Gedächtnispalast leuchten: Hausarbeit und Sport war angesagt. Buntwäsche, helle Wäsche, Staubsaugen, feucht Durchwischen, Einkaufen und Ablage machen. Ein Tag zum Vergessen, wenn ich mich nicht grundsätzlich bemühen würde, an Allem Spaß zu haben, was mir, muss ich nun einmal zugeben, nicht immer gelingt – ein Podcast über Hemisphären-Synchronisation während des Mittagessens, schien mir eine schöne Abwechslung zu sein. Zum Abend dann ein wenig lessen.

Habe mir zum Frühstückskaffee am Freitag vorgenommen, am Abend wieder eine Flugstunde zu nehmen. Doch zuerst hieß es ein wenig Gas geben, wenngleich ich diesen ur-teutschen Ausdruck nicht mehr gut leiden kann; Gas geben, schon immer klang das irgendwie gezwungen, als wenn man sich für etwas aufraffen muss, was man sonst nicht hinbekommt. Wenn Letzteres galt, sollte man es auf einen anderen Tag verschieben oder jemanden machen lassen, dem es leicht von der Hand geht.

Los, gib Gas: Das ist, als wenn ich dir hinten ins Auto fahre, wie damals beim Autoscooter, du meine Güte; wann kamen wir endlich weiter aus dem Dickicht der Steinzeit. Abends war es dann endlich soweit: Edgar Cayce Flugstunde, genauer gesagt, Edgar’s Meditation, was so ziemlich das Gleiche ist. Nach einigen Jahren wollte ich es mal wieder probieren – und es gelang. Mehrere Stunden stieg ich aus mir heraus und flog umher – nachts landete ich sanft und rollte mich auf die Seite.

Samstag – nur ganz langsam wurde ich wach, nur Schritt für Schritt kam ich wieder in die Realität. Bis meine Füße wieder Boden spürten, vergingen fast zwei Stunden. Mittags fuhr ich eine Freundin abholen, um mit ihr zu Maxxess zu fahren; ich brauche ein Topcase, Regenklamotten und Kettenspray. Wir hatten uns bei ihr verabredet, jedenfalls erinnerte ich das so. Als ich klingelte fuhr sie mir direkt durch das Intercom, was ich denn hier machen würde; wieder einmal verstand ich die Welt nicht.

Oben in ihrem Flur stehend bekam ich erst einmal eine Standpauke, dass wir nicht verabredet wären, sowie eine lange Liste von Dingen, die ich, wieder einmal, offenkundig ganz unzulänglich missachtet hatte. Mein erster Gedanke für ihr Aus-der-Haut-Fahren war ihre monatliche Menstruation. Ich hatte ein begnadetes Händchen dafür. Natürlich konnte ich es ihr nicht sagen; sie wäre mir ganz sicher an die Gurgel gesprungen, so wie sie in Fahrt war. Also hieß es Stahlhelm aufsetzen, Schild hoch und stramm am Körper halten, wie die alten Spartiaten und der Dinge harren, die da geflogen kamen.

Nach einer Stunde rhetorischen Kampfhandlungen, holte sie etwas Luft und machte eine kleine Pause, fürs Erste. Langsam sahen wir uns um, was für ein Schlachtfeld, was für eine Verwüstung. Frauen konnten mich täglich ins Staunen versetzen, wie am jüngsten Tag. Unser Nachmittag war dennoch schön und endete damit, dass sie sich in ein Motorrad verliebte – doch dazu an anderer Stelle mehr. Den Abend verbrachte ich mit Schreiben und zeitigem zu Bett gehen.

Sonntag – nach dem Kaffee telefonierte ich mit einer anderen Freundin. Ich wollte sie mal wieder hören und wissen wie es ihr ging; außerdem wollte ich ihre Meinung zum Thema Kommunikation hören. Sina ist Sprachwissenschaftlerin. Schon oft haben wir uns gefetzt, besonders dann, wenn es um ihre Benutzung ging; kaum einer benutzt sie noch auf einem, sagen wir, kreativen und verschwenderischem Niveau.

Nach 5min war klar, dass wir uns heute nicht verstehen würden, und mehr als das: Wir merkten schnell, dass zwei Welten aufeinanderprallten. Zuerst begann Sie von der Historie der Sprachen, ihren Evolutionen, dem alltäglichen Umgangsformen und Tönen und den schulischen Herausforderungen zu reden. Nach 15min holte sie Luft und weckte mich mit pfeifendem Einatmen, eines Apnoe-Tauchers. Dankend nahm ich ihre dargebotene Sprechmupfel und holte, für ihren Geschmack, etwas zu weit aus; bald dämmerte ihr, dass ich gerade dabei war, vom Niedergang der Universitäten zu sprechen, dass sie nicht wüssten, was Akademien im ursprünglichen Sinne sein.

Ganz besonders pikiert war sie, als ich das Beispiel der Machtausübung durch Bildung und Wissen anführte, dass es sich erst die Kirche zunutze machte, dann Politik und später Geld und Macht und das es heute garantiert nicht mehr um die Sache, sondern um Egobefriedigung und das Schützen von staatlichen und oder universitären Status-Quo gehe und eben nicht um das Schaffen von neuem Wissen.

Da war bei ihr der Ofen aus. Sie fühlte sich von mir angegriffen und herabgesetzt, weswegen ich unseren Dialog hier nicht 1:1 wiedergeben möchte. Abends bekam ich dann die gute Nachricht, dass es mit der französischen Übersetzung von Nofrete weiterging – na endlich!